Das Aus für den A380 bei Lufthansa rückt näher

Foto: Lufthansa

Auf der Jahresbilanzpressekonferenz hatte Carsten Spohr dieses Jahr schlechte Nachrichten dabei. Und davon reichlich. Nicht nur, dass die Lufthansa-Gruppe einen Rekordverlust hinnehmen muss, sondern auch was die Flotte der Lufthansa betrifft. Er sehe keine Möglichkeit, dass der A380 wieder in die Flotte der Lufthansa zurückkehren werde. Die Ausflottung des bei den Passagieren beliebten Flugzeugs wird auch im Geschäftsbericht aufgegriffen.

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Gründe für die Ausflottung

Die Begründung für das Aus des A380 bei Lufthansa liegen vor allem in der aktuellen Krise. Diese hat den Abschied deutlich beschleunigt. Allerdings war der Controlling-Teil von Lufthansa nie wirklich glücklich mit dem Flugzeug. Sie konnten nur mit hohem planerischen Aufwand und entsprechender Nachfrage wirtschaftlich vorteilhaft betrieben werden. Gerade in den Wintermonaten fiel das in den vergangenen Jahren regelmäßig schwer.

Niedergang des Superjumbos

Bereits im Jahr 2019 gab Lufthansa bekannt, bis zum Jahr 2023 insgesamt sechs von 14 A380 an Airbus zurück zu verkaufen. Gleich zu Beginn der Coronapandemie stellte Lufthansa die verbliebenen A380 ab. Der letzte Linienflug landete am 29. März 2020 aus Bangkok kommend.

Das war möglicherweise der letzte Lufthansa Airbus A380 Linienflug aller Zeiten!

Eigentlich sollten die acht verbliebenen A380 nach München verlagert werden und von dort für Lufthansa fliegen, aber stattdessen ging es in der Krise ins Long Term Storage. Dort bringt man Flugzeuge hin, die auf absehbare Zeit nicht mehr fliegen werden, denn im Long Term Storage werden sie auch nicht mehr flugfähig gehalten. Wenn sie aus dem Long Term Storage zurückgeholt werden sollen, müssen zunächst langwierige Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Und die verursachen zusätzliche Kosten.

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Ausblick für die Lufthansa Flotte

In der Zukunft hätte der A380 auch gleich richtig Konkurrenz. Zum einen hat Lufthansa noch 19 Boeing 747-8i, die mit 364 Passagieren zwar bei Weitem nicht an die 509 Passagiere eines A380 bei Lufthansa herankommt, aber auch schon recht groß ist. Zum anderen wird ab 2024 die Boeing 777-9 zur Flotte der Lufthansa stoßen. Diese wäre dann auch mit dem neuesten Kabinenprodukt ausgerüstet. Im Vergleich dazu hätte es ein A380, der erst aufwendig wieder hergerichtet werden müsste einfach schwer. Deshalb steht heute dieser ernüchternde Satz im Geschäftsbericht von Lufthansa:

„Die Verkleinerung der Flotte wird vor allem durch die vorzeitige Ausflottung [der] vollständigen Teilflotten der A340-600 (17 Flugzeuge) sowie der A380 (14 Flugzeuge) bei Lufthansa German Airlines.“ (S. 26 Geschäftsbericht 2020).

Vorerst verbleiben 8 A380 in den Büchern von Lufthansa. Die Gründe dafür liegen wohl eher in der Rechnungslegung als in der Aussicht auf Rückkehr in den aktiven Dienst.

Frankfurtflyer Kommentar

Es war absehbar, aber es ist immer wieder traurig, das Ende des A380 bei Lufthansa mitzuverfolgen. Da alle Flugzeuge im Long Term Storage stehen, gibt es wahrscheinlich auch keine Abschiedsflüge. Wahrscheinlich ist das ein Aspekt, der besonders traurig stimmt. Noch einmal Lufthansa A380 fliegen, das wäre doch ein schöner Ausblick auf die Zeit nach der Krise.

Stattdessen können wir uns auf die neue Business Class freuen. Sie kommt anscheinend bereits im nächsten Jahr!

5 Kommentare

  1. ich glaube Sport ist auf dem Holzweg und Sir Tim bei Emirates wird richtigliegen. Nach Corona wird die Nachfrage sich extrem schnell erholen auch im Business Bereich..Ich weiss wovon ich reden. Bin seit einem Jahr im Homeoffice und nicht alles lässt sich so regeln. Hat man 1991 nach dem Golfkrieg ähnlich gesehen.

    Somit gehe ich davon aus, das LH ganz überraschend auf die A380 wird zugreifen müssen, gerade dann auf Strecken gen USA und gen Singapur.

  2. Ich würde mir auch wünschen, dass LH uns alle überrascht und zumindest eine wenige Exemplare in der Flotte hält um die vermutlich hohe Nachfrage auf den üblichen Rennstrecken wie zB Miami, Singapur, Bangkok oder LA abdecken zu können…zur Not auch ohne neues Business Produkt

  3. Ich glaube, dass die Entscheidung kaufmännisch betrachtet richtig ist und die Betrachtung differenziert erfolgen sollte. Sicherlich dürfte man in Peakzeiten zukünftig auch wieder einen A 380 füllen können, so wie noch vor Corona. Aber das war, liest man sich ein wenig in die Thematik ein, gar nicht das Problem. Das Problem war es, einen A 380 konstant über das Jahr mindestens kostendeckend auszulasten. Das wird die 779 bei der LH zukünftig einmal besser darstellen können. Einen interessanten Einblick hierzu gab es einmal von Qatar Airways, die den A 350-1000 mit dem A380 hinsichtlich Performance und Nachhaltigkeit verglichen haben. Das Ergebnis war dabei mehr als eindeutig – quasi wie das 0-8 vom FC Schalke Anfang der Saison gegen die Bayern.

    Die A380 war ausgehend von der Annahme begrenzter und ausgelasteter Hubs an den großen Drehkreuzen der Welt entwickelt worden. Sein zugrundeliegendes Konzept war es, Passagiere von Hub zu Hub zur Weiterverteilung zu befördern. Das hat sich aber nicht bewahrheitet, Direktverbindungen haben sich Dank Dreamliner und A350 zum Erfolgsmodell entwickelt und das war der Anfang vom Abgesang, Corona war dann der Booster.

    Emirates wird dabei mit einiger Wahrscheinlichkeit die Ausnahme bleiben und der netzweite A380 Einsatz deren zukünftiger USP. Bis auf wenige kleine Teilflotten – teils aus Prestigegründen, teils weil die Kapazitäten tatsächlich benötigt werden – von max einem Dutzend Flugzeugen bspw. bei Qantas, China Southern, Korean/ Asiana, ANA und ggf. Singapore und BA wird der A380 verschwinden, so schade wie das für die Passagiere auch sein mag.

    Der A380 ist tot, leider.

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