Zwischen Qatar Airways und dem Flugzeugbauer Airbus tobt aktuell ein Rosenkrieg und inzwischen streitet man sich vor Gericht. Dabei hat Qatar Airways nun vor dem Londoner High Court unter Vorsitz des Richters David Waksman eine empfindliche Schlappe eingefahren, denn der Richter bestätige, dass die Kündigung der Lieferverträge für 50 Airbus A321neo durch Airbus rechtens war.
Damit wird Qatar Airways nicht wie geplant den Airbus A321neo ab 2023 erhalten und muss die Flottenplanung massiv umstellen. Das Gericht hat Qatar Airways auf andere Bezugsquellen für Flugzeuge verwiesen und meinte damit offensichtlich die bereits bestellten Boeing 737MAX10, welche Qatar Airways kurz nach der Storno durch Airbus bestellt hat.
Die Boeing 737MAX10 ist hierbei allerdings kein 1 zu 1 Ersatz für den Airbus A321neo, denn letzterer hat eine höhere Reichweite als die Boeing und kann somit auch für echte Langstrecken eingesetzt werden. Gerade neue, kleinere Ziele in Afrika, Asien, aber auch in Europa wollte Qatar Airways so eigentlich anfliegen können, was mit der Boeing 737MAX10 deutlich umständlicher wird.
Es ist ein ausgesprochen unüblicher Vorgang, dass ein Flugzeugbauer eine große Bestellung einer Airline storniert und eigentlich ist dies in der Vergangenheit nur vorgekommen, wenn der Kunde zahlungsunfähig war, was bei Qatar Airways nicht der Fall ist.
Dabei geht es beiden Seiten aber eigentlich nicht um den Airbus A321neo, sondern um Lackschäden an den Airbus A350 von Qatar Airways. Hierbei besteht Uneinigkeit über die Bedeutung, denn Qatar Airways sieht hier ein Sicherheitsproblem und hat die Flugzeuge daher in Qatar abgestellt, während Airbus, die EASA und inzwischen auch die FAA dieses Sicherheitsproblem nicht sehen.
Airbus hatte sich mit allen betroffenen A350 Kunden über eine Reparatur der Flugzeuge einigen können, nur bei Qatar Airways hat man die Situation anders eingeschätzt und über 600 Millionen Dollar Schadensersatz von Airbus gefordert. Bis zur Beilegung des Konfliktes hat sich Qatar Airways auch geweigert zwei weitere Airbus A350 abzunehmen, welche in Toulouse zur Übernahme bereit stehen.
Die Weigerung der Abnahme dieser Flugzeuge hat eine „Cross Default Klausel“ in den Verträgen zwischen Qatar Airways und Airbus ausgelöst, welche es Airbus nun erlaubt, alle Bestellungen von Qatar Airways zu stornieren.
Urteil: Airbus muss keine A321neo an Qatar Airways liefern | Frankfurtflyer Kommentar
Für Airbus war dieser Sieg vor Gericht in London ein wichtiger Erfolg im Streit mit Qatar Airways, welcher inzwischen riesige Ausmaße angenommen hat. Dabei hat man inzwischen so viel verbrannte Erde hinterlassen, dass Airbus eigentlich Qatar Airways nicht mehr als Kunden haben möchte und hieran auch kaum einen Zweifel lassen.
Auch wenn Qatar Airways ein riesiger Kunde von Airbus ist, den man eigentlich nicht verlieren sollte, für Qatar Airways wäre ein Ausfall von Airbus als Lieferant ein Desaster, denn man wäre vollständig von Boeing abhängig. Hierbei kann Boeing nicht kurzfristig für jede Airbus Order von Qatar Airways eine Alternative liefern und noch dazu kommt Qatar Airways in eine fruchtbare Verhandlungsposition, denn wenn man nur bei Boeing kaufen kann, wird Boeing auch die Preise diktieren. Letzteres ist der Hauptgrund, weshalb alle großen Airlines der Welt bei Airbus und Boeing Kunden sind.
Man wird sehen wie sich die Situation entwickeln wird und wann sich Qatar Airways und Airbus wieder annähern. Früher oder später wird dies passieren müssen, allerdings kann man inzwischen davon ausgehen, dass hierfür bei einer Seite Spitzenpersonal getauscht werden muss, denn vor allem durch die angeprangerte Rufschädigung, sieht sich Airbus aktuell nicht mehr in der Lage mit Qatar Airways zu arbeiten.
Danke: aero.de
„fruchtbare Verhandlungsposition“ ??
Eigenen Text gelesen??
Da dachten sich wohl einige, Sie könnten als große Airline es sich erlauben. Bei nur einer Option, würde ich immer hinter den Kulissen eine Einigung suchen und nicht öffentlich so eine Welle machen.
Auch wenn die ein oder andere Reklamation berechtigt ist, muss mit bedacht gehandelt werden.
Airbus bekommt die Flieger sofort los, denn der Markt erholt sich ja rasant und Boeing hat immer noch massiv mit Produktionsproblemen zu kämpfen.