Den ein oder anderen mag der Titel dieser Review nun überraschen: Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke? Eigentlich ist die Lufthansa CityLine der Regionalableger von Lufthansa und fliegt im Allgemeinen kleine Flugzeuge mit etwa 100 Sitzen auf Kurzstrecken.
Was viele Vielflieger und Passagiere nicht wissen, Lufthansa CityLine betreibt auch sechs Airbus A340-300 und fliegt diese auf Langstrecken für Lufthansa. Hierbei kann es also schon einmal vorkommen, dass man bei einer Langstreckenbuchung den Zusatz „operated by Lufthansa CityLine“ mit auf dem Ticket und der Bordkarte stehen hat.
Nachdem die Lufthansa CityLine auf Langstrecken doch durchaus mal zu Verwirrungen bei den Passagieren führt, will ich Euch in dieser Review meine eigenen Erfahrungen mit Flügen auf der Langstrecke mit der Regionaltochter von Lufthansa aufzeigen. Da der Unterschied zur Lufthansa Business Class selbst mehr im Detail liegt, will ich in dieser Review allerdings auch darauf eingehen, warum Lufthansa CityLine überhaupt Langstrecken fliegt.
Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke | Buchung & Check-In
Ich bin in den letzten Monaten einige Male mit Lufthansa CityLine auf der Langstrecke geflogen. In allen Fällen waren es Geschäftsreisen, welche über eine Reisebüro für mich gebucht wurden. Da für diese Flüge besondere Firmenkonditionen ausgehandelt wurden, kann ich den genauen Preis der Tickets leider nicht bestimmen, allerdings unterscheidet man hier bei der Buchung nicht zwischen einem Lufthansa oder einem Lufthansa CityLine Flug.
So fliegt Lufthansa CityLine quasi im Wet Leasing für Lufthansa und bei der Buchung sieht man keinen nennenswerten Unterschied, da die Flüge exakt wie Lufthansa Flüge vermarktet und verkauft werden. Entsprechend kann man sie auch einfach über Lufthansa.com zu den üblichen Tarifen buchen.
Auch beim Check-In werden die Lufthansa CityLine Flüge genau so behandelt wie ein Lufthansa Flug. So checkt man direkt bei Lufthansa ein und erhält eine Lufthansa Bordkarte. Erst bei der am Flughafen für mich gedruckten Bordkarte war dann der kleine Verweis „operated by Lufthansa CityLine“ auf der Bordkarte vermerkt. Meine Bordkarte vom online Check-In hatte diesen Hinweis nicht.
Warum fliegt Lufthansa CityLine auf der Langstrecke?
Dass Lufthansa CityLine überhaupt auf der Langstrecke für Lufthansa fliegt, kommt aus dem Projekt „JUMP“ in welchem Lufthansa gerne anfangen wollte touristische Destinationen mit starker Economy Class Nachfrage und überschaubarer Business Class Nachfrage zu fliegen.
Für das JUMP Projekt wurden sechs Airbus A340-300 von Lufthansa auf eine „High Density“ Bestuhlung umgebaut, welche über 18 Business Class Sessel, 21 Premium Economy Class Sessel und 261 Economy Class Sitzen verfügen.
Mit genau 300 Sitzplätzen ist es für einen Airbus A340-300 tatsächlich eine sehr Economy Class-lastige Bestuhlung und man kennt so viele Sitze teilweise nur von Charter Airlines. Zum Vergleich: Lufthansa hat den Airbus A340-300 auch schon mit nur 180 Sitzplätzen ausgestattet, als es hier noch eine First Class gab.
Die sechs Airbus A340-300 werden von Lufthansa CityLine betrieben, da man hier günstigere Konditionen für die Cockpit Besatzung erreichen konnte. Dies hat vor allem mit den Tarifverträgen der Piloten zu tun, kommt aber nicht ohne Einschränkung.
Die Flugzeuge dürfen zum Beispiel keine Lufthansa Lackierung tragen, da dies im bestehenden Tarifvertrag untersagt ist. Daher tragen die sechs Airbus A340-300 von Lufthansa CityLine eine Star Alliance Lackierung, womit man diese Regelung aushebeln konnte. Dies sind einfach die Feinheiten (auch wenn offensichtlich unsinnig) eines Tarifvertrages.
Noch interessanter wird es in der Kabine, denn hier fliegen Flugbegleiter von Lufthansa und nicht von Lufthansa CityLine. Diese Flugbegleiter werden faktisch für jeden Flug von Lufthansa an Lufthansa CityLine ausgeliehen. Alle Flugbegleiter, welche auf JUMP Flügen, also auf Lufthansa CityLine Flügen auf der Langstrecke eingesetzt werden, haben sich für dieses Programm freiwillig gemeldet, denn auch bei der Kabine weicht man von den geltenden Tarifverträgen bei Lufthansa ab.
So spart man sich in der Kabine einen Flugbegleiter, denn die beiden Purser haben auf einem JUMP Flug feste Service Positionen. So arbeitet der P2, also der Chef der Kabine, für gewöhnlich in der Business Class (auf der linken Seite) und muss hier normal im Service mitarbeiten.
Auf „normalen“ Lufthansa Langstrecken hat der P2 keine feste Position und leitet „nur“ den Service in der gesamten Kabine. Wobei man hier auch sagen muss, dass ein guter P2 immer aktiv in der Kabine ist und auch im Service oft mit anpackt.
Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke im Airbus A340-300 | Boarding
Was die Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke im Airbus A340-300 beim Boarding sehr besonders macht ist, dass sie in fast allen Fällen mit Bussen abgefertigt werden. Die Airbus A340-300 stehen fast immer auf dem Vorfeld und nicht am Gebäude, was auch mit der „niedrigen Bedeutung“ der Flüge begründet werden kann.
Dabei fliegen die JUMP Flüge bei weitem nicht mehr nur zu Urlaubszielen wie zum Beispiel auf die Malediven oder nach Cancun, denn hier setzt Lufthansa inzwischen andere Flugzeuge mit größerer Business Class ein, sondern man findet die Lufthansa CityLine Flüge auf immer anderen Langstrecken. Aktuell kenne ich sie von Tampa, Montreal, Philadelphia und Addis Abeba, wobei die Ziele immer wieder variieren.
Auch wenn ein Bus Boarding für die Passagier nicht die angenehmste Art ist einen Airbus A340-300 zu boarden oder besonders nach einem Langstreckenflug noch mit einem Bus über das Vorfeld fahren zu müssen, es gibt aber wenigstens die Möglichkeit einen Airbus A340-300 aus der Nähe zu sehen. Viele Passagiere nutzen auch diese Chance für Bilder, hier stelle ich sicher keine Ausnahme dar.
Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke im Airbus A340-300 | Kabine und Sitz
Die Business Class in den Lufthansa CityLine Airbus A340-300 ist mit nur 18 Sitzen sehr klein und wirkt direkt privat. Dabei handelt es sich allerdings um die üblichen Lufthansa Business Class Sitze in einer 2-2-2 Anordnung.
Den Lufthansa Business Class Sitz selbst haben wir in vielen Reviews schon im Detail vorgestellt, weshalb ich hier nicht mehr all zu sehr ins Detail gehen werde und mich mehr auf die Besonderheiten der Lufthansa CityLine Business Class im Airbus A340-300 beschränken werde.
Wie in allen Airbus Flugzeugen von Lufthansa auch, sind die Sitze am Fenster in der Business Class parallel angeordnet, sodass jeder Passagier sein eigenes, gut getrenntes Fußfach hat. Die Sitze in der Mitte hingegen laufen im Fußbereich V- Förmig zusammen, sodass die Fußablagen sehr eng beinander liegen. Dies hat der Business Class auch den Beinamen „Füßelbusiness“ eingebracht.
Was mir aber in den Lufthansa CityLine Airbus A340-300 immer wieder auffällt ist, dass man sehr deutlich merkt, dass man hier extrem bemüht war möglichst viele Passagiere in dem Flugzeug unter zu bringen. So gibt es für die 18 Business Class Passagiere nur eine Toilette hinter dem Cockpit, welche vor Jahren noch als reine Crew Toilette diente.
Auf dem Bereich wo Lufthansa jetzt 18 Business Class Sitze verbaute, hatte man bei der Auslieferung dieses Flugzeuges noch acht First Class Sitze angeordnet, was einen deutlichen Unterschied macht.
Direkt hinter der Business Class befindet sich die Premium Economy Class, welche insbesondere auch bei Familien mit Kindern sehr beliebt ist. So bekommt man in der dritten Reihe der Business Class durchaus auch mal mit, wenn direkt hinter einem ein Baby sitzt, welches zum Beispiel Probleme mit dem Druckausgleich hat und dies sehr deutlich mitteilt.
Auch wirkte auf mich die Business Class immer ein wenig unruhiger, auch wenn man erwarten sollte, dass die nur 18 Sitze eher das Gegenteil bewirken. Allerdings muss die Crew regelmäßig Dinge aus den hinteren und vorderen Küchen durch die Business Class schaffen, was eine gewisse Unruhe schafft.
Auch wenn es ein wenig Jammern auf hohem Niveau ist, mich hat die mini Business Class in den Lufthansa CityLine Airbus A340-300 nicht wirklich im Layout überzeugt.
Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke im Airbus A340-300 | Service
Der Service in der Business Class bei Lufthansa CityLine entspricht genau dem der Lufthansa, was auch nicht sonderlich überraschend ist, schließlich ist es ja ein Wet Leasing Flug, also ein Flug der Lufthansa, welcher nur von Lufthansa CityLine durchgeführt wird.
In der Business Class merkt man allerdings einen sehr spürbaren Unterschied, denn hier arbeiten zwei Flugbegleiter, welche für 18 Passagiere zuständig sind. Einer der beiden Flugbegleiter war bei all meinen Flügen immer der Kabinenchef, also der P2.
Dies kann nun Fluch oder Segen sein, denn auch bei Kabinenchefs gibt es mehr oder weniger gute Flugbegleiter. Meistens hatten die P2 allerdings auf den JUMP Flügen Freude daran, „direkt am Gast“ arbeiten zu dürfen, sodass der Service regelrecht Spaß gemacht hat.
Oft strahlen die Crew Mitglieder auf Lufthansa CityLine Flügen auf der Langstrecke eine regelrechte Freude und Stolz aus und ich habe es sogar schon mehrfach erlebt, dass der Pilot vor dem Start durch die Business Class gelaufen ist und alle 18 Passagiere mit Handschlag persönlich begrüßt hat.
Noch vor dem Start gibt es ein Willkommensgetränk, wobei hier die Auswahl zwischen Wasser, Orangensaft und Sekt üblich ist.
Nach dem Start wird sehr zügig mit dem Service begonnen. So werden zuerst alle Passagiere mit einem Apperetiv und Nüssen versorgt, bevor der eigentliche Service beginnt. Hier kann man die Vorzüge einer kleinen Business Class wieder ausspielen, denn beim Servieren der ersten Getränke werden dann auch die Essenswünsche mit ein wenig Small Talk abgefragt.
Ebenfalls darf das heiße Tuch bei Lufthansa natürlich nicht fehlen.
Nach den ersten Getränken wurde auch sehr zügig der Tisch eingedeckt und die Vorspeise serviert. Hierbei nutzt man trotz der kleinen Business Class einen Servicewagen, was ich persönlich etwas schade finde, da man bei so wenig Gästen auch wie in einem Restaurant mit einem Tablett servieren könnte.
Auch wenn sich geräucherter Chicorée mit Orangen und Feigen etwas eigen anhört, hat mir diese Vorspeise sehr gut geschmeckt.
Der Hauptgang wird dann bei jedem Gast individuell serviert. Hierbei versucht man sich sehr der Geschwindigkeit des Gastes anzupassen, was ich sehr angenehm finde. So hatte mein Nebenmann bereits seinen Hauptgang, als ich noch meine Vorspeise gegessen habe.
Das Perlhuhn gehört zu den besten Gerichten, welche ich in der Business Class je serviert bekommen habe. Auch wenn man es sicher nicht mit einem Restaurant am Boden vergleichen darf, für Flugzeug Standards ist es ein wirklich gutes Gericht.
Da die Flugbegleiter nur zu zweit in der Business Class arbeiten, gibt es keine „Galleymaus“, also ein Flugbegleiter der nur in der Küche arbeitet. Dies macht das Vorbereiten und punktgenaue Erwärmen der Essen natürlich nicht einfacher, da es zwischen dem Service „nebenbei“ erledigt werden muss.
Das Dessert wird wiederum individuell serviert, wobei man immer die Auswahl zwischen einem Dessert, Früchten oder Käse hat. Auf meine Frage nach Käse und Früchten kam man etwas ins Straucheln, da bei der kleinen Business Class nicht all zu viele überzählige Essen vorgesehen sind. Möglich machen wollte man es allerdings dennoch und schaffte es auch, denn kurz nach meinem Käse wurden mir noch Früchte gebracht.
Nach den Mahlzeiten versuche ich besonders bei Flügen nach Nordamerika ein wenig zu ruhen, da hier ein längerer Mittagsschlaf dem Jetlag vorbeugt.
Vor der Landung folgt dann noch ein kleiner schnellerer Service, bei welchem es noch einmal Getränke gibt, sowie einen Salat, Suppe und Dessert, welches auf einmal serviert wird. Hierzu gibt es frisches Brot und Brötchen, sowie nur im zweitem Service die tollen frisch aufgebackenen Mini- Brezeln.
Lufthansa CityLine Business Class auf der Langstrecke im Airbus A340-300 | Frankfurtflyer Kommentar
Ich finde das Konzept von JUMP oder dem Einsatz der Lufthansa CityLine auf Langstrecken durchaus interessant, insbesondere da man dieses Konzept eigentlich dafür entwickelt hat auch Urlaubsziele zu bedienen. Gerade bei den Warmwasserzielen hatte Lufthansa in den letzten Jahren immer wieder Probleme ein vernünftiges Konzept zu schaffen und hierfür hat man das JUMP Projekt geschaffen.
Inzwischen sollen die Aufgaben von JUMP wohl aber an Eurowings gehen, welche ab nächstem Jahr ab Frankfurt auf der Langstrecke fliegen sollen.
Die JUMP Flüge gehen schon lange nicht mehr vorrangig zu Urlaubszielen, sondern zu Destinationen bei denen es eine besonders hohe Nachfrage an Economy Class Plätzen gibt, also auf Nebenstrecken mit geringem Business Anteil. Allerdings ist eine Business Class mit nur 18 Sitzen meiner Erfahrung nach für Lufthansa zu klein, denn ich habe die Business Class eigentlich immer voll erlebt und auch zwei Wochen vor Abflug war es nicht immer einfach auf JUMP Flügen noch einen Platz in der Business Class zu finden.
Ich bin gespannt, wie Lufthansa mit diesem Projekt weiter verfährt. Aktuell ist es wohl auch ein Faustpfand bei Verhandlungen mit Gewerkschaften um deutlich zu machen, dass man Alternativen hat und nicht jede Forderung akzeptieren muss.
Ich bin am 5.5.2018 mit der LH D-AIGN (340-300 Solingen ) in Staralliance Lackierung FRA-SHE geflogen. Diese hatte 30 Business Class Sitze…… Die Lackierung sagt also nicht unbedingt etwas über die Bestuhlung aus
Das Stimmt, nicht alle Lufthansa Flugzeuge mit Star Alliance Lackierung haben nur 18 Business Class Sessel, aber alle Flugzeuge mit nur 18 Sesseln, welche von der Lufthansa CityLine betrieben werden haben eine Star Alliance Lackierung, da sie die Piloten der CityLine sonst nicht fliegen dürften.
Jump wird abgeschafft..
Aktuell sind es eher vier statt sechs A343.
Als Kompensation für die teuer auf Airbus geschulten Piloten kommen sechs A319, von denen bereits drei Stück in MUC eingesetzt werden. Hauptsache die Piloten nicht in den KTV holen ^^