Den Finnair Airbus A350 kannten wir in der Business Class bisher nur auf der Strecke zwischen Helsinki und London-Heathrow, was zu Airberlin-Zeiten eine hervorragende Möglichkeit war, gelegentlich ein paar Meilen los zu werden. Auf der Langstrecke hatten wir das Vergnügen bisher nur einmal in der Economy Class von Helsinki nach Hongkong. Das war uns diesmal aber einen Flug in der Economy-Class zu lang. Da Hongkong aber sonst zu unseren Lieblings-Flughäfen für einen Stopover gehört und ab dort die Steuern und Gebühren extrem niedrig sind, lag bei unserer Rückreise aus Thailand also nichts näher, als einige British Airways Avios für den Finnair Business Class Flug AY102 von Hongkong nach Helsinki aufzuwenden.
Finnair Business Class Airbus A350 | Check-In und Boarding
Wir hatten bewusst einen längeren Stopover in Hongkong eingeplant. Unser Zubringer-Flug landete bereits um 19:40 Uhr am Vorabend, während unser Abflug für 11:00 Uhr geplant war. Dass die Cathay Pacific Lounges allesamt um 0:30 Uhr schließen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht berücksichtigt.
Somit blieb zwar noch ausreichend Zeit für ein á la Carte Abendessen und ein paar Getränke in Cathay Pacifics „The Pier“ First Class Lounge, aber die Nacht mussten wir woanders verbringen.
Glücklicherweise ist die Plaza Premium Lounge in Hongkong 24 Stunden geöffnet. Dort führte man uns sogar aus dem überfüllten zentralen Bereich der Lounge in einen abgetrennten Bereich, der eigentlich für Crews reserviert war. Ausgerüstet mit Schlafmasken und zwei Decken, die uns die Eva Air Crew bei unserem vorherigen Flug netterweise mitgegeben hatte, ließ man uns in der Plaza Premium Lounge sogar über die erlaubten drei Stunden hinaus schlafen.
Für das Frühstück gab es gleich mehrere Optionen. Obwohl die Cathay Pacific Lounge „The Wing“ mit ihrem privaten Cabanas definitiv einen Besuch wert ist, entschieden wir uns wieder für „The Pier“, da man dort in eigenen Ruhe-Bereichen perfekten Blick auf das Vorfeld hat. Durch Zufall parkte unser Airbus A350 auch direkt vor unserer Nase.
Das bedeutete zum einen keine langen Wege zum Gate und zum anderen, dass wir bis zum Boarding-Beginn in der Lounge warten konnten.
Unser Boarding fand an Gate 62 statt. Da es für Business-Class und Status-Gäste eine separate Priority Boarding-Schlange gab, konnten wir ohne größere Verzögerung an Bord gehen. Wobei das etwas geschönt ist, denn wie üblich ist auf Grund der komplizierteren Pass-Konstellation meiner Frau und weil wir online eingecheckt hatten, immer noch eine genauere Überprüfung der Dokumente notwendig.
Finnair Business Class Airbus A350 | Kabine und Sitz
Den Finnair A350 gibt es mittlerweile in zwei Konfigurationen. Im Wesentlichen unterscheidet sich dabei die Größe der Business Class. Im kleineren Business Class-Layout gibt es 32 Sitze und 304 Economy-Sitze, wovon 42 als Economy Comfort bezeichnet werden.
In der zweiten Version, mit der wir an diesem Tag fliegen sollten, hat die Business Class sogar 46 lie-flat Sitze und ist in zwei Abteile aufgeteilt. Reihe 1-8 sind dabei in einem Abteil. Nach den hinteren Lavatories und der Galley findet man nochmals 14 Sitze in den Reihen 9-12. Dahinter gibt es noch 43 Economy Comofort Sitze und 208 Standard Economy Sitze.
Die Sitze der Finnair Business Class sind in der von mir meist geschätzten „Reverse Herringbone“-Konfiguration angeordnet. Alle Sitze haben direkten Zugang zum Gang und lassen sich in ein völlig flaches Bett verwandeln. Wenn man alleine reist, ist diese Konfiguration perfekt. Reist man mit Partner ist die Konfiguration eher suboptimal, da zusammensitzend nur die mittleren Sitze in Frage kommen und man selbst dann noch sehr weit voneinander entfernt sitzt.
In jedem Sitz ist ein eigenes Inflight-Entertainment-System und sowohl USB-Anschluss als auch ein Netzanschluss verbaut.
In den Fällen, in denen die Business Class in zwei Abteile aufgeteilt ist, stellt sich zwangsläufig irgendwann die Frage: vorne oder hinten? Beides kann Vor- und Nachteile haben. Während das vordere Abteil in der Regel, wie auch hier, größer und damit auch unruhiger sein kann, sitzt man im hinteren näher an der Economy, was ebenfalls auch die Lautstärke negativ beeinflussen kann, da die Vorrichtung für das Baby-Bassinett meistens an der Trennwand zur Business positioniert ist. Die meisten Fluggesellschaften beginnen mit dem Service auch von vorne nach hinten und im schlechten Fall steht das Wunschmenü in der hinteren Business nicht mehr zur Verfügung oder man wartet lange auf sein Essen.
Wir entschieden uns trotzdem für den hinteren Teil und reservierten uns die Plätze 10D und 10H.
Finnair Business Class Airbus A350 | Amenities
Beim Einsteigen lagen unsere Amenity Kits bereits auf unseren Sitzen bereit. Uns fiel direkt auf, dass es auch bei Finnair in der Business Class geschlechtsspezifische Amenity Kits gibt.
Während die Herren-Version aus Feuchtigkeitscreme und Lippenbalsam der Marke Rituals bestand, bot die Damen-Version eine deutlich größere Auswahl an Pflege-Produkten der Marke „Lumene Lahde“.
Ohrenstöpsel, Schlafmaske und Dental-Kit waren dann aber in beiden Amenity-Kits wieder gleich.
Dazu lagen Slipper im blau-weißen Finnair typischem Design und eine grüne Decke für alle Business Class Gäste bereit.
Finnair Business Class Airbus A350 | Service
Etwas ungläubig haben wir beim Einsteigen geschaut. Wir erwarteten eine finnische Cabin Crew, aber auf diesem Flug wurde eine komplett asiatische Crew eingesetzt. Spannend, denn häufig hört man als Kritikpunkt den nordisch kühlen Service.
Von kühlem Service konnte auf unserem Flug aber dann keine Rede sein, denn die Begrüßung an Bord war sehr aufmerksam und schnell, so haben wir unser pre-departure Getränke serviert bekommen, noch bevor wir uns komplett eingerichtet hatten.
Enttäuscht waren wir schon im Vorfeld von der Menü-Auswahl für diesen Flug. Finnair veröffentlicht die Auswahl der Gerichte für einen 3-Monats-Zeitraum im Voraus online. https://www.finnair.com/de/de/business-class-menus
Das Lunch-Menü bot zwei Appetizer:
- Kalte geräucherte Forelle auf Kartoffeln und roter Beete
- Rindfleisch-Terrine mit Kürbis-Salat
Und eine Auswahl an „Entrees“, die ich als irgendetwas zwischen Vorspeise und Hauptgericht einordnete:
- Kabeljau mit Tomatensoße, Kartoffeln und Gemüse
- Ein chinesisches Rindergericht mit Reis
- Salat mit Hähnchen oder Garnelen
- Lachssuppe
- Tagesgericht
Zum Dessert konnte man aus einer Käseplatte, Eis, Petit fours und Obst wählen.
Als Amuse Bouche servierte die für uns zuständige Flugbegleiterin einen Spieß mit Garnele, Olive und Schinken.
Danach probierte meine Frau die Rindfleisch-Pastete und ich den Forellen-Kartoffel-Salat. Was etwas abfällig klingt, beschreibt es aber leider ziemlich genau. Ein optisch verbesserter Kartoffelsalat mit einem Stückchen Forelle.
Zum Hauptgang war schon im Vorfeld klar, dass es auf Grund der wenig spannenden Alternativen die finnische Lachssuppe sein sollte. Ich hatte mir zwar im Vorfeld eher so etwas wie eine typische Lachscreme-Suppe vorgestellt, war dafür aber positiv überrascht.
Typisches Ritual für meine Flüge: Als Nachspeise gibt es immer die Käseplatte mit einem Gläschen Portwein. An Bord geladen war ein Portal Colheita 2004. Die Marke sagte mir bis dahin nichts, war aber zu den zwei servierten Käse-Stückchen solide.
Nach den Stereotypen ist auf dem Flug einer finnischen Airline auch weniger das Essen das entscheidend, als die Auswahl an alkoholischen Getränken.
Meine persönliche Empfehlung bei Finnair an Bord und am Boden ist der Napue Gin & Tonic aus der feinen Auswahl an Signature Drinks. Neben dem finnichen Napue Gin und etwas Fever Tree Tonic finden auch noch einige Cranberries den Weg ins Glas.
Als weitere Signature Drinks bietet Finnair folgendes zur Auswahl:
- Golden or Blue Sky – Ein Longdrink mit Champagner und Beeren-Likör
- Double Bilberry – Blaubeeren Likör mit Blaubeeren-Saft
- Bilberry Mocktail – Blaubeeren-Saft mit Tonic Water
Weine und Champagner:
- Joseph Perrier Cuvee
- Aconcagua Costa – Chardonnay, Chile, 2016
- Kloster Eberbach – Riesling, Rheingau, 2017
- Two Rivers – Sauvignon Blanc, Neuseeland, 2017
- Chateau Leydet-Velentin – Merlot, Bordeaux, 2015
- Gratavinum 2PR – Shiraz, Spanien, 2013
- Angel’s Share – Shiraz, Australien, 2016
- Chateau Carsin Cadillac – Bordeaux, 2012
Dass Finnair auf die Auswahl alkoholische Getränke sehr viel Wert legt, merkt man dann auch an den Spirituosen:
- Camus XO Elegance Cognac
- Chivas Regal 18 yo
- Glenfiddich Select Cask
- Finlandia Wodka
- Napue Gin
- Bacardi Superior
- Cointreau
- Amarula Cream Liquer
- Campari Bitter
Und es war tatsächlich so, wie man es erwartet: Finnair serviert niemals leer werdende Gläser. Teilweise stand ein Portfolio an Gläsern aus Champagner, Gin-Tonic und Wein auf unseren Tischen, weil gefühlt schneller serviert wurde als wir trinken konnten. Wer jedoch die Ultima Thule Gläser kennt, in denen Finnair Getränke und kleinere Speisen serviert, der weiß allerdings dass es keine Schande ist, davon mehr als eins an seinem Platz zu haben.
Auf ein besonderes kulinarisches Experiment hat sich Finnair eingelassen: Zusammen mit dem Chefkoch Tommy Myllymäki und Roxette hat man ein spezielles Sound & Taste Menü kreiert. Während dem Gast ein alternatives Menü serviert wird, hört dieser über das Inflight Entertainment System Roxette.
Wer bei Finnair zwischendurch wieder hungrig wird, kann sich entweder in der Galley aus ausgewählten süßen oder salzigen Snacks selbst bedienen oder zu jedem Zeitpunkt innerhalb des Fluges noch ein leichtes Essen bestellen.
Light Meal:
- Geschmortes Rindfleisch mit Knoblauch und Pasta
- E-Fu Nudeln mit Hähnchen und Gemüse in Sojasoße
Und leider überkam mich dann irgendwann auch wieder der Hunger. Leider, da das servierte Nudelgericht dann so aussah als hätte man es aus der Economy Class importiert.
Finnair Business Class Airbus A350 | Inflight Entertainment System
Typischerweise ist mir das IFE bei einem Flug nicht wichtig. Ich kann mich meistens auch so beschäftigen. Aber da HKG – HEL dann doch etwas länger dauert, habe ich mich bei diesem Finnair-Flug echt darauf gefreut, in Ruhe einen Film zu schauen. Leider ist die Auswahl für heutige Verhältnisse mickrig und der einzige Film, der mich interessiert hatte, hatte ich schon auf einem der vorherigen Flüge gesehen.
Finnair Business Class Airbus A350 | Frankfurtflyer Kommentar
Der Airbus A350 gehört zu einem meiner Lieblings-Flugzeuge. Man bescheinigt ihm unter anderem eine bessere Kabinenluft. Ich bin aber noch nie mit so ausgetrockneter Haut aus einem Flugzeug gestiegen, wie auf diesem Finnair-Flug von Hongkong nach Helsinki. Irgendetwas passte da nicht.
Auch sonst hatte dieser Business Class Flug seine Höhen und Tiefen. Während ich vom Catering in vielen Punkten eher mehr erwartet hätte, war die Cabin Crew auf diesem Flug spitze.
Beim nächsten Mal Asien wird es vermutlich wieder eher Qatar Airways oder Cathay Pacific, wobei beide auch ihre Schwächen, insbesondere beim Catering, haben können.
Falls Ihr selber mal Finnair in der Business testen wollt: Für 77.500 British Airways Avios und nur rund 35€ Steuern und Gebühren sind häufig Award Plätze buchbar. Als Kaufticket kann man von einigen europäischen Flughäfen auch Oneway-Flüge ohne erhöhte Kosten buchen. Wer Eco bucht und gegen Geld upgraden möchte, kann das bis spätestens am Gate noch machen. Ein Upgrade an Bord ist dann nicht mehr möglich.
Toller Review Sebastian!
Und den Napue liiiebe ich – hat mir vor einigen Jahren mal ein freund aus Finnland mitgebracht, seit dem bestelle
ich den immer online. Toller Gin. Versuche statt Cranberries mal Wachholderbeeren (3) und einen kleinen Zweig Rosmarin.
Fliege demnächst auch nach HKG – allerdings LH … hab mir aus Spaß gleich mal das Menü angesehen – auch nicht prickelnd. Wobei die Speisen bei LH ja eigentlich immer recht gut sind.
viele Grüße,
Stefan
Danke für das Feedback. Deinen Tipp werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren.
Finnair ist unter anderem auch deshalb spannend, weil sie immer wieder Business-Angebote ab Deutschland nach Asien für 2000€ oder teilweise knapp drunter anbieten. Und dafür ist das, was sie bieten, dann schon wieder absolut in Ordnung.
Bin nach HkG sowohl LH als auch KLM geflogen. LH ist solide, auch in der Weinauswahl. Da gibts nix zu meckern. Aber KLM hat richtig Stil, sowohl vom Geschirr, als auch von den Speisen. Ganz klar mein Favorit
Schön, dass Du es auch erwähnst:die Luftfeuchtigkeit in der Kabine.Extrem trocken und das bei den vielen Werbetafeln am Flughafen HEL, wo auf das tolle Klima hingewiesen wird. Wahrscheinlich spart man irgend etwas…Kerosin oder Wasser…jedenfalls mehr als unangenehm.
Und, einmal Finnair C und nie wieder!!!
Nachdem die 350 ein halbes Jahr in Betrieb war: mein Sitz 6A war defekt, der herbei gerufene Mechaniker könnte es nicht richten, 1K…der Tisch war defekt…notdürftige „Reparatur.
Essen für mich schlichtweg widerlich, die grün und blau gepunkteten Sachen küchenmässig, es fehlten nur noch die Pril-Blumen.Die Gläser mag schön finden wer will, ich nicht! Alles nicht mein Standard.
Dazu relativ unfreundliches, „überalterstes“ Personal.
Und, solltet ihr bei Finnair Ansprüche auf EU-Entschädigungen haben…die müsst ihr einklagen. Obwohl eindeutig, weigerte sich Finnair zu erstatten. Nach knapp 2 Jahren erhielten wir dann die 600,–EUR (somit für die ein Vielfaches…Gerichtskosten, Anwaltsgebühren etc.)
Und wie war der Sitz bezüglich sitzen, liegen und schlafen?
Finde die Sitze bei meiner Körpergröße (1,85m) völlig ok zum Schlafen. Lediglich die Aussparung für die Füße finde ich etwas beengend.
Muss aber eingestehen, dass wir uns auf diesem Flug nicht in länger geschlafen haben. Die Sitze sind vergleichbar mit denen von Qatar Airways vor QSuites (zB 787 oder A380).