Während wir in Europa eine mögliche Impfpflicht sehr kontrovers diskutieren und es in Deutschland als ausgeschlossen gilt, gibt es immer wieder die Sorge einer Impfpflicht durch die Hintertür. In den USA stellt sich die Frage einer staatlich angeordneten Impfpflicht nicht, aber immer mehr Firmen schreiben ihren Mitarbeitern eine Impfung gegen das Coronavirus vor und zwar direkt und konkret und nicht durch die Hintertür.
United Airlines hat seine US Angestellten darüber informiert, dass alle 67.000 Mitarbeiter bis Herbst 2021 einen Nachweis über eine vollständige Impfung gegen das Coronavirus nachweisen können müssen, wenn sie weiter für die Airline arbeiten wollen. Damit ist United Airlines die erste US Airline, die diesen Schritt für alle Mitarbeiter geht. Zuvor hatte z.B. Delta eine Impfung als Voraussetzung für eine neue Einstellung gemacht.
In einem Memo an die Mitarbeiter begründet United Airlines diese Entscheidung:
Wir wissen, einige werden der Entscheid nicht zustimmen, dass alle US Angestellten geimpft werden müssen. Allerdings haben wir eine große Verantwortung gegenüber Euch und Euren Kollegen, welche verlangt, dass wir sicherstellen, dass Ihr bei der Arbeit sicher seid. Die Faktenlage ist eindeutig und unumstritten: Jeder ist sicherer, wenn jeder geimpft ist.
In den letzten 16 Monaten hat Scott (United CEO) dutzende von Beileidsbekundungen an Familien von US Angestellten schicken müssen, welche an COVID- 19 verstorben sind. Wir sind entschlossen, alles in unserer Macht stehende zu tun, um zu verhindern, dass eine weitere United-Familie diesen Brief erhält!
In den USA hat man aktuell massiv mit der Impfmüdigkeit der Amerikaner zu kämpfen und es gibt Millionen von Amerikanern, welche es als politisches Statement ansehen, sich nicht impfen zu lassen, wie man es auch als politisches Statement angesehen hat eine Maske zu tragen oder eben nicht.
Gerade die Luftfahrtindustrie ist nach wie vor schwer von der Corona Pandemie getroffen und es ist klar, dass man nur zu einer vollkommenen Erholung kommen kann, wenn man die Pandemie unter Kontrolle bringt. Bei der Impfmüdigkeit, bzw. auch der Ablehnung der Impfung vieler Amerikaner, sehen die US Experten das Ziel der Herdenimunität durch eine Impfung inzwischen sogar als nicht mehr erreichbar an, was erklärt, warum mehr und mehr Firmen massiven Druck aufbauen.
So ist United Airlines zwar die erste Airline, welche eine Impfung aller Mitarbeiter vorschreibt, allerdings sind viele Firmen diesen Schritt in den USA schon früher gegangen. Bei Facebook und Google dürfen nur noch vollständig Geimpfte die Büroräume betreten und der Nachrichtensender CNN hat vor kurzem zwei Mitarbeiter fristlos entlassen, da sie ohne Impfung zur Arbeit im Büro erschienen sind. Zur Begründung heißt es nur noch: Man habe eine Null-Toleranz Politik.
United Airlines macht Corona Impfung verpflichtend | Frankfurtflyer Kommentar
Während es in Deutschland als ausgeschlossen gilt, dass man eine Impfpflicht für Mitarbeiter einführen kann, wenn diese nicht staatlich verankert wird, ist dies in den USA deutlich einfacher zu realisieren, auch wenn man sich hier dem Risiko von Diskriminierungsklagen aussetzt. US Firmen schätzen dieses Risiko allerdings als geringer ein, als das Risiko durch ungeimpfte Mitarbeiter.
Gerade beim Personal von Airlines wird man in den kommenden Jahren auch das Problem bekommen, dass man ohne Impfung nicht in allen Bereichen arbeiten können wird. So kann man davon ausgehen, dass es mehr und mehr Länder geben wird, welche eine Impfung gegen COVID-19 verpflichtend für die Einreise machen und dies wird auch Crews betreffen.
Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass sich jeder der kann, gegen das Coronavirus impfen lassen sollte und wenig Verständnis für die teils kruden Verschwörungstheorien oder ignorante Argumente habe, bin ich auch der Meinung, dass solch eine Impfpflicht der falsche Weg ist. Es ist eine Handlung der Verzweiflung, allerdings ist die Verzweiflung in den USA auch inzwischen recht groß, denn das Land wird durch die Impfung die Pandemie in dem Land nicht unter Kontrolle bringen können, wenn man die Impfbereitschaft nicht dramatisch steigert.
Danke: OMAAT
Richtig so. Aber in D wird‘s wieder zig Bedenkenträger geben und man verpasst den Schutz.
Ist schwierig, man kann Niemanden zu seinem Glück zwingen. Eine Privatfirma kann selbstverständlich die Arbeitsverträge frei gestalten, in den USA (oder in Europa in Dänemark) ggf. auch per „fire“. Wie weit das klug ist und die durchaus wichtige Motivation nicht negativ beeinflusst, vermag ich nicht zu beurteilen.
Insgesamt ist es natürlich traurig, dass die seit über 100 Jahren überaus segensreichen Immunisierungen mit aktuell niemals zuvor derart umfangreich getesteten Vakzinen auf eine derart breite Ablehnung stoßen.
Ich glaube, ich habe das schon einmal geschrieben. Es könnte an einem Mißverständnis in Sachen „Nebenwirkungen“ liegen. Herzmuskelentzündung ist natürlich eine schwere Nebenwirkungen, dito eine Venenthrombose. Man hört aber auch „Ich hatte schwere Nebenwirkungen, einen Tag lang Kopfschmerzen.“… Wenn das natürlich der Maßstab für Nebenwirkungen ist?
Sehr schöner Kommentar! 🙂