Mit der Boeing 777X will die Lufthansa Gruppe eine einheitliche Langstreckenkabine einführen

Wenn Lufthansa 2020 die erste neue Boeing 777X erhalten wird, wird sich bei der Airline einiges ändern. So wird man mit der neuen Boeing einer der ersten Betreiber eines Flugzeuges mit Klappflügeln sein und auch die neue Business Class wird mit ihr endlich eingeführt, welche besonders bei Vielfliegern sehnsüchtig erwartet wird.

Seit die neue Business Class von Lufthansa vor sechs Monaten angekündigt wurde, ist auch schon bekannt, dass dieser Sitz bei allen Konzernairlines der Lufthansa Gruppe zum Einsatz kommen soll. Damit werden nach und nach ab 2020 Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines den selben Business Class Sitz auf der Langstrecke bekommen. Es ist auch denkbar, das Eurowings diesen Sitz als BIZ Class Sitz bekommen wird, zumindest wenn sich das Konzept und die Klasse bei Eurowings durchsetzen wird.

Jetzt hat ein Lufthansa Sprecher eher beiläufig bekanntgegeben, mit der Boeing 777X will die Lufthansa Gruppe eine einheitliche Langstreckenkabine einführen. Hiermit will man flexibler sein und Flugzeuge auch kurzfristig zwischen den Lufthansa Konzern Airlines verschieben können. Etwas sehr ähnliches hat die Lufthansa Gruppe gerade für die Airbus A320 Flotte angekündigt, welche alle einen einheitlichen Sitz und einheitliche Kabine (in individuellen Farben) erhalten werden.

Die Idee hierbei ist grundsätzlich sehr simpel. Die Lufthansa Gruppe ist mit über 700 Flugzeugen in der Flotte eine der größten Airlines der Welt. Bei einer Flotte dieser Größe hat man natürlich ein enormes Einsparungspotenzial, schon alleine weil man die Flugzeuge extrem effizient planen und einsetzen kann. Allerdings verteilen sich die 700 Flugzeuge in der Lufthansa Gruppe auf die verschiedenen Konzernairlines, welche weitgehend autark den operativen Einsatz der Flotte planen.

Die Idee ist daher simpel und genial. So könnte man bei einer einheitlichen Kabine beispielsweise einfach und günstig in den etwas aufkommensschwachen Monaten im Winter von Lufthansa zu Austrian Airlines transferieren, um dann ab Wien zusätzliche, saisonale Sonnenziele wie Male oder Kapstadt anzufliegen. Dabei könnte das Lufthansa Flugzeug ohne Probleme dann von Austrian Crews betrieben werden, was aktuell nicht der Fall wäre.

Auch wenn sich das Ganze nach einer logischen und einfachen Idee anhört, ist dies in der Umsetzung vermutlich eine recht große Herausforderung. Denn es gibt im Lufthansa Konzern eine Vielzahl an verschiedenen Langstreckenflugzeuge, was die Aufgabe schon einmal deutlich komplexer macht, als eine einheitliche Kabine in den Airbus A320. Um dies wirklich zu realisieren, müsste es auch eine Flottenharmonisierung innerhalb der Lufthansa Konzern Airlines geben.

Zusätzlich stellt sich auch die Frage nach dem Konzept der einzelnen Airlines. So soll die Boeing 777X bei Lufthansa zum Beispiel ohne First Class eingeführt werden. Swiss betreibt beispielsweise auf jedem Langstreckenflugzeug eine First Class und ist in ihrem Heimatmarkt damit durchaus erfolgreich, zumindest gibt es noch keine Überlegungen von Swiss, die First Class teilweise auszubauen.

Mit der Boeing 777X will die Lufthansa Gruppe eine einheitliche Langstreckenkabine einführen | Frankfurtflyer Kommentar

Eine einheitliche Kabine bei allen Lufthansa Konzern Airlines auf der Langstrecke ist eine unheimlich spannende Idee. Allerdings wird es in der Umsetzung sicherlich sehr komplex und es wird zweifellos noch Jahre dauern, bis dies wirklich umgesetzt ist.

Auch bleibt die Frage offen, ob diese Harmonisierung wirklich komplett möglich ist, denn die Lufthansa Konzern Airlines bedienen eigenen Märkte mit eigenen Konzepten. Ob man hier bei einer komplett einheitlichen Kabine wirklich nur Vorteile schafft, ist schon wieder fast fragwürdig.