Christoph fliegt mittlerweile sehr gerne mit United und vor allem die neue Polaris Business Class von United überzeugt ihn immer wieder, im Gegensatz zu Flügen mit manchen anderen amerikanischen Airlines. Dennoch macht United immer wieder Negativschlagzeilen, was sehr schade ist. Sei es durch die Unwissenheit des Kabinenpersonals, worauf hin ein Hund im Overhead Bin verendet ist, oder wie in dem aktuellen Fall, bei dem 250 Passagiere 16 Stunden in einer Boeing 777 festgesteckt haben.
Zwischenfall bei United | Was genau ist passiert?
Etwa drei Stunden nach dem Start musste der Flug UA179 auf dem Weg nach Hongkong kurz vor Grönland umdrehen und eine Zwischenlandung in Goose Bay (Kanada) einlegen. Für medizinische Notfälle sollte man immer Verständnis haben und somit eine Zwischenlandung, sofern nötig, akzeptieren. Wenn man selbst in so einer Situation steckt, wünscht man auch eine angemessene Versorgung. Aber zurück zum Thema – Obwohl der Passagier mit dem medizinischen Notfall ausgeladen wurde, ging für die Passagiere die Reise für stolze 16 Stunden nicht weiter.
- Eine Tür der Boeing ließ sich nicht mehr schließen und am späten Abend konnte am angeflogenen Airport kein Mechaniker mehr aufgetrieben werden.
- Dass alle Passagiere aussteigen sei laut AeroTelegraph auch keine Option gewesen, da keine Mitarbeiter mehr am Zoll gewesen seinen um sich um die Passagiere zu kümmern.
- Goosbay ist nicht auf die Ankunft von Langstreckenflugzeugen ausgelegt, weshalb auch der Transitbereich nicht groß genug für 300 Passagiere ist, welche nicht nach Kanada einreisen können.
Aufgrund der Außentemperatur, welche etwa bei -30 Grad lag, wurde es auch in der Kabine immer kühler. Immerhin wurden die Passagiere mit Essen versorgt und als die Essensvorräte an Bord knapp wurden, wurde Essen aus einem TimHortons Fast Food Restaurant in der Nähe des Flughafens beschafft. Älteren Passagieren wurde gestattet sich im zollfreien Bereich die Beine zu vertreten und tagsüber durften auch andere Passagiere in Kleingruppen von 20-30 Personen das Flugzeug kurz verlassen um sich auf dem Vorfeld etwas zu bewegen.
I’m free! I’m making a run for it! Labrador here I come! pic.twitter.com/BuCk3amO9c
— Steven Lau (@unoslau) January 20, 2019
Problematisch an dem angeflogenen Flughafen war, dass er vor allem von der kanadischen Luftwaffe genutzt wird und von keiner Fluggesellschaft regelmäßig angeflogen wird. Dass es hier nicht üblich ist, 250 Passagiere durch den Zoll zu bringen ist verständlich, aber manchmal muss man in den sauren Apfel beißen.
United hat, nachdem die Boeing 777 in Goose Bay gestrandet ist, eine zweite Boeing 777-200 als „resche flight“ in die kanadische Stadt geschickt. An Bord der zweiten Boeing 777 waren Mechaniker und eine weitere Crew, um die Passagiere und Crew von United Flug UA 179 als UA8179 zurück nach Newark zu fliegen.
Four @united tech ops workers trying to fix the right wing emergency exit door of #UA179. A planeful of people is hoping they have better luck than the last set of mechanics and pilots who tried hours ago @United_179 pic.twitter.com/PlC41Rh7qp
— Steven Lau (@unoslau) January 20, 2019
Nach einer Nacht und Außentemperaturen von -22 Grad, sind alle Passagiere wieder in Newark angekommen, etwa 27 Stunden, nachdem sie hier gestartet sind.
Zwischenfall bei United | Frankfurtflyer Kommentar
Auch wenn Verzögerungen bei Reisen immer ärgerlich und nervenaufreibend sind, gibt es Fälle, wie medizinische Notfälle oder technische Probleme in welchen jeder Passagier Verständnis zeigen sollte. Aber dass man dann 16 Stunden in einer immer kühler werdenden Kabine „gefangen“ ist, überspannt wohl bei so ziemlich jedem den Bogen. Warum konnte man für diesen Fall nicht ausnahmsweise z.B. zwei Zollbeamte außerhalb der eigentlichen Zeit positionieren, um die Passagiere angemessen zu behandeln? Hier muss man allerdings wohl den kanadischen Behörden einen Vorwurf machen, welche einfach keine Ausnahmeregel finden wollten. Allerdings können so etwas auch Amerikaner, denn vor kurzem musste ein verspäteter Eurowingsflug über dem Atlantik umdrehen, da die Passagiere sonst eine Nacht in Seattle festgesessen hätten.
Einzig die Essensversorgung scheint in diesem Fall funktioniert zu haben, was mich persönlich zwar gesättigt, aber in keinem Fall beruhigt hätte. Dieser Beitrag soll keinesfalls dazu dienen United schlecht zu machen – wie gesagt, wir hatten schon einige wirklich beeindruckende Flüge mit der Airline. Von Außen ist immer schwer zu bewerten, ob es nicht möglich gewesen wäre, diese Situation anders zu regeln.
Das war beim gestrandeten Swiss Flug nicht anders, die Leute können seit ETA nicht mehr einfach einreisen, wenn sie nicht gerade Amerikaner sind. Mal abgesehen davon, selbst wenn, bezweifle ich, dass es genug Plätze zum Aufenthalt gegeben hätte. Und Kleidung hatte wohl auch keiner dabei, um da eben mal nach draußen zu gehen. Ich finde eher, dass es unter den Umständen noch die beste Variante war.
Goose Bass wird auch generell für auftanken etc.genutzt, auch damals als CO noch TXL-EWR mit der 757 geflogen ist.
Ach ja, und Beamte zur Einreise kriegt man in D auch nicht mal eben an den Flughafen, wenn du ziemlich spät ankommt. Hatte da schon nette Situationen in SXF.
So etwas ist immer eine schwere Situation, aber wenn ich von LH Crews höre, dass man in solchen Situationen selbst in Saudi Arabien Ausnahmen findet, frage ich mich durchaus, warum es in Kanada nicht geht.
Man hat Passagiere durchaus aus dem Flugzeug gelassen, allerdings natürlich nur bei Tageslicht, da diese dann auf dem Vorfeld herumgelaufen sind. Bei -22 Grad wohl dann aber nicht so lange.
Bei der Einreise in Deutschland gibt es allerdings einen „Notdienst“, vermutlich aber nicht an allen Flughäfen. In Frankfurt ist grundsätzlich 24h am Tag ein Beamter verfügbar, hier gibt es eine Nachtschicht. 300 Passagiere abzufertigen würde allerdings dauern. In Köln Bonn bin ich bereits selbst nachts um 3 Uhr eingereist, das geht also durchaus, wenn man will.
Solche Situationen sind allerdings immer schwer zu beurteilen. Spaß macht das am Ende keinem.
LG
Christoph
Ganz ehrlich, was da mit NOrwegian im Iran war, da wäre ich lieber nicht eingereist. Danach kannst du ESTA ja auch vergessen. Aber dort hat keiner gefragt.
Klar, das ist alles nicht toll, da gebe ich dir absolut recht. Aber in punkto Notdienst, in SXF habe ich schon erlebt, dass nicht mal bei regulärer ankunft jemand da war.
Und die Kanadier sind bei der Einreise extrem viel strenger geworden, als noch vor ein paar Jahren, besonders seit ETA. Da müsste dann prinzipiell von der Regierung wohl mal was geändert werden. Goose Bay ist aber eben auch nicht Toronto oder Montreal, sondern so ziemlich das Ende der Welt, wie damals bei Swiss auch.
Hallo Bettina,
Ich bin auch nicht scharf auf so ein Erlebnis, auch nicht so wie im Iran mit Norwegian, aber ich würde in diesem Fall ohne bedenken in den Iran einreisen und dann ein US Visum beantragen. Bei dieser Geschichte wird es nicht schwer dies zu bekommen und einige meiner Kollegen haben solch ein Visum (wegen Iran besuchen) Gültig für 10 Jahre mit 100 Einreisen in die USA PRO Jahr. Ich könnte damit leben und fahre lieber einmal zum US Konsulat, als 24 Stunden am Boden in einem Flugzeuge zu sitzen. Aber hier schweifen wir ab.
DAs Goose Bay nicht Toronto ist, dass ist klar, aber es gibt auch immer Optionen wie „Sonder Transit Zonen“ und Sonderlösungen, welche beamte vor Ort auch aufmachen können. Warum man das hier nicht wollte weis ich nicht und ich kann es nicht bewerten. Angenehm war es aber sicherlich für niemanden.
LG
Christoph
Haben doch offenbar alle überlebt.
Nach dem ersten Ärger würde ich das Ganze als nette Geschichte für die Enkel (oder wen auch immer) nutzen. So ganz ohne Entschädigung wird es vermutlich auch nicht abgegangen sein. Vielleicht könnt Ihr dazu ja etwas in Erfahrung bringen.
Entschädigung wurde folgendermaßen beziffert: Erstattung des Flugpreises, $500 Voucher + Hotel und Essen und Umbuchung, falls noch gewünscht.
Die Entschädigung bei UA richtet sich auch immer nach dem Status und der Reiseklasse. Hier werden auch durchaus höhere Voucher ausgegeben, wenn man sich noch einmal beschwert. Der 500 USD Voucher war eine „gesture of goodwill“, die wohl pro aktiv an alle Passagiere angeboten wurde. Das finde ich durchaus bemerkenswert, dass man hier direkt etwas anbietet.
Vielleicht noch eine kleine Ergänzung. Erstaunlicher ist, dass das Entsenden der Ersatzflugzeuge so lange gedauert hat. Ich nehme hier absichtlich den Plural, zwei Narrowbodies hätten es angesichts der Entfernungen ja getan.
Da hat uns SAS im April 2018 sehr positiv überrascht. CPH->HND. Schon am Gate. Flugzeug nicht einsatzbereit. Mist, also übernachten in Kopenhagen. Nein, nix da, innerhalb von zwei Stunden war Ersatz da. Eine 340-300, wie das eigentlich geplante Flugzeug. Hat mich sehr beeindruckt, so viele Dinger davon hat SAS ja auch nicht in der Flotte.
Vielleicht ist stattdessen eine andere Verbindung ausgefallen, das würde ich fast vermuten. Aber solche Prioritäten kann United ja auch setzen.
United ist so groß, dass man wohl genug Ersatzflugzeuge hat. Mit Ausfällen wegen Technischen Problemen haben alle US Airlines bei der überalterten Flotte Erfahrung und interessanterweise findet man oft sehr schnell ein neues Flugzeug. Viele Airlines haben auch ganze Flugzeuge in Reserve. Es würde mich bei SAS nicht wundern, wenn dies hier der Fall ist. LH hat sogar bis zu 6 nicht eingeplante Langstreckenflugzeuge in Frankfurt als Reserve für solche Fälle.
Die UA 777 als „Rettungsflug“ ist am Morgen in New York gestartet. Nachdem erst in der Nacht klar war, dass man ein neues Flugzeug braucht. Hier konnte (oder wollte) man wohl nicht mitten in der Nacht nach Goose Bay fliegen, zumal man noch Mechaniker und Ersatzteile mitgebracht hat. Ich könnte mir vorstellen, dass das Timing zu der langen Wartezeit geführt hat, den Nachts ist es immer schwerer so etwas auf die Beine zu stellen, als am Tag.