Review: Boutique Hotel Manor House Tscheboksary

Das Boutique Hotel Manor House im russischen Tscheboksary. Foto: Sebastian

Manchmal kommt man als Autor in die Situation, in der man sich fragt, wem der Erfahrungsbericht zu einem Flug, einem Hotel oder einer Lounge weiterhelfen soll. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer der eigenen Leser genau dorthin kommt, so gering wie ein Sechser im Lotto. Here we go – das ist meine vermutlich unnützeste Hotelbewertung aller Zeiten: Ich nehme Euch mit in das Boutique Hotel Manor House in der Hauptstadt der Tschuwaschischen Republik in Russland.

Ein selbsternanntes 5-Sterne-Hotel ohne jegliche in diesem Zusammenhang bekannte Services. Dafür aber mit einem liebevollen Design und einer beeindruckenden Aussicht (in unserem Fall zumindest aus dem Badezimmer). In diesem Fall also ein Erfahrungsbericht zu einem Hotel, das Ihr vermutlich niemals besuchen werdet.

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Buchung und vor der Anreise

Ein Überraschungsbesuch bei den Großeltern der Zwillinge stand an. Sie leben in einer Plattenbau-Großstadt in der Tschuwaschischen Republik in Russland. Dort gibt es zwar ein paar wenige Hotels, doch weder die Stadt noch die Hotels scheinen besonders attraktiv. Daher ist unser Anlaufpunkt immer (also in meinem Fall zum zweiten Mal) die Stadt Tscheboksary, die direkt an der Wolga liegt und einen tollen Charme und hohen Erholungswert bietet.

Ein bestechendes Argument für das Hotel: Die Ausicht. Foto: Sebastian

Als ich 2018 zum ersten Mal vor Ort war, übernachteten wir teilweise im Volga Premium Hotel und teilweise im Hotel Manor House. Und zwar genau in der Reihenfolge, um anschließend festzustellen, dass wir das Volga Premium Hotel auch durchaus hätten überspringen können, ohne dass es schlecht gewesen wäre. Im Jahr 2024 hatte es sowieso zu und so suchten wir einen Weg, vorab das Manor House zu buchen. Und siehe da, während viele Online-Reisebüros die Sanktionen durchziehen, hatte Zenhotels das Manor House noch im Angebot. Und noch besser: Zahlungen mit Visa, Mastercard, Amex und sogar Diners Club waren möglich. Oder hätten möglich sein sollen.

Eine 80 Quadratmeter Suite für vier Personen sollte etwas mehr als 100 Euro pro Nacht kosten. Für lokale Verhältnisse immer noch extrem viel, für uns ein No-Brainer. Und so buchte ich uns direkt für vier Nächte dort ein.

Daten
Buchungskanal: Zenhotels.com
Aufenthaltsdauer:: 4 Nächte
Zimmer: 9
Status: kein
Zimmerrate: Flexible Rate mit Bezahlung im Hotel
Preis: 40.000 RUB (ca. 420 Euro)
Gebuchte Kategorie:
Erhaltene Kategorie:
Suite with courtyard view
Suite with courtyard vierw

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Lage & Anreise

Das Hotel Manor House liegt etwas abseits, aber trotzdem sehr zentral in Tscheboksary auf einer Anhöhe direkt am Cheboksarskiy Zaliv, dem See, der von der angrenzenden Wolga gespeist wird. Von hier lassen sich alle zentralen Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden und diverse Restaurants besuchen. Lediglich für den Transfer nach Nowotscheboksarsk benötigten wir ein Taxi, was in den ersten Tagen eine Herausforderung war, da die Taxifahrer die Strecke nur ungern fuhren. Ein paar Freunde, Kontakte und die Yandex App später, war aber auch dieses Hindernis bewältigt.

Wir waren schon zuvor mit einem im Vorhinein organisierten Shuttle von Kasan nach Nowotscheboksarsk gefahren worden. Nach ein paar Stunden bei den Schwiegereltern benötigten wir mehrere Anläufe, um ein Taxi zu bekommen, um zum Hotel zu fahren. Irgendwann klappte aber auch das und wir konnten unser Gepäck die Treppen zur Rezeption selbst hinauftragen.

Dieses Tor führt zum Hotel Manor House. Foto: Sebastian

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Check-In

Da standen wir nun an der Rezeption des kleinen Boutique Hotels mit nur zehn Gästezimmern und sollten 40.000 Rubel bezahlen. Und natürlich funktionierten unsere europäischen Kreditkarten, wie im DoubleTree Kazan, nicht. Und das, obwohl der Vermittler des Hotels, die Plattform Zenhotels, es in der Bestätigung anders kommuniziert hatte.

Wir einigten uns mangels ausreichender Geldmittel in Rubel daher mit der Mitarbeiterin an der Rezeption, zunächst die erste Nacht inklusive des Frühstücks zu bezahlen und dann am nächsten Tag Geld zu wechseln, um den restlichen Aufenthalt zu begleichen.

Nachdem wir Pässe und elektronisches Visum vorgelegt hatten, erhielten wir auch unseren Zimmerschlüssel für die Suite mit der Nummer 9 auf der zweiten Etage. Während der Check-In-Prozedur erlaubte ich mir schon, die ersten Koffer selbst nach oben zu tragen. Etwas unüblich für ein 5-Sterne-Hotel, aber ich wollte mich nicht beklagen.

Der Wohnbereich der Suite. Foto: Sebastian

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Zimmer

Irgendwie waren das unsere „suite days“ auf dieser Reise. Und wie auch beim DoubleTree Kazan hatten wir hier die Suite direkt gebucht und uns nicht auf ein Upgrade verlassen. Wie auch, denn wir waren hier in einem unabhängigen Hotel, ganz ohne Status.

Die zwei Suiten mit den Nummern 9 und 10 liegen im obersten Stockwerk des Hotels. Das ist zwar nur das zweite Obergeschoss, mit Gepäck sind die Treppen dennoch beschwerlich. Einen Aufzug gibt es nicht und auch sonst ist das Hotel nicht barrierefrei.

Das Schlafzimmer befindet sich in einer separaten Ecke der Suite. Foto: Sebastian

Dafür war unsere Suite mit rund 80 Quadratmetern doch sehr großzügig, aber nach dem offiziellen Maßstab eigentlich keine echte Suite. Denn es spielte sich – mit Ausnahme des Badezimmers – alles in einem Raum ab. Da gab es den großen Wohnbereich mit einem massiven Esstisch und einer zusätzlichen Sofagruppe. Etwas abseits befand sich der Schlafbereich, der sich zum Glück auch verdunkeln ließ. Das war dort, wo die Schlafcouch war, leider nicht der Fall. Die Nächte sind im Sommer in der Region kurz und bereits nach zwei Uhr beginnt Tageslicht die Räume langsam zu durchfluten. Da ist es nicht ideal, wenn sich das Zimmer nicht komplett verdunkeln lässt.

Das Badezimmer wirkt etwas überdimensioniert. Foto: Sebastian

Das Badezimmer war riesig und verschenkt eigentlich viel Raum, denn Dusche und Badewanne sind kombiniert. Zusammen mit dem WC wird nur ein kleiner Teil des Raumes ausgenutzt. Pflegeprodukte und Amenities waren von einer neutralen Marke in kleinen Plastikfläschchen. Zusätzlich wurden Bademäntel und Slipper zur Verfügung gestellt.

Die Suite verfügte sonst über die meisten wichtigen Dinge, wie eine Minibar, einen zusätzlichen Schminktisch und einen Flachbildfernseher. Auf Bügeleisen und Bügelbrett mussten wir jedoch verzichten.

Auf die meisten Dinge, wie Mars Schokoriegel muss man auch in Russland derzeit nicht verzichten. Foto: Sebastian

Beim Hotel Manor House handelt es sich um ein echtes Anwesen und so war auch die Einrichtung sehr klassisch mit den wuchtigen Ledersitzmöbeln, der dunklen Holzeinrichtung und dem Kamin gewählt. Damit passte die Einrichtung perfekt zum Gesamtbild des Hotels.

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Frühstück

Das Frühstück im Manor House wird im hoteleigenen Restaurant bzw. auf der Terrasse davon serviert und muss einen Tag vorher für einen festen Zeitpunkt bestellt werden. Dafür gibt es ein kleines À-la-carte-Menü mit Speisen wie Blini mit Kondensmilch, Eierpfannkuchen mit Parmesan und Rucola oder Lachs sowie Toast mit Marmelade.

Während eine Tasse Kaffee oder Tee im Preis von 600 Rubel (etwa 6 Euro) inbegriffen war, mussten wir für das Wasser der Kinder extra bezahlen.

So wie es serviert wurde, war es ausreichend und genau passend für uns. Sogar so, dass wir täglich nur zweimal Frühstück bestellten und die Kinder die Blini aßen, während wir zufrieden mit unseren Eiern waren.

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Service

Wenn ich in ein 5-Sterne-Hotel einchecke, habe ich etwas andere Ansprüche an den Service. Da gehe ich davon aus, dass man mir das Gepäck abnimmt und es auf das Zimmer bringt. Vor dem Hintergrund muss man hier die 5-Sterne mit einem anderen Blickwinkel und nicht nach deutschem Standard sehen.

Die Mitarbeiterinnen an der Rezeption waren für uns die zentrale Anlaufstelle und haben uns bei diversen Herausforderungen geholfen. Unter anderem haben sie uns unkompliziert Geld gewechselt und sich mit den Taxidienstleistern der Stadt für uns herumgeschlagen.

Das junge Personal im Restaurant war zwar sehr freundlich, aber wenig auf Zack. Da saßen Gäste auch schon mal länger, ohne dass etwas passiert ist. Obwohl der Laden sonst eher leer war.

Leider war es auch hier eine Herausforderung, direkt ein bezogenes Sofabett zu bekommen. Aber dieser Fauxpas wurde schnell von der Mitarbeiterin an der Rezeption behoben.

Auch im Boutique Hotel Manor House hatten wir Herausforderungen mit dem Zugang zum Internet. Wir benötigten die Hilfe einer Mitarbeiterin, um uns überhaupt anmelden zu können. Geschmälert wurde das Online-Erlebnis dann zusätzlich noch durch das schlechte Signal sowohl in der Suite als auch auf der Restaurant-Terrasse.

Stilvolle Dekoration finden sich auch in den öffentlichen Bereichen des Hotels. Foto: Sebastian

Boutique Hotel Manor House Tscheboksary | Frankfurtflyer Kommentar

Bereits vor sechs Jahren waren wir im Boutique Hotel Manor House zu Gast. Seitdem hat sich nicht viel geändert, seitens des Hotels zumindest. Wir reisten damals noch ohne die Kinder. Die beiden kamen erst zwei Jahre später. Und ehrlicherweise wäre für Familien mit Kindern vermutlich ein anderes Hotel besser geeignet.

Dennoch hat uns der Aufenthalt in dem kleinen liebevollen Hotel wieder so gut gefallen, dass beim nächsten Mal unsere Entscheidung sicher wieder darauf fallen wird. Das Manor House hat einfach einen ganz besonderen Charme, den man sonst in Tscheboksary nicht findet.

Weitere Teile dieses Tripreports:

4 Kommentare

  1. Solche Berichte liebe ich. Die Zimmerausstattung und der Service erinnert ich an meine Russland-Reise vor über 45 Jahren. Hat sich scheinbar nicht viel geändert.
    Schon damals: Kein Lift, Gepäck selber hochtragen.
    Wo ein Lift vorhanden war, sass auf jedem Stockwerk eine beleibte Babuschka zwecks …. ja wozu eigentlich ??
    Doch, jetzt erinnere ich mich: Es fehlten im Gepäck Unterwäsche und T-Shirts. Sollte ja eigentlich nicht vorkommen bei solch einer Bewachung/Überwachung.
    Aber eben: Die Leute dort besitzen nicht viel und wir leben dafür im Überfluss = ausgleichende Gerechtigkeit.

  2. Ich war vor 20 Jahren für eine Woche in Yoshkar-Ola; nicht weit vom Tscheboksary.

    Ich habe die Wohnung einer Dame für 50 U.S. Dollars gemietet und sie zog zu ihrer Tochter.

    Das Frühstück habe ich selbst vorbereitet, Mittagessen und Abendessen in den lokalen Restaurants.

    • Ich meine den Namen der Stadt nur durch Schilder auf der Strecke zwischen Tscheboksary und Kasan zu kennen.

      Das ist aber auch mal ein besonderes Reiseerlebnis.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.