Tunesien statt London: TUI zwingt Passagieren Umweg über Afrika auf

Foto: TUIfly

Stellt Euch vor, Ihr steigt am Flughafen Lamezia Terme in ein Flugzeug nach London. Doch statt Richtung Norden zu fliegen, geht es plötzlich nach Nordafrika. So erging es gerade den Passagieren eines TUI-Fluges. Sie landeten statt in Gatwick, zunächst in Tunesien.

Der Vorfall passierte am Samstag, 5. August 2023. Der Flug BY4651 war von Lamezia Terme (SUF) nach London Gatwick (LGW) geplant. Ursprünglich sollte es für 189 Passagiere bereits um 12:00 Uhr zurück in die Heimat gehen. Doch der Abflug der Boeing 737-MAX-8 verzögerte sich bis 14:14 Uhr.

Als die Maschine mit der Registrierung G-TUMS dann endlich startete, legte sie nicht den erwarteten Kurs Richtung Norden ein. Stattdessen setzte die Cockpit-Crew Kurs Richtung Südwesten. Ziel war die tunesische Stadt Enfidha (NBE). Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es dann in knapp drei Stunden endlich zum Zielort London-Gatwick. Die Passagiere erreichten ihren Ziel damit mehr als vier Stunden verspätet.

Screenshot: Flightradar24.com

Wie TUI der britischen Zeitung The Independent gegenüber bestätigte, handelte es sich nicht um eine spontane Umleitung. Stattdessen sei der Zwischenstopp in Enfidha-Hammamet geplant gewesen. Denn dort wartete eine ältere Boeing 737 von TUI auf technische Unterstützung, ehe sie die Heimreise nach Manchester antreten konnte.

Und was gab es für die Passagiere als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten? Alle Passagiere erhielten laut einem Bericht der dpa ein kostenloses Getränk. Außerdem qualifizierte die Verspätung für eine Ausgleichszahlung gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung. Immerhin 400 Euro für jeden Passagier, der diesen Anspruch geltend macht.

Tunesien statt Manchester: TUI zwingt Passagieren Umweg über Afrika auf | Frankfurtflyer Kommentar

Die Umleitung eines Flugzeuges zu einem anderen Flughafen nennt sich in der Fachsprache Diversion. Und die kommt häufiger vor als man denkt. Meist sind jedoch kurzfristige Unregelmäßigkeiten, wie ein technischer Defekt, ein Nachtlandeverbot oder ein medizinischer Notfall Ursache für eine Diversion.

Die Umleitung eines Fluges, um ein anderes Flugzeug technisch zu versorgen, klingt logisch. Aber irgendwie verstehe ich die Mathematik dahinter nicht. Rechnen wir 189 mal eine Entschädigungszahlung von 400 Euro, ergibt das 75.600 Euro. Es muss doch eine günstigere Möglichkeit geben, um entweder Ersatzteile oder Techniker nach Tunesien zu bekommen. Selbst das Chartern eines Privatjets dürfte in der Regel weniger Kosten verursachen.

Hat TUI in der Hoffnung auf eine geringere Verspätung vielleicht nicht mit der Kompensation gerechnet und verkauft das jetzt als Großzügigkeit? Denn bei einem pünktlichen Start der 737 in SUF, wäre der Flug noch in der Zeit gewesen. Oder kalkuliert die Airline einfach damit, dass nicht alle Passagiere ihre Ansprüche geltend machen?

Was haltet Ihr von der Vorgehensweise?

Quelle: aero.de

1 Kommentar

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.