Eigentlich wurde ich erst durch das Ende der Air Berlin und dem gleichzeitigen Verlust meiner Meilen und des oneworld-Status so richtig auf BA aufmerksam. Ich lebe in Nürnberg und unser Flughafen ist hier zwar gut mit Zubringern an die Hubs der Star Alliance und vom SkyTeam angebunden, es gibt jedoch keine einzige Airline der oneworld die regelmäßig nach NUE kommt- eine Ausnahme für etwa sechs Wochen im Winter: British Airways fliegt dieses Jahr zum 3. Mal in Folge im Zeitraum des weltbekannten Nürnberger Christkindlmarkt aus Gatwick. Das machte mich schon zu Beginn neugierig, denn es gab nicht nur Angebote für Briten mal Deutschland zu besuchen, sondern auch diverse interessante Angebote für die Gegenrichtung. So habe ich schon Silvester in London oder die Vorweihnachtszeit in Brighton erlebt und hatte immer wieder auch das Langstreckenprodukt der BA im Visier. Durch eine Promotion bei Bekanntgabe vom Ende und Löschung meines topbonus Kontos habe ich eine Mitgliedschaft im Executive Club von BA eröffnet und direkt einen Startbonus und die Bronze Stufe erhalten, was mein Interesse an dieser Airline konstant aufrecht hielt.
Im Herbst 2018 ergatterte ich eine Error-Fare von Brasilien nach Johannesburg mit LATAM, und weiter nach Frankfurt via London mit BA. Leider wurde ich kurzfristig durch Unregelmäßigkeiten auf Lufthansa umgebucht, womit ich zwar meinen Star Alliance Gold Status verlängern konnte, mir aber das Produkt von BA auf Langstrecke vorenthalten blieb.
Während es durchaus gemischte Meinungen zu dem bisherigen, teilweise in die Jahre gekommenen Premium Angebotes der Briten gibt, gibt es in diesem Segment schon länger sowohl im Vordergrund durch diverse Updates Veränderungen und im Hintergrund eine komplette Neuentwicklung der Club World, wie die Business Class heißt. Mit der Einführung der A350-1000 diesen Sommer sollte es dann auch soweit sein und ein nagelneues vielversprechendes Produkt wurde auf den Markt gebracht. Die ersten Destinationen sind auch schon seit Wochen bekannt, auch die ersten B777 sollen im Winter auf den neuen Standard umgerüstet werden und somit kommen noch weitere Ziele in naher Zukunft dazu.
Zum Training ihrer Piloten & Kabinencrews und auch um Erfahrungen bei der Abfertigung am Boden zu gewinnen werden neue Flugzeuge nicht selten kurz vor Einführung auf kürzeren Strecken erprobt, so auch bei British Airways auf deren Rennstrecke innerhalb Europas von Heathrow nach Madrid. Diese Flüge wurden angekündigt- zunächst aber im Flugplan und der Onlinebuchung nicht gesondert gekennzeichnet, meist war es ein regulärer A320 der die entsprechende Frequenz fliegen sollte. Selbst wenn das offiziell so gewesen wäre, besteht bei einer solchen Einführung immer die Gefahr eines kurzfristigen Wechsels durch operationelle Gründe, erst kurz vor dem Flug wurde die geplante A350-Rotation sogar gestrichen, was mich noch mehr zurückgehalten hat in den ersten Tagen einen Flug zu buchen. Aber wer nicht wagt…
Review: British Airways Club World Suite A350-1000 London Heathrow nach Madrid | Buchung und Zubringer
Als ich gesehen habe dass der A350 einen Tag nach der Flugstreichung wieder unterwegs war, die Buchungsmaske auch dessen Sitzplan anzeigte und ich drei Tage frei hatte, konnte ich nicht widerstehen und buchte einen Prämienflug mit Avios. Irgendwie musste ich noch nach London kommen und ich entschied mich für den Umstieg über Zürich. Dieser Flughafen ist ein Eldorado für Fans von Lounges und bei den Non-Schengen Gates stand mir als Inhaber vom Priority Pass sogar die Swiss Lounge zur Verfügung.
Der Flug nach London, ebenfalls mit BA wurde von einem A319 durchgeführt und war trotz freier Plätze in Business als Flugprämie nur noch in Economy buchbar. Nachdem die Türen geschlossen wurden, kam gleich die erste Hiobsbotschaft vom Kapitän. Wie so oft waren die Slots für London limitiert, heute mussten wir aufgrund schwerer Schauer über dem Ärmelkanal eine geschlagene Stunde im Flugzeug ausharren bevor es losgehen konnte. Der Kapitän machte sehr ausführliche Ansagen und bot sogar an ihn im Cockpit zu besuchen, was insbesondere von Kindern wahrgenommen wurde. Meine Entspannung hielt sich etwas in Grenzen, ich hatte regelmäßig den Status des Madrid-Fluges im Blick und achtete darauf, ob sich nicht doch noch ein Aircraft-Change ergeben hat.
Während dieser Bodenzeit kam ich mit der Crew ins Gespräch und erzählte von meinem Vorhaben später im A350 zu fliegen, was für helle Begeisterung sorgte und mir im Flug dann einen Champagner einbrachte. Nach einer Stunde am Gate ging es dann aber wirklich in die Luft und die Verspätung schmälerte lediglich die Zeit für Loungebesuche im Terminal 5, wo BA ihre Flüge in Heathrow abfertigt.
Review: British Airways Club World Suite A350-1000 London Heathrow nach Madrid | Lounge & Boarding
Da der Flug im internationalen Teil neben allen US-Abflügen abgefertigt wurde, musste ich aus Zürich kommend nochmal die Sicherheitskontrolle passieren bevor ich mich auf den Weg zur Lounge machen konnte. Es war gerade sehr viel los und ich freute mich darauf dem Trubel zu entfliehen, zur Wahl standen gleich zwei BA Galleries Club Lounges, eine South und eine North. Ich entschied mich für eine in direkter Nähe des späteren Gates und hatte sogar direkte Sicht auf die G-XWBA, dem ersten und noch einzigen A350-1000 von BA. Die geschwungenen Winglets und die schiere Länge des Flugzeugs fallen gleich auf!
Die Lounge selbst war relativ leer, es gab genügend Platz und leere Zonen zum Verweilen. Das Essensangebot war umfangreich, ein veganes indisches Curry hatte es mir besonders angetan. Getränke waren reichlich vorhanden, inklusive verschiedener Weine und Champagner, welcher beim Personal bestellt werden konnten. Ich konnte beobachten wie sich der Bereich um das Gate füllte und ich machte mich auf den Weg. Es wurde streng nach Zonen eingereiht und geboardet, da sich alle daran hielten, fand ich den Einsteigevorgang zügig und effizient. An Bord stellte ich fest, dass die Maschine lediglich zu etwa einem Drittel ausgelastet war, was sicher auch dazu beigetragen hat nach weniger als 15 Minuten „Boarding completed“ zu hören.
Review: British Airways Club World Suite A350-1000 London Heathrow nach Madrid | Kabine und Sitz
Auf zwei Compartments aufgeteilt findet man im vorderen Bereich gleich elf Reihen der Club World in der 1-2-1 Bestuhlung. Die Länge des Flugzeugs kann man schon hier nochmals deutlich erkennen. Etwas intimer wird es dann im hinteren Bereich mit lediglich drei Reihen. Hier kann ich getrost auch die erste Reihe empfehlen, da die Waschräume nicht direkt davor angrenzen und die Galley hier laut Flugbegleiter nicht zum Service genutzt wird. In dieser kleinen Küche konnte man zwar Stauplätze für Trolleys erkennen, der Fokus lag aber deutlich auf dem Self-Service Bereich, der in den letzten Jahren zu einem richtigen Trend vieler Airlines wurde.
Economy und Premium Economy bzw. World Traveller und World Traveller Plus machen geschätzt nur noch die Hälfte der Maschine aus – letztere erschien mir mit über 50 Sitzen im ersten Moment zwar insgesamt etwas groß geraten, durch die 2-4-2 Anordnung, dem großzügigen Sitzabstand und der Unterbringung in einer separaten Kabine halte ich diese Klasse durchaus für konkurrenzfähig.
Der neue Sitz in der Club Suite besticht gleich mit dem eleganten Design. Insgesamt wurden dezente Grautöne mit hellen und keineswegs dominierenden Farben kombiniert, die Beleuchtung war zum großen Teil indirekt und man konnte sich schnell wohl fühlen. Die Kabine roch fabrikneu, keinerlei Schrammen oder Gebrauchsspuren waren auf dem Interieur zu erkennen und ich konnte schnell die vielen Staumöglichkeiten im Sitzbereich wahrnehmen, ein Punkt der bei den Berichten der alten Club World immer wieder bemängelt wurde.
Ein Staufach beinhaltete eine Steckdose, 2 USB-Schnittstellen und die Buchse für den Kopfhörer – der Clou: selbst bei geschlossener Klappe wurden hier die Kabel weder geklemmt noch gequetscht, das Zeitschriftenfach ist auch indirekt beleuchtet und in der Innenseite der Klappe für dieses Fach ist ein integrierter Spiegel, was ich bisher nur von Singapore Airlines kannte. Ich nutzte sogar den bereitgelegten Flyer, um alle Funktionen wahrnehmen und ausprobieren zu können.
Die Fernbedienung für das IFE bietet ein großes Display um z.B. während des Fluges hier parallel die Airshow laufen zu lassen. Eine gesonderter Touchscreen wurde für die Sitzsteuerung installiert, eine Dimmfunktion für die persönliche Leselampe lässt sich ebenfalls hier finden. Der Monitor ist groß und kann ebenfalls per Touchscreen bedient werden, was in der aufrechten Sitzposition keine Mühe macht. Leider fehlte mir die Zeit um das gesamte Angebot des IFE überhaupt zu erkunden, es erschient mir jedenfalls reichhaltig zu sein. Die bereitgestellten noise cancelling Kopfhörer wirkten jedoch nicht besonders hochwertig.
Eine Trennwand zwischen den Mittelsitzen sorgt für ausreichend Privatsphäre für Alleinreisende, für Paare kann man die Wand offen lassen, allerdings ist man durchaus ein Stück voneinander entfernt und hier hätte ich es mir gewünscht diese Wand vollständig entfernen zu können – auch um das Raumgefühl etwas zu verbessern. Die Fluggeräusche waren jedoch auch während der Reise so minimal, dass es einer Unterhaltung nicht schaden konnte. Lediglich die Aussicht fehlt, denn der Blick aus dem Fenster ist bei den Mittelplätzen so gut wie nicht möglich, aber auch dies hat den Vorteil einer gewissen Privatsphäre für die dort sitzenden Passagiere.
Alle Sitze haben nun eine Tür – ähnlich die der QSuites bei Qatar Airways, bei den Briten ist diese lediglich um einiges niedriger. Eine Stewardess verriet mir, dass es vorgesehen ist nichts über eine geschlossene Tür anzureichen um die Gäste nicht zu stören. Diese Türe bereitet im übrigen noch gewisse Probleme, denn sobald man versucht diese am Boden oder im Steigflug zu schließen, verriegeln diese und die Crew muss sie im Nachhinein aufwändig wieder öffnen – ein Bild welches des Öfteren während der kurzen Reise zu sehen war.
Review: British Airways Club World Suite A350-1000 London Heathrow nach Madrid | Flug & Service
Die Besatzung war vom Einsteigen bis zur Verabschiedung freundlich und auch stolz auf das neue Flugzeug, was ich bereits auf dem Zubringer gespürt habe. Fragen wurden geduldig beantwortet, es wurde aktiv Feedback von Passagieren eingeholt und ich konnte auch einige Gäste sehen die Fragebögen ausfüllten. Der Trainingsflug nach Madrid scheint mir hier eine gelungene Maßnahme zu sein um Erfahrungen zu sammeln, in der World Traveller Plus saßen auch einige uniformierte Crewmitglieder, die für den Rückflug eingesetzt wurden. Ideal um die neuen Arbeitsabläufe und das Umfeld besser kennenzulernen.
Der Kapitän machte auch hier eine ausführliche Ansage zum Start, das Sicherheitsbriefing wurde anschließend manuell vorgeführt, was vermuten lässt, dass das Safetyvideo noch nicht fertig ist. Mit etwas Verspätung hoben wir dann mit der Abendsonne in Richtung Spanien ab.
Im Flug wurden dann heiße Tücher und eine Speisekarte zügig gereicht, danach passierte eine Weile nichts – genügend Zeit um sich Gedanken zu machen welcher der drei Hauptgänge einem zusagt. Dieser wurde dann zusammen mit den Getränken abgefragt und zügig serviert. Auch wenn es sich nur um einen etwa 2-stündigen Flug handelt, hätte ich einen gesonderten Getränkeservice vor der Mahlzeit erwartet, insgesamt war das Gebotene in meinen Augen im Bezug auf Qualität und Optik ausreichend.
Review: British Airways Club World Suite A350-1000 London Heathrow nach Madrid | Frankfurtflyer Kommentar
Ein gelungenes Produkt für Business Reisende, der Flug hätte ohne weiteres länger dauern können. Einige Kleinigkeiten gab es zu kritisieren, wobei genau diese Dinge aus Sicht von anderen Reisenden nicht stören oder gar Vorteile bergen. Ich habe mich schnell an den großzügigen Platz gewöhnt und war wieder erstaunt, wie manche Airlines hier bis zu sechs Sitze in eine Reihe verbauen können. Das Design, die Anordnung und der komfortable Sitz haben mich schnell überzeugt, die Crew vervollständigte mit ihrer guten Laune das Erlebnis und ich freue mich schon auf die ersten richtig langen Strecken.
Dann spielen die Aspekte wie IFE und Bordservice auch durchaus eine größere Rolle. Die Trainingsflüge können entscheidend dazu beitragen, dass die spätere Einführung auf Zielen wie Dubai und Boston reibungsloser ablaufen, wie die kürzliche Einführung der neuen Business Class im Dreamliner bei Turkish.
Über Robert: Obwohl Robert bereits in seinem Beruf als Flugbegleiter viel Zeit in Flugzeugen verbringt, packt ihn auch privat immer wieder seine Leidenschaft. Vergünstigte Mitarbeitertickets sind toll, allerdings muss er hierbei immer auf Loungezugang oder Statusvorteile verzichten, weshalb er ein treuer Leser von Frankfurtflyer.de geworden ist und über Tipps rund um Meilenausbeute, Statuserhalt und interessante Routing dankbar ist. Sein Motto „Der Weg ist das Ziel!“ passt perfekt zu unserem Blog.
Wenn Ihr auch einen Gastbeitrag schreiben möchtet, meldet Euch gerne bei Nicole unter nicole@frankfurtflyer.de.
Übrigens wird ein kleiner Spiegel auch von anderen geboten, nicht nur in Asien. KLM hat den im Dreamliner verbaut. Auch so ein kleines Fach, wo alles mögliche hinein kann.
Beim Text hätte ich es noch ein wenig lesbarer gefunden, wenn man den mit Absätzen noch weiter gegliedert hätte. Gerade im ersten Teil bis zur Review fühlte ich mich ein wenig von der Buchstabenwüste „erschlagen“. So als kleiner Tip für das nächste Mal. 😉
Hallo Micha,
Das mit dem Spiegel kenne ich auch eher aus Asien und es scheint ja ein neuer Trend in der Business Class zu werden. Warum auch nicht.
Mit den Absätzen hast du natürlich recht. Hier hatten wir einen Fehler in der Formatierung, die WordPress nicht mochte. Das habe ich gerade behoben. Danke für den Hinweis ;).
LG
Christoph
Die Kabine ist wirklich Klasse. Ich durfte auf Grund der Schließung von Madrid wegen Gewitter insgesamt mehr als sieben Stunden in dem Sitz zubringen. Und ich wäre auch noch länger geblieben. Ich habe dadurch auch die World Traveller Plus testen können, die wirklich gut gelungen ist. Das ist wirklich eine Top Kabine und ich freue mich schon auf den ersten Langstreckenflug darin.
Sieben Stunden am Boden sind natürlich eine Ansage. Hoffentlich konntest Du in der Zeit IFE & das Getränkeangebot nutzen 🙂
Ach nö, nicht nur am Boden, wir sind zwischendurch eine Stunde im Kreis geflogen, dann mal schnell nach Barcelona, haben dann dort recht lange gestanden und irgendwann wieder nach Madrid. War schon ein Erlebnis. Aber wir hatten die beste Crew der Welt. Auch die Cockpit Crew hat fantastisch informiert. Sowas habe ich noch nicht erlebt, dass der Captain und Co-Pilot mehrmals mit allen Passagieren persönlich gesprochen haben. Essen und Trinken war dann zum Schluss etwas knapp, aber wir haben es geschafft, aus der Business sogar noch die Eco zu versorgen. Und ich habe eine ausführliche Tour der neuen Premium Eco zusätzlich bekommen. Es war spannend.