Alitalia befindet sich seit dem Ausstieg von Etihad Airways nun schon seit über zwei Jahren in der Insolvenz und um die marode Airline steht es schlecht. Man kann sich schon lange nur noch mit einem staatlichen Brückenkredit in der Luft halten, welcher inzwischen auf 900 Millionen Euro angewachsen ist.
Seit zwei Jahren sucht der Insolvenzverwalter nun schon nach einem neuen Investor, doch niemand will Alitalia haben. Bis jetzt haben alle ernsthaften Investoren abgesagt, was insbesondere auch an der aktuellen italienischen Regierung liegt, welche weiterhin massiven Einfluss auf Alitalia haben möchte.
Nachdem kein Käufer für Alitalia gefunden wurde, hat die Regierung in Rom die staatliche Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) auserkoren Alitalia zusammen mit einem Investor aus der Luftfahrtbranche zu übernehmen und wieder „fit zu machen“. Allerdings sind alle Investoren aus der Luftfahrtbranche wieder abgesprungen, zuletzt haben EasyJet und Delta Airlines nach längeren Verhandlungen das Handtuch geworfen.
Nun wurde die Bieterfrist für Alitalia noch einmal verlängert und binnen einem Monat, bis zum 15. Juli soll FS nun zusammen mit (irgendeinem) Investor ein Angebot für Alitalia vorlegen. FS selbst ist nicht in der Lage Alitalia alleine zu übernehmen und wirklich interessiert ist das Management der staatlichen Gesellschaft auch nicht daran, denn auch hier ist klar, dass Alitalia in ihrer jetzigen Form ein Fass ohne Boden ist.
Regierung möchte frisches Kapital ohne Veränderungen
Die Regierung in Rom möchte auch bei einer Übernahme von Alitalia gerne massiven Einfluss auf die Airline ausüben. Hierbei spricht die rechtspopulisitsche Regierung davon: „dass sichergestellt sein müsse, dass Alitalia auch italienisch bleibt!“
Insbesondere will man offensichtlich eine Restrukturierung der Airline unterbinden, da dies nur mit massiven Einschnitten gehen würde. Vermutlich werden auch Stellenabbauten im aufgeblasenen Verwaltungsapparat von Alitalia unumgänglich sein.
Das größte Problem eines möglichen Investors ist allerdings, dass die Regierung vorsieht, dass jegliche Einlage direkt zur Rückzahlung des 900 Milliarden Euro Kredites verwendet wird. Dieses Geld würde aber eigentlich zur Restrukturierung der Airline benötigt.
Aktuell lässt sich kein ernstzunehmender Investor aus der Airlinebranche finden der unter diesen Konditionen bereit ist in Alitalia zu investieren. Der Fußballunternehmer Claudio Lotito, Besitzer des Serie-A-Clubs Lazio Rom soll zwar zuletzt Interesse angemeldet haben, allerdings wird dieser selbst von der Regierung als unpassend abgelehnt.
Lufthansa ist nur an einer neuen Alitalia interessiert
Lufthansa wurde eine Zeit lang als sehr heißer Übernahmekandidat für Alitalia gehandelt. Dabei wollte Lufthansa Alitalia als ganzes übernehmen und massiv umstrukturieren. Hierbei sollte Alitalia mit einem Hub in Rom neu aufgestellt werden und in die Lufthansa Gruppe integriert werden.
Dieser harte Umbau der Airline wurde allerdings bis jetzt von Italien abgelehnt – nicht zuletzt, da Lufthansa die alleinige Kontrolle über die Airline will und ausschließt dies mit einer Beteiligung des Staates voranzutreiben.
In ihrer jetzigen Form habe Lufthansa zwar kein Interesse an Alitalia, allerdings sei Italien immer noch einer der wichtigsten Märkte für Lufthansa und an einer „neuen Alitalia“, nach dem Konzept welches man vor über einem Jahr vorgelegt habe, hätte man weiterhin Interesse – so sagte es kürzlich Carsten Spohr.
Die Zeit spielt hier allerdings eher Lufthansa in die Karten, denn möglicherweise wird man sich in Rom doch noch einmal dazu bereiterklären Alitalia an Lufthansa zu verkaufen und den Einfluss der Regierung aufzugeben.
Lufthansa hat wohl bis jetzt das beste Angebot für Alitalia vorgelegt und man solle sogar bereit gewesen sein ohne Kündigungen den Umbau von Alitalia durchzuführen. So sollen Mitarbeiter von Alitalia, deren Stelle man streichen müsste eine neue Stelle in der Lufthansa Gruppe angeboten bekommen.
Niemand will Alitalia haben | Frankfurtflyer Kommentar
Die Situation rund um Alitalia ist ein reines Trauerspiel! Niemand will die Airline kaufen, was wohl insbesondere daran liegt, dass die Regierung in Rom hier massiven Einfluss auf die Airline ausüben möchte. Dass ein „weiter so!“ und frisches Kapital nicht funktioniert, hat man bei Alitalia schon sehen können, als Etihad Airways mit der Beteiligung an der Airline kapital gescheitert ist. Warum man nun der Meinung ist, dass es diesmal anders sein könnte, versteht wohl niemand.
Wirklich klar, wie es mit Alitalia weitergeht ist es momentan nicht, denn weder die Regierung in Rom verändert den Kurs oder es wird schier unmöglich einen verlässlichen Investor zu finden, der auch langwierigen Erfolg mit der Airline erzielen kann. Alitalia war schon als staatliche Airline nicht erfolgreich. Wie dies nun als private Airline mit staatlicher Steuerung wird funktionieren soll kann vermutlich nur ein Politiker in Rom erklären.
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