Reisen in Deutschland während der Coronakrise

Momentan befindet sich die gesamte Welt im Ruhezustand und Reisen sollen aufgrund des Coronavirus nicht mehr stattfinden. Wer kann bleibt auch zuhause und die allermeisten, welche jetzt noch auf längeren Strecken unterwegs sind, sind Rückkehrer, die versuchen nach Hause zu kommen.

Reisen in Deutschland ist während der Coronakrise deutlich anders, als man es bisher kannte und auch wenn Reisen nach Möglichkeit unterlassen werden sollen, gibt es immer noch Menschen, welche sich aus verschiedensten und meist sehr triftigen Gründen zu anderen Orten bewegen müssen.

Wie eine Reise innerhalb Deutschlands in Zeiten des Coronavirus aussieht, will ich in diesem Beitrag einmal mit Euch teilen, denn ich musste vor kurzem, mitten in der Pandemie und während dem vollen Ausmaß der Maßnahmen der Bundesregierung, nach Berlin reisen.

Um es vorweg zu nehmen, niemand sollte sich momentan aus „Spaß an der Freude“ auf eine Reise auch innerhalb Deutschlands machen. Es ist unsolidarisch und aus eigener Erfahrung kann ich Euch berichten: Es macht auch keinen Spaß! Zusätzliche Maßnahmen, weniger Komfort und ein System das auf Sparflamme läuft, laden auch wirklich nicht zum Reisen ein.

Ich musste zwingend an einem Dienstag Mittag in Berlin bei der Charité sein und bin daher von Frankfurt nach Berlin gereist. Was vor der Corona Pandemie ein einfaches Unterfangen gewesen wäre, denn ich hätte einfach einen der bis zu 26 täglichen Lufthansa Flüge am Morgen nach Berlin genommen und wäre am Abend zurück geflogen, ist heute alles andere als einfach.

Lufthansa fliegt noch drei mal am Tag von Frankfurt nach Berlin und das tatsächlich nicht zu passenden Zeiten für solch ein Unterfangen. Entsprechend bin ich am Morgen mit der Bahn nach Berlin gefahren, welche aktuell noch einige Züge anbietet, denn wenn man das Streckennetz stilllegt, braucht man Wochen, dieses wieder so vorzubereiten, dass Züge fahren können.

An dieser Stelle muss ich tatsächlich auch ein großes Lob an die Deutsche Bahn aussprechen, denn meine Züge waren alle überpünktlich (etwas was man vor der Pandemie bei weitem nicht immer hatte) und auch sauber. Kontrollen an den Bahnsteigen, wie in anderen Ländern Europas gibt es in Deutschland nicht und entsprechend war die Bahnfahrt eigentlich sehr unspektakulär und sogar angenehm.

Ich saß von Frankfurt bis Berlin mit maximal drei Personen in einem Abteil und das an einem Wochentag. Wer öfter auf dieser Strecke unterwegs ist, der kennt dies eher so, dass man ab Frankfurt im ICE auf dem Gang stehen darf, wenn man keinen Sitzplatz reserviert hat.

Meine Hoffnung, dass das Internet bei so wenigen Passagieren in den Zügen stabiler und schneller funktioniert wurde leider enttäuscht, allerdings war das kostenlose WLAN wie gewohnt vorhanden, die Steckdosen funktionierten und der Zug war sauber. Worüber soll man sich also beschweren?

Das Bordbistro war natürlich inzwischen in den Zügen geschlossen, jedoch konnte man dennoch wenigstens Getränke in Flaschen kaufen. Kaffee gab es zwar keinen, aber die Fahrt bis Berlin war tatsächlich eine der angenehmsten Bahnfahrten, die ich je gemacht habe.

Natürlich waren auch die Bahn Lounges geschlossen, was allerdings kein wirkliches Problem für mich war. Wenn man aber längere Umsteigezeiten hat, sollte man sich dessen bewusst sein, denn Wartemöglichkeiten in Cafés gibt es auch nicht mehr.

Taxen fahren normal

Dass mein Zug pünktlich war, nahm mir auch viel Druck, denn ich hatte den letzten Rückflug aus Berlin nach Frankfurt gebucht, welcher vor 18 Uhr starten sollte. Ich war mir auch unsicher, wie gut es mit dem Fortbewegen in Berlin funktioniert, aber die Taxen fuhren hier normal und die Fahrer waren alle froh, einen Gast zu haben. Das Aufkommen sei sehr niedrig und der Fahrer, der mich dann zum Flughafen gefahren hat sagte mir, dass ich seit zwei Wochen der erste Gast sei, der hier hin wolle.

Tegel ist fast komplett geschlossen

In Berlin hat man ja bereits über eine Schließung des Flughafen Tegel diskutiert und hier war wirklich kaum noch etwas los. Ich war beim online Check-In schon sehr überrascht, dass mir die Bordkarte C48 als Gate angezeigt hat. Der Terminal Bereich A, in welchem Lufthansa sonst abfliegt und in dem sich auch die Lufthansa Lounge befindet, war komplett geschlossen. Die letzten verbleibenden Flüge wurden aus dem Terminal C, welches früher von Air Berlin und nun vorrangig von EasyJet benutzt wird, abgefertigt.

Dass das Terminal C den Charme einer Industriehalle hat und weder die Lounge noch Restaurants und Shops hier noch geöffnet haben ist in Anbetracht der Situation aber wohl mehr als egal.

Was mich in Berlin allerdings schockiert hat war die Sicherheitskontrolle und wie das Personal offenkundig Freude daran hatte, die Passagiere zu gängeln. Inzwischen wurden die Sicherheitsmaßnahmen an allen Flughäfen in Deutschland verschärft und man hat eine Situation die unangenehmer ist, als in den USA (ohne TASpre). So müssen Gürtel, sämtlicher Schmuck (sogar mein Ehering), Uhren und Schuhe abgelegt und durchleuchtet werden. Auch wenn ich den Sinn in Bezug auf das Coronavirus, mit dem dies begründet wird nicht verstand, war ich bereit dies zu akzeptieren.

Absolut inakzeptabel war aber die Art wie man in Berlin versucht hat, die neuen Handgepäcksbestimmungen durchzusetzen. Zwar hat man das Handgepäck auf ein Stück reduziert (was eigentlich nur in der Business und First Class eine Rolle spielt), in Berlin wollte man hier aber offensichtlich päpstlicher als der Papst sein.

Am Check-In stand eine weinende Dame, welche von dem Personal an der Sicherheitskontrolle aufgefordert wurde ihren Hund in einem Softbag aufzugeben (was vermutlich ein Todesurteil für den Hund gewesen wäre) oder auch medizinisches Equipment oder Laptoptaschen wollte man hier verladen lassen. Alles Dinge, welche absolut nicht in den Frachtraum gehören!

Besonders bedenklich war, dass die Damen und Herren hier beim wild Gestikulieren und Gäste Abweisen enormen Spaß hatten und hier teilweise breit gelächelt haben. Selbst auf die Aufforderung die Bundespolizei zur Klärung zu rufen, wurde mit einem breiten Grinsen und einem „Die sagen dir dasselbe“ kommentiert.

Und es kam wie es kommen musste, die Beamten der Bundespolizei waren von dieser Auslegung der Regeln nicht besonders begeistert und haben tatsächlich alle fraglichen Fälle durchgewunken und sich sogar für die Kollegen von der Sicherheitskontrolle entschuldigt.

Flug mit 17 Passagieren

Selbst nachdem man das Angebot zwischen Berlin und Frankfurt auf 15% reduziert wurde, ist dies eigentlich immer noch viel zu viel. Auf meinem Flug waren genau 17 Passagiere gebucht und entsprechend entspannt war der Einsteigevorgang auch. Man hat auf das übliche Gruppen Boarding verzichtet und stattdessen die Passagiere nur dazu aufgefordert, dass man zwei Meter Abstand halten solle.

Das Boarding zu Fuß über das Vorfeld war dann für mich bei einem Lufthansa Flug wohl auch einen Premiere, aber wenigstens hatte man so einen guten Blick auf die Flugzeuge.

An Bord des Airbus A320 war dann gähnende Leere und die Passagiere setzten sich auch möglichst weit auseinander. Nur am Notausgang sorgte dies für ein paar Diskussionen, denn hier müssen bei Lufthansa alle vier Ausgänge besetzt sein, was für einen Gast zu viel Nähe zu dem in der Reihe hinter ihm sitzenden Passagier war. So wurden die Passagiere kurzerhand umgesetzt und überpünktlich konnten wir nach Frankfurt starten.

Der Flug selbst war dann äußerst ereignislos. An Bord waren neben zwei Piloten auch vier Flugbegleiter und die 17 Passagiere, von denen einer in der Business Class und 16 in der Economy Class geflogen sind.

Die Flugbegleiter hatten auf diesem Flug übrigens keine Masken auf, allerdings war der Service sehr eingeschränkt. So gab es in der Business Class zwar den bekannten Snack, aber auf Getränke musste man verzichten, bzw. es gab nur Wasser. In der Economy Class wurde auch nur Wasser in 0,5 Liter Flaschen angeboten und auf den normale Getränkeservice hat man ebenfalls verzichtet.

Hier will man vor allen mögliche Infektionen durch offene Flaschen und Becher verhindern. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit hier sehr gering ist und bis jetzt kein Fall bekannt ist, bei dem sich ein Mensch so infiziert hat, will man alle möglichen Gefahrenquellen ausschließen. Ich denke hierfür hat wohl jeder Verständnis.

Nachdem wir überpünktlich in Berlin gestartet sind und mit einer erstaunlich kurzen Flugzeit von nur 35 Minuten in Frankfurt gelandet sind, waren wir fast 40 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit am Gate in Frankfurt. So etwas habe ich auch noch nie erlebt.

Reisen in Deutschland während der Coronakrise | Frankfurtflyer Kommentar

Aktuell sollte man wirklich nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, in ein Flugzeug oder einen Zug steigen, um in einen anderen Ort zum reisen. Allerdings sind es nicht nur fromme Bitten, welche wir hier hören, sondern es wird uns auch gezielt schwer gemacht noch zu reisen, was durchaus sinnvoll ist.

Reisen innerhalb Deutschlands hat sich aktuell massiv verändert und alle die darüber nachdenken, mal wieder zu fliegen, weil man es doch vermisst: LASST ES SEIN! Nicht nur dass es Quatsch ist, es macht auch einfach keinen Spaß aktuell und das hat durchaus einen guten Grund.

Grundsätzlich ist es aber sehr interessant, wie schnell und drastisch sich das Reisen innerhalb Deutschlands verändert hat. Das einzig Positive was ich an der Situation sehen konnte war, dass alle Flüge und Züge extrem pünktlich und zuverlässig waren, was einfach noch einmal unterstreicht, dass wir eigentlich unsere Infrastruktur überlasten, denn ohne Last läuft das ganze System wie geschmiert.

9 Kommentare

  1. für den Moment dürften das die allermeisten akzeptieren. Es stellen sich 2 Fragen

    1. Wann kann man wieder FREI reisen (also nach USA, China, Thailand)

    und

    2. wie werden diese Reisenn dann aussehen? Wir sich ernsthaft jemand neben einen Fremden ins Flugzeug setzen?

    Also ich sehe das ganze sehr sehr kritisch und mag mir das gar nicht ausmalen

    • Die Frage kann valide wohl aktuell niemand beantworten. Fakt ist wohl tatsächlich, dass das, was aktuell weltweit abläuft eine Tiefenkrise ist, welche die Zukunft massiv verändern wird. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass sich neben dem Businesstrip- auch das Urlaubsreiseverhalten der Menschen massiv verändern wird. Für ersteres halte ich starke Einbrüche für wahrscheinlich, Stichwort Webmeetings und dezentrales Arbeiten in virtuellen shared Spaces, für letzteres eine eher regionalere Orientierung der Menschen. Speziell ausgefallene Fernreisen dürften in nächster Zeit weniger gefragt sein, die Leute werden sich lange daran erinnern, dass viele Menschen irgendwo am Ar… der Galaxis fernab von Zuhause gestrandet waren und erst Wochen später heim kamen. Welche Auswirkungen dies auf die Hotel-, Tourismus- und Airlinebranche haben könnte, mag sich wohl jeder vorstellen. Der A380 bspw. wäre damit mausetot, viele Airlines mMn. ebenso, auch solche, welche man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat, z.B. Etihad oder auch Cathay, von zombifizierten Unternehmen wie Air India, Malaysia oder Asiana mal ganz abgesehen. Profitieren dürften eher regionale orientierte Airlines mit straffer Kostenstruktur wie Ryanair, Air Asia X und auch starke Konglomerate wie LH, IAG, Qantas etc.
      Alles meine persönliche Einschätzung, welche ich gerne sinngemäß mit Worten des Dalai Lama abschließen möchte: wenn Du meinst, dass die Welt um Dich herum im Chaos versinkt, dann sei beruhigt, denn die Dinge ordnen sich lediglich neu. Ich finde es als Aviation Aficionado seit den frühen 1980er Jahren sehr spannend, wie die Branche in 5 Jahren aussehen wird.

    • In Wuhan ist der totale Lockdown vor ein paar Tagen nach 11 Wochen Dauer aufgehoben worden. Fluege und Zuege gehen wieder halbwegs normal.

      Glaubst du die Politiker in der EU wollen im Vergleich der Systeme ihr Gesicht verlieren? Ganz bestimmt nicht, deshalb kann man auch hier von 11 Wochen +- 2 Wochen Toleranz ausgehen. Da der Lockdown hier Mitte Maerz angefangen hat, waeren wir dann bei Mitte Juni fuer die Aufhebung.

  2. Erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Bereits ist mein ATH und LIS Trip Corona bedingt ausgefallen und nun wird’s vermutlich mit HDF Ende Mai ähnlich enden — Pech muss der Mensch haben, so schätzt er wieder wenn’s gut läuft !! Aber: Zum Glück gibt’s ja noch die Bahn; dauert halt etwas länger !

  3. Eigentlich hatte Tegel früher mit das beste Sicherheitspersonal.
    Aber Grundsätzlich arbeitet in diesem Job 90% Pack und das nicht nur in Deutschland sondern auf der halben Welt.
    Was mich in diesem Zusammenhang enttäuscht, ist, dass gerade diese Leute noch am Arbeiten gehalten werden, anstatt man da einfach jeden unfreundlichen rausschmeißt und einen anderen aus der Kurzarbeit holt.
    Ein weitere Problem sehe ich darin, dass dem Luftverkehr die Milliarden in den Hintern gepumpt werden, während in der momentanen Situation Hotels, Gaststätten und Busunternehmer kaum auf Hilfe hoffe können.
    Ist das nicht irgendwie seltsam wie unser Staat seine Prioritäten setzt?

    Mal schauen wie lange das so weitergeht und wie viel Geld noch von Staatsseiten in die großen Branchen gepumpt werden, die die ohnehin schon gestraften kleinen Leute dann in den kommenden Jahren mit hohen Steuern bezahlen müssen.

    Ich denke mal wir werden es ab Januar mit einer Mehrwertsteuer von mind. 21% sehen.

    • Das ist immer und überall so: Der Staat hat’s gegeben und er holt es sich ganz sicher auch wieder zurück. Er führt z.B. eine befristete „Seuchen“-Steuer ein, die dann zum “ Providurium “ wird. Der Staat hat noch NIE etwas verschenkt.

    • Wird doch schon gemacht, die Sicherheitsunternehmen verdienen ihr Geld nicht damit, die Sicherheitsdienstleistung zu erbringen, sondern damit, dass sie vom Jobcenter Kandidaten vermittelt bekommen die sie kostenpflichtig durch ihre Lehrgaenge bringen.
      Anschliessend sind die Arbeitsbedingungen so schlecht, dass viele wieder freiwillig kuendigen und die naechsten nachruecken koennen.

  4. Ich frage mich in dieser Zeit: von wem kommt das Geld, das nun den vielen Airlines, Unternehmen, Hotels, Geschäften etc. fehlt. Das Geld kommt normalerweise von uns Kunden/Reisenden. Wir reisen, kaufen ein etc. Und dieses Geld wird auch wieder in den Kreislauf eingespeist. Wer bezahlt also am Ende für die Kurzarbeit, Staatshilfen etc. ?Natürlich der Steuerzahler. Nur eben kriege ich keine Hotelübernachtung oder eine Flugreise im Gegenzug. Ich ärgere mich zur Zeit, dass die LH sich bei der Erstattung des Flugpreises so schwer tut und dann denke ich mir wieder: mei, am Ende zahle ich so oder so dafür.

  5. Eine Bekannte war in Stockholm es war wie ein Trip zurück zur Normalität .
    Fast keine Einschränkungen und coro Tote pro Million im mittleren europäischen Bereich.
    Fallzahlen sind IMHO irrelevant.Wenn es nicht genügend hohe Fallzahlen gibt ,werden einfach ein paar mehr getestet !

    Habe vorhin auf BILD online mir die Landung einer Antonov in Leipzig angesehen.
    Beeindruckend!
    Weniger Beeidruckend eine ANnegret Kr.Karrenbauer im modisch roten Jäckchen natürlich wie der Großteil ihres Gefolges und auch der „Sicherheitskräfte“ ohne Maske und ohne den für uns mit Bußgeld durchgesetzen Mindestabstand einzuhalten ; trotzdem auf dem Rollfeld ausreichend Platz war , ähnich wie der Gesundheits“experte“ Jens Spahn sich vor Kameras ohne Maske in einen vollen Lift drängte .

    Ich möchte wieder fliegen mit dem üblichen Lebensrisiko und zwar ohne eine im Schnellverfahren entwickelte Zwangsimpfung mit zweifelhaften Wirkungen UND möglichen Nebenwirkungen zu dulden.
    Ich bezweifele , daß unsere Regierung sich gegen coro impfen lässt !

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.