Review: Der schlechteste Lufthansa Business Class Sitz

Mit dem Titel dieser Review, der schlechteste Lufthansa Business Class Sitz, nehme ich eigentlich das Ergebnis dieser Review schon vorweg, denn auch wenn Lufthansa in allen Flugzeugen der Langstreckenflotte (mit Ausnahme der ehemaligen Philipen Airlines Airbus A350) die identischen Business Class Sitze verbaut hat, sind doch nicht alle gleich.

Gerade in der alternden Boeing 747-400 hat Lufthansa hier eine sehr eigenwillige Anordnung der Business Class Sitze, welche leider zu einigen wirklich schlechten Sitzen führt, insbesondere wenn man alleine unterwegs ist.

Ich durfte auf einen meiner letzten Langstreckenflügen von Frankfurt nach Boston gleich auf dem Hin- und Rückflug auf genau diesem schlechtesten Business Class Sitz der Lufthansa Platz nehmen und will Euch nun in dieser nicht ganz klassischen Review daran teilhaben lassen.

Dabei haben ich vor einigen Jahren bereits eine Review zur Business Class in der Boeing 747-400 geschrieben, welche sicherlich noch etwas besser ausgefallen ist, als ich es inzwischen sehe. Hierbei hat sich aber auch das Marktumfeld in den letzten Jahren massiv gewandelt, ganz im Gegensatz zur Business Class der Lufthansa.

Warum gibt es überhaupt diesen schlechten Lufthansa Business Class Sitz?

Lufthansa hat die aktuelle Business Class vor ziemlich genau zehn Jahren mit der Einführung der ersten Boeing 747-8 in 2012 offiziell vorgestellt (auch wenn es kurz vorher in München schon die ersten aktiven Airbus A330-300 mit den neuen Sitzen gab). Damals hat man gerade im neuen Jumbo noch eine verhältnismäßig großzügige Anordnung gewählt, mit einer 2-2 Bestuhlung im Oberdeck und einer 2-2-2 Bestuhlung im Unterdeck.

Bei der Einführung der neuen Business Class hat man für die Umrüstung von älteren Flugzeugen noch keine genauen Pläne veröffentlicht und nach meinen Informationen auch bei Lufthansa noch keine finale Entscheidung für jeden Typ in der Flotte getroffen wie genau die neue Business Class aussehen soll.

Ganz verkehrt war diese Einstellung auch nicht, denn man wollte Kundenfeedback in die Gestaltung der neuen Kabinen beim Retrofit der älteren Flugzeuge mit einfließen lassen und so hat das Oberdeck der Boeing 747-400 z.B. nach einer längeren Diskussion ob man hier wirklich die First Class ausbaut eine Verstärkung des Bodens bekommen und man hat die Business Class Sitze nicht wie in der Boeing 747-8 in einer V Anordnung verbaut, sondern in einer H Anordnung, bei welcher jeder Passagier in der Boeing 747-400 im Oberdeck nun ein eigenes Fußfach hat, das das „Füßeln“ verhindern soll.

Links die Business Class im Upper Deck der Boeing 747-8 und rechts im Upper Deck der Boeing 747-400 bei Lufthansa.

Dabei kam es aber wie es kommen musste, denn man wollte bei Lufthansa beim Umbau der Boeing 747-400 die Business Class noch einmal optimieren und zwar dahingehend, dass man mehr Passagiere auf dem selben Platz unterbringen kann.

Entsprechend hat man es geschafft, im Hauptdeck der Boeing 747-400 einen Business Class Sitz mehr zu verbauen und hier fand man dann bei der gleichen Kabinenbreite wie bei der Boeing 747-8 plötzlich eine 2-3-2 Anordnung.

Lufthansa argumentierte bei dieser Entscheidung oft damit, dass man die Boeing 747-400 fortan eher auf touristischen Strecken einsetzen will, wie z.B. nach Orlando. Hier würden viele Familien fliegen, welche die Dreierreihen gutheißen würden.

In der Realität ist die Boeing 747-400 bei Lufthansa natürlich nicht der neue Ferienflieger geworden, sondern man ist damit auch Flüge nach Indien, Dubai, New York, Denver und Boston geflogen, auf denen man durchaus eine nennenswerte Anzahl an alleine reisenden Business Traveller hat.

So hat es auch mich getroffen, als ich auf dem Weg nach Boston war.

Warum sitzt man als Alleinreisender in der 3er Bank?

Nachdem ich die 3er Bank in der Boeing 747-400 Business Class von Lufthansa nun als „den schlechtesten Business Class Sitz von Lufthansa“ gebrandmarkt habe, wird dem aufmerksamen Beobachter sicherlich auffallen, dass es im Jumbo auch noch andere Business Class Sitze gibt, welche nicht in einer 3er Reihe liegen.

Damit hat man natürlich auch recht, denn die Boeing 747-400 hat eine ganze Reihe, deutlich besserer Sitzplätze. So gibt es im Oberdeck die bereits angesprochene 2-2 Bestuhlung, die aufgrund der kleinen Kabine echte Fans hat (ich gehöre nicht direkt dazu und sei es nur da man mir hier immer vor Augen führt, dass es die tolle First Class hier oben nicht mehr gibt) und man kann in der Boeing 747-400 auch in der Nase sitzen.

Hier gibt es für Alleinreisende sogar einen Einzelsitz in der Mitte, welcher zwar wie auf dem Präsentierteller positioniert ist und daher auch den Spitznamen „Captain Kirk Sitz“ bekommen hat, aber einen Sitznachbar hat man hier unter Garantie nicht.

Zusätzlich gibt es hier auch noch die Sitze in Reihe 1, welche ich mit der riesigen Fußablage eigentlich bevorzuge, insbesondere wenn der Sitz neben mir frei bleibt.

Damit ist klar, dass die Business Class in der Lufthansa Boeing 747-400 nicht pauschal besonders schlecht ist, sondern es gibt nur diese drei furchtbaren Reihen für Alleinreisende, wie ich es war. Warum also durfte ich dort sitzen? Ganz einfach: Es gab keinen anderen Sitzplatz mehr.

Ich habe sehr kurzfristig einen Tag vor dem Abflug gebucht und damit war die Auswahl der freien Sitze massiv limitiert. Alle Sitze bis auf die in den 3er Reihen waren belegt, sodass ich wiederwillig einen Sitz in dieser Reihe (wenigstens am Gang und nicht in der Mitte) ausgewählt hatte.

Meine Versuche diese Sitze noch kurzfristig zu tauschen sind leider sowohl beim Check-In in Boston, als auch im First Class Terminal in Frankfurt beide Male gescheitert und im First Class Terminal teilte man mir neben der Tatsache dass der Flug komplett ausgebucht sei und damit ein freier Nebensitz auch ausgeschlossen war auch noch mit, dass ich das legendäre SSSS für meinen USA Flug gewonnen habe.

Zum Glück ist die Kontrolle für die Secondary Security Screening Selection bereits mit der normalen Sicherheitskontrolle im First Class Terminal erledigt. Zum Thema SSSS gibt es aber bald noch einen eigenen Guide.

Der Flug auf dem schlechtesten Lufthansa Business Class Sitz

Nach dieser langen Vorrede kommen wir nun zum eigentlichen Erfahrungsbericht meiner Reise auf dem schlechtesten Lufthansa Business Class Sitz, wie ich ihn getauft habe. Dabei bin ich mitten im Boarding Prozess eingestiegen, habe aber noch problemlos einen Platz für mein recht umfangreiches Handgepäck gefunden.

Meine Sitznachbarn waren noch nicht da, sodass bei mir schon das Hoffen auf einen verpassten Anschluss und damit auf einen freien Nebensitz los ging, allerdings wartete die Crew auf über 30 Anschlusspassagiere für fast 40 Minuten, sodass am Ende alle Passagiere an Bord waren und wir zwar mit Verspätung in Frankfurt gestartet sind, aber dafür alle Passagiere mitgenommen haben.

Die 3er Reihe in der Mitte ist nun einmal genau das, was sie ist und wie man sieht, sind die Sitze auch recht eng zusammen. Dabei kommen mir die Sitze hier auch immer deutlich enger vor als die andere Business Class Sitze bei Lufthansa, aber dies liegt wohl vor alleM an der extremen Nähe zum Sitznachbarn.

Ich habe es mir auf meinem Platz bequem gemacht und wurde sehr zügig mit einem Glas Orangensaft versorgt. Gleich mehrere Flugbegleiter haben sich mir namentlich vorgestellt, inkl. der Purserette und da ich auf dem schlechtesten Sitz saß, den Lufthansa in der Business Class anzubieten hat, hatte die Crew ganz offensichtlich den Anspruch dies mit gutem Service zu kompensieren.

So schlecht der Sitz auf diesem Flug auch war, die Crew auf diesem Flug war wirklich fantastisch. Getreu dem Motto: Wenn wir schon keine guten Sitze haben, dann müssen wir es mit dem Service wieder gut machen! Nicht dass dies aktuell zwingend das Motto von Lufthansa sei, aber diese Crew sah es wohl so und das hat wirklich Spaß gemacht.

Beim Lümmeln vor dem Start ist mir dann auch direkt wieder aufgefallen, wie extrem klein das Fußfach hier in der Mitte ist und man hat hier tatsächlich Probleme beide Füße nebeneinander in das Fach zu legen. Zum Schlafen ist dies nicht gerade ideal.

So unendlich unbequem schient es aber nicht gewesen zu sein, denn ich bin tatsächlich während des Starts eingeschlafen und erst aufgewacht, als die Crew schon mitten im Service war. Als man mich mit meinen offenen Augen aber erspähte, stand man direkt neben mir und fragte ob ich essen wollte.

Als ich dies mit ja beantwortete, fragte man auch noch meine Wünsche für den Hauptgang ab und versprach, dass man diesen auch sichern wird. Erwarten konnte ich dies eigentlich nicht mehr, denn ich hatte ja die Abfrage der Essenswünsche ganz sauber verpennt.

Bevor mir meine Vorspeise gebracht wurde, bot man mir erst noch ein heißes Tuch an, mit dem etwas sarkastischen Kommentar „jetzt wo wir die wieder haben, wollen sie sich das Saunatuch sicher nicht entgehen lassen“. Tatsächlich freut es mich, dass die heißen Tücher nach zwei Jahren endlich wieder zurück sind, genau so wie die Amenities auf der Toilette.

Die Vorspeise aus kaltem Kalbfleisch war absolut in Ordnung, auch wenn ich die Präsentation nicht besonders ansprechend finde und nicht nur wegen der Optik hätte eine kleine Soße hier sicher gut gepasst. Wenn ich dann schon beim Meckern bin, einen Brotkorb habe ich auch nicht mehr zu Gesicht bekommen, was aber vermutlich daran lag, dass ich als letzter Passagier die Vorspeise bekommen hatte und dieser vermutlich entsprechend leer war.

Als Hauptgang hatte ich die Thai Garnelen, welche im Flugzeug wirklich gut schmecken. Die intensiven Gewürze des Currys schmecken auch bei der niedrigen Luftfeuchtigkeit und dem geringen Druck in der Kabine noch sehr intensiv und lecker.

Auf das Dessert habe ich nach dem Mittagessen verzichtet und stattdessen noch den ein oder andere Kaffee getrunken und noch etwas bis kurz vor Boston an Arbeit nachgeholt, welche in den letzten Tagen aufgelaufen ist.

Hier ist mir wieder die Crew extrem positiv aufgefallen, denn mein Kaffee und auch meine Cola Zero wurden mir mehrfach aufgefüllt und schon wenn das Glas oder der Becher nur ansatzweise leer war, wollte man mir mein Getränk austauschen, gerne auch mit einem „frischer Kaffee ist doch besser“.

Etwa 90 Minuten vor der Landung gab es dann noch einen kleinen pre-landing Snack. Die Garnelen und die Brezel haben mir auch ausgesprochen gut geschmeckt, dass Dessert fand ich dagegen ein wenig langweilig, denn es war mehr oder weniger wohl Jogurt mit etwas Obstbrei.

Auch wenn ich auf diesen Flug nicht (im Liegen) geschlafen habe, will ich hierzu doch noch ein paar Worte verlieren, denn auf dem Rückflug aus Boston durfte ich auch wieder hier im 3er Block sitzen. Ich persönlich kann auf dem Lufthansa Business Class Sitz sogar eigentlich recht gut schlafen, allerdings fällt es mir in der voll besetzen 3er Reihe einfach unwahrscheinlich schwer.

Ich bin auf dem Rückflug mehrfach wach geworden, da sich mein Sitznachbar bewegt hat und damit die ganze Sitzreihe gewackelt hat, bzw. auch da er mich versehentlich beim Schlafen berührt hat. Die Sitze im 3er Block sind einfach so eng zusammen, dass man es kaum vermeiden kann auch etwas Körperkontakt zu haben und dies ist eigentlich etwas, was man in der Business Class nicht möchte, sondern eher aus der Economy Class kennt.

Der schlechteste Lufthansa Business Class Sitz | Frankfurtflyer Kommentar

Sicher war dies keine vollwertige normale Review, wie man sie von unserer Webseite kennt. Wer gerne einen aktuellen Erfahrungsbericht über die Lufthansa Business Class lesen will, dem empfehle ich die aktuelle Review von unserem 4-4-4 Trip. Hier bekommt man einen sehr guten Eindruck des aktuellen Zustandes der Lufthansa Business Class.

Frankfurtflyer 4-4-4 Review: Lufthansa Business Class | Im Oberdeck der Boeing 747-8

Auch wenn sich diese Story von meinem letzten Flug mit Lufthansa nach Boston vielleicht nach Jammern auf sehr hohem Niveau anhört, ich will es als Warnung sehen, denn nicht alle Sitze bei Lufthansa sind gleich und gerade in der Boeing 747-400 sollte man seinen Sitz mit Bedacht wählen oder auch nicht unbedingt kurzfristig buchen.

Sicherlich sind nicht alle meiner Meinung, denn ich kenne einige Leute, welche die Lufthansa Boeing 747-400 als bestes Flugzeug für den Urlaub gerade wegen der 3er Reihe ansehen. Wenn man als Eltern mit einem Kind fliegt, kann ich dies auch absolut verstehen. Als Alleinreisender ist es aber leider einfach schlecht.