Ab dem 14. September 2019 werden bei Marriott Bonvoy viele Änderungen eingeführt. Wir möchten Euch die Änderungen hier vorstellen und Strategien beschreiben, wie man trotz der Änderungen möglichst viel Gegenwert aus dem Programm herausholen kann. Die Änderungen sind diesmal leider recht umfangreich und nicht immer für Reisende vorteilhaft. Damit schließt Marriott sozusagen die Einführung von Bonvoy ab, da jetzt alle angekündigten Programm-Features umgesetzt werden.
Einführung von Haupt- und Nebensaisonpreisen für Punkteeinlösungen
Mit der Ankündigung von Marriott Bonvoy wurde eine Punktetabelle gezeigt, die neben den Standardwerten für Punkteeinlösungen auch Punktwerte für Einlösungen in der Hauptsaison („Peak“) und Nebensaison („Off-Peak“) gezeigt hat. Nur wusste niemand, ab wann diese saisonalen Einlösungswerte eingeführt würden. Marriott hat Mitte August bekannt gegeben, dass diese Werte ab dem 14. September eingeführt werden. D.h. dass man ab da unterschiedlich viele Punkte aufbringen muss, um eine Gratisnacht zu erhalten.
Im Einzelnen sieht die Tabelle wie folgt aus:
Es fällt auf, dass die Saison Zu- und Abschläge jeweils gleich hoch ausfallen, in ihrer Höhe (absolut und relativ) jedoch stark schwanken. Variieren die saisonalen Preise in Kategorie 1 um 33%, sind es in den Kategorien 3 und 5 lediglich 14%.
Während Einlösungen für 5.000 Punkte natürlich absolute Schnäppchen sind, sind es solche für 100.000 Punkte gerade nicht. Es fällt mir dabei schwer, die Einlösung von so vielen Punkten zu rechtfertigen.
Verteilung von Haupt- und Nebensaisonzeiten
Laut Marriott wird die Einteilung der Saisonzeiten anhand der Nachfrage stattfinden. Damit ist nicht gesagt, ob die Einteilung von der tatsächlichen oder erwarteten Nachfrage abhängt. Außerdem sollen die Zeitanteile der Haupt- und Nebensaison gleich verteilt sein. Leider wissen wir nicht, ob sich diese Gleichverteilung je Hotel, je Zeitraum oder ganz global über alle Marriott-Hotels erstreckt.
Es soll eine monatliche Review der Zeiteinteilungen geben, wonach die Einteilung der Haupt- und Nebensaisonzeiten jeweils angepasst wird. Immerhin hat Marriott angekündigt, dass selbst die beliebtesten Hotels Nebensaisonzeiten aufweisen werden.
Auswirkungen auf Buchungen
Alle bis zum 14. September vorgenommenen Buchungen erfolgen zur Standard-Einlösungsrate. Diese bleibt erhalten, sofern für die Buchung die benötigten Punkte an die Buchung angeheftet wurden.
Points Advance Buchungen
Einer der ganz großen Vorteile des Marriott Bonvoy Programms ist es, dass man Buchungen für Punkteeinlösungen vornehmen kann, bevor man die Punkte gesammelt hat. Damit kann man sich z.B. vor den jährlichen Kategorieanpassungen im Hotelportfolio Hotels noch zu den alten Einlösungsraten sichern. Begrenzungen für die Anzahl solcher Buchungen gibt es bislang nicht. Ab dem 14.09. darf man maximal drei Points Advance Buchungen gleichzeitig halten. Im Sinne eines Fair Use ist das eine nachvollziehbare Beschränkung.
Die weitere Änderung ist jedoch sehr einschneidend und nachteilig: In Zukunft kann man sich mit Points Advance Buchungen keine Einlöseraten mehr sichern. Das heißt, dass der benötigte Punktewert für eine Einlösung sich so lange verändern kann, bis man die benötigten Punkte hinterlegt.
Mit Points Advance Buchungen sichert man sich also nur noch ein Zimmer im Hotel.
5 for 4 redemption
Eine weitere Stärke des Bonvoy Programms ist, dass wenn man fünf aufeinander folgende Nächte in einem Hotel einlöst, nur vier bezahlen muss. Dabei ist die fünfte Nacht immer die Gratisnacht (bzw. bei zehn aufeinander folgenden Nächten die 5. Und 10.). Die Ersparnis betrug hier immer 20%.
Jetzt haben die Controller und Excel-Fans bei Marriott zugeschlagen. Statt diese einfache Regel beizubehalten, heißt es jetzt nicht mehr „5 für 4“, sondern „buche 5 und erhalte die günstigste Nacht gratis“. Damit hat man das Schlupfloch geschlossen, dass irgendwelche Punteeinlösefüchse in einer Situation in der nach vier Nebensaisonnächten die nächste in der Hauptsaison liegt, diese gratis erhalten würden. Damit konnten sie bis zu 100.000 Punkte (26%) oder in anderen Fällen relative Ersparnisse in Höhe von 33% (bei Kategorie 1 Hotels) erreichen.
Mit der Neuregelung ist die Ersparnis jetzt auf 20% gedeckelt und kann auch auf 14% fallen.
Cash & Points Einlösungen
Wer nicht genug Punkte für eine reine Punkteinlösung gesammelt hat (oder sammeln wird), kann bei Marriott Bonvoy, wie bei vielen anderen Programmen auch, kombinierte Einlösungen mit einer Zahlung in Cash und Punkten vornehmen. Hier wird ab dem 14. September je Kategorie ein jeweils fixer Geldbetrag zu zahlen sein, wobei die zusätzlich zu entrichtenden Punkte je nach Saison (Haupt-, Nebensaison, Standard) variieren. Hier rückt Marriott von der ursprünglichen Planung ab, die variable Cash-Zuzahlungen vorsah.
Hier seht Ihr die Kosten für Cash & Points Einlösungen:
Point Saver Einlösungen
Traditionell bietet Marriott bei ausgewählten Hotels „Point Saver“ Raten an: Ausgewählte Hotels bieten für einige Zeiträume im Jahr vergünstigte Raten für Punkteeinlösungen an. Leider gibt es keine Seite, auf der man diese Hotels auf einen Blick ausfindig machen kann. Daher ist es eher Glückssache, ob man über Point Saver Raten „stolpert“.
Für die Point Saver gelten ebenfalls saisonale Preise, die unterhalb der normalen Einlösungsraten liegen. Cash & Points ist bei Point Saver Angeboten nicht möglich, das „buche 5 und erhalte die günstigste Nacht gratis“-Feature hingegen schon.
Hier ist die Einlösetabelle für Point Saver:
Mögliche Strategien
Zunächst sollte man bestehende Points Advance Buchungen überprüfen. Sollte man für diejenigen, die man in jedem Fall wahrnehmen möchte inzwischen genug Punkte gesammelt haben, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, die Punkte für die Reservierungen zu hinterlegen. Sollte man diese noch nicht beisammen haben, wird Marriott den Punktewert für bis zu drei bestehende Points Advance Buchungen „garantieren“. Sollten diese in Zukunft doch in einen Hauptsaisonzeitraum fallen, muss man die Marriott Bonvoy Hotline anrufen, damit der ursprüngliche Punktewert manuell wieder hergestellt wird und Ihr nicht mehr Punkte benötigt.
Dann sollten die Point Advance Buchungen auf drei reduziert werden. Wenn man es nicht selbst macht, wird Marriott es für einen machen. Nach welchem Muster dies geschieht ist jedoch nicht bekannt, sodass man Gefahr läuft, gerade die Reservierungen zu verlieren, die einem am wichtigsten waren.
Wenn man eine Point Advance Buchung hat und diese nach dem 14. September in einen Hauptsaisonzeitraum fällt, ist ggf. ein Blick auf die Travel Packages von Marriott interessant. Zwar wurden diese Pakete im Rahmen der Einführung von Bonvoy stark entwertet, haben aber in Zeiten der Hauptsaison durchaus einen Vorteil. Die Zertifikate werden nämlich jeweils für eine bestimmte Kategorie erstellt und gelten für diese unabhängig von der Saisonalität.
Wenn Ihr noch Punkte auf dem Konto habt und mit einer Einlösung liebäugelt wäre es jetzt gut, diese Reservierung vorzunehmen und die Punkte direkt zu hinterlegen.
Für einen Aufenthalt von sieben Nächten in einem Kategorie 8 Hotel zur Hauptsaison würde man 600.000 Punkte benötigen (die fünfte Nacht erhält man ja gratis). Für 675.000 Punkte erhält man ein Zertifikat, das genau diese Woche abdeckt sowie 50.000 Punkte/Meilen in einem von über 40 Airline-Programmen. Dabei ist das effektive Umtauschverhältnis von Marriott Bonvoy Punkten zu Flugmeilen 3:2, und damit sehr gut. Bei United Airlines Mileage Plus erhält man sogar noch 10% Meilenbonus zusätzlich (also 55.000 Meilen).
Bei z.B. Kategorie 5-Hotel sieht es ähnlich aus. Für 315.000 Marriott Bonvoy Punkte erhält man sieben Nächte in einem Kategorie 5 Hotel zur Hauptsaison (Punktewert: 240.000) und ebenfalls 50.000 Airline Meilen.
Bei den Travel Packages kann man dann für weitere 75.000 Marriott Bonvoy Punkte weitere 50.000 Airline Meilen erhalten. Eine Übersicht der Packages seht Ihr hier:
Umgekehrt bedeutet das natürlich, dass man praktisch keinen Wert aus so einem Zertifikat zieht, wenn man es in einem Point Saver Zeitraum in der Nebensaison einlöst. Das sollte man wenn möglich vermeiden.
Im Allgemeinen sind kategoriegebundene Übernachtungszertifikate wertvoller, da Ihr sie auch während der Hauptsaisonzeiten einlösen könnt und dadurch mehr Punkte „spart“.
Daneben wird Punkte Einlösen etwas arbeitsintensiver, insbesondere bei Buchungen, die weit in der Zukunft liegen. Aufgrund der monatlichen Saison-Reviews, die Marriott durchführt ist es denkbar, das eine Buchung von einer Hauptsaisonzeit in eine normale Einlösungszeit wandert oder sich eine Buchung von der normalen Zeit in die Nebensaison verschiebt. Hier wäre es vorteilhaft eine zweite Buchung als Point Advance durchzuführen, danach die bestehende Buchung zu stornieren und die freigewordenen Punkte sofort zu der neuen Buchung hinzuzufügen.
Marriott Bonvoy: Weitreichende Änderungen ab dem 14. September 2019 | Frankfurtflyer Kommentar
Wer immer noch dabei ist und liest – Respekt. Marriott hat hier mit einem Federstreich sehr weitreichende Änderungen eingeführt. Diese können insgesamt eine Abwertung darstellen. In jedem Fall wird es schwieriger und arbeitsintensiver Schnäppchen zu finden und zu sichern.
Die Einführung von zusätzlichen Haupt- und Nebensaisonzeiten entspricht dem allgemeinen Trend zu dynamischeren Einlösekosten. Wie die Verteilung genau ausfallen wird kann heute noch niemand seriös mit Sicherheit sagen. Es steht aber zu befürchten, dass Punkteeinlösungen zu Feiertagen, langen Wochenenden oder beliebten Ferienzeiten merklich steigen werden. Schnäppchen sind dann für diejenigen zu machen, die sehr flexibel reisen können.
Die Begrenzung der Point Advance Buchungen hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Individuell mag es zunächst eine Einschränkung sein, jedoch besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Verfügbarkeit von Zimmern zur Punkteeinlösung verbessert, da nicht mehr so viele Zimmer von anderen Mitgliedern „geblockt“ werden.
Eine deutliche Abwertung ist, dass man mit Point Advance Buchungen nicht mehr die Einlösekosten fixieren kann. Ich habe zum Beispiel gerne schon im März nach Ankündigung der jährlichen Kategorieänderungen Zimmer für den Herbst oder Winter reserviert und die benötigten Punkte dann im Jahresverlauf gesammelt. Jetzt würde ich Gefahr laufen von den Kategorieänderungen und Änderungen der Saisonalität betroffen zu sein. Das wäre dann ein doppelter Nackenschlag und könnte Reisepläne gehörig durcheinanderwirbeln.
Was die Zertifikate anbelangt, so gehören diese ab jetzt wieder aufs Radar, denn die Relation zwischen Gegenwert im Marriott Bonvoy Programm und Airline Meilen kann wieder in vorteilhafte Regionen gebracht werden.
Wie sich diese Änderungen für alle Hotels im Marriott Bonvoy Portfolio auswirken könnt Ihr hier nachsehen.
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