Review: Air France Mittelstrecke Economy vs. Business

Nachdem Vilas bereits vor einiger Zeit bei uns einen Gastbeitrag über die Aegean Business Class geschrieben hatte, folgt nun der Nächste. Diesmal geht es auf die Air France Mittelstrecke von Paris nach Marokko.

Da meine bessere Hälfte für ein paar Monate eine Auslandsstation in Marokko wahrnimmt, entschloss ich mich für ein verlängertes Wochenende nach Rabat zu fliegen. Da Rabat mit Ausnahme von Billigfliegern wie Ryaniar und Kollegen nur von Air France und Royal Air Maroc angeflogen wird, entschied ich mich für Direktflüge mit Air France. Weil ich dort auch noch den Gold Status halte und zum Zeitpunkt der Buchung noch keine Kenntnis über die weitreichenden Programmänderungen hatte und meinen Staus halten wollte, buchte ich mir für den Rückflug ein Ticket in der Business Class, obwohl es für einen Privatflug unter 3 Stunden ein bisschen unnötig ist. Zumindest gab mir diese Konstellation die Möglichkeit beide Produkte auf der Mittelstrecke direkt zu vergleichen.

 

Air France Mittelstrecke – Am Flughafen

Mein Flug aus Paris Charles-de-Gaulles wurde im non-Schengen Terminal 2E abgefertigt. Da mein Flug um 10.25 Uhr startete, kam ich in den Genuss der Rushhour – dies gilt grob zwischen 8 und 11 Uhr auf Grund der Nordamerikaflüge und 17 bis 20 Uhr für die Asienflüge im Terminal 2E, da das Terminal 2E den Check In sowie die Sicherheits- und Passkontrolle für die direkt angeschlossenen K-Gates und die Satelliten-Gates L und M abdeckt. Durch meinen Air France Skyteam Elite Plus Status konnte ich die Sky Priority Pass- und Sicherheitskontrolle nutzen, musste aber nichtsdestotrotz 50 Minuten für eben diese anstehen. Gäste die nicht über diesen Vorteil verfügten, warteten ungefähr 80 Minuten. So extrem ist es aber nur, wenn man zu den genannten Zeiten aus Paris einen non-Schengen Flug antritt. Als Umsteiger sind die Transitkontrollen zeittechnisch sehr human.

 

Durch die lange Wartezeit hatte ich nur noch 20 Minuten um der Lounge im K-Bereich einen kurzen Besuch abzustatten. Diese wird momentan renoviert und war daher ungewöhnlich voll, aber das Catering-Angebot war wie immer. Somit gab es für mich als Frühstück ein Rührei mit Pilzen und ein Gläschen Champagner (Laurent Perrier Brut).

In Rabat kam ich exakt eine Minute vor Check In Schluss am Flughafen an (hier werden trotz Online-Check In keine mobilen Boardkarten angeboten und man muss bei Betreten des Terminals ähnlich wie in Istanbul sämtliche Gepäckstücke durchleuchten lassen). Hier wurde ein Schalter für Sky Priority Gäste, zwei für Economy Passagiere und einer für Baggage Drop-off angeboten. Meine verbleibenden 61 Minuten bis zum Abflug verbrachte ich in der Warteschlange für Pass- und Sicherheitskontrolle und kam pünktlich zum Boarding am Gate an. Die Lounge hatte ich mir vorher auf Loungebuddy angeschaut und glaube nichts verpasst zu haben.

Air France Mittelstrecke – Boarding

Meiner Meinung nach setzt Skyteam den Boarding-Prozess (zumindest für Statuskunden) mit Abstand am besten um. Selbst beim Bus-Boarding gibt es separate Sky Priority Schlangen. Zuerst dürfen First-, Business- und Premium Economy Class Gäste mit den Skyteam Elite Plus Kunden an Board gehen. Nach der ersten Runde dürfen Skyteam Elite Gäste über die Sky Priority Schlange boarden, gefolgt von allen anderen Gästen. Somit kann man entspannt sein Handgepäck in den Ablagefächern verstauen und muss diese nicht weiter hinten, oder gar zum Verladen abgeben. In der Business Class wurden vor dem Start lediglich verpackte feuchte Tücher gereicht, aber kein Willkommensgetränk.

Air France Mittelstrecke – Service während des Fluges

Auf meinem Flug in der Economy Class begann der Service ungefähr eine Stunde nach dem Start in Paris. Die warme Mahlzeit wurde gleichzeitig mit den Getränken serviert. Die Mahlzeit bestand aus einem sehr unspektakulären Möhrensalat mit einem Joghurt-Dressing, einem sehr saftigen und schmackhaften Hähnchenragout an Risotto, einer Ecke Camembert mit Ciabatta Brötchen, einem kleinen Pflaumenküchlein und einer kleinen Tafel Schokolade aus dem Hause Valrhona. Bis auf die Vorspeise waren alle Komponenten, besonders für eine Economy-Mahlzeit, überdurchschnittlich in Puncto Qualität und Quantität. Lediglich, dass Air France ein billiges Plastikbesteck in der Economy Class vorsieht, hat mich gestört, da die Mahlzeit ansonsten wirklich sehr gut war. Ungefähr eine halbe Stunde nach dem Servieren des Mittagessens wurden die Tabletts eingesammelt und Tee und Kaffee angeboten. Die verbleibende Stunde bis Rabat habe ich es mir auf meinem Fensterplatz in der A319 bequem gemacht und ein wenig Schlaf nachgeholt.

Die Damen und Herren, die auf dem Rückflug in der Kabine arbeiteten, waren mindestens genau so herzlich wie auf dem Hinflug und begannen umgehend nach dem Start mit einem Aperitif Service. Zur Wahl standen Champagner (Charles Heidsieck Brut Réserve), Orangensaft und Wasser.

 

Was den Champagner angeht, so spielt man bei Air France meist etwas Roulett, die Palette in der Business Class reicht von einem etwas simpleren Laurent Perrier Brut bis zum exklusiven Krug Grand Cuvée – dies ist zwar ein wahres Luxusproblem, aber so lernt man auch verschiedene Champagner kennen. Der Lunch-Service begann etwa 45 Minuten nach dem Start. Als Vorspeise wurde eine Dorade auf einem marokkanischen Karotten Püree und einem Mango-Kiwi Confit gereicht – man konnte wirklich (positiv) schmecken, dass die Maschine in Rabat frisch von einem örtlichen Caterer beladen wurde. Beim Hauptgericht entschied ich mich wie fast immer für das Hähnchen an marokkanischem Gemüse – dass in Marokko Fleisch meist durchgegart gereicht wird, hatte ich schon wieder verdrängt und ich muss gestehen, dass dies das mit Abstand trockenste Fleischgericht war, das ich je in einem Flugzeug gegessen habe. Dies war für mich besonders enttäuschend, da ich bis zu meinem Flug am Mittag noch keine Zeit hatte etwas zu essen und bisher in Puncto Catering noch nie von Air France in der Business Class enttäuscht wurde. Aber naja, so etwas passiert und die Crew hat diesen Patzer durch einen hervorragenden Service mehr als gutgemacht.

Nach dem Hauptservice kamen die Flugbegleiter regelmäßig durch die Kabine und versorgten alle Gäste mit Getränken, sowie weiteren süßen Kleinigkeiten bis kurz vor der Landung in Paris.

Air France Mittelstrecke – Fazit Economy vs. Business Class

Natürlich ist der Service in der Business Class viel persönlicher, besonders da diese in meinem Fall mit nur 5 von 8 Plätzen belegt war. Nichtdestotrotz waren auch die Flugbegleiter in der Economy Class sehr freundlich und ich hätte keine Hemmungen gehabt auch nach dem Hauptservice ein weiteres Getränk zu bestellen. Das Catering aus Paris war hervorragend (und ist es nach meiner Erfahrung immer), während es auf dem Rückflug leider eher ein Reinfall war, wobei ich dies auf den Caterer in Rabat zurückführe und dies weniger mit der Buchungsklasse zusammenhängt. Grundsätzlich isst man an Board der Air France aber immer gut. Was den Sitzkomfort angeht, so genießt man in der Business Class natürlich den Vorzug eines geblockten Mittelsitzes und einen durch einen Vorhang abgetrennten Kabinenbereich. Der geblockte Mittelsitz macht sich besonders positiv bemerkbar, da Air France anders als Airlines wie Aegean oder KLM, generell keinen erhöhten Sitzabstand in der Business Class auf der A318-321 anbietet, wobei dies im Konkurrenzvergleich meines Erachtens nach ehr negativ als positiv zu betrachten ist und der Abstand wirklich eng bemessen ist.

Den Aufschlag in die Business Class von ungefähr 500 EUR, würde ich besonders auf der Mittelstrecke zu privaten Zwecken eher nicht in Kauf nehmen, da Catering und Service auch in der Economy Class gut sind und ich auf drei Stunden Flug auch gerade so auf den Champagner verzichten kann. Da ich somit aber ohne einen Mileage-Run meinen Status verlängern konnte, war es für mich in Ordnung. Für diejenigen, die über keine Skypriority Vorteile verfügen, kann einem der Aufschlag allerding an den Skyteam-HUBs eine Menge Stress ersparen. Auch wenn man Wert auf den Service (ohne Meilen und Gepäckvorteile) der Business Class bei Air France legt, so kann man während des Online Check In und nach Verfügbarkeit ein reines Service-Upgrade (Lounge, Skypriority und Kabinenupgrade) für 89 EUR auf Europastrecken und 189 EUR auf Mittelstrecken erwerben. Je nach Anlass würde ich dieses Angebot durchaus in Betracht ziehen, da Air France grundsätzlich ein mehr als solides Premium-Produkt bietet.

1 Kommentar

  1. 80 Minuten fuer die Pass- und Sicherheitskontrolle waehrend der Stosszeiten ohne Status (und immer noch 50 Minuten mit Status)? Habe ich das richtig gelesen?? Das schreckt mich ja schon ziemlich ab von CDG.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.