Lufthansa will kostenlosen Service in Economy streichen

Ist es der anhaltende wirtschaftliche Druck, die Corona-Krise oder das veraltete Konzept? Immer wieder hat man bei Lufthansa darüber nachgedacht die kostenfreie Verpflegung in der Economy Class auf kurzen Strecken zu streichen. Andere Netzwerkairlines in Europa haben schön längst umgesetzt was Billigflieger oder die US-Carrier vorgemacht haben.

Überlegungen und Versuche gibt es in der Kranich-Gruppe schon länger. So gab es bei Austrian Airlines vor einigen Jahren nur Kaffee, Tee und Wasser für lau. Andere Getränke und Snacks mussten in der Holzklasse extra bezahlt werden. Was bei Eurowings zum Standard gehört, hat auch Brussels Airlines für Economy-Kunden übernommen. Auch Swiss hat für die Flüge von und nach Genf ein eigenes Buy on Board Konzept entwickelt um gegen die scharfe Konkurrenz zu easyJet zu bestehen.

Die „Saveurs“ haben sich beim Premium-Carrier aus der Schweiz etabliert und dienen nun der Lufthansa als Vorbild. Im kommenden Jahr soll die kostenfreie Verpflegung in der Lufthansa Economy Class auf Strecken innerhalb von Europa gestrichen werden. Die Konzerntöchter Austrian und Swiss wollen ebenfalls umstellen.

Kostenfreie Verpflegung nicht mehr zeitgemäß

Es dürfte naheliegend sein, dass der Kostendruck das Hauptargument für eine solche Überlegung ist. Allerdings kann man auch mit der Kundenzufriedenheit argumentieren, denn nicht jeder Fluggast ist mit einem Schokoriegel oder Schinkensandwich glücklich.

Im Gegenteil – viele Kunden brauchen und wollen aus den unterschiedlichsten Gründen gar kein Essen. Einige bringen ihre Verpflegung mit, haben zuhause oder am Flughafen schon etwas gegessen. Andere haben Loungezugang oder möchten am Zielort etwas in Ruhe zu sich nehmen. Hinzu kommen die unterschiedlichsten Vorlieben und Unverträglichkeiten.

Andere Passagiere sind hingegen bereit noch etwas zu bezahlen um hochwertigere Dinge als einen Keks oder das abgepackte Sandwich zu erhalten. Doch diese Möglichkeit gibt es bislang nicht. Ähnlich sieht es bei den Getränken aus: Was es nicht gibt, kann man nicht kaufen und mitgebrachte Alkoholika dürfen nicht konsumiert werden.

An der falschen Stelle gespart?

Zu einer Flugreise gehören für viele aber eine Tasse Kaffee, der Tomatensaft oder ein Snack einfach dazu. Dass diese Bestandteile bei einer Gesellschaft, die sich als Premium-Carrier sieht, wegfallen, dürfte vielen nicht schmecken.

Wie will man hohe Ticketpreise und gewisse Erwartungen rechtfertigen? Eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zu Billigfliegern soll bald entfallen. Nicht leicht nachzuvollziehen, ähnlich war es als das Freigepäck im günstigsten Tarif gestrichen wurde.

Die Entscheidung fällt zudem in der schwersten Krise der Luftfahrt, daran gefeilt wurde schon lange zuvor. Iberia, SAS und British Airways haben es in Europa vorgemacht, auch wenn manche Airlines den Verkauf pandemiebedingt gerade aussetzen. Finnair hat einen Kompromiss gefunden und verteilt wieder eine kostenfreie begrenzte Auswahl.

Lufthansa sieht in einem „Buy on Board“-Konzept aber auch eine Chance die Zufriedenheitswerte in Sachen Bordverpflegung zu steigern. Man möchte ein hochwertigeres Sortiment mit mehr Auswahl und Abwechslung anbieten. Die Senkung der Kosten für das Catering und das Generieren zusätzlicher Umsätze spielt sicher eine genauso wichtige Rolle.

Lufthansa will kostenlosen Service in Economy streichen | Frankfurtflyer Kommentar

Insider haben es schon länger kommen sehen, die Zukunft des Bordservice geht auch bei Lufthansa in Richtung BoB- Buy on Board. Demnächst gibt es Snacks und Getränke in der Economy Class auf Kurz- und Mittelstrecken nur noch gegen Aufpreis. Die Töchter Austrian und Swiss ziehen mit, an den Details wird noch gefeilt.

Die Neuerung bietet Chancen auf eine merkliche Aufwertung des bestehenden Caterings, was ohnehin meist nur ein Snack ist. Manche Airlines waren und sind damit sehr erfolgreich, andere hatten Probleme unterschiedlichster Art. So gab es Abrechnungsprobleme, begrenzte Verfügbarkeiten oder Qualitätsverlust von frischen Artikeln.

Es wird noch ein wenig dauern und dann kommt es auf die Details an. Welche Produkte kommen ins Sortiment und wie werden die Preise sein? Wird es warme Mahlzeiten geben und kann man Statuskunden in einer Form berücksichtigen? Immerhin soll es auch in Zukunft eine kleine Wasserflasche für alle Gäste geben. Am Service in der Business Class soll sich nichts ändern.

 

20 Kommentare

  1. diese Schritte sind ganz sicher nicht geeignet, dem Schutz der Gesundheit der Fluggäste zu dienen! Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, gerade auf Flügen, ist extrem wichtig für die Gesundheit!
    Ich denke, hier ist der Gesetzgeber aufgerufen, endlich Mindeststandards festzuschreiben in der Weise, dass die Fluggesellschaften verpflichtet werden, abhängig von der Reisedauer ein Mindestmaß an kostenloser Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen.

    • Und wieso muss dafür die Airline sorgen? Jeder Bürger, der sich ein Ticket kaufen kann, kann auch Getränke kaufen. Wieso müssen die im Preis inklusive sein?

      Ich finde das eher aus anderen Gründen nicht gut, vor allem, wenn Leute immer mehr anfangen, sich alles Mögliche mitzubringen. Besonders Lebensmittel, die starke Gerüche verbreiten. Das habe ich leider schon öfter erlebt.

  2. Also direkt mit einem Billigflieger fliegen und das Geld für das teuere Ticket der LH in ein Essen in einem Restaurant verwenden. Warum soll man dann noch LH Group fliegen?

  3. Gibt es dann eigentlich noch nennenswerte Unterschiede zu den Billigfliegern wie Ryanair oder Easyjet außer dem höheren Preis? Gleichwohl ich diese bisher wie der Teufel das Weihwasser gemieden habe, gibt es zunehmend weniger Gründe (außer, dass man natürlich bei vielen Strecken gar keine Wahl hat).

    • Der nennenswerte Unterschied liegt in den Strecken und Frequenzen in denen LH fliegt. Die FR Flüge ab Frankfurt (also dem echten Frankfurt, nicht Hahn) sind nicht nennenswert günstiger als die von LH.

      • Dann bleibt ja nur noch mehr Konkurrenz an Flughäfen wie FRA.

        Das schlimme an solchen Meldungen ist, dass das gleiche bislang kostenlose Sandwich dann 5 Euro plus X kostet. An eine Steigerung der Qualität glaube ich nicht. Siehe BA und BA cityflyer.

        Und demnächst versucht man vielleicht sogar den *Gold Eco Gästen die Lounge zu verwehren.

        Warum soll man dann noch loyal zu einer Airline oder Alliance sein?

      • Naja, LH bewegt sich nur da preislich, wo auch FR unterwegs ist. Konkurrenz belebt eben das Geschäft.

        Ich habe andere Frage: ich lese eure eure gern, finde aber ihr berichtet sehr positiv über. Da sind andere Seiten deutlich kritischer. Bekommt ihr Geld von der Lufthansa? Ich fände das nicht schlimm, wäre aber wichtig für die Einordnung der entsprechenden Artikel.

        • Hallo Robert,

          Ich verstehe überhaupt nicht, warum immer alle auf Ryanair schielen. Auch ohne Ryanair sind die Preise von LH auf Strecken auf denen man Konkurrenz hat deutlich niedriger als auf denen, auf denen man Monopolist ist. Das hat man zu Zeiten von AB sehr schön gesehen, als AB die Flüge von Frankfurt nach Hamburg eingestellt hat. Leider liegt dies in der Natur der Sache und ist keine Erfindung von LH. Das scheint in Deutschland nur so, da man oft ein Monopolist ist.

          Um ehrlich zu sein sehe ich nicht, dass wir besonders positiv über LH berichten und wir werden hierfür nicht bezahlt (Wenn LH aber daran Interesse hat, dürfen sie sich gerne melden ;), wir würden dann aber die Beiträge entsprechend kennzeichnen, wie es sich in Deutschland gehört, aber gerne mal vergessen wird).

          Ich persönlich sehe das neue Konzept sehr kritisch, allerdings kenne ich noch keine Details. Aber ich erwarte mir nicht viel.

          LG
          Christoph

  4. Nun ja, „kostenfrei“? Natürlich ist die Verpflegung nicht kostenfrei. die Kosten sind in einer Mischkalkulation enthalten oder auch nicht. Ebenso, wie meinethalben Gepäck oder noch viel trivialer das unterschiedliche Gewicht der Passagiere.
    Dass wir eine zunehmende Auflösung der Mischkalkulation sehen, könnte mit den Preissuchmaschinen zusammenhängen. Der primär sichtbare Preis lässt nicht auf den ersten – und oft auch nicht auf den zweiten – Blick erkennen, welche Leistungen jenseits des reinen Transports enthalten sind. Mit dem Ergebnis, dass Angebote ohne einkalkulierte Inklusivleistungen eine tendenziell bessere Platzierung erhalten.
    Es wäre sicher eine interessante Herausforderung an die Suchmaschinenbetreiber, einen „Komfortfaktor“ mit in die Preisangabe einfließen zu lassen. Das ist natürlich nicht trivial. Bei den Sitzen könnte man ohne große Diskussionen die Fläche pro Sitz mit in die Kalkulation einfließen lassen, aber bei Gepäck, Verpflegung, Platzreservierung, … wirds diffiziler.

  5. Herrlich die Vorstellung, wie man buy in Bord z.b. auf FRA – HAM durchführen will. Das klappt dann für 10 Reihen, und dann geht’s in den sinkflug.
    Es ist einfach nur noch zum davon laufen und es gibt überhaupt keinen Grund mehr, LH zu fliegen wenn man nicht muss.

    • …und ob dann am Donnerstag oder Freitag Abend für den Feierabenddrink genüg gecatered wird, wage ich zu bezweifeln – meist sind doch noch ab Reihe 10 ohnehin kein Bier/Wein mehr verfügbar…
      Dann müsste man ja in Hamburg oder Berlin an den Aussenstationen die Maschine neu bestücken. Aktuell passiert das ja in der Regel nicht. Das kostet ja auch wieder… aber das hat man ja sicher bei der Premium Airline durchgerechnet.
      Wir sollten mal damit aufhören, LH Premium Airline zu nennen…

  6. Ist mir so etwas von wurscht, was HINTER dem Vorhang geboten wird!
    Fliege eh nur C , und das erst noch günstiger als in Y ab ZRH .
    Soeben gebucht: AMS – ATH retour mit LX via ZRH (transit) in Business für Euro 271.54 !!
    Letztes Segment CH – NL kann ich immer noch verfallen lassen !

  7. Ich gebe zu, dass ich Fan der Lufthansa bin. Diese Entscheidung hingegen finde ich äußerst fragwürdig. Mir ist nicht klar, wo die Lufthansa das Differenzierungsmerkmal zu den vielen LCC sieht, zumal man noch immer gerne mit dem fünf Sternen Qualitätslabel wirbt. Anders gefragt: warum soll ich von daheim nach Frankfurt fahren, um von dort mit der Lufthansa sagen wir nach London zu fliegen, wenn ich das gleiche Ticket bei EASYJET ab Dortmund für einen Bruchteil des Ticketpreises bei gleichen Konditionen erwerben kann. Selbst die Differenzierung im Produkt zu Eurowings sehe ich nicht mehr. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Maßnahmen wie diese, sprich das Abspecken der Qualität zum gleichen Preis, die Passagiere ins Flugzeug mit dem Kranich zurückholen werden. Und bei dem selbst ernannten Premium Produkt der Swiss verstehe ich es noch weniger. Premium ist das nicht mehr.

    • Ja genau, bei EW verlangt man LH Preise für miesen Service. Da ist EasyJet und Wizz fairer…und bringen einen auch sicher von A nach B….und das auch noch pünktlich.

  8. Ich denke auch LH schießt sich damit ins eigene Knie. Noch ein Grund mehr für mich die 1h längere Anreise zum BER in Kauf zu nehmen statt mit LH teuer von DRS zu fliegen. Ryanair mag ich nicht, aber einen Unterschied zu EasyJet sehe ich dann bei LH nicht mehr. Ausser das EasyJet ein Bruchteil kostet.
    Und wenn doch mal LH dann vorher einen Döner zum mitnehmen… 🙂

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