Lufthansa hat schon seit 2017 sehr starkes und öffentliches Interesse daran Alitalia, bzw. den designierten Nachfolger ITA Airways zu übernehmen. Mehrfach ist man bereits mit einer Übernahme gescheitert, aber nun ist sie zum Greifen nahe und lediglich die Genehmigung der EU Wettbewerbshüter stellt hier noch ein Problem dar. Nun hat man das Angebot an die EU wohl noch einmal nachgebessert und man will mit Kapazitätsgarantien punkten, welche steigende Preise verhindern sollen.
Dabei hat die EU starke Bedenken geäußert, dass die Lufthansa Gruppe und ihre Partner durch eine Übernahme von ITA Airways auf einigen Strecken eine monopolistische Stellung erlangen könnten und erstmals ist hier, mit einer nicht ganz unstrittigen Begründung der EU, auch das Langstreckennetz von Lufthansa in das Visier geraten. Hier sieht Lufthansa eine rote Linie überschritten, aber man will mit den neuen Garantien wohl die Lage beruhigen. Strecken aufgeben will man aber auf keinen Fall.
Auf der Kurzstrecke scheint man sich mit der EU weitestgehend einigen zu können und hier passiert wohl nichts überraschendes. Lufthansa will wie erwartet vor allem in Mailand Linate Slots abgeben. An anderen Flughäfen wie Rom und Mailand Malpensa gibt es noch ausreichend Slots, sodass dies für mögliche Konkurrenzen ein zugänglicher Markt ist.
Besonders EasyJet hat hier Interesse an den Linate Slots von Lufthansa und ITA Airways angemeldet und man könnte dann auf den Monopolstrecken von Lufthansa nach Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart in Konkurrenz fliegen. Auch ab Rom würde hier WizzAir in Frage kommen. Ob die beiden Billigflieger wirklich in Konkurrenz mit Lufthansa nach Deutschland fliegen wollen ist dabei nicht ganz klar. Denkbar ist, dass EasyJet die Slots in Linate für andere Strecken nutzt, auf denen man sich mehr Gewinn verspricht.
Streitigkeiten gibt es wohl aber wegen der Rolle von Ryanair, welche in Italien bereits mit etwa 40% Marktanteil der Marktführer auf Kurz- und Mittelstrecken sind. Ryanair wird aber von der EU Kommission nicht näher in Betracht gezogen, da man sie nicht als Konkurrent sieht. Hier seien die Zielgruppen der Passagiere und die Netzstrategie zu unterschiedlich, laut EU.
Besonders aber die Langstrecken machen Lufthansa Sorgen, denn hier sieht man bei der EU vor allem auf den wichtigen USA Strecken eine neue marktkontrollierende Stellung von Lufthansa, wenn man ITA Airways übernimmt. Hier wurde von der EU sogar vorgeschlagen, dass Lufthansa Strecken ab Frankfurt und München aufgeben und auch für neue Konkurrenz sorgen soll.
Lufthansa selbst sieht hier eine rote Linie und an dieser Auflage könnte der Deal noch scheitern. Nun hat man laut der Zeitung „Corriere Della Sera“ ein Angebot gemacht, in welcher man auch nach einer Übernahme von ITA Airways die Kapazitäten aufrecht erhalten will, was garantieren soll, die Preise nicht künstlich nach oben zu treiben, wie aero.de berichtet.
Lufthansa will durch Kapazitätsgarantien die Übernahme von ITA Airways genehmigt bekommen | Frankfurtflyer Kommentar
Die Langstrecken sind bei der Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa wohl das größte Problem und hier wird man bei Lufthansa wohl nicht bereit sein viele Abstriche zu machen und Strecken aufzugeben. Spannend wird nun sein ob man in Brüssel die Kapazitätsgarantie akzeptiert, was durchaus eine spannende Lösung ist, denn es würde auch den Effekt haben, dass Lufthansa die Preise auf den Monopolstrecken nicht künstlich in die Höhe treiben kann, da die Passagiere durch die Konkurrenz von Air France und KLM oder auch British Airways immer noch viele Alternativen haben.
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