Outsourcing: Lufthansa auf der Suche nach einer Sommer-Airline

Lufthansa A320neo, Foto: Robert

Lufthansa steht vor einer strategischen Neuausrichtung, dabei geht es in erster Linie um Kurzstreckenflüge bzw. die Zubringerdienste. Die Airline plant, einen Großteil dieser Flüge von anderen Airlines durchführen zu lassen. Es geht dabei nicht nur darum Kosten zu senken, man muss deutlicher auf saisonale Nachfrageschwankungen reagieren. Das Outsourcing könnte jedoch nicht nur operative Vorteile bringen, der Schritt würde das Unternehmen auch vor Herausforderungen stellen. Die Stammbelegschaft dürfte alles andere als erfreut sein.

Outsourcing: Wird airBaltic die Sommer-Airline?

Der CEO von Lufthansa Airlines Jens Ritter gab bekannt, dass die Airline in Zukunft vermehrt auf externe Dienstleister und Tochtergesellschaften setzen möchte, um ihre Kurzstreckenflüge abzuwickeln. Dazu zählen sowohl konzerneigene Flugbetriebe wie Discover und City Airlines als auch externe Wetlease-Anbieter. Beim Wetlease handelt es sich um das Anmieten von Flugzeugen inklusive Crew von anderen Fluggesellschaften. Diese Maßnahme soll vor allem im Sommer zur Anwendung kommen, wenn die Nachfrage aufgrund von Urlaubsreisen spürbar ansteigt. Lufthansa plant, in dieser Zeit etwa 25 zusätzliche Flugzeuge einzusetzen, um der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden.

Ein exklusiver Wetlease-Anbieter wird derzeit noch gesucht, es gibt aber schon einen heißen Kandidaten. Schon heute ist airBaltic mit ihren Airbus A220-Maschinen für Lufthansa und einige Töchter wie SWISS und Eurowings unterwegs. Für das nächste Jahr rekrutieren die Balten bereits Personal, man will dann auch Mitarbeiter in Brüssel (BRU), München (MUC) und Brüssel (BRU) stationieren.

Diese Standorte sind gleichzeitig Lufthansa-Drehkreuze und könnten in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, um die erweiterten Kapazitäten auf den Kurzstreckenflügen sicherzustellen. Airbaltic könnte also zur Sommer-Airline der Lufthansa werden.

Noch mehr Wetleasing? | airBaltic eröffnet Stationen im Gebiet von Lufthansa

Flottenausbau und Umstrukturierungen

Bis 2027/28 plant Lufthansa, die Flotte ihrer Kurz- und Mittelstreckenjets von derzeit 220 auf 250 Flugzeuge zu erweitern. Interessanterweise sollen jedoch nur 60 Prozent dieser Flotte, also etwa 150 Flugzeuge, direkt von Lufthansa betrieben werden. Die restlichen 100 Flugzeuge sollen zu anderen Airlines gehen und im Auftrag der Lufthansa fliegen. Diese Entscheidung hat innerhalb des Unternehmens bereits zu Konflikten geführt, insbesondere mit der Stammbelegschaft, die von den Gewerkschaften UFO und Vereinigung Cockpit (VC) vertreten wird.

Der Hauptgrund für diese Umstrukturierung liegt in den hohen Betriebskosten, die Lufthansa in den letzten Jahren zunehmend belastet haben. Auch die Sperrung des russischen Luftraums macht der Lufthansa zu schaffen. Während asiatische Fluggesellschaften Kostenvorteile genießen muss Lufthansa längere und damit teurere Routen wählen. Die US-Carrier kommen verstärkt nonstop nach Europa und fliegen direkt zu den Kanarischen Inseln, nach Mallorca, Griechenland oder Italien. Der Lufthansa brechen Umsteiger weg.

Wetleasing bietet Chancen aber auch Herausforderungen

Lufthansas Strategie, vermehrt auf externe Partner für ihre Kurzstreckenflüge zu setzen, bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Einerseits könnte die Airline durch niedrigere Betriebskosten und eine größere Flexibilität in der Flottenplanung ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Andererseits muss sie sicherstellen, dass die Qualität und der Service der Drittanbieter ausreicht.

Die geplante Verlagerung der Flüge zu externen Betreibern hat zudem das Potenzial, die Beziehung zu den eigenen Mitarbeitern erheblich zu belasten. Die Gewerkschaften haben bereits deutlich gemacht, dass sie diese Entwicklung kritisch sehen. Es bleibt abzuwarten, wie Lufthansa die Balance zwischen Kostensenkung und Mitarbeiterzufriedenheit wahren wird.

Outsourcing: Lufthansa auf der Suche nach einer Sommer-Airline | Frankfurtflyer Kommentar

Lufthansa will sparen und die Kosten nachhaltig senken. Man muss auf die hohen Standortkosten und die scharfe Konkurrenz reagieren. Ob es die richtige Lösung ist, externe Partner und Wetlease-Anbieter stärker in das Kerngeschäft zu integrieren, ist fraglich.

8 Kommentare

  1. irgendwann ist LH nur noch eine Holding und irgendwann nur noch ein teures Reisebüro, das Flüge vermittelt.
    Sicherlich nicht nur Schuld des Managements, sondern auch Folge langen Festklammerns an Besitzstände von den Gewerkschaften.
    Aber auch immer deutlicher werdendes Zeichen einer klaren Managementstrategie

  2. Ales jemand, der aus familiären Gründen regelmäßig (mehrmals pro Jahr) die Strecke MUC – ATH fliegt (mit Familie), denke ich, die Kuzstrecken Thematik bei der Lufthansa einigermassen beurteilen zu können.

    Auf dieser Strecke gibt es, wenn man nonstop fliegen möchte, die LH und Partner Aegean sowie SkyExpress. Sky fliegt diese Strecke genau einnmal am Tag in beide Richtungen, ist also nicht wirklich als große Konkurrenz zu bezeichnen.

    Also bleib LH und Aegean.

    “ Andererseits muss sie sicherstellen, dass die Qualität und der Service der Drittanbieter ausreicht.“
    Das schaffen die „Anderen“ Locker, würd ich sagen.
    LH ist auf dieser Strecke fast immer ausgebucht, um laufe das Tages summieren sich die Verspätungen so auf, dass man am Nachmittag / Abend schon mit einer Stunde verspätung rechnet. Sehr Lustig mit kleinen Kindern am Gate…
    Gepäck in München kommt auch zuverlässig frühestens eine Stunde nach der Landung.
    Der Bordservice besteht aus der bekannten kleinen Flasche Wasser und einem Stück Schokolade. Beim Delight Service ist das, was ich gerne kaufen würde grundsätzlich ausverkauft. Es ist maximal 1/4 dessen, was man anpreist auch tatsächlich verfügbar.

    Diese Situation besteht bei LH zu allen Jahreszeiten. Warum man auf einer derartg stark nachgefragten Strecke teilweise mit den kleinen A319 fliegt, werde ich nie verstehen. Von „flexibel zusätzliche Maschinen wegen der erhöhten Nachfrage“ kann hier keine rede sein

    • Sorry, ich verstehe deinen Post nicht so ganz.

      Du erwähnst Aegeans, fliegst aufgrund Deiner eigenen Entscheidung nicht mit denen und beschwerst Dich dann über den Bordservice bei LH ? WTF ?

      Nimm doch einfach mal das nächste mal Aegeans ? Da hast Du auch in Eco einen Full-Service.

      Ich fliege mit denen in zwei Wochen DUS-SKG und wäre niemals auf die Idee gekommen auf dieser Strecke LH, bzw. EW zu buchen ? Der Spass kostet mit A3 knapp 200 EUR (hin und zurück) und hätte mit EW das doppelte ohne Gepäck gekostet…..

      Bei Aegeans hast du als *G (bin SEN) selbst im Light-Tarif ein Gepäckstück inkludiert (was brauchst mehr auf dem kurzen Hüpfer?)

  3. Mainline Flieger werden zu anderen Konzerntöchtern verschoben und dann kauft man sich Wetlease ein weil man „keine Flugzeuge“ hat.
    Zum brechen… mehr ist dazu nicht zu sagen…
    ICh bin nu um jeden Tag froh um den ich nicht fliegen muss.

    SEN

  4. Wer Lufthansa bucht, bekommt
    – Eurowings
    – Discover Airlines
    – City Airlines
    – Air Dolomiti
    – Air Baltic?
    – …

    Auf der Fernstrecke gibt es künftig zu den gewohnten überhöhten Lufthansa-Preisen Allegris:

    Für die Reservierung eines vernünftigen Sitzes in der C fallen weitere Kosten an, oder man muss innerhalb der C die eVoucher verwenden, die früher zumindest sporadisch in die F führten.

    Was für eine fantastische Entwicklung! Genau so habe ich mir das schon immer gewünscht. Danke, Lufthansa!

    Schaff Dich doch gleich komplett ab. Wer braucht Dich noch?

  5. Das ist der Lauf der Dinge.
    Ich finde ja „gut“, dass der ein oder andere Senator oder Payback- äh Prämienmeilenmillionär immer nervöser wird, weil das Produkt langsam aber sicher fragwürdiger wird.

    • Und was ist „gut“ daran, dass der ein oder andere Senator oder Payback-äh Prämienmeilenmillionär nervöser wird, weil das Produkt langsam aber sicher fragwürdig wird?

  6. “ Andererseits muss sie sicherstellen, dass die Qualität und der Service der Drittanbieter ausreicht.“ Naja viel weiter drunter als bei der LHA geht momentan nicht. Da ist CityJet und AirBaltic schon jetzt besser. Ich bekomme den Eindruck, dass einige sich zum Job nur noch herablassen. Nicht umsonst hat nach dem „Loungedrachen“ nun der „Aufseher“ im Sprachgebrauch der Vielflieger Einzug gehalten.

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