Boeing 797 rückt in weite Ferne | Die katastrophalen Auswirkungen der 737MAX Krise

Boeing 797 Entwurf (c) Designer CamSim

Mit der Boeing 797 wollte man bei Boeing eigentlich schon dieses Jahr ein neues Projekt vorstellen, welches ein Flugzeug bietet, was sich zwischen der Boeing 737 und der Boeing 787 im Bereich der 200 bis 300 Passagier einordnet. Für diese Klasse von Flugzeugen gibt es seit der Boeing 757 und Boeing 767 eigentlich keine direkten Nachfolger und besonders die US Airlines gieren auf einen Nachfolger. Allerdings rückt die Boeing 797 nun in weite Ferne, denn Boeing fehlen die Kapazitäten um das Projekt weiter voran zu treiben.

Nachdem die Boeing 737MAX mit einem weltweitem Flugverbot verhängt wurde und inzwischen klar wurde, dass man die Probleme mit dem Flugzeug nicht mit einem schnellen Softwareupdate beheben kann, werden bei Boeing inzwischen alle Köpfe für die Boeing 737MAX gebraucht, welche gerade dabei ist, die Zivilluftfahrtsparte von Boeing in die größte Krise der Firmengeschichte zu stürzen.

Auch wenn es sehr ruhig um die Forschritte rund um die Boeing 737MAX geworden ist, scheint Boeing inzwischen die Software überarbeitet zu haben und besonders das MCAS, welches vermutlich an den zwei Abstürzen der Boeing 737MAX in Äthiopien und Indonesien ursächlich beteiligt war, soll nun überarbeitet worden sein. Boeing hat dem Anschein nach schon erste Testflüge mit der neuen Software durchgeführt, deren Ergebnisse für eine Wiederzulassung benötigt werden.

Nach wie vor verfolgt man bei Boeing das Ziel, die 737MAX mit einer Softwarelösung wieder flugtauglich zu machen. Aufgrund von vielen Kompromissen im Design der Maschine benötigt das Flugzeug in einigen Flugzuständen Unterstützung durch den Computer, da sonst kritische Situationen entstehen können. Dass diese Software allerdings bei fehlerhaften Sensordaten auch einen Absturz verursachen kann, muss unbedingt verhindert werden.

Ein Boeing 737MAX Pilot, mit welchem wir sprechen konnten, bezeichnete die Boeing 737MAX ganz deutlich als Flugzeug mit Designfehlern und dass man diese nur mit Computerunterstützung sicher fliegen könne, sah er mehr als kritisch.

Momentan geht man zwar davon aus, dass die Behörden in den USA, Europa und China für eine Wiederzulassung der Boeing 737MAX eine Softwarelösung akzeptieren werden, allerdings besteht potenziell die Möglichkeit, dass dies nicht mehr ausreichend ist und man bauliche Veränderungen an dem Flugzeugen verlangen könnte.

Für den Fall der Fälle beginnt Boeing bereits vorzusorgen und ein kleines Team soll sich bereits jetzt mit der Möglichkeit beschäftigen, wie man die Aufhängung der Triebwerke verändern könnte um das MCAS System überflüssig zu machen. Sollte es wirklich dazu kommen, dass Boeing bauliche Veränderungen an der 737MAX vornehmen muss, dann würde dies den Konzern Milliarden kosten, denn nicht nur die Wiederzulassung würde sich dann um mehrere Monate verzögern, sondern auch die Kosten für die Umrüstung aller bereits gebauten Flugzeuge wären enorm.

Zusätzlich würden auch noch weitere Schadensersatzforderungen auf Boeing zukommen, welche die aktuellen Rückstellungen von fast fünf Milliarden US$ wie einen Tropfen auf dem heißen Stein aussehen lassen könnten. So müsste man nicht nur über Monate hinweg den Betriebsausfall ersetzen, sondern die Airlines für den Imageschaden kompensieren. Wenn die 737MAX durch eine Veränderung der Triebwerksaufhängung neue Leistungs- und Verbrauchswerte bekommt, werden die Airlines Geld von Boeing fordern.

Boeing 797 oder New Middle of the Market Flugzeug rückt in weite Ferne

Unter dem Projektnahmen Boeing 797 hat Boeing offensichtlich vor der 737MAX Problematik an einem neuen Flugzeug gearbeitet, welches die Lücke zwischen der Boeing 737 und der 787 füllen sollte. Mehrere Quellen berichten unabhängig voneinander, dass alle an der Konzeption und Entwicklung der Boeing 797 beteiligten Personen bei Boeing abgezogen wurden um sich um die 737MAX zu kümmern. Dies zeigt sehr deutlich, wie groß das Problem bei Boeing zu sein scheint.

Nachdem Boeing nicht absehen kann, wann man wirklich ein neues Middle of the Market Flugzeug lancieren kann, rückt die Boeing 797 wie sie erwartet wurde immer weiter in die Ferne, denn viele potenzielle Kunden der 797 sind inzwischen so weit unter Druck, dass sie bei Airbus kaufen.

Airbus hat bereits eine Antwort auf eine mögliche Boeing 797 gefunden und diese ist im Bereich der 200 Sitze mit höherer Reichweite der Airbus A321XLR, den man potenziell mit bis zu 244 Sitzen ausstatten kann und auch darüber hinaus will man mit den Airbus A330-800/900neo den Markt bedienen. Gerade der Airbus A330-900neo zeichnet sich durch sehr niedrige Anschaffungskosten aus, was für viele Airlines ein großes Argument ist.

Boeing 797 rückt in weite Ferne | Die katastrophalen Auswirkungen der 737MAX Krise | Frankfurtflyer Kommentar

Die Boeing 737MAX und all ihre Probleme werden vermutlich noch lange Auswirkungen auf Boeing haben. Nicht nur, dass man mit enormen Kosten rechnen muss, der Flugzeugbauer muss nun auch sein extrem angekratztes Image gegenüber den Passagieren und damit auch gegenüber den Airlines aufpolieren. Denn ein Flugzeug mit dem die Passagiere nicht fliegen wollen, ist für die Airlines ein Problem und damit ein Thema, welches sowohl Boeing, als auch die Boeing 737MAX Betreiber angehen müssen.

Die Boeing 797 sollte das neue große Projekt für das nächste Jahrzehnt bei Boeing werden. Ob man nun wirklich eine Boeing 797 als Middle of the Markte Flugzeug, also für 200-300 Passagiere und 4.500 Meilen Reichweite bauen wird, ist mehr als fraglich. Nachdem man nun einige Kunden an Airbus verlieren wird, weil das Flugzeug einfach zu spät kommt, wird man wohl erst eine neue Marktanalyse machen.

Möglicherweise wird die neue Boeing 797 nun auch ein Boeing 737 Nachfolger, denn wenn wirklich einige große Airlines die Boeing 737MAX abbestellen, muss man sich bei Boeing auch Gedanken über dieses Marktsegment machen. Die Boeing 737 ist in ihrem Design nun eindeutig an ihrer Grenze angelangt und anders als beim Airbus A320 kann man hier kaum noch leistungssteigernde Modifikationen vornehmen.

3 Kommentare

  1. Die können bei Boeing machen was sie wollen, ich werde niemals mehr eine 737Max – oder wie immer ihr Name auch zukünftig sein mag – betreten.

  2. Wie hat Boeing das eigentlich hinbekommen? Woran haben die Ingenieure nach Abschluss der Arbeiten an der 787 eigentlich gewerkelt. Als Außenstehender würde ich da viel Entwicklungskapazität vermuten. Militäraufträge?

    • Naja teilweise haben die an der 777-9X und der 737MAX gearbeiteten und dann hat wohl ein nicht kleines Team an der 797 gewerkelt, was nun komplett abgezogen wurde.

      Dazu kommt natürlich, dass Boeing auch viel an externe Firmen vergeben hat, wodurch man selbst garnicht die großen Kapazitäten hat.

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