2 Jahre und 21 Umbuchungen später: Errorfare-Flug endlich angetreten

Im März 2020 machte machte ein extrem günstiges Flugangebot im Netz die Runde. Dabei konnten Verbindungen zu zahlreichen US-Destinationen mit einer Skyteam-Airline zum unschlagbar niedrigen Preis gebucht werden. Der Start musste in Budapest erfolgen, Umsteigeverbindungen und Stopover waren nahezu ohne Einschränkungen möglich.

Schnell berichteten manche User diverser Foren dass die Buchungen zum Preis von etwa 500€ bestätigt wurden, einige haben die Gelegenheit genutzt und Trips bis nach Hawaii gebucht. Auch ich hatte bereits die Seite von Air France durchforstet und versucht einen Gabelflug mit Stops zu buchen. Da sich gerade ein Virus verbreitete, dachte ich die Reise nicht umgehend anzutreten und habe diese erst für den Herbst angedacht.

Sowohl auf dem Hinflug nach Honolulu als auch auf dem Rückflug von Maui habe ich jeweils Zwischenstopps an der US-Westküste eingeplant. Neben dem Aufenthalt in Seattle und Vancouver war es mir wichtig einen Flug mit Virgin Atlantic einzubauen, die britische Airline ist zwar nicht im SkyTeam, kooperiert aber mit Air France, KLM und Delta.

Gebucht: Skyteam Error Fare | Business Class nach Hawaii für 555€

Die Buchung war bestätigt, ich jubelte und reservierte gleich Sitzplätze. In meiner Euphorie checkte ich bereits Optionen für Aktivitäten, Hotels und beschäftigte mich mit einem geeigneten Meilenprogramm. Zur gleichen Zeit trudelten täglich neue schlechte Nachrichten ein, Corona war längst bei uns angekommen und legte die Airlines lahm. Die USA verhängten den Travel-Ban, dass dieser über 1,5 Jahre dauern sollte hat damals wohl kaum jemand geahnt.

Kulanzregelungen genutzt

Niemand buchte mehr Flüge, viele Gesellschaften versanken in Stornierungsanfragen. Schnell hat man als Reaktion Kulanz gezeigt und versucht kostenfreie Umbuchungen oder die Gutschrift des Flugpreises als Gutschein schmackhaft zu machen. Auch neue Buchungen waren nicht mehr restriktiv, selbst günstige Light-Tarife konnten plötzlich geändert oder storniert werden.

Mein Ticket wurde von Air France ausgestellt, eine Stornierung meines Tickets war zunächst sogar online möglich. Dieses wollte ich allerdings auf jeden Fall behalten und die Flüge auch so wie gebucht antreten. Als absehbar war, dass eine Reise aber auch im September 2020 nicht möglich sein wird, habe ich mit den Umbuchungsoptionen auseinander gesetzt. An der Hotline hat man mir meist eine Stornierung nahegelegt, Änderungen waren nur möglich wenn ein Flug seitens der Airline gecancelt wurde.

Zu dieser Zeit waren Annullierungen nichts seltenes. In meinem Trip waren sieben einzelne Flugsegmente, die Wahrscheinlichkeit einer Flugstreichung war also gross. Ich hatte gute Erfahrungen bei der deutschen Hotline von Air France / KLM gesammelt, doch leider wurden die Wartezeiten immer länger. Ähnlich war es in den Callcentern in Paris oder Amsterdam, bei der ungarischen Hotline ging meist schnell jemand ans Telefon.

Great Circle Mapper

In den darauffolgenden Monaten kamen laufend neue E-Mails um mich über Flugstreichungen zu informieren, dies war dann auch gleichzeitig der Zeitpunkt für mich zum Hörer zu greifen und in Budapest anzurufen. Das Ticket wurde zwar jedesmal vollständig nach meinem Wunsch umgebucht, der Zeitraum durfte jedoch nur um maximal 30 Tage von der aktuellen Buchung abweichen. Teilweise wurde ich auch auf andere Airlines wie Air Canada umgebucht, obwohl in meiner ursprünglichen Buchung nur SkyTeam-Airlines und deren Partner enthalten waren.

Unterschiedliche Erfahrungen beim Umbuchen

Meine Erfahrungen bei Umbuchungen waren vielschichtig, manchmal wurde gesagt dass nur eine Stornierung möglich sei. Manchmal wurde der Flugschein nach der Änderung neu berechnet und auf den aktuellen Tarif gebracht- der Aufpreis lag immer bei über 2.500€ pro Person. Einige Agenten waren kulant und haben alles möglich gemacht und die Tickets angepasst wenn sich nur die Flugzeit eines der Flüge geändert hat. Der Rahmen von 30 Tagen musste jedoch immer eingehalten werden, damit habe ich mich also quasi von Monat zu Monat gehangelt.

Skyteam Error Fare | Erfolgreich umgebucht

Eines Tages wurde es auch bei der ungarischen Hotline immer holpriger, man hat entweder keine Verfügbarkeiten mehr gefunden oder sich geweigert umzubuchen wenn nur eine Änderung der Flugzeit vorliegen würde. Ende 2021 habe ich mich daraufhin an das Social Media Team von Air France via Facebook gewandt. Die Wartezeit auf eine Antwort des Teams betrug zwar oft einen ganzen Tag, der Prozess war aber nach Erfragen meiner neuen Wunschdaten schnell bearbeitet und abgeschlossen. Nach meinem OK kamen direkt die neuen Tickets per Mail.

Mein neuer Wunschtermin war April 2022, da ich dort bereits Urlaub hatte- die gebuchte Reise lag aber noch im März. Jeden Tag habe ich auf eine neue Änderung oder Flugstreichung gewartet, doch inzwischen haben sich die Flugpläne wieder stabilisiert. Im Februar wurde dann zum Glück einer der Delta-Flüge um einige Minuten nach hinten verschoben, das AF-Team hat daraufhin den gesamten Trip um einen weiteren Monat verschoben. Ich konnte sogar noch einige kleinere Anpassungen vornehmen um meine Präferenzen so gut wie möglich auszuleben.

Die Teilstrecke von London nach Seattle mit Virgin Atlantic zu behalten war dabei immer eine Herausforderung, da mich die Agenten immer auf einen direkteren Weg umbuchen wollten. In meinen Messanger-Nachrichten war es etwas einfacher diesen Wunsch klar zu formulieren, dieser wurde auch immer so berücksichtigt. Die Delta-Flüge von und nach Hawaii werden zwar vorzugsweise mit Boeing 757-Flugzeugen durchgeführt, auf einigen Frequenzen kommen aber auch Widebodies wie Airbus A330 oder Boeing 767-Jets zum Einsatz. Auch diese Wünsche wurden – trotz weiteren Umstiegs – übernommen.

Den Rückflug mit KLM habe ich zudem auf Air France geändert, da ich in der Zwischenzeit das Vergnügen hatte eine Langstrecke mit KLM zu absolvieren und das Bordprodukt kennenzulernen. Air France kenne ich nur von Reisen durch Europa, die Rückreise von Vancouver erfolgt nun mit dem französischen Carrier.

Es geht los!

Längst konnte ich die Buchung nicht mehr online einsehen, geschweige denn bearbeiten. Manche Agenten haben nach der Eingabe meines Buchungscodes zunächst etwas Zeit erbeten, da sich diese in die Details einlesen wollten und diese Liste schien lange zu sein. Den Abflug in Budapest haben wir für eine Erkundung der Stadt im Vorfeld genutzt, am Tag vor der Abreise erhielt ich eine Check-in Einladung. Ich war positiv überrascht, die Buchung war also noch „am Leben“, der Check-in Vorgang führte jedoch zur Fehlermeldung und liess sich nicht abschliessen.

Der notwendige Covid-Test für die USA bereitete mir zusätzliche Sorgen, Ende März waren die Fallzahlen täglich auf neuem Rekordhoch und wir waren nicht gerade isoliert unterwegs. Der Test durfte am Vortag des Fluges nach Seattle erfolgen, diesen haben wir bequem als Selbsttest im Hotelzimmer gemacht und von Testifly zertifizieren lassen. Das negative Ergebnis stimmte mich schonmal positiv.

Mit viel Vorlauf ging es dann endlich zum Flughafen in Budapest, wo ich schon mit Problemen am Schalter gerechnet habe. Eine freundliche und sehr geduldige Mitarbeiterin staunte nicht schlecht als sie die Buchung aufgerufen hatte und hat direkt einen Supervisor zur Unterstützung geholt. Nach etwa zehn Minuten hiess es, dass der Zubringer mit KLM via Amsterdam nach London inaktiv sei, das erste Segment in dem System sei der Virgin-Flug von London nach Seattle. Nach einer weiteren Viertelstunde und einem Telefonat waren es schon drei Mitarbeiter, die auf den Bildschirm blickten.

Endlich kamen die Fragen nach den Dokumenten, dem Covid-Test und Visum bzw. ESTA, es folgte die Bitte das Gepäck aufs Band zu legen, die Bordkarten wurden gedruckt. Meine Erleichterung war groß, denn jetzt stand der Freude nichts mehr im Weg.

Errorfare-Flug endlich angetreten | Frankfurtflyer Kommentar

Im Nachhinein betrachtet habe ich viele Stunden am Telefon gehangen und mich auch sonst viel mit der Buchung beschäftigt. Auch wenn ich hartnäckig geblieben bin, fiel es mir manchmal schwer weiter daran zu glauben dass die Reise so stattfinden kann. Die Sorge vor neuen Restriktionen, eine Annullierung der Buchung oder dem positiven Covid-Testergebnis gingen mir immer wieder durch den Kopf.

Nun habe ich den ersten Teil der Reise schon hinter mir, darunter ein beeindruckendes Erlebnis mit Virgin Atlantic am Boden und in der Luft. Derzeit bin ich im Washington State unterwegs und habe auch schon einige Reviews fertig gestellt. Die ersten Meilen sind bereits auf den Konten eingetrudelt, als nächstes geht es nach Hawaii.

 

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8 Kommentare

  1. Gute Reise. Viel Spaß auf meinen Lieblingsinseln. Ich war vor ein paar Monaten da. Es war toll.
    Du weißt ja, am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.

  2. Danke für den kurzweiligen Bericht! Viel Freude auf dem schönen Hawaii 🌺

    P.S. Wenn du deinen Stundenlohn für die Umbuchungen draufrechnest, dann ist der Preis wahrscheinlich nicht mehr ganz so gut 😉😂😂

    • Vielen Dank! Das ist lieb.

      Den Aufwand verbuche ich als pures Hobby mit viel Leidenschaft- hier sind sicher noch weitere User, die für einen Wechsel von B757 auf ein Langstreckenflieger eine Stunde Wartezeit in der Hotline in Kauf nehmen würden.

      Auch wenn es manchmal nervig war- ich habe dazugelernt und meine Wünsche dann ziemlich schnell beim Social Media Team platzieren können.

      • Das war ja auch als Spaß gemeint 🤩

        Ich bin dankbar über eure Erfahrungsberichte, schließlich kann ich mir das ein oder andere abschauen!

        Etwas Aviation verrückt sind wir doch alle, sonst würden wir nicht stundenlang auf Vorfelder gucken, Flightradar24 studieren, wilde Kombinationen mit spannenden Produkten recherchieren oder auf Frankfurt Flyer abhängen🤩

  3. Toller Bericht. Schiebe selber eine F Buchung vom Frühjahr 2020 nach Buenos Aires vor mir her. Im August geht es los.
    Mich wundert allerdings die genannte 30 Tagesfrist. Ich durfte jeweils um max 12 Monate verschieben? Ist das nicht die Norm? Meine Buchung ist schliesslich beim Kranich.

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