Lufthansa will vorerst an allen Boeing 747 festhalten | das neue/ alte Flagschiff

Die Boeing 747-400 gehört bald der Vergangenheit an. Foto: Lufthansa

Das Zeitalter der Vierstrahler ist in der Passagierluftfahrt vorbei, dies war schon vor der Coronavirus Pandemie kein Geheimnis. Triebwerke sind inzwischen so leistungsstark, effizient und zuverlässig, dass man auch sehr große Flugzeuge problemlos mit nur zwei Motoren ausstatten kann, um so den Treibstoffverbrauch und auch die Wirtschaftlichkeit massiv zu erhöhen.

Nachdem kein Flugzeugbauer auf der Welt mehr ein vierstrahliges Passagierflugzeug baut, haben auch Airlines auf der ganzen Welt vor der aktuellen Krise damit begonnen Pläne zu machen, um Flugzeuge wie den Airbus A340 oder auch die Boeing 747 aus der Flotte zu entfernen.

Die Pandemie hat dies aber massiv beschleunigt und auch bei der Lufthansa Gruppe geht es den Vierstrahlern nun an den Kragen und Lufthansa wird vermutlich in recht kurzer Zeit alle Airbus A340-600, Airbus A340-300 und auch die Airbus A380 ausmustern. Diese Flugzeuge befinden sich gerade zum größten Teil im long term storage und es gilt nicht als unwahrscheinlich, dass der Hauptteil dieser Vierstrahler nicht mehr zu Lufthansa zurückkehrt.

Anders sieht es aber bei der Boeing 747 Flotte von Lufthansa aus, denn man will an den aktuell 32 Jumbos, welche sich noch in der Lufthansa Flotte befinden, vorerst festhalten und diese auch nach Möglichkeit alle wieder in den Flugbetrieb nehmen, wie der Lufthansa CEO, Carsten Spohr, auf dem World Aviation Festival bekräftigte.

Diese Ankündigung kommt durchaus etwas überraschend, denn besonders die Boeing 747-400 Flotte ist mit einem Durchschnittsalter von fast 22 Jahren sehr alt und ursprünglich wollte Lufthansa in der Corona- Krise mindestens fünf der aktuell noch 13 Boeing 747-400 aus der Flotte entfernen. Hiervon ist nun aber keine Rede mehr und auch die alten Jumbos sollen erst Mitte des Jahrzehnts, wie geplant, die Lufthansa Flotte verlassen.

Boeing 747 wird das neue/ als Flaggschiff der Lufthansa

Über Jahrzehnte hinweg war die Boeing 747 bei Lufthansa das Flagschiff der Airline und wurde erst vor wenigen Jahren von dem Airbus A380 abgelöst, mit welchen man allerdings aufgrund der Größe und den damit einhergehenden Einschränkungen gar nicht so glücklich ist. Besonders mit der Boeing 747-8 ist Lufthansa aber nach Aussagen des CEOs sehr zufrieden und er gerät fast schon ins Schwärmen.

Unsere brandneue Boeing 747-8 lieben wir zu betreiben. Sie ist das effizienteste Flugzeug in unserer Flotte für Strecken, auf denen wir etwa 400 Passagiere befördern wollen. Daher haben wir uns dazu entschieden den Airbus A380 raus zu nehmen und die Boeing 747-8 als unser Flaggschiff zu behalten.

Dabei ist die Effizienz der Boeing 747-8 vermutlich nur die halbe Wahrheit, warum man die Jumbos in der Flotte behalten will und lieber den Airbus A380 ausmustert. In einem Nebensatz erwähnt Spohr nämlich auch die hohe Frachtkapazität der Boeing 747, welche gerade in jetzigen Zeiten wichtiger ist denn je.

Die Boeing 747 hat eine deutlich höhere Frachtkapazität, als der Airbus A380 und kann theoretisch bis zu 40 Tonnen Fracht neben den Passagieren im Frachtraum befördern. Nachdem die Nachfrage nach Luftfracht aktuell sehr hoch ist und die Preise entsprechend gut sind, kann man mit einer Boeing 747 auch nur mit der Fracht im Frachtraum den Flug rentabel machen.

Man kann davon ausgehen, dass es in den kommenden Monaten und möglicherweise sogar Jahren auf Langstrecken wesentlich wichtiger sein wird, was im Frachtraum mitfliegt, als darauf, wie voll die Passagierkabine ist und genau hier ist die Boeing 747, sowohl in der Version -8, als auch die alten Boeing 747-400 extrem im Vorteil, denn sie haben eine enorme Frachtkapazität.

Ganz nebenbei bietet die immer noch recht große Boeing 747 Flotte von Lufthansa große Synergien, welche Kosten einsparen und Komplexität aus dem System nehmen. So können Piloten sowohl die Boeing 747-400 und Boeing 747-8 fliegen.

Die Boeing 747-8 hat auch im Hinblick auf die Zukunft noch den enormen Vorteil, dass viele Bauteile des Flugzeuges mit denen der Boeing 787 identisch sind. Hierbei kann man bei der Wartung und der Vorhaltung von Ersatzteilen auch Kosten reduzieren, denn Lufthansa wird ab spätestens 2023 die ersten von 20 bestellten Boeing 787 erhalten, wobei es durchaus denkbar ist, dass einige Flugzeuge sogar schon früher kommen.

Aktuell sind nur acht aktive Jumbos bei Lufthansa

Es kommt nicht überraschend, dass Lufthansa an den Boeing 747-400 festhalten will, denn alle Maschinen des Typs sind aktuell stillgelegt und zum großen Teil in den Niederlanden geparkt. Nur eine Boeing 747-400 befindet sich aktuell noch in Frankfurt und drei Maschinen stehen auf Parkplätzen in Hamburg.

Man munkelte, dass die Flugzeuge in den Niederlanden dort verwertet und zerlegt werden sollen, allerdings ist dies offensichtlich nicht der Fall. Trotz eines Alters von 18,8 bis 24,4 Jahren, sind die Lufthansa Boeing 747-400 noch sehr gut in Schuss und wurden auch immer wieder aufwändig modernisiert. So gab es ein Programm, um die alten Jumbos bis 2025 fit zu machen und offensichtlich sollen sie so lange auch noch fliegen, bis sie endgültig von der Boeing 777-9X abgelöst werden sollen.

Die Boeing 747-8 haben bei Lufthansa nur ein Durchschnittsalter von sieben Jahren und gehören damit auch zu den jüngeren Langstreckenflugzeugen der Airline. Nur die Airbus A350-900, welche aktuell noch alle in München stationiert sind, sind jünger.

Von den Boeing 787-8 befinden sich aktuell nur acht Flugzeuge im Einsatz von Lufthansa, die restlichen elf Flugzeuge sind vorrangig in Frankfurt selbst geparkt und stehen hier auf Parkflächen vor dem gerade im Bau befindlichen Terminal 3. Sobald es die Nachfrage erlaubt, will Lufthansa aber besonders die Boeing 747-8 wieder reaktivieren.

Lufthansa will vorerst an allen Boeing 747 festhalten | Frankfurtflyer Kommentar

Eigentlich war die Boeing 747 seit Jahrzehnten das Flaggschiff der Lufthansa und auch wenn sie vor zehn Jahren vom größeren Airbus A380 abgelöst wurde, war die Queen of the Skies doch immer das Gesicht der Lufthansa und man hat sie auch auf den vielen bunten Werbeprospekten deutlich häufiger abgedruckt, als den Airbus A380. Bei der eleganten Form der Boeing 747 war dies aber auch nicht sonderlich überraschend.

Dass man allerdings bei Lufthansa von der Boeing 747 weiterhin so überzeugt ist, dass man sowohl die Boeing 747-8, als auch die alten Boeing 747-400 noch mindestens fünf Jahre weiter betreiben will, ist durchaus überraschend in der jetzigen Situation. Hierbei scheint aber vor allem der Frachtraum den Jumbo bei Lufthansa so beliebt zu machen.

Ich selbst freue mich, dass uns der legendäre Jumbo bei Lufthansa noch lange erhalten bleibt, denn auch wenn die alten Boeing 747-400 nicht das für die Passagiere angenehmste Flugzeug der Lufthansa sind, ist sie legendär und ich verbinde auch unglaublich viele Erinnerungen mit der Boeing 747.

8 Kommentare

  1. Da LH nie eine Bar im A 380 hatte ist es eher zu verkraften das dieses Model rausgeht.
    Obwohl die ruhige Lage am Himmel, sowie der niedrige Lärmpegel in der Kabine sind/wären schon ein Verlust.
    Soviel Geschichte eine 747 auch hat, die aktuelle BC muss es dann nicht mehr sein. Und bis 2025 sehen wir in der 400er auch kein neues Produkt mehr. Geht ja nix gegen ein wenig Abenteuer 🙂
    Hoffen wir erstmal das es nach der Krise noch eine LH gibt wie wir Sie kannten/kennen.
    safe travels.

  2. Ein weiterer Grund am Festhalten Lufthansas an der Boeing 747 dürfte die Tatsache sein, dass außer LH noch ganze zwei andere Gesellschaften (Air China und Korean Air) die 747-8 in der Passagierausführung fliegen. Was bedeutet, dass das Modell auf dem Gebrauchtflugzeugmarkt so gut wie unverkäuflich ist, was auch vor Corona schon der Fall war! Man könnte die Maschinen natürlich zu Nurfrachtern umbauen, aber dafür haben sie wohl noch zu viel Restwert.

  3. Die Entscheidung pro 748 kommt für mich nicht sonderlich überraschend, allerdings hatte es mich dann doch sehr gewundert, dass die 744 im Dienst verbleiben sollen. Da hätte ich eher erwartet, dass man sich eher für die 346 entscheiden würde, zumal dieses Modell seinerzeit von einigen Gesellschaften als 744 Ersatz beschafft worden ist, bspw. von South African. Hinzu kommt, dass die Airbusse auch deutlich jünger sind und vom Cockpit den 333 sehr ähnlich, darüber hinaus ist die Kapazität jener der 748 doch sehr ähnlich. Der mögliche Wiederverkaufspreis ist aktuell glaube ich bei allen Modellen relativ zu sehen, daher denke ich, dass es die Kombination aus Frachtkapazität und der Tatsache, dass die Jumbos auf der einen Seite bilanziell abgeschrieben sind, auf der anderen Seite aber frisch aufwändig überholt sind, macht.

  4. die 747 war lange Zeit das Aushängeschild von CY und SQ. Die 747 ist ein sehr gutes Flugzeug. Wenn die Innenausstattung up to date ist, kann man damit sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal schaffen auf vielen Strecken. Und so wie es 380er Fan gibt, werden die 747 Fans darauf anspringen und den Kranich auf der Langstrecke vielleicht bevorzugen. Take he Chance“ kann ich da nur sagen und mich freuen als 747 Fan

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