Ryanair wettert gegen Bundesregierung – Ignoriert dabei einen wichtigen Aspekt

Der Ryanair-Geschäftsführer Michael O'Leary fordert die Regierung in Deutschland zur Senkung von Steuern und Abgaben auf. Foto: Ryanair

Hohe Steuern und Abgaben sind der Feind eines jeden Billigfliegers. Und so lehnt Ryanair aktuell gegen die deutsche Regierung auf und fordert diese, Steuern und Abgaben zu senken. Der irische Billigflieger verspricht im Gegenzug Wachstum, lässt dabei aber einen wichtigen Aspekt außer acht.

Ryanair CEO Michael O’Leary war gerade zu Gast in Berlin und sprach dort unter anderem mit Berlins regierendem Bürgermeister (CDU). O’Leary nahm diesen Besuch zum Anlass, um das Vorgehen der Bundesregierung in Sachen Besteuerung des Luftverkehrs zu kritisieren. Konkrete forderte er auf die Luftverkehrssteuer, Sicherheits – und Flugsicherungsgebühren sowie Flughafengebühren zu reduzieren.

Das Argument dazu von Ryanair ist mangelndes Wachstum. So verhindern die hohen Tarife des Lufthansa-Monopols eine Erholung des Verkehrsaufkommens in Deutschland. Die Low-Cost-Airline rechnet vor, dass das Aufkommen in Flügen in Deutschland immer noch unter 75% des Vor-Corona-Niveaus läge. Das liege deutlich unter dem Level anderer europäischer Länder, wie Griechenland (114%), Portugal (112%) oder Spanien (105%).

Ryanair verpsricht den deutschen Bürgern im Gegenzug zur Reduzierung der Steuern und Abgaben mehr Kapazität, eine größere Auswahl und niedrigere Preise. Bei wettbewerbsfähigen Steuern und Gebühren könne Ryanair in den kommenden sechs Jahren sein Verkehrsaufkommen von 16 Millionen auf 34 Millionen Passagiere mehr als verdoppeln.

O’Leary urteilt: “Der deutsche Luftverkehrsmarkt ist kaputt und muss dringend repariert werden, wenn er wieder wachsen soll … Deutschland kann sich erholen und wieder wachsen, wenn die Regierung ihre überhöhten Steuern senkt und die deutschen Regionalflughäfen wettbewerbsfähiger macht, so dass Billigfluggesellschaften wie Ryanair den deutschen Fluggästen Wachstum, Auswahl und niedrige Preise bieten und dem deutschen Hochpreis-Monopol der Lufthansa die dringend benötigte Konkurrenz machen können.”

Ryanair wettert gegen Bundesregierung – Ignoriert dabei einen wichtigen Aspekt | Frankfurtflyer Kommentar

Ryanair kritisiert die hohen Steuern und Abgaben im Luftverkehr in Deutschland. Sie würden Wachstum verhindern und für teure Ticketpreise sorgen. Soweit alles nachvollziehbar und vermutlich auch richtig.

Was der Billigflieger aus Irland dabei jedoch nicht beachtet: Die Bundesregierung will weder günstige Ticketpreise noch ein Wachstum im Luftverkehr. Die Zeichen im Luftverkehr stehen klar auf Degrowth. Denn zum einen wurde das Fliegen als klimaschädlicher Wirtschaftzweig identifiziert. Und zum anderen könnten zu viele Auslandsreisen auch die Bevölkerung in Bezug auf die Einordnung der eigenen Lebensverhältnisse im internationalen Vergleich verunsichern.

22 Kommentare

  1. Du hast Recht mit deiner Klarstellung bzgl. der Politik!

    Allerdings zeugt die hohe Nachfrage nach Flugreisen davon, dass nur die Bundesregierung weniger Flüge will, nicht die Bürger!

    Und ausserdem: auch extrem hohe Preise lassen die Nachfrage nicht sinken, wie manche Grünen meinen, wissen zu wollen!

    Wichtiger als Ideologie Politik wäre ein echter Wettbewerb! Ryanair bekennt sich dazu, Lufthansa will ihn verhindern, weil die Kosten sooooo hooooch sind…

    Bleibt nur „Flüge verbieten“ – Verbotspolitik gegen die (Bürger-)Nachfrage? So wie Atomkraft abschalten und gleichzeitig Wärempumpe und E-Auto als Heilsbringer preisen?

    • also Wettbewerb ist davon abhängig, dass Gebühren und Steuern niedrig sind? Die Logik verstehe ich nicht. Besonders verstehe ich nicht den Punkt, dass die hohen Preise der Lufthansa den Wettbewerb verhindern. Und was haben jetzt die Grünen konkret damit zu tun? es reicht mir langsam. irgendwie ist es en Vogue, dass die Grünen an allem Schuld sind. Nein, sind sie nicht.

      • eine grüne Regierung Ulrich meint, man könne die Nachfrage mit „Gebühren“ steuern.

        Das klappt weder bei bei Rauschmitteln (Alkohol) noch bei Flugpreisen.

        Vielleucht sollt der Forumsbetreiber mal einen Beitrag machen, wie Flugpreise entstehen – keinesfalls wie eine Industriepreiskalkulation, die Kosten summiert und dann eine „Marge“ addiert!

        Nicht die Gebühren verhindern den Wettbewerb, sondern die Tatsache, dass diese Kosten nicht beeinflusst werden können und dass deshalb sich der Wettbewerb weigert im Markt einzusteigen.

        Wem unternehmerische Freiheit genommen wird durch Regulierung (Gebühren, Bürokratie), der hat keinen Bock auf diesen Markt!

          • nein durch niedrige Gebühren machst du den Standort interessant für den Wettbewerb – das ist immer so!

            Das Interesse eines Wettbewerber ist nicht vorrangig „hohe Nachfrage und hohe Preise“ sondern eben auch niedrige Kosten! so einfach!

  2. Den Punkt solltet ihr noch etwas verdeutlichen? Hahaha!!!

    Und zum anderen könnten zu viele Auslandsreisen auch die Bevölkerung in Bezug auf die Einordnung der eigenen Lebensverhältnisse im internationalen Vergleich verunsichern.

    • Das ist nur die persönliche Meinung des Autors. Aber ich habe das Gefühl (auch bei vielen Kommentaren auf unserem Blog), dass die Deutschen immer noch denken, wir wären das Land in dem Milch und Honig fließt. Und man dabei gerne die hohe Steuerlast und das geringe Durchschnittsvermögen außer acht lässt. Genauso, dass das Sicherheitsempfinden im Ausland mittlerweile deutlich höher ist.

      • genau: und eben, dass die hohe Nachfrage zeigt, dass viele der Deutschen (oder Einwohner) eben nicht WENIGER fliegen wollen, dass es nur ein ideologisches Wunschdenken dieser Regierung ist!

        LH reibt sich die Hände, weil weniger Kapazität (=weniger Wettbewerb) hohe Preise erlaubt.

      • Ja, in Deutschland ist alles so schlecht. wir sind kurz davor, den Kitt aus den Fenstern essen zu müssen. Und ich fühle mich auch so unglaublich unsicher. Das ist übrigens nur meine Meinung.

        übrigens gefühlte Wahrheit ist keine Wahrheit.

  3. Er könnte es ja mal so machen wie die Bauern und mit seiner ganzen Flotte nach Berlin kommen und den Flughafen lahmlegen, so das die Regierungsflieger nicht starten können. Ach bringt ja auch nix, da die ja sowieso immer defekt da rumstehen.
    Aber so können wir Bundesbürger das für unnötige Flüge gesparte Geld ja ganz sinnvoll per Steuerzahlung ins Ausland überweisen und sparen somit doppelt CO2 ein.
    Ganz sinnvoll für China, die in den letzten Jahren von uns jährlich schon mit jeweils fast 500 Mio Entwicklungshilfe unterstützt werden.

  4. Ja, so kann Mann wirtschaften. An alles heftige Steuer drauf klopfen. Dann bleibt der Kranich und sein Gewinn Modelle unangetastet. Umwelt soll geschützt ja aber probiere mal der DB als Reisemittel 😅 oder doch der Autobahn stop and go über 30km. Lieber Flüge und dass reichlich und günstig bis der Schlamassel am Boden in Ordnung kommt

  5. Ich stelle einmal die These in den Raum, dass es Deutschland noch immer sehr sehr gut geht. Es ist eine Frage der Relation und jenseits des Zauns ist das Gras immer grüner. Wir sind meist Weltenbummler auf dieser Seite und wer wie ich bspw. einmal in Indien oder Nepal war, der weiß was ich meine. Ich glaube aber auch, dass wir hier im Lande mittlerweile ein massives Effizienzproblem seitens der öffentlichen Hand haben. Viel zu viel teure und langsame Bürokratie, ineffiziente Verwaltungsstrukturen und zu viele Ausgaben an der falschen Stelle. Pareto schrieb bereits im 19. Jahrhundert, dass sich oft mit 20% des Aufwands 80% des Ziels erreichen lässt. 4 gewinnt, man kennt es noch aus Studienzeiten in der Klausurenphase. Unsere Politik möchte aber häufig das teure Maximum, koste es, was es wolle. Und Pragmatismus wird mehr und mehr zum Fremdwort.

  6. Vor Corona gabs auch mehr Inlandsflugverkehr. Da ist aber viel auf die Bahn abgewandert (zB Berlin-München Eröffnung). Was ja ein guter Trend ist, die Bahn bietet ja schnellere, wenngleich unzuverlässige Verbindungen.
    LH bietet als Monopolführer auch immer noch weniger Sitze an.

    Gleichwohl hält LH die Preise im Monopolmarkt Deutschland hoch, sonst könnte LH kaum überleben. Daher ist Wettbewerb zB ab Frankfurt nicht gewünscht. Und wie im Monopol üblich muss man sich zudem nicht um Qualität kümmern. VWL wie im Bilderbuch.-leider.

  7. Was mir nicht ganz einleuchtet. Wenn die Steuern und Gebühren zu hoch sind, dadurch LH höhere Preise durchsetzt, warum kann dann Ryanair nicht wachsen? Sie können sich doch unter LH positionieren und somit auch gutes Geld verdienen. Verstehe die Logik nicht so ganz.

    • Logik von Ryanair ist: möglichst KEINE Kosten, die sie nicht beeinflussen können:

      – Zwangsabgaben pro Flug sind nicht beeinflussbar!
      – Löhne von Mitarbeitern, Airportgebühren, Kerosin kann Ryanair aushandeln

      LH mag diese Zwangsgebühren auch nicht, hat aber – leider – auch bei den anderen Kosten keinen echten Hebel. Gespart wird nur an den Catering Kosten (pro Pax 3-4€), nicht an Bürokratie, Prozessen oder Personal.

      Die LH setzt die höheren Preise nicht durch, weil die Kosten hoch sind, sondern weil sie konkurrenzlos ist (domestic DE) oder nur in Konkurrenz mit anderern Netzwerkarilines. Sobald ein LCC auf den Strecken auftaucht, werden die Preise gesenkt, sobald der wieder verschwunden ist, wieder angehoben auf das übliche Niveau (2024 EU Strecken um die 200€ in Light).

      Das mit dem Wachstum etc. ist pure Marketingstrategie

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.