Lufthansa-Flug LH773 von Bangkok (BKK) nach München (MUC) endete mit dem Tod eines Menschen. Schon vor dem Abflug in Bangkok fiel Mitreisenden ein Passagier auf, dem es augenscheinlich schlecht ging. Ein Fluggast, der scheinbar mehr als eine einfache Erkältung hatte. Der Airbus A380 von Lufthansa musste nach Bangkok zurückkehren, nachdem er nach einem Überlebenskampf noch an Bord verstorben war.
Wir berichteten vor ein paar Tagen ausführlich über den Vorfall:
Hat Lufthansa todkranken Passagier auf der Langstrecke fliegen lassen?
Seitdem hat unser Artikel viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und es haben sich Passagiere, die auf dem Flug waren, Mediziner und auch erfahrene Flugbegleiter zu dem Fall geäußert. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Einschätzung dieser Personen.
Tod eines Passagieres auf Lufthansa-Flug LH773 von Bangkok nach München – Das sagen Augenzeugen und Experten | Sollte es schnell gehen?
Crew-Member Frank bestätigt in einem Kommentar, dass die Flugbegleiter für solche medizinischen Notfälle bestens ausgebildet sind und dementsprechend professionell mit solch einer Situation umgehen können. Er hinterfragt jedoch die Situation, warum der Passagier überhaupt an Bord kommen konnte. Die Flugbegleiter machen beim Einsteigen einen unauffälligen Gesundheitscheck, der hier jedoch nicht relevant war, denn der Passagier war bereits am Gate mit seiner Erkrankung auffällig geworden. „Meiner Meinung nach hat in diesem Fall die Zusammenarbeit zwischen Cockpit und Kabinenchef nicht funktioniert“, schätzt Frank die Situation an Bord ein.
Die richtige Entscheidung wäre gewesen, den Passagier in die Obhut eines thailändischen Arztes zu übergeben. Auf die Frage, warum das nicht geschehen sei, hat Frank ebenfalls eine Antwort: Die maximale Arbeitszeit der Besatzung. Ein Arzt ist zwar schnell herbeigeholt, doch solch ein Einsatz frisst Zeit. Spätestens dann, wenn dem Passagier die Reise verweigert wird und sein Gepäck wieder ausgeladen wird.
Hat der Kapitän das Risiko gesehen und sich zu sehr auf die Einschätzung des polnischen Arztes verlassen? Frank sorgt sich, dass hier „ein fataler Fehler … möglicherweise ein Menschenleben gekostet hat.“
Tod eines Passagieres auf Lufthansa-Flug LH773 von Bangkok nach München – Das sagen Augenzeugen und Experten | Traf die Crew eine Fehleinschätzung?
Dass eine Fehleinschätzung irgendwo in der Kommunikation der Kabinenbesatzung vorgelegen habe könnte, unterstreicht auch der Augenzeugenbericht von Frankfurtflyer-Leser sofasurfer. Sofasurfer war mit auf dem Flug LH773 von Bangkok nach München. Er reiste im Obderdeck des A380, konnte jedoch berichten, dass noch vor dem Abflug zwei Mal an Bord Passagieransagen mit dem Ruf nach einem Arzt erklungen waren.
Er berichtet über eine beklemmende Stimmung an Bord und über die Unwissenheit, in der man die anderen Passiere gelassen hat. „Es war sehr viel Unruhe bei der gesamten Crew spürbar, es gab mit zittriger Stimme einen weitere Durchsage mit einem Notfallcode und es wurde wieder nach einem Arzt gerufen. Nachdem der Flieger umgedreht ist, war im ganze Flieger eine bedrückende Stimmung und es war total still“, beschreibt er die beklemmende Stimmung. Erst nachder Landung seien er und die andere Fluggäste informiert worden, dass der Patient verstorben sei.
Sofasurfer beschreibt auch die Situation, in der sich die anderen Fluggäste bei der Rückkehr in Bangkok wiedergefunden haben. Er spricht von chaotischen Zuständen und fehlenden Infos. Nicht einmal Wasser sei den Passagieren zur Verfügung gestellt worden, als sie um 7 Uhr morgens wieder im Terminal waren. Die Reise der Fluggäste sei in „schäbigen“ Bussen in ein „heruntergekommenes Hotel“ weitergangen, welches er sofort verlassen habe, um sich selbst um eine Alternativunterkunft zu kümmern.
Leser Michael bestätigt diese Schilderung. Auch er war an Bord und hat erlebt, dass etwa fünfzehn Minuten vor dem Abflug nach einem Arzt gesucht wurde. Er beklagt die nachfolgende Informationspolitik: „Auf Nachfrage bei der Lufthans Customer Relations wurde ein nichtssagendes (allgemein bereits bekanntes) Statement abgegeben und auf Datenschutz verwiesen.“ Ein negativer Eindruck, der sich mittlerweile in Bezug auf Lufthansa bei ihm eingeprägt hat.
Tod eines Passagieres auf Lufthansa-Flug LH773 von Bangkok nach München – Das sagen Augenzeugen und Experten | Krankheitsverlauf
Medizinische Erfahrung scheint Frankfurtflyer-Leser Jürgen zu haben. Auch wenn ihm eine Ferndiagnose schwer fällt, vermutet er, „vom Ablauf und den Schilderungen her dürfte es sich am ehesten um eine akute, terminale, Ösophagusvarizenblutung gehandelt haben.“ Den Krankheitsverlauf, den er schildert, klingt alles Andere als beruhigend: „Hierbei platzen vorgeschädige Blutgefäße in der Speiseröhre mit der Folge heftigster Blutungen an denen der Patient schlussendlich elendig krepiert. Es ist einer der hässlichsten Tode und es bleibt dem Arzt nichts anderes übrig als auch im Interesse des Patienten zu hoffen, dass es bald vorbei ist.“ Dem jungen Arzt könne der Tod des 63-jährigen Deutschen jedoch nicht angekreidet werden.
Für viele ist jedoch klar, dass den verstorbenen Fluggast eine erhebliche Schuld trifft. Er hat vermutlich bei besserem Wissen versucht, den Flug anzutreten und sich in Deutschland behandeln zu lassen.
Tod eines Passagieres auf Lufthansa-Flug LH773 von Bangkok nach München – Das sagen Augenzeugen und Experten | Frankfurtflyer Kommentar
Auf dem Lufthansa-Flug LH773 am 8. Februar 2024 von Bangkok nach München verstarb ein Mensch, der schon am Boden als krank identifiziert wurde. Die Crew entschied sich, den 63-jährigen trotzdem mitzunehmen. Mit fatalen Folgen.
Dieser Vorfall kennt nur Opfer. Der Passagier selbst, der seine Rückkehr nach Deutschland nicht erlebte. Die Ehefrau, die traumatisiert in Bangkok auf sich allein gestellt war. Die anderen Fluggäste, die im Unklaren gelassen wurden oder das Ableben direkt miterleben mussten. Ein junger Arzt, der eine falsche Entscheidung traf. Und zu guter Letzt die Kabinenbesatzung, die solch ein Erlebnis und die daraus resultierenden Anschuldigen sicher nicht einfach wegstecken dürfte. Sie alle werden sich wohl noch sehr lange an Flug LH773 erinnern.
Ich bezweifle, dass Flugbegleiter „bestens medizinisch“ ausgebildet werden. Es sind keine fliegenden Ärzte oder Krankenschwestern. Sondern haben einen erweiterten Erste-Hilfe Kurs.
Ich glaube auch nicht, dass der junge Arzt ein fit-to-fly gegeben hätte wenn der Passagier schon blutverschmiert gewesen wäre (so wie von der Schweizerin behauptet).
Alles in allem ein tragischer Fall ohne richtige Lösung.
wieso wird jetzt wegen diesem fall ein weitere thread aufgemacht?
man hätte den ursprünglichen auch erweitern können
Weil es Sinn macht.
Zur Einordnung: Das ist hier kein Forum sondern ein Blog.
also weiterhin ist nichts bekannt. dafür gibt es viele Vermutungen.
Es ist sicherlich nicht ganz so einfach eine medizinische, korrekte Diagnose an Bord zu stellen, ich habe bisher ca 15-20 mal medizinisch im Flieger versorgt, bisher alles gut gegangen, bin selbst Notarzt. Habe leider schon öfters die Erfahrung gemacht, das eine Basisversorgung z.B. mit einer Infusion (einfachste Maßnahme) auch von Seiten der Piloten nicht gewünscht wird (Begründung: da kommen wir dann am nächsten Flug nicht pünktlich weg), habe zusätzlich auch die Erfahrung gemacht, dass insbesondere von Lufthansa die med. Unterstützung sehr gering wertgeschätzt wird; bei Swiss und Singapore Airlines bisher immer gute Erfahrungen gemacht …
Wie oft muss man bitte schön fliegen, um 15 bis 20 mal zur Hilfe gerufen zu werden? Ich habe noch nicht einmal eine entsprechende Anfrage im Flugzeug gehört,im Zug vielleicht zwei Mal.
Ich flieg so ca 100/ Jahr …
Dieser Kommentar war absolut überflüssig. Meinst Du denn Durchsagen ob ein Arzt an Bord sind werden aus Spass gemacht????!!!!!! Das Verhalten der Airlines ist schon sehr grenzwertig.
Der Altersmedian wird die Airlines noch vor grosse Herausforderungen stellen. Herzinfarkte und Schlaganfälle, werden wie behandelt? Blutverdünner müssen an Bord sein. Das drei-Stunden-fenster beim Herzinfarkt zum Herzkatheder, kann man wie einhalten? Jedesmal vollgetankte Maschinen, kurz nach dem Start wieder landen und vorher den ganzen Treibstoff abpumpen, kann keine Dauerlösung sein.
Das Problem ist meines Erachtens auch, dass ein anwesender Arzt sich für die Weiterreise ausgesprochen hat. Wie soll denn irgendein Crewmember argumentieren, um einen Passagier zurückzulassen, der von einem Arzt als flugfähig eingestuft wurde? Das hört sich jetzt makaber an, aber womöglich hätte so ein Fluggast dann überlebt und die Airline verklagt, dass sie ihn trotz ärztlichem Einverständnis nicht transportiert hat.
Bei aller Tragik dieser Ereignisse und Empathie für die Witwe, komme ich dennoch nicht um die Frage herum, welche Rolle die Ehefrau innehatte. Ihr müsste doch der Gesundheitszustand ihres Mannes am besten bekannt gewesen sein, und warum sorgte sie nicht vehement um ärtztliche Hilfe. Was auch bedeutet hätte, sich gegebenfalls gegen ihren Man durchzusetzen, diesen Flug NICHT anzutreten. Ihre Erklärung bzw. fast schon Entschuldigung, es ginge ihm nicht gut, weil er unter Zeitdruck zum Gate hatte rennen müssen, könnte von der Crew auch als Täuschung angesehen werden. Ein Herunterspielen des ernsthaften Gesundheitszustandes war es allemal. Ich wünsche allen Beteiligten, mit dem Erlebten gut umgehen zu können, denn das Gesehene wird man nicht mehr vergessen.
Ich kann das nachvollziehen, aber nach dem Kenntnisstand, den ich habe, ebenfalls nicht gut heißen. Vielleicht kennst Du den Gedanken, bei Krankheit am liebsten zu Hause sein zu wollen und am liebsten zu den vertrauten Ärzten zu gehen. Insbesondere wenn man im Ausland ist (nicht, dass es in BKK nicht auch eine sehr ordentliche medizinische Versorgung gibt. Hinzu kommen die zusätzlichen Kosten, die man ggf. hat. Hier hat also vermutlich der Egoismus das eigene Leben bzw. das des Partners gekostet und dabei viele andere Menschen in das eigene Schicksal mit hineingezogen.
Ich hätte diese Stellungnahme so nicht geschrieben, wenn ich nicht selbst in einer ähnlichen Situation bereits gewesen wäre. Mein Mann war im Urlaub auch mal ein medizinischer Notfall, zwar nicht im Flugzeug, aber im Urlaub. Entschieden durchzusetzen, dass mein Mann sofort und uverzüglich medizinische Hilfe bekommt, auch gegen den Widerstand meines Mannes, hat mich viel Kraft gekostet und ihm letztendlich definitv das Leben gerettet.
Wer schuldig ist, werfe den ersten Stein. Wie ich geschrieben habe und wenn ich mit der Fern-Diagnose richtig liege, kann man den Zeitpunkt, der Ruptur mit Blutung nicht vorhersagen, weder ein Arzt noch Patient. Es hätte genausogut sein können, daß der Pat. den Flug normal überstanden hätte und dann in den folgenden Wochen oder Monaten dann an einer plötzlichen Blutung verstirbt. Den Wunsch, in Deutschland als Deutscher zu versterben kann man nachvollziehen. Warum allerdings die Lufthansa keine Betreuung danach, selbst für die unmittelbar Beteiligten nicht, angeboten hat ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht sollte Christoph seine Kontakte nutzen und ganz oben in der LH-Führung nachfragen. Obwohl dieser Vorgang Gott sei dank nicht häufig vorkommt hat er doch emotional im Forum Wellen geschlagen.
Ich selbst hatte gerade erst im Dezember eine solche innere Blutung in der Speiseröhre. Wenn ich nicht Blut „gekotzt“ hätte, hätte ich soweit nichts davon gemerkt. Es hat nicht weh getan. Ich bin auch noch ein paar hundert KM Auto gefahren. Erst am Zielort im Hotel bin ich letztendlich ohnmächtig geworden und hab nach dem Aufwachen einen Krankenwagen kommen lassen. Danach habe ich 4 Nächte in Maceió, der Bundeshauptstadt von Alagos, im Krankenhaus „HGE“ gelegen und habe 3 mal Blutkonserven bekommen.
Bis zum Moment des „Zusammensackens“ fühlte ich mich relativ Fit. In diesem Zustand wäre ich auich ohen weiteres in ein Flugzeug gestiegen. Dass es letztendlich so dramatisch ist, konnte ich nicht selbst einschätzen. Natürlich hätte ich lieber in DE im Krankenhaus gelegen als in BR…
Am 5. Tag bin ich dann REC -> GRU -> FRA geflogen und ware froh, wieder in DE zu sein.
Wir sassen bei dem Flug direkt in der Reihe dahinter. Es blieb uns nicht anderes übrig als die Situation mit zu verfolgen. Sowohl meine Frau wie auch ich haben eine paramedizinische Ausbildung und entsprechende langjährige Berufserfahrung. Klar ist, hinterher sind wir alle schlauer. Der Entscheid den Passagier mitfliegen zu lassen? Ein klares „Nein“.
Der Vorfall an sich war schon schlimm genug. Was sich jedoch die LH danach geleistet hat war/ist unbeschreiblich. 0 Information. Weser am Flughafen noch in der Unterkunft. Man war auf sich alleine gestellt und musste sich eben irgendwie durchschlagen.
Care Team? Info Desk? Nichts!
Die LH hätte genügend Zeit gehabt dies zu organisieren. Vom Entscheid zur Umkehr bis zum Ausstieg vergingen mindestens 3-4h.
Resümee meinerseits. Lufthansa das war/ist eine schwache Leistung. Scheinbar gibt es keine Notfallpläne. Ich hoffe nur dass der Fall genau untersucht wird und dazu führt dass solche Situationen besser bewältigt werden können