Dass man in der US Regierung es mit den Fakten manchmal nicht so genau nimmt und man auch gerne seine eigenen Realitäten schafft, kennen wir inzwischen. Jetzt macht man auch die Abstürze und das Grounding der Boeing 737MAX zum Politikum und US Abgeordnete sprechen öffentlich davon, dass die Piloten eine Mitschuld an den Unglücken tragen müssen. Man stellt hiermit insbesondere die Qualität und das Training von ausländischen Piloten in Frage und dies mit doch sehr unreifen Begründungen. Die Motivation dahinter schien klar zu sein, das Grounding der Boeing 737MAX könnte Boeing, als eines der größten US Unternehmen, Milliarden von Dollar kosten.
Mit der Beschuldigung der Piloten wollen die US Abgeordneten wohl Boeing unter die Arme greifen. In Seattle selbst ist man mit diesen Aussagen allerdings dem Vernehmen nach alles andere als glücklich, denn der Boeing CEO hat gerade selbst massive Versäumnisse und Fehler bei der Boeing 737MAX öffentlich eingestanden. Mit dieser sehr ehrlichen Strategie will man auch das Vertrauen der Passagiere in Boeing wiedergewinnen und die Aussagen der US Abgeordneten passen nicht in diese Strategie.
Es ist auch mehr als zweifelhaft, ob irgendeine andere Luftfahrtbehörde auf der Welt, zu dem Schluss kommen könnte, dass die Piloten der verunglückten Boeing 737MAX an dem Absturz die Schuld tragen, denn nach dem ersten Zwischenbericht handelten die Piloten genau nach Vorschrift.
Einige US Abgeordnete sehen Schuld bei Piloten
Schon Mitte Mai gab es eine Anhörung vor einem Komitee des Weisen Hauses und des US Senats, in welcher Vertreter der FAA angehört wurden. Im Mittelpunkt dieser Anhörung standen besonders die Verfehlungen der FAA und Boeing und wie viel Verantwortung die beiden Parteien in dem Prozess hatten.
Einige republikanischen Abgeordnete werden von der Washington Post nach der Anhörung zitiert und haben hier besonders die Piloten und deren Ausbildung kritisiert. Nach dieser Logik würden Boeing und die FAA keine Schuld an den Abstürzen treffen. So wird kritisiert, dass die Piloten der Lion Air nicht sofort die Trimautomatik ausgeschaltet hatten und die Piloten von Ethiopian Airlines hätten sich nicht an die Vorgaben der FAA gehalten. Man hätte zu keinem Zeitpunkt die Fluggeschwindigkeit kontrolliert und das Flugzeug kritisch Hinterfragt.
Das Problem hierbei ist, dass zum Zeitpunkt des Lion Air Absturzes den Piloten noch nicht die Existenz des MCAS mitgeteilt wurde und auch die Ethiopian Airlines Piloten haben sich laut Vorbericht an die offizielle Dokumentation gehalten, welche vermutlich fehlerhaft oder unzureichend war.
Besonders das Kommentar des republikanischen Abgeordneten Sam Graves, welcher selber Pilot ist, löst Kopfschütteln aus.
„Die Piloten haben nie die Geschwindigkeit reduziert, sie waren einfach zu schnell. Dieser fundamentale Fehler löste anscheinend einen Domino-Effekt auf die nachfolgenden Ereignisse aus.
Da zieht man keine Checkliste heraus, das hat man im Kopf und darauf wird man permanent getestet.“
Gerade diese Aussage sorgt bei Piloten für Kopfschütteln und ein Embraer Pilot der Lufthansa CityLine hat uns zu dieser Aussage folgendes grundsätzliches Kommentar zukommen lassen.
„Piloten werden genau darauf trainiert in Notsituationen, bei denen der Fehler nicht offensichtlich ist, nicht aus dem Bauch heraus zu agieren, sondern die entsprechenden Verfahren nach Checkliste abzuarbeiten. Das höchste Maß an Standardisierung sorgt auch hier für das höchste Maß an Sicherheit.
Wenn die Verfahren fehlerhaft sind oder die Dokumentation des Flugzeuges unzureichend, dann hat dies nichts mit der Ausbildung der Piloten zu tun sondern nur damit, dass die Dokumentation des Flugzeuges fehlerhaft ist.
Was dieser Politiker hier sagt ist daher an Dummheit nicht mehr zu überbieten!“
US Abgeordnete würden die Schuld an den Boeing 737MAX Abstürzen gerne bei den Piloten sehen | Frankfurtflyer Kommentar
Die Boeing 737MAX ist inzwischen auch ein Politikum geworden und besonders die republikanischen Regierungsmitglieder um President Trump würden die Schuld bei den Abstürzen natürlich viel lieber bei ausländischen Piloten sehen, als bei Boeing selbst.
Andere Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt werden sich mit dieser sehr fragwürdigen Theorie wohl nicht zufrieden geben und es gilt auch hier zu befürchten, dass die Boeing 737MAX und deren Wiederzulassung zum Spielball im Handelskrieg wird, den die USA losgetreten haben.
Teil der Strategie der US Abgeordneten sei es wohl, das stark angekratzte Image und die Glaubwürdigkeit der FAA und Boeing wieder herzustellen, welche in den letzten Monaten massiv gelitten hat.
Boeing selbst ist von der Schützenhilfe aus Washington wohl nicht wirklich glücklich, denn in Seattle fährt man inzwischen die Strategie, dass man sich reumütig und einsichtig zeigt, Fehler eingesteht und die Probleme lückenlos aufarbeiten wird, koste es was es wolle. Dies ist sicher die weitsichtigere und damit auch richtige Strategie.
Voellig grotesk!Was wissen Abgeordnete von commercial aviation, geschweige denn von neuen Produkten einer Max!
„Einfach mal die Fresse halten“ passt ggf auch besser!
Safe travels!
Dieser Sam Graves hält sich auch generell für ziemlich clever. Auf seiner Facebookseite hat er alle negativen Kommentare gelöscht (vergleicht man sichtbare Kommentare mit der Anzahl der Kommentare)