Wie Airbus von der Boeing 737MAX Krise profitiert

Boeing befindet sich durch den Boeing 737MAX Skandal in einer der schwersten Krisen der Firmengeschichte. Nicht nur, dass mögliche Milliardenzahlungen auf Boeing zukommen könnten wegen dem andauernden Grounding der Boeing 737MAX, auch laufen dem Hersteller aus Seattle langsam die Kunden weg.

Wie immer im Leben gibt es aber auch einen lachenden Dritten und dies ist in diesem Fall Airbus. Dem europäischen Flugzeugbauer könnte das Dilemma von Boeing massiv in die Karten spielen und ihn zum Marktführer in einer Reihe von Segmenten machen. Zumindest arbeitet man bei Airbus momentan massiv daran, Boeing die Kunden ab zu jagen.

Keine Bestellungen für Boeing im Mai

Der Mai war ein extrem schlechter Monat für Boeing, denn man hat gleich eine Storno für 71 Boeing 737MAX erhalten, welche eigentlich für die insolvente, indische JET Airways vorgesehen waren. Allerdings drohen auch andere Airlines damit, dass man Boeing 737MAX Bestellungen wieder stornieren könnte.

Alleine die zwei indonesischen Airlines Lion Air und Garuda Indonesia denken sehr laut darüber nach, 250 Boeing 737MAX Bestellungen zu stornieren und dann zu Airbus zu wechseln.

Aber damit nicht genug, denn im Mai konnte Boeing keine einzige neue Flugzeugbestellung in den Auftragsbüchern verbuchen. Dies liegt zum einen daran, dass die Airlines verständlicherweise bei der Boeing 737MAX abwarten, man hier keine verlässlichen Lieferslots mehr bekommt und zum anderen auch daran, dass Boeing durch die 737MAX Krise alle Ressourcen in dieses Projekt stecken muss.

Eigentlich sollte der Hersteller an einer Boeing 797 arbeiten, deren ersten Entwürfe für dieses Jahr auf der Luftfahrtmesse in Paris erwartet wurden. Allerdings wird sich dies wohl verschieben und dies obwohl das neue „Middle of the Market“ Flugzeug gerade von den US Airlines so sehnlichst erwartet wird.

Boeing 797 Entwurf (c) Designer CamSim

Airbus bringt sich in Stellung

In der aktuellen Boeing Krise bringt sich nun Airbus in Stellung und zeigt dem Kunden ganz klar, dass man sehr passenden Ersatz für die Problemflieger von Boeing besitzt und auch, dass man bereits jetzt ein Middle of the Market Flugzeug als Boeing 757 Ersatz bauen kann.

Airbus A220-300 mit mehr Reichweite

Airbus will die mögliche Reichweite des neuen Airbus A220-300, welchen manche von Euch vielleicht noch unter dem Namen C- Series kennen, erhöhen. Hiermit sollen dann sogar Transatlantikflüge mit etwa 150 Passagieren oder auch Coast to Coast Flüge in Nordamerika möglich sein.

Damit kann man mit dem A220-300 genau das Marktsegment bedienen, welches aktuell die Boeing 737MAX7 abdeckt. Möglicherweise zieht man hiermit auch ganz direkt auf Southwest Airlines, welche über den A220 nachdenken.

Besonders bei einer Reihe von US Airlines konnte man das Flugzeug bereits platzieren. So ist Delta Airlines gerade ein sehr glücklicher Betreiber des Airbus A220, aber auch JetBlue hat 60 Exemplare bestellt.

Airbus A321neoLR könnte Boeing 757-200 ersetzen

Die Boeing 757-200 ist besonders für die US Airlines immer noch ein sehr wichtiges Flugzeug, insbesondere da man hiermit verhältnismäßig lange Strecken mit wenigen Passagieren fliegen kann.

So fliegen alle drei großen US Airlines mit der Boeing 757 von der US Ostküste nach Europa und Südamerika und bedienen hier nicht so aufkommensstarke Märkte. Einen passenden Ersatz für das alternde Flugzeug gibt es leider immer noch nicht und auch der Airbus A321neo kommt noch nicht auf die benötigte Reichweite.

Genau dieses Problem ist man bei Airbus nun allerdings angegangen und hat einen Airbus A321neo mit erhöhtem Abfluggewicht und damit auch erhöhter Reichweite entwickelt. Der Airbus A321neoLR könnte die Boeing 757-200 dann fast 1:1 ersetzen und Flüge von Paris nach New York, Chicago, Miami oder kleinere Airports wie Grand Rapids, Little Rock oder Pittsburgh wären hiermit problemlos und zuverlässig möglich.

Viele Airlines wie Lufthansa und British Airways haben bereits Interesse an dem Airbus A321neoLR angemeldet und auch American Airlines soll dem Flugzeug inzwischen echte Chancen geben, was ein klares Signal an Boeing ist, dass die Entwicklung der 797 zu lange dauert.

Die US Airlines sind hier alle im Zugzwang und müssen sich bald für einen Boeing 757 Nachfolger entscheiden und bei American Airlines scheint dies der Airbus A320neoLR zu werden. Dieser würde auch sehr gut in die Flotte von Delta Airlines passen, allerdings hat sich Delta hierzu noch nicht geäußert.

United Airlines wollte die Boeing 757 mit der Boeing 737MAX10 ersetzen und in die 737 dann sogar eine Langstrecken Business Class einbauen. Hier wird es vermutlich zu Verzögerungen in der Auslieferung kommen. Boeing wird aber sicher alles tun um United Airlines als großen Boeing 737MAX10 Kunden zu halten.

Wie Airbus von der Boeing 737MAX Krise profitiert | Frankfurtflyer Kommentar

Airbus wird wohl der große Gewinner des Boeing 737MAX Debakels sein. Es wird davon ausgegangen, dass besonders der Airbus A321neoLR dieses Jahr auf der Luftfahrtmesse in Paris präsentiert wird und dass man hier schon einige Bestellungen einsammeln wird.

Wenn man es wirklich schafft das Flugzeug bei American Airlines zu platzieren, wäre dies ein riesiger Erfolg für Airbus und ein Problem für das Boeing 797 Programm, dessen offizieller Start sich durch die Boeing737MAX um mindesten ein Jahr verschoben hat.

Während Airbus auf den Lufthfahrtmessen der Welt wohl einige Erfolge präsentieren kann, wird man bei Boeing eher damit beschäftigt sein, dass verlorene Vertrauen wieder herzustellen.

2 Kommentare

  1. Schon interessant. Schadenfreude ist vermutlich nicht angesagt, und so weit ich weiß herrscht die bei Airbus auch nicht. Airbus könnte sowieso nicht eventuelle Stornierungen der 737max abfangen, jedenfalls nicht in überschaubarer Zeit.
    Die Frage, was aus der neuen 777 wird, steht zudem noch aus. Vielleicht braucht Boeing ja am Ende die durch 737max-Minderbestellungen frei gewordenen Kapazität …
    Das ist natürlich wilde Spekulation, aber wer weiß. Dass bei Boeing erst einmal Rein-Schiff-Machen angesagt ist (wohl auch bei der Produktion der 787) steht natürlich außer Frage.

    • Bei frei werdenden Kapazität reden wir aber von 2023 bis dahin müssen die bestehenden 1000 (oder ggf 800) Bestellungen für 737MAX abgearbeitet werden. Airbus kann mangels Kapazitäten keine Alternative in kurzer Zeit außer a220 liefern. Und aus China und Russland gibts zwar bald Alternativen in dem Segment. Wobei bald hier etwa 2-3 Jahre und geringe Stückzahlen bedeutet

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