CO2-neutrales Fliegen und nachhaltigeres Reisen wird zwar verstärkt angeboten, die Nachfrage nach Kompensationsmöglichkeiten und Bereitschaft die Mehrkosten zu tragen hält sich allerdings noch etwas in Grenzen. Einige Fluggesellschaften versuchen die Möglichkeiten für klimaschonenderes Fliegen attraktiver zu gestalten indem sie den Kunden neue Anreize bereitstellen.
Die Lufthansa Group springt nun auch auf diesen Zug und führt einen neuen grünen Tarif ein, der im Flugpreis einen vollständigen Ausgleich beinhaltet. Dieser erfolgt dabei zu 80 Prozent über Klimaschutzprojekte und zu 20 Prozent über SAF (Sustainable Aviation Fuels), also nachhaltige Kraftstoffe.
Die „Green Fare“ will man zunächst in einem Pilotprojekt allen Gästen anbieten, die ihren Flug ab Dänemark, Schweden und Norwegen beginnen. Der Tarif ist bereits buchbar und wird zusätzlich zu den bekannten Optionen wie Light, Classic & Flex angezeigt.
Der Tarif ist in beiden Reiseklassen verfügbar und orientiert sich preislich jeweils an der hochwertigen Flex-Fare. „Green“ ist allerdings nicht so flexibel, ein Flugwechsel am Reisetag bzw. die Stornierung des Tickets sind nicht möglich. Die Green-Fare gilt zunächst auf Flügen innerhalb Europas.
Die Buchungsklasse bleibt bei Auswahl des Umwelt-Tarifs identisch zu den anderen Optionen innerhalb der gewählten Reiseklasse. Miles&More Teilnehmer erhalten jedoch als weiteren Anreiz einen 20 Prozent Bonus an Status- und Prämienmeilen.
Die neue Green Fare soll ab Herbst auch in skandinavischen Reisebüros vertrieben werden. Bisher hatten Lufthansa und einige Töchter einige optionale Möglichkeiten zum Ausgleich der CO2-Emissionen angeboten, diese Kompensation ist weiterhin bei der Buchung oder im Onboard-Entertainmentsystem gegen Geld oder durch den Einsatz von Meilen möglich.
Lufthansa führt Green Fare ein | Frankfurtflyer Kommentar
Das schlechte Gewissen fliegt bei manchen dann doch immer mit, mit der CO2 Kompensation lässt sich dieses zumindest etwas eindämmen. Die Fluggesellschaften müssen etwas tun, das Interesse an niedrigeren Emissionen steigt und bringt gleichzeitig Potenzial.
Airlines brauchen auch dringend ein saubereres Image und schlagen hier kreative Wege ein. Neue Flugzeuge senken nicht nur die Betriebskosten, sondern praktischerweise auch den Ausstoß – kann man gut vermarkten. Für den niedrigeren Verbrauch nimmt man nachhaltige Kraftstoffe und pflanzt Bäume.
Wer das unterstützt, bekommt neben dem guten Gewissen jetzt auch zusätzliche Bonusmeilen, vielleicht kommt bald neben der silbernen und goldenen Vielfliegerkarte auch eine grüne- Qantas hat es schon vorgemacht.
Was haltet Ihr davon? Findet Ihr die Green Fare interessant für Euch?
Erinnert mich doch sehr an den Kauf von Ablassbriefen im Mittelalter – Der schnellste Weg zur Reduktion ist immer noch der Verzicht
Nach exzessivem Gendern bis zur Unleserlichkeit die neueste schwachsinnige Idee von Spohr.
Da nehm ich zum gleichen Preis Eco Flex….hab ich mehr Reisevorteile (ganz Egoistisch gesprochen). Die im Service Bundle Enthalten inklusive Leistungen machen so ja gar keinen Sinn. Tariftechnisch hoch unattraktiv umgesetzt -Ansatz aber richtig.
Ich denke, das ist eine geschickte Möglichkeit, den eigenen Gewinn zu maximieren. Denn wer CO2 kompensieren will, findet bereits diverse Anbieter, die geringere Preise aufrufen als das, was LH haben möchte. Da ich davon ausgehe, dass LH „Massenrabatt“ bekommt, wird sicherlich ein gutes Stückchen übrig bleiben. Aber warum auch nicht? Wer etwas für die Umwelt tun möchte (wobei Ole natürlich recht hat, dass da der Verzicht immer noch die beste Option ist) und es unkompliziert haben möchte, findet hier eine Lösung, die eben auch einen Aufpreis hat.
Ganz nebenbei macht dieser Aufpreis die Aktionäre glücklich, ohne dass an anderer Stelle noch weiter gespart werden muss. Ich würde meinen, die Idee ist, wenn sie angenommen wird, eine Win-Win-Win-Situation.
Aus meiner Sicht sollte Eco light in Green umbenannt werden, da er am wenigsten Ressourcen + Service bietet.
Alles was teurer is, is nur Ablasskauf – und das hatten wir schon mal.
Wenn ich ein schlechtes Gewissen hätte flöge ich gar nicht. Wenn ich mir um die Vögel Sorgen mache nutze ich keinen „Öko-Strom“ aus Windkraft.
Ach ja, das geht ja auch nicht so leicht, weil „zusammengelabelt“.
Witzig und verwirrend, obwohl ich ja nie Y fliege. Meine ersten Gedanken, die ich gerne einmal mit mehr Fakten belegen (lassen) würde:
– Was genau meint die LH Gruppe mit Co2-neutral und wieso haben Leute das Gefühl irgendwelche anthropogene Aktivitäten (mit Hilfsmitteln) seien Co2 neutral?
– Werden denn die Bonusmeilen nicht oftmals wieder für weitere Flüge oder Upgrades eingesetzt? Wie sieht es dann mit der „Co2 Neutralität“ aus?
– Pricing scheint willkürlich; keine Angabe, wie dies zusammengesetzt ist; Strecke / load capacity Betrachtungen sind natürlich ignoriert.
– Ein einigermassen moderner A320+ (mit Antriebskomponenten nicht älter als 2010) verbraucht im Moment bei über 70% load capacity 2.8 – 3.1 Liter Kerosin auf 100 km pro Person; was man dann noch auf einen Co2 Ausstoss umrechnen kann, je nach Mischrechnung. Wo genau kommt jetzt das schlechte Gewissen auf im Vergleich zur Bahn/Strassenbahn im Nahverkehr oder dem Auto?
– SAF wird oftmals weiter transportiert und benötigt in der Herstellung Energie aus nicht-erneuerbaren Energien; wie sieht der EROEI über den gesamten Lebenszyklus aus?
– Ich bezahle bei meinen Tickets, die ich online buche, immer die Co2 Kompensation, weil ich es mir finanziell leisten kann. Aber die meisten Tickets muss ich über den HON Circle Service buchen, da die LH es nicht hinbekommt, eine halbwegs nutzbare Buchungs-Engine zu bauen.
– Ich wünschte mir, andere Industrien würden sich auch nur um einen Bruchteil ihrer pro-capita Kontribution zum Co2 Ausstoss verbessern, währenddessen die Fliegerei mal knapp 1% der weltweiten GHG ausmacht. Wo bleibt hier etwa die Cargo-, Fishing-, oder Bau-Industrie?
– Viel schlauer wäre es Billigflüge so zu gestalten, dass ein Floor-Price von mindestens 120€ – 150€ pro Flug durch IATA forciert wird. Dann würden automatisch weniger Menschen nonstop für praktisch kein Geld kreuz und quer durch die Landschaft jetten. Damit wäre das Thema Co2 Ausstoss direkt gelöst und ich müsste nicht ewig auf diese unsäglichen Touristen mit immer mehr Gepäck und Handgepäck warten :).
Co2 Neutralität ist Marketing vom Feinsten, um unsere kultivierte Myopie und Apathie in Themen wahrhaftiger Nachhaltigkeit schönzureden, ohne auch nur einen Cent unseres Wohlstands zur eigentlichen Lösung der Problematik beizusteuern.
Die LH Gruppe ist eine reine Revenue-Management / Shareholder-Value gesteuerte Matrix-Organisation, die weder globale Innovation noch disruptive Technologien vorantreibt. Diese Aktion bietet dahingegen eine hübsche Aufbesserung des Image und Cash-Flows dank der Mithilfe unzähliger Romantiker und Ideologen unter uns. Als Beteiligter freue ich mich natürlich in wirtschaftlicher Sicht.
Jetzt will die GRÜNE Regierung extrem unnachhaltiges Fracking Gas aus den USA kaufen. Dies soll mit Tankern (die fahren mit Schwerstöl – Schlimmer als Kreuzfahrtschiffe) geliefert werden. Davor müssen noch Terminals gebaut werden.Wie ist da der ecologische foot print ?
Panzerhaubitzen die Häuser usw zerstören sind wohl auch nicht besonders nachhaltig .
Gas in Nordstream 2 steht in gewohnter Menge zum günstigen Preis zur Verfügung !Zuverlässig geliefert wei seit den letzten 55 Jahren!
Hauptsache Russland wird „bestraft“ …Das Gas wird zum gleichen bzw höheren Preis gern von Indien , China usw abgenommen.
Etwas OT…daher fliege ich meistens in C , selten mit FR …OHNE zu „kompensieren2 -OHNE schlechtes Gewissen !
Böse böse, aber stimmt, Argumentation nicht von der Hand zu weisen. Ob es alles tatsächlich einen meßbaren (Klima-)Effekt hätte – das ist eine ideologische Frage. Nur mal so.
Offensichtlich hat LH die Vielflieger damit ins Visier mit +20% Meilen. Finde ich toll.Man fliegt mit einem besseren Gewissen. Ab wann geht das los? Ich finde das Angebot derzeit nicht auf der LH Buchungsseite.
Zum Thema Vielflieger: Keine Ahnung wer für mindestens 10% mehr fare nur 20% Meilen als Vielflieger in Y möchte. Die meisten FTL und viele SEN sind Budget-sensibel. Für HONs scheint es wohl kaum wirklich Sinn zu ergeben.
Da LH die Buchungsklassenangabe in der Buchungsübersicht eliminiert hat, kann man dann auch schlecht das CPM Delta berechnen, um zu schauen, ob sich so etwas überhaupt lohnt. Bei C fares scheint die Green Fare mindestens ein Z oder D zu sein, aber die übliche LH Intransparenz auf ihrem digitalen Kanal lässt nur Spekulationen zu. Sie scheint auch fast identisch zur C full-flex zu sein, mit der Ausnahme von „Refund not possible“ :).
Das ist klar eine Revenue Management Strategie, die wieder einmal auf der Gutgläubigkeit und nicht kritisch hinterfragenden Kunden aufgebaut wird. Dies balanciert vermutlich das Risikoprofil des fuel-hedging.
Zur Frage: buchen und nutzen kann man diese Green Fare schon jetzt, solange der Abflughafen in Dänemark, Schweden oder Norwegen liegt. Aber nur in diese Richtung; umgekehrt geht nicht.
Weiterführende Informationen, die im Beitrag etwas zu kurz gekommen sind, findet der interessierte Leser hier:
– MoU zwischen LH und Shell: https://www.shell.com/business-customers/aviation/news-and-media-releases/news-and-media-2022/shell-and-lufthansa-group-sign-non-binding-memorandum.html
– SAF aus Sicht LH: https://lufthansa.compensaid.com/projects/sustainable-aviation-fuel
– LH Marketing zum Thema Co2 Kompensation: https://www.lufthansa.com/dk/en/offset-flight