Boeing-Whistleblower begeht Selbstmord

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Flugzeugbauers Boeing wurde als Whistleblower bekannt. Nun wurde er tot aufgefunden. Foto: Boeing

32 Jahre lang arbeitete John B. beim US-amerikanischen Flugzeugbauer Boeing. Öffentlich bekannt wurde er nach seinem Renteneintritt, als er Boeing öffentlich wegen der schlechten Produktionsstandards kritisierte. Zuletzt musste John B. sogar vor Gericht gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber aussagen. Nun wurde er tot aufgefunden.

John B. arbeitete bis 2017 als Qualitätsmanager in der Überwachung der Produktionsprozesse im Dreamliner-Werk in Charleston. Als er dann in die Rente eintrat, machte er als Whistleblower mehrere Missstände beim Flugzeughersteller öffentlich. Er kritisierte unter anderem, dass Boeing absichtlich minderwertige Teile in den Flugzeugen verbauen ließ. Dabei kam es unter anderem auch dazu, dass Altteile verbaut wurden, die eigentlich auf den Schrott sollten. Das alles nur, um keinen Stillstand im Produktionsprozess aufkommen zu lassen.

Er sprach viele weitere Versäumnisse intern an, ohne dass er bei seinen Vorgesetzten Gehör fand. Boeing bestritt die Vorgänge immer wieder. Erst als die US-Aufsichtsbehörde FAA (Federal Aviation Administration) die Vorwürfe untersuchte, bekamen die Vorwürfe des Whistleblowers eine Grundlage. Die FAA konnte einige der Anschuldigungen als zutreffend bestätigen.

Aktuell führte John B. einen Prozess gegen Boeing. Erst in der vergangenen Woche musste er zu einer Anhörung nach Charleston reisen, um eine Aussage zu machen und sich von den Boeing-Anwälten befragen zu lassen.

Für Samstag, den 9. März 2024, war eigentlich eine weitere Befragung vor Gericht geplant. Doch der Whistleblower erschien nicht zu diesem Termin. Daraufhin begannen die Behörden, nach ihm zu suchen und fanden heraus, dass er in einem Hotel in der Stadt eingebucht war. Auf seinem Zimmer konnte er nicht angetroffen werden. Stattdessen fand man ihn wenig später auf dem Hotelparkplatz tot in seinem Transporter.

John B. wurde gerichtsmedizinisch untersucht. Die Todesursache wurde als „selbst zugefügte“ Wunden festgestellt. Er hatte sich das Leben genommen.

Boeing hat mittlerweile eine Nachricht mit Anteilnahme zum Tod des ehemaligen Mitarbeiters veröffentlicht: „Wir sind traurig über den Tod von Herrn B. und unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden.“

Boeing-Whistleblower begeht Selbstmord | Frankfurtflyer Kommentar

Ein Mann, der als Whistleblower gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Boeing bekannt wurde, begeht Selbstmord während eines Prozesses. Eine tragische Geschichte. John B. hat 32 Jahre lang durchgehend beim Flugzeugbauer gearbeitet und sah zuletzt seinen eigenen Ruf durch den ehemaligen Arbeitgeber geschädigt, nur weil er seiner Ansicht nach das tat, wofür er eingestellt wurde: die Qualität im Produktionsprozess zu sichern.

Dank an OMAAT für den Hinweis

7 Kommentare

  1. Das traurige ist das es ja nur bestätigt was schon länger durch die Medien aufgezeigt wird. Dann auch noch den LAN Zwischenfall auf LA 800.Dann fast 30% Ausfall besonders bei Spirit was Sicherheit der Teile in der Produktion angeht laut FAA. Da wird man schon nachdenklich und ich hoffe nur das die 777X diese Probleme nicht hat und Boeing endlich mal wieder liefert was man erwartet. Ich hoffe nur das der Ingenieur nicht durch Boeing in den Tod getrieben wurde!

  2. Klar. Ein Kronzeuge wird im Hotel während eines laufenden Prozesses tot aufgefunden und man übernimmt sofort selbst zugefügte Wunden?

    Bitter. Ich möchte nicht wissen, was da abgegangen ist. Ja. Es grenzt an Verschwörubgstheorie, aber wieso sollte er das tun, wenn er seinem Ziel der Aufklärung und Aufarbeitung so nah war?

    Werden wir wohl nie erfahren.
    Immerhin sind damit die essenziellen Probleme bei Boing mal offengelegt worden.

  3. Grauenvoll. Niemand wird sich vorstellen können, was der Mann durchgemacht hat. Solche Menschen werden systematisch fertig gemacht. In dieser Größenordnung schließt das auch die Familie ein…

  4. Whistleblowers…..
    Übersetzung: Lebensmüde

    Willkommen ins Zersetzungsprozess !
    Müsste leider sowas bei EU Institutionen ansehen.
    Ging immer (mit eine Ausnahme) sehr traurig aus: Selbstmord oder Klapsmühle.

  5. M.E. sollten Whistleblowers eine Medaille bekommen, wenn sich ihre Informationen als richtig, wenn nicht sogar lebensrettend erwiesen.
    Dass die Wahrheit unbequem und verstörend sein kann, beweisen genug Beispiele auch im Westen. Wens gar nicht anders geht, steht eben die nationale Sicherheit auf dem Spiel.
    Es folgen dann absurde Anschuldigungen wegen Unzurechnugsfähigkeit, Kriminaliesierung und Haft-Auslieferungshaft.
    Es könnten auch Fenster-Balkonstürze usw. oder eben auch Selbsttötungen erfolgen.
    Komme nie den Mächtigen zu nahe. Traurig, traurig….

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