Viele Airlines versuchen die Bestellungen neuer Flugzeuge zu verzögern, die aktuelle Situation hat die Nachfrage einbrechen lassen. Flugzeugbauer bekommen das direkt zu spüren, trotzdem drückt Airbus mitten in der Krise aufs Gas.
Es gibt aber auch Gesellschaften, die die Situation nutzen um die Flottenverjüngung voranzutreiben. Die Kassenschlager sind Langstreckenjets wie Boeings Dreamliner und der Airbus A350. Der Erfolg lässt sich mit mehreren Gründen erklären, an vorderster Stelle steht Effizienz.
Der kleinere A321 aus der Airbus Familie befindet sich allerdings auf der Überholspur. Selbst Corona kann das Tempo nicht bremsen, im Gegenteil. Neben den geringeren Stückkosten punktet der Jet in den neuen Versionen LR (Long Range) und XLR (Xtra Long Range) mit geringerer Kapazität und der hohen Reichweite. Zwei Faktoren, die immer wichtiger werden.
Schon 2014 wurde bekannt, dass der Flugzeughersteller die neuen Typen auf den Markt bringen möchte. Man wollte einen Nachfolger für Boeings Erfolgsmodell B757 entwickeln. Die Maschine ist und war insbesondere auf Mittelstrecken oder kurzen Langstrecken beliebt. Darauf gibt es mit den neuen A321-Typen eine Antwort, die in Zukunft noch wichtiger werden könnte.
Airbus A321 LR
Ziel war es eine Version mit erhöhtem Abfluggewicht und einer besseren Reichweite anzubieten. Airbus hat nicht nur die Chance genutzt, Betreibern der Boeing 757 ein Nachfolgemodell zu bieten, sondern auch deren Performance zu übertreffen. Im Vergleich zum langen Boeing-Jet (u.a. im Einsatz bei Condor) sind die Betriebskosten etwa 25% niedriger und die Reichweite um ca. 1000 Kilometer höher als manche 757-Modelle.
Je nach Bestuhlung kann der A321LR bis zu 240 Passagiere transportieren. Damit ist die Maschine auch für Billigflieger interessant. In einer klassischen Zwei-Klassen-Bestuhlung sind es entsprechend weniger Sitze, damit ist der Jet für Routen mit schwächerer Nachfrage spannend.
Airlines können so Direktflüge abseits der großen Hubs ermöglichen. Auch tägliche Frequenzen zu Zielen, die nur 2-3x/Woche bedient werden sind wirtschaftlich machbar. Die portugiesische TAP macht es vor: Von Lissabon sind so Direktflüge in deren wichtigsten Markt Brasilien abseits der Metropolen Sao Paulo und Rio machbar. Auch die Strecke nach Tel Aviv wurde in der Vergangenheit mit dem A321LR durchgeführt.
Umgekehrt kann TAP auch von dem kleineren Flughafen in Porto Direktflüge nach New York anbieten. Vorteil für die Passagiere sind auf allen Flügen mehr Komfort wie die Lie-Flat Sitze in der Business Class.
Die nächste große Chance für den Jet bietet die prognostizierte Nachfrage in kommender Zeit. Wenn weniger Menschen fliegen, kann das Flugzeug dann auch auf den bisherigen Rennstrecken profitabel zum Einsatz kommen. Die Reichweite erlaubt u.a. Verbindungen zwischen Europa und Indien, Australien und Südostasien oder vom nahen Osten nach Südafrika.
Kein Wunder dass auch eine Gesellschaft wie Qatar Airways zugegriffen hat. Der Premiumcarrier hat einige der bestellten neo-Jets in LR umgewandelt und will diese ab 2022 auf entsprechenden Routen einsetzen. Kleinere Flughäfen in Asien, Europa und Afrika sind damit vom Hub in Doha erreichbar. Es ist sogar eine Variante der Q-Suite für das Single-Aisle Flugzeug angedacht.
Neue Premium-Kabinen sieht man auch bei Air Astana. Ab Oktober setzt die Gesellschaft den Airbus mit der neuen Kabine auf Flügen von Frankfurt nach Kasachstan ein, von dort gibt es zahlreiche Umsteigeverbindungen.
Auch Gulf Air kommt damit nach Frankfurt, erst vor wenigen Tagen wurde in einem Video deren neues Produkt auf dem Schmalrumpfflugzeug vorgestellt.
Introducing our first Airbus A321neoLR! Enjoy the flatbed seats in our Falcon Gold cabin designed for extra comfort while you sleep or the enhanced leg room in Economy class.#GulfAir #Bahrain #طيران_الخليج #البحرين pic.twitter.com/HgKUHllMUH
— Gulf Air (@GulfAir) September 16, 2020
Airbus A321 XLR
Die Weiterentwicklung wird vom Erfolg des LR angetrieben. Bereits 2022 soll der A321 XLR zum ersten Mal abheben, ein Jahr später ist die Indienststellung geplant. Die Xtra Long Range-Variante soll 15% weiter als die LR kommen, Strecken wie Rom-New York, Kuala Lumpur-Aukland oder Dubai-Kapstadt werden damit möglich.
Damit die Entwicklung planmäßig verläuft, hat Airbus investiert und noch weitere Ingenieure angeheuert. Verspätungen neuer Projekte sind bei den Flugzeugbauern eher die Regel als die Ausnahme. Durch die Corona-Siutuation und die Zeit danach sieht man allerdings einen erhöhten Bedarf mittelfristiger Zukunft, daher ist die Einhaltung des Zeitplans umso wichtiger.
Insgesamt 24 Airlines haben die XLR schon bestellt, neben amerikanischen Kunden wie American Airlines und United ist auch die ungarische WIZZ. Noch vor Beginn der Krise waren Aufträge für knapp 500 Maschinen in den Orderbüchern von Airbus.
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Airbus A321LR & XLR voll im Trend | Frankfurtflyer Kommentar
Von Nürnberg nach JFK? Der Flughafenchef des Regionalairports schwärmte in einem Interview mit der „FlugRevue“ von den Möglichkeiten, die ein Airbus 321XLR realisieren könnte. Zahlreiche weitere Kombinationen ähnlicher Routen mit niedrigem Aufkommen könnten ermöglicht werden.
Es gibt allerdings auch Risiken für Airbus. Man könnte sich damit im eigenen Haus Konkurrenz machen und Aufträge des A330neo verlieren. Außerdem ist die Krise unvorhersehbar und längst nicht überstanden.
Die dadurch entstehenden Veränderungen sind aber gleichzeitig eine reale Chance für Jets mit kleinerer Kapazität. Insbesondere wenn diese bei der Reichweite glänzen und Strecken bis zu 8.700 Kilometer nonstop zurücklegen können.
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