Wie viel wusste Boeing über die Probleme bei der Boeing 737Max?

Die Boeing 737Max ist gerade auf dem besten Weg für Boeing zum Desaster zu werden. Nachdem zwei neue Maschinen des Typs binnen weniger Monaten abgestürzt sind und weit über 300 Todesopfer gefordert haben, wurde das Flugzeug weltweit mit einem Flugverbot behängt. Boeing muss nun einiges nachbessern und das Grouding der Boeing 737Max könnte noch Monate andauern. Allerdings kommt immer wieder die Frage auf: Wie viel wusste Boeing über die Probleme bei der Boeing 737Max?

Laut einem Bericht von CNN, liegen der FAA und Boeing mindestens 216 Meldungen von Defekten und Fehlern des Ansgtellwinkelsensors der Boeing 737Max vor, welcher die Daten für das äußerst umstritten MCAS liefert. Das MCAS steht im dringenden Verdacht, bei den Abstürzen der Boeing 737Max eine maßgebliche Rolle gespielt zu haben.

Trotz dieser gehäuften Menge an Meldungen, haben es weder Boeing noch die FAA für nötig empfunden, Tests durchzuführen, was ein defekter Sensor beim MCAS System bewirken kann. Das System verlässt sich auch nur auf die Daten von einem Sensor, was in der Luftfahrt eigentlich als absolutes „No Go“ gilt. Hier wird eigentlich immer Redundanz verlangt, allerdings hat Boeing das MCAS bei der Zulassung der Boeing 737Max als nicht bedeutend genug eingestuft. Vermutlich ein fataler Fehler.

Boeing bereitet sich auf eine Klagewelle vor

In Seattle ist man sich dem Ernst der Lage mehr als bewusst und auch, was noch auf den Flugzeugbauer zukommt. So hat man gerade damit begonnen, die Rechtsabteilung neu aufzustellen, in Vorbereitung auf die Klagewelle und zum Aufarbeiten der Boeing 737Max Problematik.

Der bisherige Boeing-Chefjustiziar J. Michael Luttig wird sich ab sofort ganz der rechtlichen Aufarbeitung der Unglücke in Indonesien und Äthiopien widmen und wird damit direkt dem Vorstand und Aufsichtsrat von Boeing berichten.

Brett Gerry, welcher bis jetzt für das Geschäft von Boeing in Japan zuständig war, wird neuer Boeing-Chefjustiziar und stellt die Rechtsabteilung auf eine Reihe von Klagen ein.

Neben Klagen von Angehörigen der Opfer, geht man auch von Schadensersatzforderungen diverser Airlines aus. Die Flugausfälle könnten Boeing mehrere Milliarden US$ kosten, je nachdem wie lange sie noch anhalten.

Auch ist noch nicht klar, ob es bei der Zulassung der Boeing 737Max auch Versäumnisse gab, welche strafrechtliche Konsequenzen haben könnten. Es wurde allerdings bereits bestätigt, dass sowohl die Staatsanwaltschaft in Seattle, als auch das FBI gegen Boeing und die FAA ermittelt.

Immer mehr Airlines schauen sich nach Alternativen um

Aufgrund der Probleme mit der Boeing 737Max und dem weltweiten Grounding, schauen sich immer mehr Airlines auch andere Flugzeuge an und drohen damit, Boeing 737Max Bestellungen wieder zu stornieren.

So schaut sich Southwest Airlines gerade den Airbus A220-300 an, obwohl die Airline immer als sicherer Boeing 737 Kunde galt und in fast 50 Jahren nie ein anderes Flugzeug betrieben hat.

Auch Lion Air und Garuda Indonesia sprechen gerade öffentlich darüber, dass man die Boeing 737Max Bestelllungen wieder storniert.

FlyDubai denkt derweil laut darüber nach, Boeing 737Max Flugzeuge zu stornieren und Airbus A321neo zu kaufen.

Teilweise ist dies sicher Säbelrasseln, da die Airlines einen weiteren Rabatt bei Boeing erzielen wollen, allerdings könnte Boeing tatsächlich eine Reihe von Kunden verlieren, je nachdem wie sich die Situation bei der Boeing 737Max weiter entwickelt.

Wie viel wusste Boeing über die Probleme bei der Boeing 737Max? | Frankfurtflyer Kommentar

Es ist schon etwas verstörend, was man inzwischen über die Boeing 737Max und die fragwürdige Zulassung lernt. Boeing kommt aus dem Verteidigungsmodus nicht mehr heraus, da immer neue Vorwürfe erhoben werden.

Das Positive an allen neuen Enthüllungen ist allerdings, dass man sich sicher sein kann, dass wenn die Boeing 737Max wieder fliegen darf, sie von den Luftfahrtbehörden diesmal sehr genau überprüft wurde.

Danke: aero.de