Die Lufthansa steckt in einem bedeutenden Umbau ihrer Kabinen, um sich im Wettbewerb mit anderen internationalen Airlines besser zu positionieren. Dabei setzen Kranich und andere Konzernairlines große Hoffnungen in das neue Allegris Kabinenkonzept, welches höhere Standards in allen Reiseklassen verspricht. Doch gerade dieses Vorzeigeprojekt stößt immer wieder auf Herausforderungen, der Zeitplan hinkt gewaltig hinterher.
Es sind inzwischen schon 13 Dreamliner, die derzeit in den USA zur Auslieferung bereitstehen. Laut dem „Spiegel“ befinden sich zwei weitere Boeing 787-9 kurz vor der Fertigstellung. Bei den Jets handelt es sich um moderne und spritsparende Flugzeuge, mit denen Lufthansa die Flotte verjüngen und die Margen ankurbeln könnte. Alle werden mit den neuen Allegris Sitzen ausgestattet, die für ein besseres Reiseerlebnis sorgen und die Kundenzufriedenheit steigern sollen.
Was die Einflottung der Boeing-Modelle angeht ist derzeit aber Stillstand angesagt. Die Sitze nicht nach wie vor nicht behördlich zugelassen. Dadurch läuft die Erneuerung der Flotte und die Einführung von Allegris schleppend. Diese ist ohnehin auf ziemlich dünnem Eis, da die neuen Kabinen sehr komplex zusammengestellt werden. Lufthansa arbeitet bei der Kabinenausstattung mit mehreren Zulieferern zusammen. Stelia Aerospace, Collins Aerospace und Thompson Aero liefern Business-Class-Sitze, das deutsche Unternehmen Zim Aircraft Seating liefert Premium-Economy-Sitze und Recaro Aircraft Seating stattet die reguläre Economy Class aus.
Inzwischen sind auch die von Thompson Aero gebauten First Class Suiten unterwegs, diese sind allerdings erst in zwei Airbus A350-900 installiert. Fünf Allegris Jets wurden notdürftig ohne die Luxussuiten in Betrieb genommen- auch hier fehlte zunächst die Zertifizierung. Insgesamt sind also derzeit erst sieben Maschinen mit dem neuen Interieur in Betrieb. Nach ursprünglichen Plänen hätten es jetzt über 40 sein sollen.
Interimspläne: Nutzung mit Einschränkungen?
Die US-Luftfahrtbehörde FAA verweigert die Zulassung der von Collins Aerospace gefertigten Business-Class-Sitze im Dreamliner. Grund dafür ist ein fehlgeschlagener Crashtest, bei dem die Sitze Belastungen bis zum 16-fachen der Erdanziehungskraft nicht ausreichend standhielten. Ohne diese Zertifizierung dürfen die Flugzeuge nicht ausgeliefert werden.
Die Folgen sind erheblich: Die betroffenen Maschinen stehen am Boden, und die endgültige Zulassung der Sitze wird frühestens im Sommer 2025 erwartet. Ein Szenario, bei dem die Sitze gar keine Zulassung erhalten, ist nicht ausgeschlossen. Lufthansa erwägt daher, einige der betroffenen Maschinen vorzeitig nach Frankfurt (FRA) zu holen. Dabei könnten die Business-Class-Sitze unbesetzt bleiben, während Economy- und Premium-Economy-Sitze regulär genutzt würden. Eine solche Lösung wäre jedoch mit operativen Einschränkungen verbunden, zahlreiche Plätze müssten leer bleiben, die teuren Business Sessel könnten nicht verkauft werden.
Einschränkungen gibt es schon heute
In den bereits ausgelieferten Allegris Flugzeugen gibt es immer noch Restriktionen. Es ist zum einen die First Class, die in fünf Flugzeugen fehlt. Dort wurden vorübergehend Economy-Sitze eingebaut, die allerdings nicht vergeben werden dürfen. Die Sitze sind behördlich vorgeschrieben, damit man sich z.B. bei auftretenden Turbulenzen oder einem Druckverlust festhalten oder rasch hinsetzen kann.
Auch Mitten in der Kabine ist eine komplette Reihe nicht nutzbar. Es handelt sich dabei um sieben Economy Class Sitze, die auch mehr Beinfreiheit bieten und mit Aufschlägen verkauft werden könnten. Die Plätze werden nicht vergeben und müssen während des Fluges freigehalten werden. Vermutlich handelt es sich auch auch hier um ein fehlendes „Go“ der Behörden.
Leserinnen und Leser haben uns auch schon davon berichtet, dass in der Business Class einer der Sitze frei bleibt, um im Notfall während des Fluges darauf zugreifen zu können. Es scheint auch schon diverse Schäden zu geben, die nicht schnell genug behoben werden können. Stellenweise sind die Einrichtungen schon jetzt abgenutzt oder gar zerstört.
Bleigewichte bei SWISS
Auch innerhalb des Lufthansa-Konzerns treten Probleme mit der neuen Kabine auf. Die Lufthansa-Tochter SWISS muss wohl im Airbus A330-300 Bleigewichte einbauen, um die durch die neue Kabine veränderte Gewichtsverteilung auszugleichen. SWISS wird ein identisches Produkt einbauen lassen, dieses aber Swiss Senses nennen. Lediglich bei Farben und Optik werden sich diese von der Lufthansa Hardware unterscheiden.
Die Allegris-Kabine zielt darauf ab, insbesondere in den Premiumkabinen ein hochwertigeres Reiseerlebnis anzubieten. Langfristig plant der Konzern die Premium Economy zu erweitern, da diese Klasse besonders profitabel ist. Trotz weniger Business-Class-Sitzen hofft man, durch das modernisierte Produkt höhere Preise (u.a. auch durch Reservierungsentgelte) und eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit zu erzielen. Die Einführung läuft aber nicht rund.
Von leeren Sitzen und Bleigewichten: Allegris könnte für Lufthansa zum Desaster werden | Frankfurtflyer Kommentar
Lufthansa steht vor erheblichen operativen und strategischen Herausforderungen. Während die Einführung der Allegris-Kabine nur langsam Fortschritte macht, werfen Zulassungsprobleme und logistische Hindernisse den Zeitplan zurück. Das Unternehmen muss nicht nur diese technischen Schwierigkeiten bewältigen, sondern auch die Kundenerwartungen an ein Premiumprodukt erfüllen.
Bei Lufthansa steht man hinter Allegris, etwas anderes bleibt den Verantwortlichen in der Chefetage aber kaum übrig. Ich würde gerne wissen, was in den Krisenmeetings wirklich besprochen wird und ob ein Szenario existiert, doch einen Sitz von der Stange zu holen. Dieser wäre nicht so fehleranfällig und könnte zügiger eingebaut werden.
Der Blick in die Zukunft sieht nicht unbedingt rosig aus. Große Teile der Bestandsflotte müssen umgebaut werden, neue Probleme sind beim sogenannten Retrofit nicht unwahrscheinlich. Die Umrüstung der Boeing 747 kann wohl nicht auf einmal erfolgen, bei SWISS soll die schwere Bleiplatte kommen. Beim Airbus A380 hat man bereits entschieden, beim Umbau auf Allegris zu verzichten und auf ein anderes bewährtes Produkt zu setzen.
Danke: Simple Flying, Spiegel
also lässt man es doch für den A330 zu?
dachte die LH flottet ihre A330 aus diesem grund aus?
das man in quasi jedem Flieger ausgleichsgewichte braucht- im A330, in der B748, sie in den A380 garnicht geht, das ist echt schwach.
nicht nur 10 Jahre zu spät- Qatar hat die Q suite 2017 eingeführt. LH hat quasi eine generation an Business Cabinen ausgelassen.
Natürlich sich stolz auf die Schulter geklopft und sich gelobt was für ein tolles Produkt sie auf die Beine gestellt.
Ich habe keine Ahnung in welcher Bubble die leben aber jedenfalls in in der Kundenbubble.
Das überbezahlte und abgehobene LH Group Management wird es schaffen nicht nur die Swiss auzuhungern sondern auch noch den Konzern.
wäre mal interessant wie viel man alleine an Entwicklungskosten einsparen könnte wenn man einfach ein bewährtes Produkt nutzen würde anstatt immer die eigene Lösung mit Goldrand zu wollen, die dann doch scheitert. aber das scheint ein allgemeines Problem deutscher Unternehmen zu sein
Ist doch typisch fuer die LH. Ist bei der eingesetzen Softwaere des Unternehmens auch so. Goldrand statt Standard. Ergebnisse sind ja bekannt, eine mit Abstand schlechtesten Apps auf dem Markt – aber einen Award gewonnen. Merkt ihr was???
Es ist einfach ein Trauerspiel.
könnte?😆
Man hätte sich für das Projekt nicht ausgerechnet die Manager vom Flughafenbau BER aussuchen müssen;).
Ein Desaster auch für das Image des ehemals technologisch führenden Deutschland.
Da werden sich hoffentlich einige Führungskräfte der Top Ebene verabschieden müssen.
Nein, bitte nicht verabschieden! Die Ausrangierten werden dann üblicherweise mit hohen Gehältern in die Austrian Airlines Führung gehievt. Wollen wir aber definitiv nicht!
Ich glaube, das wir ein Desaster, denn mit den üblichen Schiebungen im Konzern scheint auch die Allergie Sitzzuteilung nicht stabil zu sein. Und auf die definitive Sitzauswahl kommt es in dieser Klassen an.
Beispiel 1: Am 4.1. Bin ich von Kapstadt nach München unterwegs. Alle 4 Teilnehmer (2 x HON, 2 x SEN) in Allegris Suiten gebucht (DIe Doppelsuite und die EInzelsuiten). Am 24.12. kommt gegen 16 Uhr als “Bescherung” die e-mail ein reseating sei notwendig. Zwei Personen werden aus classic seats in der Kabine verteilt. Bei Anruf innerhalb von 20 Minuten nach erhalt der e-mail ist die Suite schon neu belegt …… kein Willen des HON Service außer einem “das geht so nicht-sie haben recht” , es wieder zu ändern.
Beispiel 2: Anfang Mai MUC-SFO. Zwei Plätze in F gekauft, aber nur einer ist reservierbar, da die andere Einzelsuite schon vergeben ist. Niemand bei Lufthansa hat etwas davon gehört, dass man zu zweit die Doppelsuite nutzen kann. Da es sich um zwei Einzeltickets in unterschiedlichen Buchungen handelt (2 x HON), soll einer dafür EUR 2900 zahlen.
Beispiel 3: Im April 2025 in First nach Indien. Bei Flugzeugwechsel mit HON Status automatisches reseating in Business.
Beispiel 4: Zwei Buchungen in First Allergris, jeder hat jetzt seinen Sitz. Einmal HON, einmal SEN. Die SEN Sitzreservierung wird plötzlich (ohne e-mail Benachrichtigung!) aufgeboten, um – wie es am Telefon heisst – einen HON unterzubringen. Nun ist der SEN ohne Sitz …
Ohne Prozessqualität
LH hat in 2024 so eine schlechte Leistung gebracht, dass ich seit Herbst möglichst mit anderen Airlines fliege. Immer nur über LH schimpfen reicht nicht aus, erst Handeln führt zu Veränderungen. So lange noch genügend HONs die FC und BC Sitze buchen ist für LH die Welt in Ordnung.
Ihre Schildeung zeigt beeindruckend – oder besser: bedrückend – das ganze Ausmaß des Chaos. Abgesehen von der Komplexität und der Businessclass wird es m.E. ein großes Problem sein, dass es nur noch drei bzw. vier Sitze in der First gibt. Wie will man diese Plätze vernünftig verkaufen? Abgesehen von den immer neuen Verspätungen und den letztlich von LH selbst verschuldeten Zerifizierungsproblemen ist das ganze Allegris-Konzept, jedenfalls in den Premium-Klassen, völlig verkorkst. Es ist mir schleierhaft, wie das jemals vom Vorstand abgesegnet wurde. Auch im AR scheint sich niemand für diese Themen zu interessieren – wäre ja auch deren Aufgabe, wenn man einen vernünftigen CEO hätte.
Vielleicht einfach mal nur eine Klasse mit menschenwürdigen Abstand für Nordeuropäische Körpergrößen anbieten?
Könnte ein Geschäftsmodell für den Massenbetrieb werden.
Ein frohes neues Jahr! 🙂
Lufthansa und Allegris werden uns also auch in 2025 hier gut beschäftigen. Wer hätte das 2017 gedacht?😅
Im ernst, ich bin auch ratlos, was die Allegris angeht.
Was für ein Chaos, das Chaos geht in die Luftffahrtgeschichte ein. Welche Berater von McK oder BCG hat sich das damals nur überlegt. Irre.
Schade, dass es so gekommen ist. Aber mich die LH (und wohl auch die Swiss) mit diesem Produkt verloren. Dabei war ich dast zwanzig Jahre gerne (privater) Vielflieger bei der LH Gruppe.
Ich finde nahezu alle Sitze in der Allegris Business nicht gut bis sogar schlecht. Als Paar finden wir keine zwei guten Sitzplätze mehr, die nah beieinander liegen. Das ist für uns ein No-Go. Ja, die Privacy Seats sind für größere Menschen durchaus beengt (aber „ok“ wie ich finde) und die Classic Seats für mich mit 1,91m nicht akzeptabel – sie sind einfach zu kurz dazu null Privatsphäre und fast keine Ablagen. Aber gut, LH wollte den Platz der Kabine mit maximal vielen Sitzen und Upselling-Optionen nutzen.
Allein die Business Suiten sind gut (mit Ausnahme derjenigen auf 8 D&G, weil man da so schön nah an den WC Türen ist.
Jetzt haben sie den Salat.
Für dieses Produkt lohnt es nicht (mehr), Meilen zu sammeln.
Da helfen auch keine 22jährigen Influencer, die man mit der tollen Allegris nach Kapstadt schickt.
Also, wir (2 Personen) sind in Reihe 2 Business-Class Doppel Suite geflogen. Für uns ganz schrecklich, trotz 11,5 Stunden Tagesflug (CPT-MUC) nur Dunkelheit. Die Trennwand in der Mitte nur zur Hälfte zu öffnen. Mag nicht daran denken wenn da ein Fremder Sitz und die Wand auch noch geschlossen ist. – Die reinste Grabkammer das ganze, obwohl in Reihe 2 keine Bins über den Mittelplätzen sind. In Reihe 8 und dahinter ja. Das ist in der Suite noch erdrückend.
Obwohl der Flug komplett ausgebucht war, waren nur 2 von den insgesamt 8 Suiten vorreserviert. Wir konnten keinen anderen Platz mehr buchen und so wurde uns die Doppel Suite beim Check-In automatisch zugeteilt. – Nie wieder in diese Grabkammer.
Unsere nächsten Flüge führen uns u.a. nach Bangkok und wur sind froh und happy über die alte Business-Class.
Lufthansa tut sich meiner Meinung mit der Allegris nichts Gutes. Das Konzept ist nicht Zukunftsfähig.
Sorry, wenn du ein Problem mit den Business Suiten hast, dann bist du nicht zukunftsfähig, das sind nämlich die einzigen gescheiten Business Class Sitze mit Türen, wie sie bald überall Standard werden. Wenn und immer noch an alten 2-2-2 Sitzen ohne Türen hängst, musst du eben Economy fliegen. Offene Sitzanordnungen haben in einer Business Class im Jahre 2024 nichts mehr zu suchen.
Sorry John, bis jetzt war ich immer bei Deinen Kommentaren. Aber das jetzt ist zuviel oder Du hast es sarkastisch gemeint. Sonst musst Du in Zukunft einen privaten Jet mieten damit Du möglichst niemanden im Flugzeug siehst.
John kennt sich einfach aus. Da möge doch bitte jeder Einzelne die persönliche Meinung diesem geballten Fachwissen hintanstellen.
Persönliche Erfahrungen müssen demnach wohl durch falsche Wahrnehmung zu Stande kommen.
John, ich gönne Ihnen die Einzelkabine von Herzen.
Damit bliebe offen, wen die Tür vor wem schützt.
Wir erleben bereits im achten Jahr, wie sich „Allegris“ zu etwas entwickelt, was auf mich wirkt wie ein waschechtes Desaster.
Der Winterflugplan mag etwas ausgedünnt sein, und die Parkplätze für die 787 in Seattle mögen gerade willkommen sein – über den CashFlow dafür kann ich nur spekulieren – aber wirtschaftlicher wären sie sicher als die alten Vierstrahler.
Wenn über ein Dutzend Flieger de facto gegroundet bleiben, weil mein Management seine Hausaufgaben acht Jahre lang bei der Entwicklung dieser Sitze nicht gemacht hat, dann muss das personelle Konsequenzen haben.
Als Aktionär kann ich hier nur fordern, dass man das Exitszenario aus diesem Projekt mal genauer darstellt. Ich hätte da noch ein paar Fragen …
Ich möchte mir nochmal bei Gelegenheit ein eigenes Urteil über das Reiseerlebnis in der „neuen“ Kabine bilden. Aber nach allem, was ich den Kabinenlayouts, den Bildern und den Reiseberichten (auch internationaler Blogs) entnehme, fürchte ich, dass ich die LHGroup auf der Langstrecke zukünftig meiden werden, wo es nur geht.
Allegris … ehrlich? Öffnet Eure Augen liebe LH – das ist wieder so typisch deutsch am Kunden vorbei „over engineered“. Business Suite, Business Space Seat, Business Long Bed Seat, Business Regular … und dann noch First. Wer soll da noch beim Sitzplatz reservieren durchblicken? Die arme Sau mit „regular business seat“ tut mir leid … vermute mal umsonst für M/M Kunden, oder?
Sorry, einfach eine vernünftige Lösung für alle und nicht individuelle Uniformen … das könnte die Kundenbindung erhöhen. Aber so kann ich guten Gewissens andere Carrier fliegen und noch weniger zahlen. Und den LH SEN durch andere StarAlliance Gold Level ersetzen (Turkish z.B.)
Wir sind mit 2 Kindern einmal quer durch die Allegris Business „re seated“ worden … wegen der Sauerstoffmasken. Stelle mir das spannend vor, von 35.000 Fuss im Sturzflug aus der Reihe 5 um die Business Class herum durch die First Class oder Galley zur Reihe 4 zu kommen … weil es aus der 5er Mittelreihe keinen Ausgang links gibt.