Turkish Airlines will die Boeing 737MAX nicht mehr haben

Turkish Airlines hatte von der Boeing 737MAX insgesamt 75 Exemplare bestellt, welche man vor der Krise so schnell wie möglich haben wollte. Man war hier auch einer der ersten Kunden und hatte schon vor dem weltweiten Flugverbot der Boeing 737MAX schon 12 Maschinen übernommen und beklagte den Ausfall des Flugzeuges noch in 2019, denn man würde die Kapazitäten dringend brauchen.

Nun will Turkish Airlines die 75 Boeing 737MAX eigentlich nicht mehr haben und man hat die bestellten 75 Boeing 737MAX (10 Boeing 737MAX9 und 65 Boeing 737MAX8) deutlich gekürzt. Nur noch 13 weitere Boeing 737MAX will man in Istanbul nun übernehmen, wobei nicht bekannt ist um welche Versionen der Boeing 737MAX es sich handeln wird. Bisher hat Turkish Airlines 11 Boeing 737MAX8 und eine Boeing 737MAX9 übernommen.

Ganz abbestellt hat Turkish Airlines bisher allerdings nur 10 der 75 Boeing 737MAX, wie aus den Orderbüchern von Boeing hervorgeht. Allerdings hat man weitere 40 Exemplare von Festbestellungen in Optionen umgewandelt, womit unklar ist, ob die Flugzeuge jemals übernommen werden. Sicher ist wohl allerdings, dass sie deutlich später zu Turkish Airlines kommen werden als geplant, wenn überhaupt.

Letzteres ist vermutlich auch der wichtigste Grund für die neue Strategie bei der Boeing 737MAX, denn während Turkish Airlines vor der Krise so schnell wachsen wollte, wie es irgendwie geht und Flugzeuge lieber heute als morgen übernommen hat, sieht man sich durch Corona vor einer neuen Situation mit deutlich zurückgegangener Nachfrage, welche sich vermutlich auch erst bis 2024 erholen wird.

Für die Expansion auf der Kurz- und Mittelstrecke hat Turkish Airlines auch noch 93 Airbus A321NEO Bestellungen bei dem europäischen Flugzeugbauer offen, welche aktuell noch nicht gekürzt wurden und in den kommenden Jahren ausgeliefert werden sollen. Damit setzt man sowohl bei der Modernisierung der Kurzstreckenflotte, als auch beim Wachstum vorerst wohl verstärkt auf den Airbus A321NEO, als auf die Boeing 737MAX.

Hier spielt mit Sicherheit auch das langanhaltende Grounding der Boeing 737MAX, sowie die erneuten Probleme mit dem Typ eine Rolle, auch wenn man davon ausgehen darf, dass Turkish Airlines sicher nicht diese Kürzung vorgenommen hat, da man nicht mehr an die Sicherheit des Flugzeuges glaubt. Vielmehr muss Turkish Airlines nun die Auslieferung von neuen Flugzeugen aufgrund der aktuellen Krise nach hinten verschieben und hier hat man sich vermutlich vor allem wegen der unklaren Situation bei der Boeing 737MAX für die Stornierungen bei diesem Typ entschieden.

Turkish Airlines will die Boeing 737MAX nicht mehr haben | Frankfurtflyer Kommentar

Die Boeing 737MAX kann man wohl als den Skandalflieger des Jahrzehnts bezeichnen und auch wenn man sich sehr sicher sein kann, dass man das Flugzeug nur wieder fliegen wird, wenn es auch sicher ist, ist das Vertrauen bei vielen Passagieren vorerst zerstört. Damit bietet die Boeing 737MAX für Turkish Airlines auch keine guten Perspektiven im Marketing, was sicher auch ein Grund war, dass man das Flugzeug nun nur noch in kleinerer Stückzahl haben will.

Interessant wird die Situation aber, wenn sich die Nachfrage in der Luftfahrt wieder erholt hat und Turkish Airlines eine Entscheidung treffen muss ob man doch Boeing 737MAX Optionen zieht oder neue Airbus A321NEO bestellt, um wieder wachsen zu können. Diese Entscheidung hat man aktuell nur nach hinten verschoben, der Boeing 737MAX hat man bei Turkish Airlines aber noch keine Absage erteilt.

Danke: aeroTelegraph 

2 Kommentare

  1. „Experten“ prognostizieren eine Erholung stets für ca. 2024. Ich finde das spannend und eher pessimistisch schaut man sich die Märkte wie China, oder jetzt USA an. Mit dem zurückkehren des „normalen“ Lebens scheint das Flugaufkommen ja eben so rasant wieder zu steigen. Ist wohl eine Sache: pessimistisch Planen und alle überraschen. So bekommt man jetzt mehr Hilfe und später größere Kurssprünge. Lese auch gerne weitere Meinungen 🙂

    • Die Frage der Geschäftsreisen wird wirklich interessant. Service geht natürlich nicht virtuell, inwieweit sich Videokonferenzen wirklich bewährt haben, wird sich zeigen. Mir fallen Pro und Kontra ein, als ehemaligem faulen Beamten natürlich das Pro des fehlenden Jetlags.
      Touristische Flüge stehen sicher sehr schnell wieder auf der Agenda.

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