Wir sehen in letzter Zeit immer mehr Airlines, welche mit kleinen Flugzeugen wie der Boeing 737 oder dem Airbus A321 Langstreckenflüge aufnehmen. Besonders Billiganbieter wie Norwegian, Primera Air oder auch die neue Swiss Skies wollen, bzw. fliegen schon Langstrecken ab Europa nach Nordamerika mit diesen kleinen Flugzeugen.
Der Grund hierfür ist recht einfach erklärt, denn erstmals ist es möglich, mit der neusten Generation der Boeing 737MAX oder dem Airbus A321neoLR ganz enorme Distanzen Non Stop zu fliegen. Bei Reichweiten von fast 8.000 Km bei voller Zuladung, kann man mit diesen Flugzeugen ohne Probleme von jeden Ort in Europa z.B. an die gesamte US Ostküste fliegen.
Der Betrieb eines Schmalrumpfflugzeuges ist dagegen deutlich günstiger, als bei klassischen Widebody Flugzeugen. So ist ein Airbus A321neo natürlich schon in der Anschaffung deutlich günstiger als ein Großraumflugzeug. Bei halber Kapazität kostet er nur etwa ein drittel. Zusätzlich sind Gebühren an Flughäfen und Überflugsrechte günstiger. Auch benötigt man weniger Personal zum Betrieb und Abfertigen eines kleinen Flugzeuges und der Treibstoffverbrauch ist auch geringer. In Summe sind die Kosten pro Sitzplatz und geflogenen Kilometer bei einem Airbus A321neoLR günstiger, als bei einem klassischen Langstreckenflugzeug.
Daher ist es nicht wirklich überraschend, dass es nun eine ganze Reihe von Billigfliegerkonzepten gibt, welche mit diesem Flugzeug günstige Langstrecken anbieten wollen. Doch hier stellt sich die Frage: Macht solch ein kleines Flugzeug auch bei den klassischen Airlines, wie der Lufthansa Gruppe, auf der Langstrecke Sinn?
Da sich bis auf die geleasten Boeing 737 von Eurowings keine Boeing 737 im Lufthansa Konzern mehr befindet, ist wohl eine kleine Teilflotte von Airbus A321neoLR das wahrscheinlichste Szenario. Doch wo würde dies überhaupt Sinn machen?
Der Airbus A321neoLR bei Lufthansa?
Lufthansa selbst hat eine riesige Flotte von Airbus A321 und auch über 50 bestellte A321neo. Diese werden momentan hauptsächlich auf kurzen Flügen in Europa eingesetzt, aber auch auf den vier Stunden nach Kairo, Amman oder Tel Aviv um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wenn man mit Airbus A321neoLR nun auch Langstrecken bis zu 8 Stunden Flugdauer fliegen wollte, müsste man wohl zwangsläufig eine andere Kabine, inkl. richtiger Business Class Sitze installieren. Besonders US Airlines machen dies auf dem Airbus A321 momentan vor, am Beispiel von American Airlines oder JetBlue.
Airbus A321neoLR bei Swiss und Austrian Airlines?
Grundsätzlich sieht die Situation bei Swiss und Austrian Airlines bei einem kleinem Flugzeug für Langstrecken nicht anders aus, als bei Lufthansa selbst. Es wäre wohl nicht sinnvoll, dass Austrian Airlines täglich von Linz, Innsbruck, Salzburg und Wien, direkt nach New York fliegt, aber ab zu einigen kleineren Märkten könnten sich Flüge mit einem kleinen Langstreckenflugzeug lohnen.
Hier wäre die Teilflotte für Swiss und Austrian immer recht klein, so dass eine eigene Airbus A321neoLR Flotte nur bedingt Sinn machen würde. Wenn man sich allerdings anschaut, dass Lufthansa gerade versucht die Flotten und Kabinen bei sich und den Töchtern zu vereinheitlichen, dann ergeben sich auch für recht kleine Teilflotten eines Airbus A321neoLR bei Swiss und Austrian Airlines Optionen. Man könnt hier nämlich Flugzeuge zwischen den Airlines tauschen, je nach Bedarf.
Airbus A321neoLR bei Eurowings?
Gerade bei Eurowings könnte sich der Airbus A321neoLR sehr lohnen. Die Airline wurde von Lufthansa gegründet, um Märkte abseits der Drehkreuze zu bedienen und fliegt auch eine Reihe von touristischen Zielen an. Aktuell verwendet man hierfür ausschließlich Airbus A330 und Airbus A340.
Was auffällt ist, dass Eurowings viele Langstreckenziele nicht täglich anfliegt. Mit einem kleineren Flugzeug könnte man die Frequenz auf vielen Direktstrecken erhöhen und sich so auch attraktiver für die zahlungsbereite Business Klientel machen.
Auch könnte man hier noch eine ganze Reihe weiteren Zielen anfliegen, welche sich aktuell mit einem Airbus A330 nicht lohnen, weil man die über 300 Plätze hier nicht gewinnbringend verkaufen könnte. So sind z.B. auch Strecken auf Sekundärmärkten bei Eurowings mit den Airbus A321neoLR denkbar. Ich kenne zwar den Bedarf zwischen Düsseldorf und z.B. Baltimore nicht, allerdings wäre dies durchaus eine Strecke die denkbar wäre.
Ganz nebenbei subventionieren kleine US Airports internationale Langstrecken sehr gerne, um hier Kunden anzuziehen (z.B. Pittsburg).
Airbus A321neoLR bei Brussels Airlines?
Gerade bei Brrussels Airlines gibt es sogar großen Bedarf an einem Flugzeug wie dem Airbus A321neoLR! Die Airline ist ein Spezialist für Westafrika- Flüge. Während dies wohl für die Airline ein sehr lohnender Markt ist, ist gleichzeitig die Nachfrage bei vielen Zielen nicht so hoch, dass sich eine täglicher Flug mit einem Airbus A330 lohnen würde. Daher werden viele Ziele nicht täglich oder zusammen mit einem anderem Ziel angeflogen. Hier könnte ein Airbus A321neoLR das absolut richtige Fluggerät darstellen!
Würden kleine Flugzeuge auf Langstrecken bei der Lufthansa Gruppe Sinn machen?
Kleine Flugzeuge auf der Langstrecke sind eigentlich keine neue Idee. So fliegen z.B. einige US Airlines schon seit Jahren mit der Boeing 757-200 über den Atlantik. Der Airbus A321neLR stellt hier allerdings ein noch deutlich wirtschaftlicheres Flugzeug dar, welches auch noch eine etwas höhere Reichweite besitzt. Hierdurch lassen sich echte Langstrecken zuverlässig fliegen.
Auch bei Lufthansa und ihren Töchtern, würde der Airbus A321neoLR durchaus Sinn machen und er wird bei Lufthansa wohl tatsächlich evaluiert. So gibt es eine ganze Reihe von Märkten, welche Lufthansa gerne bedienen würde, aber für welche einfach kein passendes Fluggerät vorhanden ist. Neben vielen Zielen in Indien, sind auch einige Ziele in Westafrika von großem Interesse für Lufthansa und ihre Töchter.
Ich bin gespannt, ob einige der bestellten Airbus A321neo in der LR Version an Lufthansa geliefert werden!
Sehr interessante Gedankengänge zur LH-Flottenpolitik in diesem Artikel.
Ich denke, Lufthansa wird erst beobachten, wie die neuen Langstreckenverbindungen bei den anderen Fluggesellschaften laufen. LH ist ja zumeist skeptisch und abwartend und hält an Altbewährtem fest (Die B777-300 für LX waren bei Kauf schon lange nicht mehr die aktuellsten und modernsten. Die ganz neuen 777X will man, anders als geplant, doch nicht als Erstbetreiber übernehmen). Momentan gibt es Probleme mit den neuen A320neo.
Rein theoretisch würden meiner Meinung nach A321neoLR bei Eurowings+Brussels Sinn machen, wie ihr auch schreibt. Insbesondere bei EW, wo sich das Langstreckennetz noch im Aufbau befindet und ohnehin neue Ziele gesucht und neue Slots beantragt werden müssen.
Für den A321neoLR sehe ich bei LH Möglichkeiten auf Nebenstrecken (Westafrika, Zentralasien, Naher Osten), wo ein A330 nicht ausgelastet ist.