
Der Kampf um den knappen Stauraum in der Flugzeugkabine sorgt bei vielen Passagieren und den Crews für Frust. Es ist eine Kombination mehrerer Faktoren, die das Problem verursachen. Airlines verkaufen günstige Flüge mit Handgepäckstarifen, das Platzangebot an Bord ist begrenzt und wer den Koffer aufgibt, hat Sorge, dass dieser nicht rechtzeitig ankommt. Die Fluggesellschaften kennen das Problem, SWISS reagiert auf das Handgepäck-Chaos in der Kabine und baut größere Gepäckfächer in ihre Airbus-Flotte ein.
SWISS rüstet Airbus A320 & A321 mit XL-Bins für mehr Handgepäck-Stauraum nach.
Boarding wird effizienter, Wartezeiten & Frust bei Passagieren sollen sinken.
Light-Tarife & Angst ums Aufgabegepäck verschärfen das Platzproblem in der Kabine.
Auch wenn das Aufgabegepäck inklusive ist: Viele Kunden bevorzugen dennoch, alles bei sich zu haben. Dann kann man gleich nach dem Aussteigen zum Termin oder in das Hotel. Sonst muss man manchmal auch 30 Minuten und länger auf den Koffer warten, dieser kommt in einigen Fällen verschmutzt, beschädigt oder gar nicht an. Dann muss man entweder zum Schalter, wieder warten oder online Formulare ausfüllen.
Stress und Verspätung durch zu viel Handgepäck
Wer einen Light-Tarif hat, muss für die Aufgabe des Koffers zahlen. Bei der spontanen Entscheidung, das Gepäck aufzugeben, wird es unter Umständen richtig teuer. Also haben noch mehr Fluggäste einen Grund, den Trolley in die Kabine mitzunehmen. An Bord ist aber nicht genug Platz für alle, das führt regelmäßig zu stressigen Boarding-Prozessen und nicht selten zu Verspätungen.
Zeit ist Geld und genau das wissen nicht nur die Airlines. Auch die Flugzeughersteller kennen das Problem, Airbus hat daher neue Gepäckfächer entwickelt, die auch in ältere Maschinen eingebaut werden können. Die Lufthansa lässt derzeit einige Maschinen der Airbus A320-Familie nachrüsten, um die Prozesse am Boden effizienter gestalten zu können. Einige werksneue Airbus A321neo wurden bereits mit den neuen Kabinen eingeflottet, hier kann man bereits eine Besserung erkennen.

Wir haben schon letztes Jahr von den Plänen der Lufthansa-Tochter berichtet. Nun schreibt die NZZ über den gezielten Umbau der SWISS Mittelstreckenflotte. Acht Airbus A320 und A321 werden bis Mitte 2026 mit größeren Gepäckfächern ausgestattet. Die sogenannten „Airspace XL Bins“ machen die seitliche Lagerung von Standard-Rollkoffern möglich. Laut Hersteller bieten diese bis zu 60 Prozent höhere Kapazitäten pro Fach.
Dadurch läuft auch das Ein- und Aussteigen zügiger, am Gate muss das überzählige bzw. zu große Gepäck nicht abgefangen werden. SWISS hat auch schon positive Erfahrungen, denn einige Flugzeuge der neuesten NEO-Generation sind bereits werkseitig mit den XL-Bins ausgestattet.
Dauerthema Handgepäck: SWISS baut größere Staufächer in Airbus-Flugzeuge | Frankfurtflyer Kommentar
Als Flugbegleiter kannte ich das Problem schon lange vor den Light-Tarifen. Diese haben die Situation natürlich verschärft, es gehören aber auch andere Faktoren dazu, die zum Platzproblem führen. Häufig werden die Fächer über den Sitzen mit Kleinkram und Jacken verstopft. Solche Dinge stören kaum, wenn sie unter dem Vordersitz liegen. Dann liegen die Trolleys nicht sauber nebeneinander, sondern kreuz und quer.
Mit der Pandemie kam das nächste Problem: Es herrschte Personalmangel, die Koffer wurden nicht rechtzeitig be- oder entladen, durch fehlende Frequenzen kam das Gepäck erst Tage später oder gar nicht mehr an. Besorgte Fluggäste nehmen die Koffer und Taschen also lieber an sich.
Die Fluggesellschaften sind aber nicht nur in der Pflicht, weil ihnen Pünktlichkeit so wichtig ist. Es sind die Airlines, die scharf auf Zusatzerlöse sind und an der Beförderung von Gepäck mitverdienen wollen. Klassische Netzwerkairlines haben das Modell von den Lowcostern übernommen. Nur bei der Umsetzung hapert es – gerade Lufthansa und SWISS sind hier kulant und lassen zu viele oder zu große Stücke durchgehen. Das macht zwar einen guten Eindruck auf die, die es ausnutzen. Die Leidtragenden sind aber oft diejenigen, die sich an die Regeln halten und dann doch keinen Platz mehr im Fach an Bord haben.
Swiss schickt mir auch regelmässig, vor jedem Flug, eine e-mail, dass ich mein Handgepäck kostenlos aufgeben könne.
Und am Gate werden grössere Koffer der Eco-Passagiere, ebenso kostenlos, für in den Frachtraum getagt.
Das alles nützt wenig, wenn beim Boarding die Flight Attendants tatenlos zusehen, wie Kleinzeug egoistisch „oben“ reingemacht wird.
Übrigens, die xl bins sind Klasse.
Ja ja, diese Flight Attendants die nicht unter Kontrolle haben, was 8 oder 17 Reihen von ihnen entfernt so passiert… Ich habe das schon lange aufgegeben hier zu kontrollieren und Herr der Lage zu werden.
Also da muss ich schon widersprechen: Gerade die alten Bins haben klare Gewichtslmits und diese werden regelmäßig durch große Koffer überschritten. Nicht umsonst wird immer wieder gesagt, dass schweres Gepäck unter den Sitz und nicht ins Overhead-Bin gehört. In 99,99% der Flüge ist es egal, aber wenn es zu ernsten Turbulenzen kommt, sind gerabfallende schwere Alukoffer eine echte Gefahr für die Menschen darunter. Insbesondere da die meisten Airline das Handgepäck dann doch nicht auf sein Gewicht überprüfen.
Da finde ich es eher egoistisch, wenn ich sehe was da an „optimal angepassten Koffern“ in die Bins gestellt werden. Alles Alu- und Hartschalenkoffer. Kein flexibles verstauen möglich.
Soll ich etwa meinen Mantel, Dutyfree oder sonstwas auf dem Boden legen? Kleinzeug?
Wer mir richtig leid tut, sind die FAs. Sie müssen sich dann die „ratlos blockierenden“ Paxe kümmern.
Bitte zu „tatenlos zusehen“ die vorgeschriebenen Abläufe und Aufgaben eines Flugbegleiters während des Boardings beachten. Es wäre wünschenswert, gäbe es 1 zusätzlichen Kollegen an Bord, der sich nur um das Gepäck kümmern könnte.
Die größeren Gepäckfächer sind doch schon vor Jahren von Airbus vorgestellt worden. Da sind die Airlines aber langsam in der Umsetzung.
Erst war es die Airspace Cabin, die ab Werk angeboten wurde. Danach kamen erst die zum Nachrüsten. Und dann hatten wir Pandemie, gestörte Lieferketten, Sparzwang, kennst es ja
Blöd ist ja derjenige, der für sein Aufgabegepäck bezahlt hat.
Am Gate erfolgt ja eh meistens eine Durchsage, dass man wegen knappem Platz das Gepäck „GRATIS“ aufgegeben kann.
Würde dieses Angebot schon nutzen, will jedoch am Ziel nicht ewig auf mein 55x40x23 warten.
Alles schlau gedacht. Aber wie sieht es auf dem Rückflug aus?
Etwas o. T.
Die Sonntagsausgabe der NZZ wars.
Kann ich wärmstens empfehlen. Sowohl die Sicht auf rein schweizerische Angelegenheiten als auch der Blick auf unser Land. Ist bei readly mit enthalten.
Als Flugbegleiter in einen kleinen A220 (der bereits relativ großzügige overhead bins hat), sind wir insgesamt 3 Flugbegleiter. Der Purser muss zählen und darf die Tür während des Boardings nicht verlassen. Der Flugbegleiter ganz hinten darf den Türbereich während des Boardings nicht verlassen, außer es handelt sich um eine akut sicherheitsrelevante Situation. Nur 1 Kollege ist während des Boardings in der Kabine und ist meist „eingeschlossen“ zwischen den Passagieren. Somit ist kaum aktives Eingreifen möglich, um Passagiere erneut darauf hinzuweisen, ihre persönlichen Gegenstände auch unter dem Vordersitz zu verstauen. Nach dem Boarding ist nur noch extrem wenig Zeit, alles wieder umzuschlichten. Bis das Boarding completed und die Türen armiert sind, dürfen nach wie vor 2 der 3 Flugbegleiter die Türen theoretisch nicht verlassen. Somit ist weiterhin nur 1 Kollege mobil in der Kabine, muss aber (bei manchen Flugzeugtypen) theoretisch 2-4 Sicherheitsbriefings an den Notausgängen der Passagiere halten. Die Handgepäcksregelung muss also strenger am Gate erfolgen! Da dies nicht geschieht bzw nur eingeschränkt und nicht konsequent, kommt es zu Verspätungen und zu unfairen Konditionen für diejenigen Passagiere, die sich an die Regeln halten.
Man sieht sich als Flugbegleiter das Chaos „tatenlos“ an, kann aus Sicherheitsgründen jedoch leider kaum Einfluss darauf nehmen.