Review: Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea

Ich hatte Mitte August bzw. Anfang September zwei mal die Chance, die neue First Class Lounge am Flughafen Incheon Korea zu besuchen. So bin ich zwar selbst nur Economy gereist, habe aber durch mehrere Jahre leben und arbeiten in Korea und später auch zahlreiche dienstliche Trips zwischen Deutschland und Korea weit über 1 Million Meilen mit Asiana gesammelt und daher den höchsten Tier Status.

Asiana ist sich treu geblieben, von der ersten First Class Lounge nach Eröffnung des Flughafens Incheon, über die zweite bis jetzt zum dritten Versuch hat man sich kontinuierlich verschlechtert.

Man muss allerdings auch ein wenig die Historie von Asiana kennen bzw. verstehen. Als zweiter Player bzw. Underdog neben Platzhirsch Korean Air gestartet, hat man es die ersten Jahre mit besserem Service versucht und geschafft, das Geschäft erfolgreich anzukurbeln. Korean Air hatte Asiana die Tore eben auch weit wie Scheunentore geöffnet, Problemchen wie ein Absturz am Berg in Guam, ein Abschuss über russischem Boden und so die eine oder andere Feldlandung bei Domestic Flügen hat die Kunden massenhaft zu Asiana getrieben. Und – chapeau, well done – diese Jahre waren bei Asiana die besten, ich habe diese Zeit sehr aktiv erlebt und extrem genossen. Seit einigen Jahren ist man bei Asiana der Meinung, ausreichend Kunden an sich gebunden zu haben und fährt den Service kontinuierlich runter. Das spiegelt sich eben auch in den Lounges wider. Kann und wird natürlich auch alles seine Gründe in der derzeitigen finanziellen Situation von Asiana haben, vor nicht langer Zeit schlidderte man nahe an der Pleite rum.

Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea | Loungegeschichte

Die erste Lounge war die beste. Immer extrem leer und extrem guter Service. Damals war es halt wirklich so, dass nur First Class Passagiere Zutritt hatten. Ich erinnere mich gerne an die großen Bäder mit Badewannen, wie bei Lufthansa First Class Lounge, nur ohne Gummientchen.

Das Angebot an Speisen war leider schon immer unterirdisch, zwei oder drei Gerichte in Fingerfood Größe sind halt weit unter dem Maßstab. Das war seinerzeit noch nicht das große Problem, da das Essen im Flugzeug alles wettgemacht hat. Ich habe nie wieder in einer First Class so große Hummer serviert bekommen. Das Angebot an Spirituosen war seinerzeit auf hohem Niveau, beispielhaft möchte ich hier den Blue Label Whisky oder Moet Champagner nennen.

Die zweite Lounge ein paar Jahre später war groß, aber auch schon merklich voller. Woran lag es? Richtig, inzwischen konnten Star Alliance Gold Member rein. Die meisten Gäste hatten diesen Status ganz easy inne, durch die Verknüpfung ihrer Kreditkarte mit der Asiana Mitgliedschaft. Und da in Korea schon sehr früh Kreditkarten eine sehr hohe Akzeptanz hatten und alle täglichen Ausgaben damit bestritten wurden, war der Gold Status ganz easy ruck-zuck erreicht. Das hat zu echt bizarren Situationen geführt. Speziell so gegen 9 bis 10 Uhr am Morgen, bevor viele Flieger nach Asien rausgingen oder abends so zwischen 19 und 20 Uhr, bevor Amerika bedient wurde. Da haben die Massen dermaßen ungeniert das Buffet gestürmt und den Champagner geleert, dass die Bedienung einfach aufgegeben und gar nicht mehr nachgefüllt hat, bzw. nicht mehr sinnvoll nachlegen konnte. Die zweite Flasche Champagner kam noch aus dem Kühlschrank, die dritte war dann handwarm.
Da kommt auch eine zweite Besonderheit vom Incheon Flughafen ins Spiel, denn der liegt 70km außerhalb von Seoul, die Beschäftigten (zum Beispiel der Koch) haben schlicht keine Wahl, außer gegen 19 Uhr die Segel zu streichen, um halbwegs vernünftig zur Familie nach Hause zu kommen. Das gleiche gilt für die Morgenstunde. Die Lounge hat zwar um 7 Uhr aufgemacht, aber ehe das Personal an Bord und wach war, war es locker 8 Uhr.
Richtig schlimm war die bauliche Lage der Lounge direkt über einem großen Duty Free Shop. Blöderweise genau die Ruheräume waren DIREKT darüber. Ständig haben irgendwelche Mitarbeiter lautstark Produkte angepriesen – das war die Hölle, null akustische Abkopplung. Hinzu kommen noch die Damen vom Ground-Personal, die ihre Schäfchen für den längst überfälligen Flugabflug im Duty Free lautstark und vehement zusammengetrieben haben.

Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea | Aktuelle Lounge

Aber jetzt endlich zur aktuellen neuen First Class Lounge. Diese ist nur noch halb so groß wie die vorherige – die Besucheranzahl ist – richtig – die gleiche. Es wird also zu den vorweg erwähnten Stoßzeiten richtig voll, bis rappelvoll. Die Ruheräume wurden jetzt unsinnigerweise direkt an den Gang gelegt und enthalten auch mitnichten ein Bett, eine Tür oder sowas, es ist einfach nur ein Sessel mit Ottomane, that’s it. Mit Schlaf hat das rein gar nix zu tun. Nur wer hundemüde ist, kann hier evtl. eine Mütze Schlaf finden, wird sich aber dann über Schmerzen im Kreuz erfreuen – bei den Sesseln kein Wunder.

Businesszentrum inklusive einem Meetingraum wurde inzwischen ganz eingespart. Keine Rechner, keine Drucker, nichts mehr. Das ist der einzige Punkt, den ich nachvollziehen kann, jeder benutzt halt sein Handy.

Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea | Catering

Es gibt nicht wie in vielen First Class Lounge ein á la carte Menü, nein, hier heißt es: ran ans schl(i/e)chte Buffet. Wobei das tatsächlich einen Tick besser geworden ist. Immer noch maximal auf dem Niveau einer Senator LH Lounge, aber okay. Die Auswahl an Getränken ist teilweise schlechter, teilweise besser geworden. Früher gab es einen Blue Label, heute ganz profan Red Label. Früher Piper Heidsick, dann Moet, jetzt Taittinger. Die Qualität und Auswahl an Getränken ist besser geworden, man kann sogar original tschechisches Bier bekommen.

Früher gab es nur koreanisches Bier oder Heinecken. Dafür ist die Quantität schlechter geworden. Aufgrund der hohen Auswahl stehen von jeder Sorte meist nur zwei bis drei Dosen, bzw. Flaschen zur Verfügung, da kann ganz schnell ein Engpass entstehen. Das Buffet mit den warmen Speisen und Salaten ist deutlich besser geworden. Das ist auch gut so, denn im Flieger ist es schlechter geworden.

Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea | Ausstattung

Kommen wir zu den Duschen. Ein bisschen warm wäre ja cool, aber eiskalt war nicht mein Plan! Dabei habe ich das Wasser wirklich lange laufen lassen. In den alten Locations kam dann irgendwann das warme Wasser. Die Toiletten sind inzwischen komplett digitalisiert, selbst der Spülknopf. Und ja, richtig, die gesamte verspielte Technik auf dem WC inkl. Bidet ist natürlich ausschließlich auf koreanisch beschriftet. Alles ist sehr winzig und eng, an LH Ausmaße mit Badewanne und Quietsche-Entchen ist nicht zu denken.

Endlich eine deutliche Verbesserung habe ich vorgefunden, was die Steckdosen angeht. Früher musste man immer eine der Stehlampen abknipsen, heute sind quasi an jedem Platz Steckdosen. Die Sicht aufs Vorfeld ist Klasse. Die vorher extrem mangelhafte akustische Abkopplung zu den Duty Free Shops etc. ist auch wesentlich besser geworden. Die Auswahl an Tageszeitungen beschränkt sich auf koreanische Zeitungen und ein oder zwei chinesische oder japanische Ausgaben. Magazine sind komplett Fehlanzeige, außer das obligatorische Asiana Duty Free Magazin.
Das WIFI hat gut funktioniert, da es kaum einer nutzt. Die Koreaner sind alle 5G mit Spitzenwerten gewöhnt, da ist WIFI fast old-school.

Früher war die First Lounge offiziell von 7 Uhr bis 20 Uhr offen, heute offiziell von 5 Uhr bis 22 Uhr. Aber glaubt mir, ihr wünscht euch nicht dort zu sein, wenn es 20 Uhr ist und 99% aller Flüge raus sind und nur noch euer Flug um 21:55 auf der Shortlist steht, welcher blöderweise OZ707 ist, welcher wirklich nie pünktlich ist! Um 20 Uhr fangen die Putzfrauen mit dem Durchwischen an, das kann man noch irgendwie ignorieren. Dann wird die Kaffeemaschine in einen Selbstreinigungsmodus für 1h geschickt und dann werden sowohl Buffet als auch Getränke abgeräumt. Wozu brauche ich dann bitte noch die Lounge?! Das ist echt bitter, selten wird man so indiskret rauskomplimentiert.

Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea | Service

Das allerbeste war aber die Behandlung der Kunden selbst, die hat sich über alle Zeiten nie geändert. Ausländische Kunden werden irgendwie toleriert. Kommt aber ein hoher koreanischer Kunde der Extraklasse, könnt ihr eine Show ebenso dieser Extraklasse erleben! Der wird begleitet durch fünf (!!) Knechte, die ihm den Weg bereiten und ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen, selbst jene, die er noch gar nicht hatte! Das ist einfach peinlich, ich habe selbst dem Typen angesehen, dass es ihm ebenfalls recht bizarr und peinlich vorkam. So etwas ähnliches haben Christoph und Nicole in Delhi erlebt. Auch ihnen war es extrem unangenehm.

Der Eingang zur Lounge ist elektronisch geregelt, also Bordkarte auf den Scanner halten und los geht es. Ist für eine First Class Lounge etwas ungewöhnlich, eine Anwesenheit von kompetenten und freundlichen Service Agenten wäre schon nicht schlecht. Es gibt einen Mini-Counter mit zwei Damen für Business und First Class Lounge, da aber speziell erstere immer extrem voll ist, ist in Konsequenz auch der Schalter oft sehr gut besucht. Ich habe nicht erlebt, dass dort keine Schlange stand.

Asiana First Class Lounge Incheon Seoul Korea | Frankfurtflyer Kommentar

Es bleibt für die Zukunft abzuwarten, was aus der Lounge wird. In den Maschinen gibt es seit September keine First Class mehr, also hätte sich auch eine gleichnamige Lounge erübrigt. Es wäre einerseits schade, andererseits ist der Verlust marginal.

Über Thomas: Ich bin 48 Jahre alt. Davon die letzten 20 Jahre viel im Ausland unterwegs gewesen bzw. sogar dort gelebt. Das geht zwangsläufig einher mit einer großen Anzahl an Flügen. Derzeit genieße ich eine Auszeit vom Dienst und bin Privatier. Die Anzahl der Flüge hat sich nahezu auf Null gedreht, ich habe festgestellt, dass die beste und feinste First Class der Welt meine Couch, meine Küche und mein Barkeller zu Hause sind und kein noch so nettes Servicepersonal an Bord oder in der Lounge meine Familie ersetzen kann.

Wenn Ihr auch einen Gastbeitrag schreiben möchtet, meldet Euch gerne bei Nicole unter nicole@frankfurtflyer.de.

3 Kommentare

  1. Ich hab die beiden Asians Business Lounges im Februar kennengelernt und fand diese gar nicht so katastrophal. Insbesondere im Vergleich zu den Priority Pass Lounges, die einfach nur überfüllt waren. Was Du so beschreibst, da kann ich kaum Unterschiede zu den C Lounges erkennen.

    Verstehe ich richtig, dass ich mit Star Alliance Gold in die First Lounge gekonnt hätte?

    • Nein, die für Gold ist nebenan.
      Allerdings bin ich vor ein paar Monaten Business von ICN nach LHR mit BA geflogen und habe da beim check-in einen Pass für die Asiana First bekommen… Vielleicht weil ich BA Gold bin.
      War auf jeden Fall sehr merkwürdig dass ich als OW-Member in die First darf, während die Star Alliance Gold nach nebenan mussten 😀
      Ich fand sie jedenfalls nicht so schlecht, das Essen war gut, die lounge war sehr ruhig – und es gab oreo Kuchen der mir wichtiger war als diese ständige Alkoholhysterie in den lounge reviews…

  2. War gestern und vor 2 Wochen mal wieder in dieser Lounge. Nachdem Asiana die Zugangsregelungen verändert / verschlechtert hat, kommen jetzt weniger Kunden rein. Ist daher spürbar weniger voll.
    Duschen waren einmal heiß, einmal leider wieder nur kalt.
    Ansonsten ziemlich unverändert, witzig ist nur, dass es nach wie vor die „First Class“ Lounge ist, obwohl seit einem halben Jahr die First abgeschafft wurde.

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