Die Teilmobilmachung, die Kremlchef Vladimir Putin am Mittwochmorgen für Russland bekannt gab, wirkt sich auch auf den Luftverkehr aus. Die schon seit langer Zeit eher raren Flüge ins Ausland waren in kürzester Zeit nach der Ankündigung der Mobilmachung entweder ausverkauft oder auf dem Niveau von Wucherpreisen. „Wie verlässt man Russland?“ trendet zeitgleich bei Google. Die Russen scheinen vor dem Krieg flüchten zu wollen.
Seit Dienstagabend (20. September 2022) mehrten sich in Russland die Gerüchte, die sich dann am folgenden Morgen bewahrheiteten. In einer viertelstündigen Ansprache, die zuvor aufgezeichnet wurde, gab das russische Staatsoberhaupt eine Teilmobilmachung der Streitkräfte bekannt. Schon ab Mittwoch (21. September 2022) sollen 300.000 Reservisten, die bereits Militärdienst geleistet haben und über eine Spezialisierung und Erfahrung verfügen, eingezogen werden.
Russlands Teilmobilmachung sorgt für ausverkaufte Flüge ins Ausland | Direktflüge ausverkauft
Scheinbar nicht zum Gefallen aller Betroffenen, denn laut Medienberichten bilden sich bereits lange Staus an den Grenzen. Und nicht nur das: Denn binnen kürzester Zeit nach der ausgestrahlten Ansprache Vladimir Putins, waren auch nahezu alle Flüge zu verfügbaren Destinationen außerhalb Russlands ausverkauft, wie die Moscow Times berichtet. Flüge von Moskau in die Hauptstädte Georgiens, der Türkei und Armeniens – für die Russen kein Visum benötigen – waren in kürzester Zeit ausverkauft, wie die Webseite aviasales.ru berichtet.
Es gibt nahezu keine Direktflüge mehr zu Zielen in Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan. Und wenn es doch noch Flüge gibt, dann liegen sie im deutlich vierstelligen Euro-Bereich. Doch die Situation gilt nicht nur für Flüge ab Moskau. Auch beispielsweise der russische Ferienort Sotschi ist betroffen. Zuletzt konnten Russen bequem mit Air Serbia von Sotschi nach Belgrad und dann weiter innerhalb Europas reisen. Der nächste verfügbare Air Serbia Flug ist erst am 10. Oktober 2022 buchbar.
Wer nach Flügen von Moskau nach Istanbul sucht, landet bei Direktflügen schnell bei Turkish Airlines und einem Oneway-Flugpreis von über 2.800 Euro in der Economy Class. Sonst sind häufig nur krude Flugverbindungen mit mehreren Zwischenstopps und langen Aufenthalten eine Option, um Russland auf dem Luftweg zu verlassen.
Die nationale russische Fluggesellschaft Aeroflot ist unterdessen noch nicht angewiesen worden, wehrpflichtigen Männern den Kauf von Tickets zu verbieten.
Russlands Teilmobilmachung sorgt für ausverkaufte Flüge ins Ausland | Frankfurtflyer Kommentar
„Wie verlässt man Russland“ trendet bei Google. Und noch scheint es ein paar wenige entweder teure oder knifflige Optionen auf dem Luftweg zu geben. Wie lange betroffene Russen noch das Land verlassen können, ist hingegen fraglich. Innerhalb kürzester Zeit könnten die Grenzen für Wehrpflichtige dicht gemacht werden.
Dass nun die Zahl der Ausreisewilligen steigt, könnte ein Vorbote dafür sein, dass die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der russischen Regierung leidet. Wobei es auf der anderen Seite auch sehr überschaubare Flugkapazitäten für ein so großes Volk sind.
Vielleicht profitiert ja noch der eine oder andere Ausreisewillige von der Komplexität der Flugtarife. Denn wer statt Istanbul lieber Antalya als Reiseziel wählt, macht bei Turkish Airlines einen ersten Zwischenstopp in Istanbul und zahlt dafür nur den halben Preis eines Direktflugs.
Quelle: NZZ, Moscow Times und aerotelegraph.com
Egal ob West oder Ost — auch hier gilt:
Money keeps the world go around….
@Rene, bitte wenn, dann korrekt zitieren: Money MAKES (nicht KEEPS) the world go ROUND (nicht AROUND). Es grüßt augenzwinkernd der Sprachpolizist und Wortliebhaber Sokratino
Hatte eigentlich selber eine Reise nach Russland innerhalb der nächsten Wochen oder Monate in Erwägung gezogen, allerdings werde ich es nicht moralisch verantworten können, wenn ich auf dem Rückflug einen sonst andersweitig nutzbaren Sitzplatz belege.. Danke daher für den Artikel!
Schade eigentlich, denn Russland als Land muss aktuell unglaublich spannend sein – gerade mit den westlichen Sanktionen und dem Versuch, neue lokale, eigene Marken aus dem Boden zu stampfen.
Naja, aber dann halt in ein paar Monaten oder Jahren. Слава Україні!
Nun ja, spannend? Das gabs ja schon einmal zu Zeiten der Sowjetunion. Mit Ausnahme der immer liebevollst gepflegten und gewarteten Moskauer Metro lief die Welt unter dem Slogan: работает. Kann man gar nicht sinngemäß ins Deutsche übersetzen, bayerisch wäre es: basst scho. Die Kunst der Improvisation halt.
Als Reiseziel könnte ich Dir Russland natürlich wärmstens empfehlen. Gibt schöne Ecken, nicht nur das hauptverdächtige St. Petersburg. Aber vielleicht später. Aktuell? Die Geschichte mit der Basketballspielerin klingt für mich nicht einladend.