Alitalia befindet sich nicht erst seit kurzem in einer ausgewachsenen Krise. Die Airline hat das letzte Mal im Jahr 2002 überhaupt einen Gewinn ausweisen können und seit 2017 befindet man sich in einer langandauernden Insolvenz, in welcher man es nicht geschafft hat, einen neuen Investor für die marode Airline zu finden.
Nun hat man sich in Rom endlich dazu durchgerungen Alitalia abzuwickeln und als neue Airline, ohne Altlasten wieder an den Start rollen zu lassen. Hierfür will Italien etwa drei Milliarden Euro als Subvention bereitstellen um man hat einen entsprechenden Plan zur Neugründung des Alitalia Nachfolgers, Ita, bei der EU zur Genehmigung eingereicht.
Allerdings hat die EU Kommission in einen Schreiben an die Regierung in Rom bereits durchblicken lassen, dass es nicht ohne zusätzliche Auflagen der EU, zu einer „neuen Alitalia“ kommen wird und eine dieser Auflagen wird sein, dass die neue Airline NICHT Alitalia genannt wird.
Hierbei wollen die EU Wettbewerbshüter ein „weiter so!“ mit Staatshilfen vermeiden und befürchten bei der neuen Alitalia nur einige versteckte Verstöße, welche die Sanierung der alten Airline vorantreiben sollen. So besteht die EU auf eine ordentliche Liquidation der aktuellen Alitalia, was auch das Veräußern aller Vermögenswerte der Gesellschaft bedeutet. Hier soll vor allem vermieden werden, dass diese Vermögenswerte einfach in die neue Gesellschaft überführt werden.
Die Vermögenswerte der Airline sollen in einer „transparenten und ohne Vorbedingungen geführten Ausschreibung“ veräußert werden und der Name Alitalia soll nicht weiter geführt werden, da:
„Die Marke Alitalia sollte von der NewCo nicht weitergeführt werden, weil dies Kontinuität suggerieren würde“, wie die Zeitung L’Espresso aus einem Schreiben der EU-Kommission zitiert.
Langstrecken werden massiv verkleinert
Die Kurzstrecke wird Alitalia wohl in zwei Gesellschaften ausgliedern. Die Alitalia CityLiner (als Vorbild), welche mit Embraer 170/175 auf regionalen Strecken eingesetzt werden und Alitalia (unter anderem Namen) selbst, welche auf eine Kurzstreckenflotte der Airbus A320 Familie setzen wird. Dabei wird die Kurzstreckenflotte zum Start wohl 44 Flugzeuge beider Gesellschaften zählen.
Vermutlich wird Alitalia sogar vorrangig auf die kleinen Embraer Jets setzen, denn im April zum Neustart darf man leider noch von einer recht schwachen Nachfrage auf vielen Strecken in Europa ausgehen.
Besonders interessant ist aber die Langstreckenflotte, denn diese soll von den aktuell 26 Jets drastisch zusammengestrichen werden. Nur noch sechs Langstreckenflugzeuge sollen beim Neustart der neuen Airline übrig bleiben. Hierbei will man sich vorerst auf traditionell gut laufende Strecken nach Lateinamerika konzentrieren.
Unbeantwortet ist aktuell noch die Frage, welche Langstreckenflugzeuge man zum Neustart fliegen wird und ob man hier auch neue Maschinen beschaffen will. So besteht die Langstreckenflotte der alten Alitalia aus Airbus A330 und Boeing 777, wobei die neue Alitalia ursprünglich mit etwa 12 Boeing 787 ausgestattet werden sollte.
Ob man zum Neustart nun einfach einige alte Airbus A330 bei Alitalia übernehmen wird oder ob man bis April bereits neue Boeing 787-9 beschaffen kann, wird sich noch zeigen. Gerade für die sehr langen Strecken nach Südamerika, wie nach Buenos Aires oder Santiago de Chile, ist der Airbus A330 nicht mehr ideal und könnte die Strecken teilweise wohl nicht non stop fliegen.
Gerade die Forderung der EU, dass die alte Alitalia komplett liquidiert wird, macht das Beschaffen neuer Flugzeuge einfacher, denn die aktuelle Flotte bleibt damit einfach eine Altlast der vorangegangenen Gesellschaft.
Neue Alitalia darf nicht Alitalia heißen | Frankfurtflyer Kommentar
Alitalia ist ein nationales Heiligtum in Italien und der Name der Airline ist nach wie vor mit viel Nationalstolz behaftet, daher dürfte es in Italien selbst nur äußerst schwer zu verkaufen sein, dass man diesen Namen nicht weiterführen darf. Gerade auch da in der Diskussion um einen europäischen Corona Fond in Italien sehr viel populistische Stimmung gegen die EU und Brüssel gemacht wurde, wird es in der breiten Bevölkerung sicher nicht gut ankommen, dass man den stolzen Namen Alitalia von der EU genommen bekommt.
Klar ist aber auch, dass Alitalia nur als Scherbenhaufen zu sehen ist und dringend komplett saniert werden muss. Die Airline muss von Grund auf neu aufgestellt werden und hierzu gehören auch schwere Einschnitte. Dass man bei den Wettbewerbshütern in Brüssel vermeiden will, dass große Teile der alten Alitalia in die neue Gesellschaft überführt werden und hier unkontrollierte Prozesse passieren, kann man durchaus verstehen, allerdings verstehe ich tatsächlich auch nicht, warum die neue Gesellschaft die alte Marke nicht kaufen darf.
Danke: aero.de
dieses Mal finde ich die Forderungen der EU als berechtigt. Und auch dem Image der neuen Gesellschaft tut das gut. Sie können ja deswegen die positiven Werte der alten Gesellschaft weiterleben, wie Gastfreundschaft oder eine besonders wohnlich warme Innenausstattung der Kabine. Und sicherlich ist es richtig, wenn man sich in der Langstrecke auf Destinationen und Routen begrenzt die Lire, Entschuldigung Euros in Haus spülen. Letztendlich sind die Forderungen er EU auch eine Antwort auf die verpassten Chancen unter dem Dach der Lufthansa eine profitable Marke zu werden mit einem HUB in Rom. So wie die Austrian bestimmte Reiche besser und enger bedient als die deutsche Mama, hätte man auch die Alitalia z.B. auf Lateinamerika ausrichten können. Und letztendlich ist es mir bei einer Umsteigeverbindung doch fast egal, ob ich via Wien, FRA, Zürich oder Rom ab München umsteige? Fast, weil ein Stop in Rom und ne Stunde Dolce Vita in der Lounge, einen Kaiserschmarren oder ein Bricher Müsli, ist mir dann doch lieber, als Frankfurt. Vielleicht reise ich deswegen gern auch mal mit Skyteam, wie 2019, Hin via AMS, Retour via CDG, dass hat dann auch noch beim Umsteigen Flair……