Eines der großen Probleme von Emirates ist, dass man nicht überall dort fliegen darf, wo man fliegen möchte. So würde die Airline aus Dubai, welche schon jetzt nach angebotenen internationalen Passagierkilometern die größte der Welt ist, gerne in vielen Ländern ihr Angebot noch deutlich ausbauen, allerdings ist man hier durch die bilateralen Luftverkehrsabkommen beschränkt.
In Dubai gibt es allerdings neben der großen Emirates noch eine zweite staatliche Airline und FlyDubai ist eigentlich einmal als Billigflieger vor Jahren an den Start gegangen. Ein wirklicher Billigflieger ist man aber schon lange nicht mehr, denn man bietet an Bord eine richtige Business Class an und auch in der Economy Class dürfen sich die Passagiere über kostenlose Speisen und Getränke freuen, alles sehr ähnlich dem großen Vorbild von Emirates.
Auf der Dubai Air Show vor einigen Wochen hat FlyDubai erstmals auch 30 Boeing 787-9 Langstreckenflugzeuge bestellt und hier stellt sich nun die Frage, was man mit den Flugzeugen eigentlich vor hat. Welche Ziele wird FlyDubai mit den neuen Langstreckenflugzeugen anfliegen und wie passt das Angebot von Langstrecken mit Full Service in Dubai zu dem Angebot von Emirates als Konkurrenz?
Es ist unwahrscheinlich, dass FlyDubai auf nennenswerten Langstrecken in direkter Konkurrenz zu Emirates fliegen will. Die beiden Airlines gehören offiziell zwar nicht zusammen, aber beide haben den selben Eigentümer, nutzen die gleichen Systeme, das gleiche Vielfliegerprogramm, bieten die gegenseitigen Flüge auf den jeweiligen Buchungskanälen zum Kauf an und unterhalten interlining Abkommen.
Tatsächlich ist es so, dass Emirates und FlyDubai schon sehr lange sehr eng zusammenarbeiten und man nutzt FlyDubai vor allem auf Strecken, wo man den Einsatz eines Widebody Flugzeuges nicht rechtfertigen kann. So fliegt FlyDubai z.B. schon viele Orte in Osteuropa an und verbindet diese mit den Boeing 737 mit Dubai und damit auch mit dem gesamten globalen Streckennetz von Emirates.
Spricht man nun aber zum Beispiel über Deutschland, dann ist es kein Geheimnis, dass Emirates selbst sehr gerne mehr Flughäfen als Frankfurt, München, Hamburg und Düsseldorf anfliegen würde. Stuttgart und Berlin stehen hier schon seit langem auf der Wunschliste von Emirates, aber die Streckenrechte werden der Airline seit Jahren verwehrt. Hierbei spielen die bilateralen Abkommen zwischen Europa und den Vereinigten Arabischen Emirate eine entscheidende Rolle, welche im groben besagen, dass eine Airline aus den VAE maximal zu vier Zielen in Deutschland fliegen darf.
Nachdem Emirates dieses Kontingent schon ausgeschöpft hat, könnte hier nun FlyDubai eine Lösung werden. So könnte die Schwester Airline die Nebenstrecken, z.B. nach Stuttgart und Berlin ab 2026 mit der Boeing 787-9 fliegen oder gar mit der Boeing 737MAX als kleineres Flugzeug. Als eigenständige Airline hätte FlyDubai wohl ebenfalls Zugang zu vier Airports in Deutschland oder auch in anderen Ländern der EU. Vergleichbare problemantiken hätte man auch in Australien, wo FlyDubai ein Lösungsansatz sein könnte.
Plant Emirates mit FlyDubai Einschränkungen bei Streckenrechten aushebeln? | Frankfurtflyer Kommentar
Es passiert gar nicht mal so selten, dass man sich Dinge in den VAE anschaut und sich fragt, was hier eigentlich der Plan ist, bis einem Jahre später auffällt wie viel Sinn dies alles gemacht hat. So könnte es uns auch mit FlyDubai gehen, denn man hat das eigentlich einmal vorgesehene „Billigflieger“ Konzept schon vor Jahren aufgegeben und flog immer neben Emirates her.
Auch wenn es nur eine Vermutung von mir ist, könnte man FlyDubai nun in Zukunft dazu nutzen, Streckenrechte auszuhebeln und mehr Strecken in Länder anzubieten, als man es eigentlich dürfte. Dabei müsste FlyDubai zwar noch enger an Emirates angebunden werden, aber es wäre eine sehr gangbarer Weg. Dabei würde man FlyDubai als zweite Marke neben Emirates etablieren, was sehr gut funktionieren könnte.
FlyDubai soll auf etwa 200 Flugzeuge wachsen und man könnte hier auch mit den Boeing 737MAX in Europa viele Ziele erreichen. Man stelle sich nur vor Emirates würde Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg anfliegen und FlyDubai Berlin, Stuttgart, Hanover und Nürnberg. Auch wenn es wohl nicht so schnell zu diesem Szenario kommen wird, wäre es nicht eine aufregende Sache?
Hallo Christoph,
Ich keine juristischen Kenntnisse im Luftverkehrsrecht, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass man ein Luftverkehrsabkommen so einfach aushebeln kann. So weit ich weiß, ist doch Etihad ebenso an das bestehende Luftverkehrsabkommen gebunden (was die Auswahl der Zielflughäfen in Deutschland anbelangt). Flexibilität weiterer Flughäfen kann es meines Erachtens nur geben, wenn Fly Dubai (oder jede andere Fluggesellschaft aus den VAE) ein JV mit einer deutschen (EU?) Gesellschaft eingeht, an denen sie weniger als 50% halten.
Der Gedanke für Deutschland mag zwar charmant sein, ist aber nicht durchführbar. Airline aus den VAE dürfen nur die 3 gleichen Flughäfen in Deutschland anfliegen – und die sind mit Frankfurt, Düsseldorf und München festgelegt. Emirates hat alleine für Hamburg eine Ausnahme bekommen. Flydubai dürfte also auch nur nach Frankfurt, München und Düsseldorf.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Gerade die kleineren Flughäfen würden davon profitieren.