Eigentlich war der Deal schon seit fast zwei Jahren in trockenen Tüchern und die British Airways Mutter IAG wollte Air Europa übernehmen. Allerdings war die Übernahme natürlich unter Vorbehalt der Zustimmung der EU und hier machen die Wettbewerbshüter dem Ganzen nun wohl einen Strich durch die Rechnung, denn British Airways kauft Air Europa jetzt doch nicht, wie man gerade bekannt gegeben hat. Grund hierfür sind die nicht erfüllbaren Auflagen der EU.
British Airways wird das Aufgeben des Deals nun auch teuer zu stehen kommen, denn nachdem man der Übernahme bereits zugestimmt hat, wird man an Air Europa nun eine Strafe in Höhe von 50 Millionen Euro zahlen müssen. Aber selbst mit dieser Strafzahlung sei es nun verantwortungsvoller, die Verhandlungen abzubrechen als weiter zu führen, da die Auflagen der EU nicht wirtschaftlich tragbar seien.
Zu diesem Ergebnis ist man bei der International Airline Group (IAG) nach dem letzten Gespräch mit der Wettbewerbskomission gekommen, wo klar wurde, dass die Zugeständnisse die man seitens IAG machen kann und den Forderungen die die Kommission stellt zu weit auseinander klaffen, wie man mitteilte.
[…]kam zu dem Schluss, dass es angesichts des aktuellen Regulierungsumfelds nicht im besten Interesse der Aktionäre wäre, die Transaktion fortzuführen.
IAG sieht das jetzige Aus des Deals nun als beste und wirtschaftlich sinnvollste Option an:
Wir sind überzeugt, dass diese Entscheidung im besten Interesse unserer Aktionäre ist. IAG bleibt seiner Strategie treu, zu der auch gehört, von seinem Drehkreuz in Madrid aus effektiv im Wettbewerb zu bestehen. Diese Strategie liefert überzeugende Ergebnisse. Wir werden unsere Präsenz in Madrid weiter ausbauen, damit sich das Drehkreuz zu einem Konkurrenten der größten europäischen Großflughäfen entwickeln kann.
Wir haben mit der Kommission über das Abhilfepaket diskutiert; wir haben unser erstes Angebot gemacht und dieses dann verbessert. Wir glauben wirklich, dass unser Paket umfassend und sehr stark war. Wir haben 52 % der Frequenz angeboten, also fast die Hälfte des Geschäfts.
Nachdem die IAG nun bei Air Europa ausgestiegen ist und keine 100% Übernahme mehr anpeilt, will man nun aber dennoch die Augen nach neuen Möglichkeiten offen halten und auch in Südamerika sieht man einige Chancen, entweder bei einer Airline außerhalb der EU oder auch bei TAP Air Portugal, an welchen auch Lufthansa und Air France/KLM Interesse haben.
Zu viele Auflagen: British Airways kauft Air Europa nicht! | Frankfurtflyer Kommentar
Wir konnten es auch schon bei der Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa fast live verfolgen, die Verhandlungen mit der EU Wettbewerbskommission sind nicht einfach und bei British Airways hat es nun dazu geführt, das Air Europa ohne einen großen Partner zur Übernahme da steht, was auch für Air Europa alles andere als ideal ist.
Spannend wird nun, wer die nächste Airline sein wird, die sich bei air Europa einbringen will und wenn es mit TAP für Lufthansa oder Air France nicht klappt, dann könnte man ja in Spanien noch einmal anklopfen, denn eines ist klar: Die Konsolidierung in Europa wird weiter gehen müssen.
„Die Konsolidierung in Europa wird weiter gehen müssen.“
Genau das hat Frau Versager nicht verstanden.
Sehr, sehr kurzfristig mögen die geforderten Auflagen der EU ja gut für den Verbraucher sein. Aber schon mittelfristig wird dem Verbraucher nicht damit geholfen sein, wenn es in Europa keine wettbewerbsfähigen Airline-Verbünde gibt. Im globalen Umfeld haben die EU-Airlines ohnehin schon viele Nachteile gegenüber der Konkurrenz in Asien und Amerika. Diese Nachteile werden durch die m.E. von der EU geforderten, übertriebenen Einschränkungen nur noch verstärkt. Für den Verbraucher wird es mittelfristig teurer werden, wenn die kleineren Airlines sich nicht größeren Verbünden anschließen können und die größeren Verbünde sind im globalen Maßstab auch schon ziemlich klein. Die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Airlines weiter einzuschränken ist insofern eine ziemlich kurzsichtige Idee – man könnte auch sagen ein absoluter Irrweg. Die aus dogmatischen Gründen von der EU eingeschränkte Wettbewerbsfähigkeit der EU-Airlines wird mittelfristig zu der einen oder anderen Pleite führen. Danach werden die Preise deutlich steigen. Und die Arbeitsplätze sind auch in Asien.
Toll gemacht, Frau Versager!
Das ist eine absolut brilliante Analyse von dir.
Als EU-Kommission kann man sich sicherlich die ein oder andere Strecke in der EU ansehen und im Stückwerk entscheiden, dass es hier und da in der EU keinen Wettbewerb gibt. Die Realität ist aber, dass man der Wettbewerb aus Asien, dem Nahen Osten und den USA kommt. In all diesen Märkten haben die Airlines gewisse lokale Monopole, die sie melken können und dann aggressiv gegenüber EU-Airlines auf vielen Strecken mit niedrigen Preisen antreten können.
Daher ist die Sicht ja nett, dass der Konsument geschützt wird, wenn hier und da eine EU-Übernahme Konzessionen machen muss. Fliegen ist aber ein globales Geschäft. Die arabischen Airlines haben günstiges Öl, die Amerikaner einen starken Heimatmarkt und dazu den Fly America Act, der alle offiziellen amerikanischen Besuche zwingt US-Maschinen zu buchen. Und die Europäer glauben wirklich an Wettbewerb? Absolut lächerlich europäische Airlines bluten zu lassen. Wenn sie mal weg sind, dann landen die Gelder in den USA, dem nahen Osten oder Asien.