Passt Air Europa zu Lufthansa?

Boeing Dreamliner von Air Europa.

Die Konsolidierung der europäischen Flugbranche nimmt weiter Fahrt auf. Lufthansa und der Airline Group Chef Carsten Spohr mischen dabei wieder kräftig mit. Nach der Beteiligung an der italienischen ITA Airways und den fortgeschrittenen Gesprächen mit TAP Air Portugal hat Lufthansa nun auch ein Auge auf Air Europa geworfen. Diese Entwicklungen könnten zwar strategische Vorteile bieten, es gibt aber auch Risiken. Wir sehen uns Air Europa etwas genauer an und werfen einen Blick auf deren Flotte und Streckennetz.

Air Europa kommt aus Spanien und hat ihren Sitz auf Mallorca. Die Airline betreibt eine reine Boeing Flotte und hat über 50 Flugzeuge, als Drehkreuz nutzt der Carrier den Flughafen Madrid Barajas (MAD). Air Europa ist seit langem ein Übernahmekandidat, der Mutterkonzern von British Airways, IAG, hatte ursprünglich geplant, Air Europa vollständig zu übernehmen. Der Konzern war jedoch gezwungen, den Plan aufgrund strenger Auflagen der EU-Kommission aufzugeben. Diese hätten umfangreiche Abtretungen von Slots und Strecken in Madrid an die Wettbewerber gefordert.

Nun springt Lufthansa ein und scheint den Platz von IAG einnehmen zu wollen. Wie u.a. die WirschaftsWoche berichtete, besuchte eine Delegation des Konzerns kürzlich den Hauptsitz von Air Europa auf Mallorca. Dort hat man wohl die Geschäfte genauer geprüft und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausgelotet.

Zur Flotte der SkyTeam Airline gehören auch 24 Boeing 787 Langstreckenflugzeuge, damit kann Air Europa ein dichtes Netz von und nach Südamerika anbieten. Es handelt sich dabei um einen Markt, in dem der Wettbewerb im Vergleich zu Nordamerika und Asien weniger intensiv ist. Air Europa hat hier – ähnlich wie TAP – eine gute Ausgangsposition. Analysten sehen in diesem Markt großes Potenzial für europäische Fluggesellschaften.

Im Netz der Airline sind auch Ziele in den USA und der Karibik. Mit den Boeing 737 verbindet Air Europa auch einige Städte bzw. Urlaubsregionen in Europa und Afrika mit Madrid.

Review: Air Europa Boeing 787 Business Class | Mit Flatbed auf die Kanaren

Vorteile und Risiken

Eine Übernahme oder Beteiligung an Air Europa würde Lufthansa gleich mehrere strategische Vorteile bieten. So könnte der Kranich die Position auf den lukrativen Strecken nach Lateinamerika stärken. Außerdem ist Air Europa im Tourismusgeschäft stark, ein Segment mit dem man das nach wie vor schleppende Geschäft mit Geschäftsreisenden kompensieren könnte. Air Europa ist zu dem effizienter aufgestellt, der Carrier operiert Analysten zufolge günstiger als z.B. Lufthansa.

Trotz dieser potenziellen Vorteile birgt eine Beteiligung an Air Europa auch Risiken. Lufthansa hat bereits mit den bestehenden Engagements bei ITA und den Verhandlungen mit TAP alle Hände voll zu tun. Auflagen und regulatorische Hürden könnten die Übernahme auch für Lufthansa erschweren.

Passt Air Europa zu Lufthansa? | Frankfurtflyer Kommentar

Keine Frage, Lufthansa ist fest entschlossen ihre Position in Europa weiter auszubauen und als Gewinner der Konsolidierung herauszugehen. Eine Beteiligung an der spanischen Air Europa könnte strategisch sinnvoll sein, die Gesellschaft hat eine reine Boeing Flotte, die Jets sind im Schnitt nur 8 Jahre alt. Madrid liegt – ähnlich wie Lissabon – geografisch günstig um als Südamerika-Hub zu dienen.

Mit einer Beteiligung würden aber auch regulatorische Herausforderungen einhergehen. Es kommt nicht nur auf den Preis an. Die Verantwortlichen sollten sich die Frage stellen, ob man sich nicht lieber auf die Integration der ITA kümmern sollte. Man könnte sich leicht übernehmen, wobei der Schritt auch eine günstige Chance bietet.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.