Reisebericht: Abenteuer auf Spitzbergen – Teil I

Auf Spitzbergen angekommen war Longyearbyen natürlich nicht der Grund der Reise, sondern lediglich der Ausgangspunkt für Touren in die arktische Wildnis. In unserer Zeit auf Svalbard unternahmen wir vier verschiedene Touren, welche insgesamt einen guten Mix an Aktivitäten darstellten und nahezu für jedermann durchzuführen sind. Der Wille aus der Komfortzone auszubrechen, ein klein wenig Fitness und ein nicht zu knapp bemessenes Budget sind aber definitiv die Voraussetzungen hierfür.

 

Abenteuer auf Spitzbergen | Gletscher-Wanderung & Eishöhle

Für unserem ersten vollen Tag auf Spitzbergen hatten wir eine Wanderung auf einen Gletscher inkl. Abstieg in eine Eishöhle gebucht. Wir hatten keinen Schimmer was uns erwarten würde – wir wussten lediglich, dass wir uns warm anziehen sollten und um 9:00 Uhr an unserem Hotel warten sollten. Ich war etwas skeptisch, doch um kurz vor Neun tauchte bereits ein Van auf, man begrüßte uns und fuhr mit uns noch zwei weitere Hotels an, bis unsere Gruppe mit rund acht Personen vollständig war.

Im „Base Camp“ angekommen wurden wir über das Wetter informiert – es sollte rund – 10 ° Celsius haben, mit Wind teilweise bis zu – 25 ° C gefühlte Temperatur. Aufgrund des festen Schnees verzichteten wir auf Schneeschuhe und wurden mit Eisstöcken und Schuhspikes ausgestattet. Auf einer Karte wurde uns die heutige Route vorgestellt und schon ging es mit dem Van ans nördliche, höchste Ende der Stadt – ab hier trugen unsere Guides immer Schusswaffen griffbereit, auch wenn die Chance einer Eisbärensichtung extrem gering in Stadtnähe ist, taucht jährlich hier und da doch mal einer auf, welcher mit eins zwei Luftschüssen verschreckt werden kann.

Unsere Tour führte uns rund 500 Höhenmeter hinauf auf einen Gletscher mit unglaublichem Ausblick über die Stadt und die angrenzenden Fjorde. Der Aufstieg ging stetig voran mit einigen Pausen und dauerte rund 3,5 Stunden. Gletscher eigenständig zu besteigen ist nicht zu empfehlen, denn unsere Guides wussten genau welche Bereiche sicher zu belaufen sind, da Schmelzwasser im Sommer Spalten im Eis bilden kann, welche im Winter mit Schnee bedeckt sind und somit mit bloßem Auge sich nicht zu erkennen geben.

Sicher am Ziel angekommen war bereits der Abstieg in die Eishöhle vorbereitet – ein winziges Loch im Schnee, in welches man rund 3 Meter unter das Eis abstieg – beziehungsweise rutschte. Unten angekommen eröffnete sich eine Welt aus Eis und Stein, welche im Licht unserer Helmlampen glitzert. Die Höhle, welche sich durch Schmelzwasser im Sommer bildet, war extrem lang und verblüffend geräumig und schlängelte sich unter dem Eis, auf welchem wir noch Minuten zur standen entlang.

 

Nach einiger Zeit in der Höhle wagten wir über eine andere Route den Abstieg, da die Sonne bereits wieder unterging, wurde es zunehmend eisiger und kälter, weshalb wir uns am Ende der Tour auf ein wohlverdientes Bier im Hotel freuten.

Diese Tour haben wir bei der Svalbard Adventure Group für ca. 80 Euro pro Person gebucht.

 

Abenteuer auf Spitzbergen | Hundeschlitten-Abenteuer

Am zweiten Tag sollte es mit Hundeschlitten durch eines der großen Täler nahe Longyearbyen gehen. Die Abholung am Hotel funktionierte wieder hervorragend. Erneut hieß es warm anziehen, diesmal jedoch mit extra Arktis-Kleidung welche für uns Bereitgestellt wurde, da wir mit den Hundeschlitten Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h erreichen sollten und so die gefühlte Temperatur bis zu – 25 ° Celsius betragen sollte.

Wir hatten das „All-in“ Paket – inklusive kennenlernen der Svalbard-Huskys (diese sind etwas kleiner als die regulären Huskys) gebucht. Es wirkte etwas befremdlich, als wir die kleinen Holzhütten in der Ferne sahen. Als wir uns näherten begrüßten uns rund 80 Huskys – und jeder der Hunde versuchte unsere Gunst zu erlangen um gestreichelt zu werden. Nach einer halben Stunde Kennenlernens wurde uns an einer Tafel erklärt, welche Hunde zu welchem Schlitten gehören und wie wir diese „anleinen“. Das ging gar nicht mal so einfach, da die Hunde vor lauter Aufregung nicht immer das taten was man wollte und eine unglaubliche Kraft haben. Zwingen muss man die Huskys zu gar nichts – jeder der Hunde wollte unbedingt mit, aber nicht jeder durfte. Da entstand schon mal Neid, weshalb es zu einigem Knurren der nicht ausgewählten Hunde.

Sobald wir die Huskys an den Schlitten hatten ging es schon los. Jeder Schlitten war mit vier Hunden ausgestattet und pro Schlitten waren zwei Personen – ein Fahrer und ein Passagier. Insbesondere am Anfang mussten wir die Huskys noch extrem bremsen, doch mit der Zeit fanden sie ein angenehmes Tempo und wir konnten über die ewigen Weiten des Tals schlittern, während die Sonne gegen 13 Uhr bereits wieder anfing langsam unterzugehen und die Berge in ein sanftes Orange tauchte.

Zur Hälfte wurden die Plätze getauscht, sodass jeder auch die Möglichkeit hatte während der Schlittenfahrt Fotos zu machen – dies war aber nur eingeschränkt möglich, denn zog man die Handschuhe aus, wurden die Hände durch den Fahrtwind innerhalb weniger Sekunden zu Eiszapfen.

Nach rund 90 Minuten ging es zurück, die Hunde wurden wieder zu ihren Häuschen gebracht und erhielten ihr Abendessen. Wir taten es den Huskys gleich und begaben uns in die Stadt.

Auch diese Tour haben wir bei der Svalbard Adventure Group für ca. 140 Euro pro Person gebucht.

 

Abenteuer auf Spitzbergen | Fazit

Die ersten beiden Touren auf Spitzbergen waren extrem genial. Insbesondere die Eishöhle hat uns – das können die Bilder leider nicht ganz ausdrücken – extrem von den Socken gehauen. Die Guides auf unseren Touren waren immer um unsere Sicherheit besorgt und haben zu jedem Zeitpunkt für Fragen zur Verfügung gestanden, sodass noch viele Informationen über das Leben auf Svalbard die Aktivitäten begleiteten.

Prinzipiell ist das Preisniveau natürlich relativ hoch, doch muss man den Aufwand welcher hinter den verschiedenen Angeboten steht bedenken, und wie kostenintensiv ein Leben auf der Insel ist. Die Svalbard Adventure Group ist insgesamt der größte Anbieter auf der Insel und vermittelt Touren für die kleineren Anbieter, sodass man sich bei der Svalbard Adventure Group ein Gesamtpaket schnüren kann und alles aus einer Hand kommt. Preislich macht dies keinen wirklichen Unterschied.

Morgen geht es dann weiter mit den anderen beiden Touren: 180 km auf dem Schneemobil und eine Fahrt mit dem Eisbrecher durch die Fjorde.

 


Dieser Tripreport besteht bisher aus folgenden Teilen:

4 Kommentare

  1. Darf ich einige Fragen stellen, da ich jetzt inspiriert durch diesen Bericht selbst meine Spitzbergen reise plane
    Einmal kann man Spitzbergen auch im Dezember machen oder ist es zu kalt?Werden die Ausflüge auch im Dezember angeboten? Vielen Dank für die Beantwortung.

  2. Hallo Max,

    klar darfst du Fragen stellen. Im Dezember sind die Temperaturen nicht wirklich das Problem – aber es wird einfach so gut wie garnicht hell. Ihr habt dann zwischen 20-22 Stunden Dunkelheit am Tag – das ist dann eher schlecht. 🙂

    Die „Saison“ beginnt immer Anfang März und steigert sich im April auf das Höchstniveau für „Schnee Spitzbergen“ Hier hast du 8-10 Stunden Tageslicht, welches jeden Tag (spürbar) mehr wird.

    Im Hochsommer schmilzt der Schnee und man kann Expeditionen mit dem Schiff weiter in den Norden unternehmen – dafür aber bspw. keine Schneemobiltouren mehr. Der Vorteil an der mehrtägigen Schiffsreise hoch in den Norden ist eine deutlich höhere Chance für Eisbären – denn im Norden sind auch die Robben – und wo Robben sind, sind auch Eisbären. 🙂

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