Frankfurtflyer 4-4-4 Review: Lufthansa First Class in 2022 | Bietet die Luxusklasse noch einen 5-Sterne Service?

Ich hatte Glück und das große Vergnügen bei unserer Frankfurtflyer Teamreise in der Lufthansa First Class Platz nehmen zu dürfen. Das Design und der Sitz sind nun etwa zehn Jahre alt, beim Produkt hat sich in dieser Zeit einiges verändert. Auch die Verfügbarkeit ist inzwischen eine andere, so waren 2012 fast alle Langstreckenjets mit der Luxusklasse ausgestattet. Während der Pandemie konnte man die First Class nur auf Strecken buchen, auf denen die Boeing 747-8 eingesetzt wurde.

Inzwischen wurden wieder einige Airbus A340-600 reaktiviert, die in München stationiert sind. Dort hatte sich das Vorhandensein der First Class komplett gedreht, vor der Auslieferung des ersten Airbus A350 hatten alle Flugzeuge der Langstrecke in MUC eine First, in den letzten zwei Jahren ist die Luxusklasse sogar komplett verschwunden. Passagiere, die das exklusive Produkt buchen und erleben wollten, mussten via Frankfurt fliegen oder auf andere Airlines wie Swiss ausweichen.

Die Boeing 747-8 ist nun wieder voll im Einsatz und insbesondere auf Routen von Frankfurt in die USA unterwegs, die „Strich Acht“ ist das neue, alte Flaggschiff der Frankfurter Flotte. Um einen Flug in der First Class erleben und ausgiebig testen zu können, haben wir uns für einen Tagflug von Frankfurt nach Washington entschieden. Nachdem Skytrax die Lufthansa auf eine 4-Sterne Airline degradiert hat, waren wir auf die Erfahrung besonders gespannt. Die Kranich-First Class wurde vom Downgrade der Rating Agentur verschont und spielt weiterhin in der gleichen Liga wie ANA, JAL, Emirates, Qatar oder Etihad.

Lufthansa First Class | Flugdaten

Flugnr.: LH418
Sitz: 1A, Fenster
Kabine: First Class
Buchungsart: Prämienflug
Abflug (Tatsächlich): 13:10 (13:53)
Ankunft (Tatsächlich): 16:00 (16:01)
Reisezeit: 8 Std. 09 Min.
Typ: Boeing 747-8
Registrierung: D-ABYO
Alter: 8,5 Jahre

Lufthansa First Class | Boarding

Passagiere mit einem First Class Ticket dürfen die Reise im First Class Terminal in Frankfurt starten oder die Lounge-Räumlichkeiten im Passagierterminal nutzen. Die Vorteile des FCT sind unter anderem die eigene Sicherheits- und Passkontrolle im Gebäude. In der aktuellen Situation bietet der Service einen noch höheren Mehrwert, die Reise kann dort deutlich entspannter angetreten werden. Niko und ich sind bereits mit dem Flugzeug aus Nürnberg angereist und hatten etwa vier Stunden Transitzeit. Nach einem kurzen Besuch der First Class Lounge sind wir zu Fuss zum nahegelegenen First Class Terminal.

Eine zuvorkommende Mitarbeiterin hat uns in Empfang genommen und uns durch die Sicherheitskontrolle begleitet. Die Pässe gingen direkt zur Bundespolizei und wir konnten in der Zwischenzeit die Annehmlichkeiten nutzen und unsere Kollegen suchen. Die Dame brachte uns etwas später die Bordkarten mit einem Entchen zurück und erkundigte sich nach dem Wohlbefinden, zur Boardingzeit wurden wir dann abgeholt.

Am Gate im Untergeschoss erhielten wir unsere Pässe wieder und warteten auf den Transport zur Maschine. Dort angekommen sind wir mit allen anderen Fluggästen an Bord, eine Stewardess hat mich freudestrahlend begrüsst und mir den Sitz gezeigt.

Lufthansa First Class | Kabine

Die First Class Kabine der Boeing 747-8 befindet sich im vorderen Teil auf dem Hauptdeck des Flugzeugs. Lufthansa hatte sich für ein überwiegend helles Design und eine offene Gestaltung entschieden.

Während zwei Sitze nebeneinander liegen (3D & 3G) handelt es sich bei den übrigen sechs um Einzelplätze am Fenster.

Die First war heute ausgebucht, unter den acht Passagieren war auch ein Ehepaar auf 3A und 3D, man kann als gemeinsam Reisende also durchaus auch über den Gang sitzen und die Trenwannd der Mittelkonsole im mittleren Sitzpaar nutzen.

Ich habe mich heute für 1A entschieden und konnte mich von hier aus auch bequem mit meinem Nachbarn auf 1K unterhalten- also auch hier eine gute Option für Passagiere die gemeinsam unterwegs sind. Alleinreisende können aber auch auf den Einzelplätzen eine seitliche Trennwand nutzen und sich etwas abschotten.

In der Mitte der Kabine ist eine kleine Bar vor dem Doppelsitz angeordnet, gängige Getränke hatten es also nicht weit. Die Flugbegleiterin lobte die kürzeren Wege und meinte, dass dies auch mehr Ruhe für die Passagiere bringt.

Zu jedem Sitz gehört eine kleine Garderobe, die jeweiligen Schränke sind im Eingangsbereich zwischen Küche und der Kabine angeordnet. Neben Kleidung hat man dort auch Platz für das Handgepäck. Die Waschräume sind – wie die restliche Kabine – hell gestaltet, sauber und gepflegt.

Lufthansa First Class | Sitz

Die Sessel der First sind komfortabel und breit, durch die verstellbare Fussablage kann man es sich auch dann bequem machen wenn die Rückenlehne zu Start und Landung aufrecht sein muss.

Die Verstellung erfolgt per Controller, hier lässt sich beispielsweise die Beinauflage verlängern, der Ottomane verschieben oder die Kopfstützenposition ändern. Die Startposition lässt sich zusätzlich mit einer Taste am Cocktailtisch einstellen, weitere gängige Einstellungen können auf einigen Tasten in der Armlehne vorgenommen werden.

Die Fernbedienung für den Fernseher ist ebenfalls unter einer Abdeckung, auch hier sind einige gängige Funktionen per fest installierten Knöpfen aktivierbar. Im Jumbo Jet können die Fensterblenden elektronisch gesteuert werden, hier kommen zunächst Jalousien und danach die Sonnenblenden.

Auf Wunsch bereiten die Flugbegleiter ein gemütliches Bett mit Matratzenauflage und gemütlicher Bettwäsche, alternativ gibt es ein Kissen und flauschiger Tagesdecke.

Bisher hatte ich noch keine Unterschiede zu den First Class Flügen der Vergangenheit gespürt. Inzwischen haben sich aber persönliche Ansprüche geändert, andere Mitbewerber wie Emirates haben in den vergangenen Jahre neue Standards gesetzt. Während einige Dinge wie der kleine Bildschirm nicht mehr zeitgemäß sind, sind Gegebenheiten wie die offene Gestaltung oder das Kabinendesign eher Geschmacksache. Für viele First-Kunden ist der persönliche Service eine Stärke der Lufthansa, kommen wir also zu diesem wichtigen Punkt:

Lufthansa First Class | Service

Eine Stewardess zeigte mir nach der Begrüssung den Garderobenschrank und bot mir Unterstützung beim Verstauen an. Als ich den Platz eingenommen habe, stellte sich die freundliche Dame vor und erwähnte ihre Kollegin die heute für die Bordküche verantwortlich war. Bei dieser Gelegenheit wurde mein erster Getränkewunsch abgefragt und mit Nüssen gebracht.

Zwischen den vorderen Sitzen war ein Trolley platziert, dort waren Willkommensgeschenke gestaut. Nachdem alle Gäste mit Getränken versorgt waren, erhielten alle Passagiere die Amenity Kits und Pyjamas für den Flug.

Einige Dinge wie Mundwasser, Rasierzeug, Handcreme, Abschminktücher und Mundwasser liegen in den Waschräumen. Als nächstes kam der Purser zu mir, während des Smalltalk gab es einen Voucher zur Nutzung des Bord-WiFi.

Die Stewardess bemerkte, dass ich die Tasche des aktuellen Amenity Kits aus der Business Class für meine Schuhe nutzte und brachte mir ein zusätzliches Exemplar. Sie fand diese Tüten selbst sehr praktisch und meinte diese für viele verschiedene Dinge nutzen zu können- eine aufmerksame Geste.

Noch am Boden habe ich mich im Waschraum umgezogen, als ich zum Platz zurückkehren wollte, wartete bereits die Flugbegleiterin mit einem Kleiderbügel und Slippern auf mich. Anschliessend wurden Speise- und Weinkarte überreicht, diese sind als Kurzfassung übrigens auch online abrufbar.

Nach dem Start kamen zunächst heisse Tücher. Leider sind die etwas dickeren „Waschlappen“ verschwunden, stattdessen greift man auf Einwegtücher. Weiteres Opfer von Corona oder Sparmaßnahmen sind die Zeitschriften- diese sollen aber in Kürze wieder an Bord verfügbar sein. Als Nächstes habe ich einen Wein bestellt, diesen hat man mit einem etwas langweiligen Ziegenkäse als Gruss aus der Küche gebracht.

Von einem Wagen wurde nun der Tisch eingedeckt, beim Studieren der Weinkarte bot mir die Stewardess eine kleine Weinprobe an. Leider war einer der von mir gewünschten Tropfen nicht an Bord, im Handumdrehen wurden aber gleich zwei Alternativen gebracht.

Während der Hauptgang abgefragt wurde, gab es etwas Brot mit Butter und Olivenöl, danach wurde Kaviar angeboten. Neben den üblichen Beilagen wurde Champagner und Wodka aus geeisten Gläsern gereicht.

Auf der Karte waren insgesamt drei verschiedene Vorspeisen plus Salat, diese wurden ohne weitere Nachfrage vollständig und charmant aufgetischt, dazu gab es nochmal Brot.

Ich musste mich etwas zurückhalten, denn es standen noch Hauptgang und Dessert an. Zwischenzeitlich wurde ich aber von der Suppe „überrascht“, zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits vergessen dass ich diese bestellt hatte.

Das Schnitzel hat mich dann weniger angesprochen, war aber geschmacklich in Ordnung. Der Kartoffelsalat war hingegen alles andere als ein Genuss, ich war aber mehr als ausreichend gesättigt, Dessert & Käse liess ich daher ausfallen. Kurze Zeit später bekam ich Besuch von Niko aus dem Oberdeck, er wurde mit Wein und Pralinen an meinem Sitz empfangen und wir konnten uns dabei über die ersten Eindrücke der Reise austauschen.

Nach einem kleinen Rundgang durch die Maschine und einem Besuch der Teamkollegen in den anderen Klassen habe ich etwas geschlafen. Das Bett war schon vorbereitet als ich zum Platz zurückkehrte und wurde wieder abgebaut, während ich kurz vor der Landung im Waschraum war.

Der Tisch wurde für den zweiten Service eingedeckt, Passagiere der First Class können spätestens jetzt eine der kleineren Mahlzeiten von der Karte bestellen. Unabhängig davon können die Gäste den Zeitpunkt zum Essen individuell bestimmen.

Dann noch ein Cappuccino, während wir die Reiseflughöhe verliessen und aus dem Cockpit einige Infos dazu kamen. Wir landeten pünktlich am Flughafen Dulles, das First-Erlebnis war auch gleich beim Verlassen der Maschine beendet. Ich wollte am Ende der Fluggastbrücke kurz auf Niko aus der Business Class warten und wurde harsch von einem Security Mitarbeiter angewiesen mich zu bewegen. Einen kleinen Moment hatte ich mir aber noch genommen, um dieses Bild zu machen:

Lufthansa First Class | Frankfurtflyer Challenge

In der First Class sollte man eigentlich alles bekommen was an Bord angeboten wird. Den Fisch oder den Champagner aus der Business Class- wir haben solche Dinge bereits auf früheren Flügen bestellt, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Die Wünsche waren überhaupt kein Problem, wie selbstverständlich wurden diese erfüllt.

Für die Challenge in der First Class haben wir uns diesmal – im Vergleich mit den anderen Klassen – schwerer getan eine kleine Herausforderung für die Crew zu finden. Wir wollten den Flugbegleitern auch nicht zu viel zumuten und etwas Unmögliches verlangen.

Kurz vor der Landung die Pasta aus der Economy oder ein Dessert aus der Business Class zu bestellen, war durchaus eine Idee, allerdings hätte dies eine nicht zu erfüllende Aufgabe sein können. Warum sollten diese Dinge auch bis zum Ende des Fluges vorgehalten werden?

In der First Class ist das anders wenn man bedenkt, dass dort ein Dine on Demand Service geboten wird. Als Passagier kann man zu jeder Zeit des Fluges alles bestellen, was auch für die Käseplatte gelten sollte. Christoph meinte, dass die Crew sich hier gerne einmal während des Fluges bedient (was ihnen auch gegönnt sei). Es kann also durchaus zu einer Challenge für die First Class Crew werden, besonders wenn die Käseplatte dabei ein wenig zerfläddert wird.

Die Idee war es daher kurz vor der Landung in D.C. nach der Käseplatte zu fragen, auf die ich während des Fluges verzichtet hatte. Man darf hier sicher sein, dass die Käseplatte wieder ein wenig auf Vordermann gebracht werden musste, bevor sie in die Kabine gebracht wurde, damit sie auch der First Class entsprechend präsentiert werden kann. Hier hat die Crew aber ganze Arbeit geleistet und diesen etwas schwierigeren Wunsch mit Bravour gemeistert. Zusammen mit dem Portwein, war die Käseauswahl vor der Landung durchaus etwas, an das man sich gewöhnen könnte.

Lufthansa First Class | Frankfurtflyer Kommentar

Was zeichnet das First Class Erlebnis aus? Sind es die Lounge oder das First-Terminal vor dem Abflug, der Limousinenservice, die kleine Kabine mit nur acht Plätzen, Kaviar und die exklusive Weinauswahl oder der breite Sessel? Ich habe mir an anderer Stelle Gedanken dazu gemacht und gefragt ob ein Business-Flug nicht ausreichend ist um entspannt und ein wenig luxuriös zu verreisen.

First Class ist und bleibt dennoch etwas Besonderes, weil es zumindest für mich alles andere als alltäglich ist. Vielleicht haut einen die Luxusklasse beim Kranich nicht sofort um, denn diese kommt ganz ohne abschliessbare Suiten, überdimensionale Monitore, Dom Perignon und viel „Bling Bling“ aus. Ein Stück weit hat mich aber genau das auch begeistert. Der Komfort kam jedenfalls nicht zu kurz, Service und Catering sind umfangreich.

Den größten Unterschied machten in meinen Augen aber die Flugbegleiterinnen, die von Anfang an sehr aufmerksam waren ohne dabei aufdringlich zu werden. Die beiden zeigten sich durchgehend ansprechbar, warmherzig und arbeiteten unglaublich professionell. Ob Smalltalk, zügiger Service oder eine ausgiebige Weinprobe- hier hat sich niemand stressen lassen oder nur den Anschein gemacht in Hektik zu verfallen wenn drei Leute gleichzeitig etwas wollen. Wer die exklusive Klasse nicht nur bucht um mehr Platz zu haben und besser schlafen zu können, wird sicher nachvollziehen können was es bedeutet von Menschen betreut zu werden, die ihren Job mit Leidenschaft füllen. Das ist dann auch First Class für die es (nicht nur von mir) volle Fünf Sterne gibt.


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3 Kommentare

  1. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen! Anfang Juli 2022 DUB-ORD mit LX hin und zurück beide mal in F – super Service, Essen ok. Hinweg eine „neue Bestuhlung“ im 340er, zurück leider mit 330er und alter Bestuhlung. Das Alter sieht man hier der Hardware allerdings mittlerweile auch an, aber top gepflegt. Aber wann immer geht, meiden wir mittlerweile LH und auf Europastrecken ist sogar OS deutlich vor LH was Service und Sauberkeit im Flieger angeht.

  2. Ich hatte das Vergnügen in der Oma der Lüfte sowohl 1A und auch 1K zu fliegen .Das war aber „nur“ Business Was mich wirklich beeindruct hat , war der teil-nach vorne Blick aus dem Fenster 🙂

  3. Bin im Januar 23 mangels direkter Alternativen in der First nach Benos Aires mit der 747 geflogen und kann nichts von dem bestätigen, was Wolfgang und Charlie geschrieben haben!
    Die Abfertigung (in des Wortes wahrster Bedeutung) im T1 sowie der Wanderung zum FCT, ohne sichtbare Beschilderung (ich konnte bei Dunkelheit jedenfalls nichts erkennen), eine maximal durchschnittliche Lounge, ein durchschnittlicher Sitz ohne jegliche Privatsphäre und eine nicht wirklich engagierte Cabin Crew machten meinen Flug -mit dem Kranich zu keinem Erlebnis.

    Das können andere (EK, EY, CX, QR und vor allem SQ) DEUTLICH besser, und das sogar schon in der Business Class.
    Eine 2-2-2 Bestuhlung der LH spottet im Jahr 2023 eh jeglicher Beschreibung.

    Ich werde den Kranich jedenfalls wieder meiden, wann immer es geht und werde zukünftig wieder mit Golf und Asien Carriern fliegen

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