Ein Lufthansa Airbus A321 fast zur Hälfte mit Business Class Gästen gefüllt. Dazu ein paar kranke Kinder und eine ungewollte Verlängerung des Flugs. Ein entspannter Flug sieht für alle Beteiligten sicher anders aus, als dass was auf unserer Reise von Helsinki nach München stattgefunden hat. Was genau passiert ist und wie sich das Lufthansa-Produkt trotzdem geschlagen hat, davon erzähle ich Euch in diesem Erfahrungsbericht.
Ursprünglich sollte an dieser Stelle eine Review zu einem Kurzstreckenflug mit Finnair im Airbus A350 stehen. Dazu kam es allerdings nicht, da eine unserer Töchter während unseres Aufenthalts in Helsinki krank wurde. Statt unsere Reisepläne nach London und später nach Budapest fortzusetzen, musste schnell eine Heimreise organisiert werden. Und hier wurde es schwierig bzw. teuer, da unsere Reise in Bremen begonnen hatte.
Lufthansa Business Class im Airbus A321 von Helsinki nach München | Buchung
Wie üblich hatte ich mich über Google Flights informiert, welche Optionen für unsere Heimreise bestehen. Und da blieben die beiden üblichen Verdächtigen der Hinreise. Da KLM auf Grund der Reisezeiten nicht in Frage kam, war die einzige Chance ein Lufthansa-Flug zurück in die Heimat. Und der hatte es preislich in sich. Denn wenn Lufthansa etwas gut beherrscht, dann das Yield-Management und damit natürlich den Drang, die Preise kurz vor dem Abflug in drastische Höhen zu schrauben. So hätte der Flug für unsere 4-köpfige Familie 800-900 Euro in der Economy Class gekostet.
Daher entschied ich mich in den sauren Apfel zu beißen und insgesamt 50.000 Miles & More Prämienmeilen für zwei Business Class Tickets von Helsinki nach München und weiter nach Bremen zu berappen (die Kinder reisten gratis mit). Infants, also Kinder unter zwei Jahren, können nicht online gebucht werden, so dass ich für die Buchung die Miles & More Hotline anrief. Das war Samstagabend und nicht viel mehr als zwölf Stunden vor Abflug. Extrem schnell wurde mein Anruf auch beantwortet und die Tickets für uns eingebucht.
Zu den 50.000 Prämienmeilen kamen noch ca. 160-170 Euro Steuern und Gebühren. In Summe auch über diesen Weg alles andere als ein günstiger Spaß.
Erschwerend kam hinzu, dass die Business Class extrem gut gebucht war und uns lediglich die Sitze 3A und 7C reserviert werden konnten. Weit voneinander entfernt.
Flugdaten
Flugnr.: | LH2461 |
Sitz: | 7D / 7F |
Kabine: | Business Class |
Konfiguration: |
|
Abflug: | 13:00 (12:55) |
Ankunft: | 14:45 (14:35) |
Reisezeit: | 2:45 h |
Typ: | Airbus A321 (321) |
Kennung: |
Dem verrückten Carsten seine Erfüllungsgehilfen hatten diesen Flug also mit 12 Reihen Business Class „bestuhlt“. Die Crew, die an diesem Tag ins Briefing ging, muss sich vermutlich auch gefragt haben, womit sie das verdient hat.
Lufthansa Business Class im Airbus A321 von Helsinki nach München | Anreise, Check-In und Boarding
Der Weg zum Terminal vom Hilton Helsinki Airport Hotel war nicht weit. Aber ein Vielfaches des Weges kam noch mal drauf, um zu Check-In-Schalter von Lufthansa zu gelangen. Und uns ereilten böse Vorzeichen. Denn nicht weit vom Lufthansa Check-In war auch der Aufgang zur Sicherheitskontrolle. Und an diesem Aufgang standen Menschen schon im Bereich der Treppen.
Der Check-In von Lufthansa verlief ohne Komplikationen. Da gerade in dem Moment frei, gingen wir zum ersten Economy Class Schalter, um unser Gepäck aufzugeben. Die Damen händigte uns die Bordkarten aus und labelte die Kinderwagen, die wir bis zum Gate mitnehmen wollten.
Unser Glück, denn so konnten wir den Fahrstuhl auf die obere Etage nehmen und die Schlange an der Sicherheitskontrolle dezent überspringen.
Das Abfluggate 14 war nicht so weit entfernt und so blieb noch ausreichend Zeit bis zum Boarding. Was in dem Fall unglücklich war, denn Lufthansa sponsert ihren Business Class Gästen in Helsinki keine Lounge. Auch die Priority Pass Lounge war nicht in der Nähe. So mussten wir die Zeit bis zu Abflug am engen Gate tot schlagen.
Irgendwie verging jedoch die Zeit, bis das Boarding angekündigt wurde. Gestartet wurde mit dem Pre-Boarding für Eltern mit Kindern. Bereits ein paar Minuten vorher konnten wir die Kinderwagen zusammenklappen und zur Abholung bereitstellen., ehe es dann über die Fluggastbrücke wirklich an Board ging.
Lufthansa Business Class im Airbus A321 von Helsinki nach München | Kabine
Der Airbus A321 von Lufthansa verfügt über 28 Sitzreihen mit einer 3-3-Bestuhlung. In der Standard-Konfiguration sind die ersten sieben Reihen für die Business Class vorgesehen.
Egal ob Business Class oder nicht, der Sitzabstand beträgt 30 Zoll. In den Sitzreihen der Business Class wird lediglich der Mittelsitz geblockt.
Fluggäste, die es auf den „besten“ Sitz abgesehen haben, werden beim alten Airbus A321 schnell fündig. Die Sitzkonfiguration bietet da ein paar Besonderheiten. So sind die Sitze 11A/B/C besonders beliebt, da vor ihnen eine komplette Sitzreihe fehlt. Ähnlich ist es mit 11D, vor dem sich lediglich der Crew-Seat befindet. Auch 10E und 10F bieten mehr Beinfreit. In der Reihe fehlt jedoch ein Fenster.
Ähnlich gute Sitze gibt es auch am hinteren Notausgang. So bieten die Plätze 26B/C/E mehr Beinfreiheit, wie auch 27D, dem ebenfalls ein Crew-Seat vorangestellt ist.
Auf unserem Flug war es dann noch etwas anders und die Business Class ging bis hinter den Notausgang in Reihe 12. Und sie war auch entsprechend gut gebucht. So gut, dass wir zunächst voneinander getrennt sitzen mussten.
Lufthansa Business Class im Airbus A321 von Helsinki nach München | Service
Das dauerte allerdings nicht lang, denn die aufmerksame Flugbegleiterin in der Exit-Row bemerkte unser Dilemma und bot aktiv an, nach passenden Plätzen für uns zu suchen. Ich erinnerte mich, dass 7D bis zuletzt ebenfalls frei war. Das änderte sich auch während des Boardings nicht und es blieb auch 7F frei. Vermutlich, weil die 5-köpfige Familie in der Reihe hinter mir eines der Kinder zu sich nahm. Und so wurde uns schon vor Abflug angeboten, es uns zusammen mit den beiden Kindern auf 7D/E/F gemütlich zu machen.
Ebenfalls vor dem Start wurden uns dann auch noch die Baby-Schwimmwesten und die Infant-Seatbelts ausgehändigt.
Der Start verlief dann noch reibungslos und die Crew begann schnell mit dem Service. Über 40 hungrige und durstige Business Class Gäste mussten immerhin versorgt werden. Und dafür sorgte die Crew extrem professionell. Sie begann mit einem ersten Getränkeservice, ehe die warmen Speisen serviert wurden.
Gemäß dem Konzept „Tasting Heimat“ wurde zwei Hauptgerichte mit Münchener Einfluss angeboten.
- Vorspeise: Geräuchertes Forellentartar in Selleriemantel mit jungem Grünkohl und Rote-Beete-Salat
- Hauptspeise:
– Hähnchenbrust mit cremigem Weißweinkohl, Kartoffelpüree und Rettich-Senf-Salat mit Petersilie
– Gebratene Semmelknödel mit Pilzragout und Schnittlauch - Dessert: Aprikosen-Grießstrudel auf einer Schmandcreme mit Aprikosenkompott und Mandelstreuseln
Ab Reihe 6 – also ab Hälfte der Business Class – gab es kein Fleischgericht mehr, sondern nur noch die vegetarische Variante.
Und trotz der hohen Auslastung wurden auch noch weiter aktiv Getränke von der Crew angeboten.
Dementsprechend vergingen auch die 2 1/2 Stunden Flug ziemlich schnell. Die Mädels schliefen wirklich viel, so dass wir in Ruhe essen konnten. Das änderte sich mit dem Beginn des Landeanflugs deutlich. Larissa, die bei mir saß, begann plötzlich die wenige Nahrung der letzten Tage in Form von Würfelhusten auf ihre Kleidung und in die Tasche meiner Frau zu transferieren. Und ein weiteres Mal und noch ein Mal, ehe wir schon quasi die Landebahn berührten.
Nun ja, die Turbinen brummten lauter, die Geschwindigkeit nahm zu und der Erdboden entfernte sich wieder. Die Cockpit-Crew startete nochmals durch. Der zweite Go-Around in meinem Leben und zum ungünstigsten Zeitpunkt. Denn das bot meinem Töchterchen noch die Chance, zwei, drei weitere Male ihr Innerstes nach außen zu kehren. Ehe wir dann um 14:45 Uhr mit zehn Minuten Verspätung am Gate ankamen. Wo wir nochmals extrem lang auf unsere Kinderwagen warten mussten. So lang, dass schon die Crew für den Weiterflug mit uns auf der Fluggastbrücke stand und das Erreichen des Weiterflugs echt sportlich wurde.
Lufthansa Business Class im Airbus A321 von Helsinki nach München | Frankfurtflyer Kommentar
Ich war wirklich überrascht. Meine Lufthansa-Erfahrungen sind überschaubar und jedes Mal wenn ich in der Business Class auf der Kurzstrecke gesessen habe, war das „vollwertige Essen“ eine hochgradige Beleidigung. Auf den etwas längeren Strecken, wie zum Beispiel hier ab Helsinki, macht es der Kranich deutlich besser und ist auf Augenhöhe mit anderen europäischen Airlines.
Stärke von Lufthansa war jedoch wieder einmal die Crew, die unsere Bedürfnisse als Familie mit zwei kleinen Kindern erkannt und für uns eine super Lösung gefunden hat.
Ein Ding, was ich vermutlich nie verstehen werde: Schon ab Reihe 6 (von 12) musste den Gästen der Wunsch nach einem Fleischgericht verwehrt werden. Berücksichtigt man, dass Reihe 1 nur eine halbe ist und mindestens auf Reihe 3 noch ein freier Platz war, stelle ich mir die Frage, wie die Airline davon ausgehen kann, dass deutlich mehr als die Hälfte der Gäste keinen Bock auf Fleisch hat. Wie weit von der Realität muss man entfernt sein oder wie schlecht kann man das Catering planen?
Teile dieses Mini-Tripreports:
- KLM Cityhopper Economy Class in der Embraer 190 von Bremen nach Amsterdam
- Hilton Helsinki Airport Hotel im Executive Room mit privater Sauna
- Lufthansa Business Class im Airbus A321 von Helsinki nach München
Hallo Sebastian, besten Dank für den Bericht. Wir sind selbst junge Eltern, deshalb finde ich den Fokus Reise mit Kindern gut 🙂 Habt ihr an Bord einfach eure Gläschen für die Kinder eingesetzt, gab es ein Kindermenü seitens LH? Grüße
Hallo Hans,
Danke für das Feedback. In der Vergangenheit hatten wir tatsächlich immer Gläschen und Milchpulver dabei. Dank meiner Frau häufig für die gesamte Reise. Mittlerweile sind sie aber aus dem Alter raus und da die beiden bei weitem nicht alles Essen, macht es das schwieriger. Auf Grund der Krankheit haben die Mädchen die Tage sowieso kaum gegessen. Das hat sich auch an Bord nicht geändert. Ein paar Bisse ins Brötchen und ein paar mitgebrachte Snacks. Das war es.
Essen ist auf unseren Reisen in Bezug auf die Kinder aber immer das größte Diskussions-Thema.
Viele Grüße
Sebastian
Denkbar wäre, dass die eine oder andere Fleischmahlzeit von der Crew gegessen wurde und daher „leider aus war“.
Danke für die detaillierten Informationen zur Buchung inclusive (das ist immer wichtig) Buchungszeitpunkt.
Wenn du 50.000 Meilen investierst, muss dir der C-Flug mit Essen und dem geblocktem Mittelplatz für die Kinder schon einiges wert gewesen sein, oder? (Sofern die Meilen nicht bald verfallen wären)
Das war tatsächlich eine Mischung aus mehreren Faktoren. Grundsätzlich empfinde ich die LH C auf Europaflügen für meine Bedürfnisse total überflüssig. Wir haben das aber so gebucht, da wir unbedingt einen freien Nebensitz haben wollten, um die Reise für die kranken Kinder nicht beschwerlicher zu machen als irgendwie nötig. Und in dem Zusammenhang war der Preisabstand zwischen Award Eco und Business einfach nicht groß genug.
Die Meilen wären auch nicht bald verfallen, aber ich merke immer wieder, dass es mir schwer fällt, M&M einzulösen, weil ich für die hohen Zuzahlbeträge bei LH & Co. auf der Langstrecke meist einfach zu geizig bin.
Hallo Hans,
auf Kurzstrecke kannst du in der Business Class ein spezielles Kindermenü buchen oder die Crew fragen, ob sie ein mittgebrachtes Gläschen für euch im Wasserbad warm machen können. Auf Mittel- und Langstrecke geht auch in der Economy Class eine Kinderessens-Bestellung.
Besten Dank 🙂 Ist es richtig, dass das Essen denn auf die Eltern läuft? Kinder haben unter zwei Jahren ja noch keinen eigenen Sitzplatz und laufen damit in der Buchung ja unter dem Radar… Grüße
Du erhälst eine Bordkarte, auch für Kinder unter 2 Jahren (sogenannte Infants), ohne Sitzplatzangabe. In den Passagierunterlagen ist dein Kind dann auch verzeichnet. Leider muss ich mich bei den Bestellmöglichkeiten korrigieren: ein Kinderessen gibt es nur für Kinder AB 2 Jahren. Für Babys gibt es an Bord immer Gläschen, die bei Bedarf erwärmt werden können.
Danke für die Korrektur, das war bisher auch meine Erfahrung bzgl. des Alters 😉 Grüße
Wäre dieser Fall etwas für eine Reiseabbruchversicherung?
Ich habe darüber nachgedacht, den Gedanken dann aber schnell verworfen. Die meisten Reisebestandteile waren stornierbar, dadurch sind kaum erhöhte Kosten entstanden. Und wir hatten es dann auch unterlassen, mit den Kindern zum Arzt zu gehen (nach telefonischer Rücksprache mit dem Arzt).
Tja, da hat es Sebastian mit der Lounge in Helsinki auch kalt erwischt.
Ich war übrigens ebenfalls eine Woche in Helsinki und hatte das Vergnügen am 2. April mit LH zurück nach Frankfurt zu fliegen.
Der Check-In verlief schnell und problemlos aber die Schlange an der Eco war bis zum Ende gefüllt. Entsprechend froh war ich auf den Business Check In den mit zum einen mein Status, zum anderen aber der nachträglich auch Business upgegradete Flug bescherte. Allerdings war meine Company etwas voreilig mit der Flubbuchung und mit Economie Light auch nicht weitsichtig. So musste ich für das Gepäck dann sowohl für Hin- als auch Rückflug noch je 50€ berappen, also das doppelte aus bei inkludierten Gepäck bei Eco-Basic.
Mein Anfluggate war 13, das sich direkt hinter der Sicherheitskontrolle befand. Auch ich war einfach zu früh dran und die Lounge die eigentlich Zugang erlauben würde (StarAlliance Kompatibel) war seit 8. März aufgrund lokaler Flughafenrichtlinien geschlossen. Aber warum nur diese? Die Aspire (Priority Pass) war ja auch offen, nur im Terminal 2, ebenso die Finnair Lounges. Dort befand sich zwar eine am Gate 22, jedoch nur gegen 48€ war ein Zugang möglich (ja, ich habe keinen passenden Status bei OneWorld).
Zum Flug, der Flieger kam zuverlässig zu spät an und ging mit noch akzeptablen 30 Min Verspätung nach Frankfurt.
Als es zum Service an Board kam, durfte ich wie schon auf dem Hinflug erleben, dass mein gewünschtes Essen nicht an Board war und man bot mir dann einübrig gebliebenes Frühstück vom Hinflug an. Ich kann meine Begeisterung dazu hier nicht in Worte fassen.
Da frage ich mich wie das so weiter gehen soll. Vom Sitzkomfort will ich erst gar nicht anfangen, aber der ist wenigstens bei einer Flugdauer von unter 3 Stunden gerade noch erträglich.
Ha ha, so ganz kalt ja nicht. Ich rechne bei LH ja ausserhalb von FRA und MUC nicht mit Loungezugang. Ich fliege aktuell ja immerhin ab Bremen. Und von HEL wusste ich, dass mir da selbst der Priority Pass nicht hilft.
Aber Du kannst Dir damit grundsätzlich sicher vorstellen, wie sehr ich mich auf den Flug als Ersatz zu einem Finnair A350 Service gefreut habe.