Airlines auf der ganzen Welt leiden massiv unter der aktuellen Pandemie, denn ihr Geschäft ist über Monate komplett zum Erliegen gekommen und bisher hat es sich kaum erholt. Besonders hart wurde Virgin Atlantik getroffen, welche zwar die zweitgrößte Airline aus dem Vereinigten Königreich ist, allerdings setzt man ausschließlich auf Langstrecken. Jetzt musste Virgin Atlantic Insolvenz anmelden.
Besonders durch das Konzept, eine ausschließlichen Langstreckenairline zu sein, setzt die COVID- 19 Pandemie Virgin Atlantic massiv zu, denn die Gesamtbuchungen über das kommende Jahr sind um 89% eingebrochen und aktuell finden fast keine Passagierflüge statt, da es weltweit andauernde Einreisesperren gibt.
Nun hat man einem Gericht in London offiziell mitgeteilt, dass man erwartet, dass im kommenden Monat das Geld der Airline aus geht und man seine Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlen könne. In New York hat man Gläubigerschutz nach Chapter 15 angemeldet, was eine Insolvenz der Airline bedeutet.
Unter Chapter 15 schützt sich ein ausländisches Unternehmen mit Wertgegenständen und Geldern in den USA gegen den Durchgriff von Gläubigern. Dabei ist das Ziel von Chapter 15, dass sich eine Gesellschaft in Eigenverwaltung unter dem Gläubigerschutz saniert. Hierfür benötigt Virgin Atlantic aber dringend frisches Geld und der entsprechende Rettungsplan ist noch nicht genehmigt.
Rettung von Virgin Atlantic ist in der Schwebe
Einer der größten Werte im Besitz von Virgin Atlantic sind die Start- und Landerechte am chronisch überfüllten Airport London Heathrow. Mit diesen Landerechten musste man sich allerdings bereits Kredite absichern, welche bei einem Kassenbestand von weniger als 75 Millionen Pfund platzen. Dies würde wohl vor September passieren und in diesem Fall müsste Virgin Atlantic die Slots verkaufen, was gleichbedeutend mit einer Aufgabe der Airline gestellt wird. Ohne die Slots geht das Geschäftsmodell verloren.
Virgin Atlantic kann wohl nicht auf staatliche Hilfen hoffen, was besonders an der öffentlichen Wahrnehmung liegt. Die Airline gehört zum größten Teil der Virgin Gruppe und Delta Airlines. Eine Airline, welche einem Milliardär und einem ausländischen Unternehmen gehört, will man nicht mit Staatshilfen unterstützen, heißt es aus London.
Besonders Richard Branson soll als Milliardär einfach Geld in die Airline pumpen, um sie so zu retten. Leider versäumt die öffentliche Wahrnehmung oft, dass Milliardäre ihre Milliarden wohl nie in Barmitteln besitzen, sondern in werthaltigen Firmenbeteiligungen. Letztere lassen sich in der aktuellen Situation allerdings nur sehr schwer liquidieren und dennoch hat man für Virgin Atlantic einen Rettungsplan geschmiedet, in welchem auch Richard Branson eine entscheidende Rolle spielt.
So wird Richard Branson Virgin Gruppe und Delta Airlines auf den Ausgleich von Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 400 Millionen Pfund durch Virgin Atlantic verzichten. Zusätzlich will Branson noch 200 Millionen Pfund einschießen, welche aus dem Verkauf von Virgin Galactic Anteilen stammen.
Der U.S. Hedge Fund Davidson Kempner Capital Management will 170 Millionen Pfund in Virgin Atlantic einbringen und zusätzlich will man noch Kredite in Höhe von etwa 450 Millionen Pfund einsammeln. Damit hat das Rettungspaket, welches komplett privat finanziert wird, einen Umfang von etwa 1,2 Milliarden Pfund.
Wie lange das Geld trotz des Rettungspaketes reichen wird ist maßgeblich von der ungewissen Entwicklung abhängig. Besonders die USA sind für Virgin Atlantic ein wichtiger Markt und aktuell sieht die Situation hier nicht sehr gut aus.
Daher verhandelt Virgin Atlantic auch mit dem Leasinggeber der Flugzeuge über die Rückgabe oder massive Kürzung der Leasingpreise für mindestens 24 Flugzeuge. Virgin Atlantic könnte also deutlich kleiner werden.
Virgin Atlantic muss Insolvenz anmelden | Frankfurtflyer Kommentar
Die aktuelle Krise ist verheerend für Airlines auf der ganzen Welt und wir werden vermutlich noch über Jahre die Auswirkungen dieser Pandemie in der Luftfahrt spüren können. Wie sicher es ist, eine Airline in der aktuellen Situation durch die Krise zu bekommen, wenn es keine staatlichen Hilfen für die Gesellschaft gibt, kann man an Virgin Atlantic sehen.
Dabei ist die Entscheidung dieses Unternehmen nicht zu unterstützen durchaus als fragwürdig zu sehen, denn man hatte die britische Regierung lediglich um Kredite gebeten, welche abgelehnt wurden. Alle großen Airlines in Europa haben inzwischen massive finanzielle Unterstützung von Regierungen erhalten oder zugesagt bekommen. Die Prominenz des eigenen Gründers könnte Virgin Atlantic nun aber tatsächlich das Genick brechen.
Danke: ExecutiveTraveller
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