Dreamliner-Flut: Warum Lufthansa ihre neuen Boeing 787 Kopfzerbrechen bereiten

Boeing 787 Dreamliner von Lufthansa. Archivfoto

Lufthansa steht vor der massiven Modernisierung ihrer Langstreckenflotte. Der Konzern hat zahlreiche neue Flugzeuge bestellt, darunter über 30 Boeing 787-9. Doch während sich die Auslieferungen der Dreamliner aufgrund ausstehender FAA-Zertifizierungen verzögert haben, könnten bald auf einen Schlag 14 dieser Maschinen zur Verfügung stehen. Was auf den ersten Blick positiv erscheint, bringt allerdings erhebliche finanzielle, operative und logistische Herausforderungen mit sich.

Das Wichtigste auf einen Blick:
  • Plötzlicher Dreamliner-Zuwachs: Lufthansa könnte kurzfristig bis zu 14 Boeing 787-9 erhalten, was finanzielle und operative Herausforderungen mit sich bringt.
  • Schrittweise Integration geplant: Um Crews zu schulen und die Flotte effizient einzugliedern, werden die neuen Flugzeuge zunächst auf Kurzstrecken eingesetzt.
  • Unklare Business-Class-Nutzung: Die neuen Allegris-Sitze sind noch nicht zertifiziert – es bleibt offen, ob sie direkt genutzt werden können.

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Plötzliche Flut neuer Flugzeuge

Seit Monaten stehen mehrere fabrikneue Boeing 787-9 in den USA bereit, die aufgrund fehlender FAA-Zulassungen für die neuen Allegris-Business-Class-Sitze nicht ausgeliefert werden konnten. Nun signalisiert die US-Luftfahrtbehörde eine baldige Zertifizierung, sodass Lufthansa möglicherweise kurzfristig zahlreiche Flugzeuge übernehmen kann oder besser gesagt muss.

Die Airline hatte eigentlich geplant, die Dreamliner sukzessive zu erhalten und in den Flugbetrieb zu integrieren. Nun droht ein Ketchupflaschen-Effekt: Monatelang kommen keine Flugzeuge, dann plötzlich zu viele auf einmal. Eine solche Welle an Neuauslieferungen stellt das Unternehmen vor Herausforderungen, da u.a. die restliche Finanzierung für sichergestellt werden muss. Um das Investitionsbudget zu schonen plant man laut Handelsblatt zunächst nur neun Maschinen abzunehmen.

Eine schrittweise Übernahme würde gleichzeitig die Integration in den Flugbetrieb vereinfachen. Denn neue Flugzeuge brauchen ausgebildete Crews. Zwar hat Lufthansa bereits die Besatzungen vereinzelt für den Dreamliner geschult, aufgrund der bisher wenigen ausgelieferten Maschinen konnten jedoch nur wenige Flugstunden gesammelt werden. Um die notwendigen Lizenzen zu erhalten bzw. aktiv zu halten, müssen Pilotinnen und Piloten eine gewisse Anzahl an Starts und Landungen absolvieren.

Weitere Herausforderungen

Deshalb plant Lufthansa, die neuen Boeing 787-9 weiterhin auf Kurzstrecken einzusetzen. Bis heute sind die Dreamliner aus diesem Grund regelmäßig zwischen München und Frankfurt unterwegs. Bald könnten weitere Strecken innerhalb Europas hinzukommen, um die Trainings zu ermöglichen.

Weitere Herausforderungen kommen auf die Technik-Tochter zu, da die Neulinge nach der Auslieferung noch für den Liniendienst modifiziert werden müssen und entsprechende Kapazitäten fressen.

Dadurch, dass zum Sommer auch noch einige Airbus A350 von München nach Frankfurt geschoben werden, wird der Flottenmix in Frankfurt auch noch komplexer. Zu den dort stationierten Airbus A330 und A340 sowie Boeing 747 und 787 kommt also noch ein weiterer Typ hinzu. Die Entscheidung wurde getroffen, da sich die Dreamliner immer weiter verzögert haben und die alternde Langstreckenflotte immer unzuverlässiger und wartungsintensiver wurde.

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Lufthansa braucht die neuen Dreamliner dringend, doch die plötzliche Verfügbarkeit könnte operative Herausforderungen mit sich bringen. Die Airline muss die Maschinen schrittweise in den Flugbetrieb integrieren, ohne ihre Kapazitäten in der Wartung und bei den Crews zu überlasten.

Die Passagiere dürfen sich nicht nur auf neue und leisere Jets freuen, die neuen Boeing 787 kommen mit den Allegris-Sitzen. Die große Frage ist allerdings ob die Sitze der Business Class genutzt werden können oder nicht. So oder so – die Flugzeuge werden als Nachfolgemodelle benötigt und würden vermutlich zunächst vorwiegend auf der Kurzstrecke fliegen. Dort könnte man noch am ehesten auf die Liegesitze verzichten und könnte gleichzeitig weitere Crews schulen.

5 Kommentare

  1. Ich empfehle dem ein oder anderen „Luftfahrtexperten“ hier ein Computerspiel ähnlich Fußballmanager – gibt bestimmt auch so etwas über die Luftfahrt, um sich mal an echten Situationen auszuprobieren.
    Was hier für Vorschläge und Vermutungen aufgestellt werden, wie LH das hätte handhaben können, ohne die geringste Ahnung zu haben… Stammtisch ist nix dagegen!
    Natürlich ist Kritik am Vorgehen von LH gerechtfertigt, aber Schuster bleib bei deinen Leisten – allzu einfach ist es eben doch nicht!

  2. Ich kann die App „Airline Manager“ empfehlen. Für Luftfahrt-Enthusiasten genau das richtige um seine eigene Airline mit den verschiedenen Flugzeugmodellen aufzubauen, modifizieren etc.

  3. Auf der einen Seite macht man sich Gedanken, wie man diese „Dreamliner Flut“ finanzieren soll, auf der anderen Seite hat CS locker 240 Millionen Euro übrig, um 25% der Anteile von Air Europa zu übernehmen. So langsam lache ich mich über so manche größenwahnsinnigen Herrschaften bei LH kaputt !

    • Noch so einer der „Luftfahrtexperten“, der besser die Posts seiner „Vorredner“ O. H. und CK gelesen hätte. Flugzeuge werden finanziert. Demnach muss die LH kein oder nur wenig Eigenkapital haben. Die Finanzierung hingegen muss geklärt werden; bei einer Übernahme von Anteilen hingegen braucht er i. d. R. Cash. Das kommt aber aus ganz anderen Quellen und ist daher null vergleichbar.

      Was ich mich (oder, da ich es nicht beantworten kann: Robert) frage: Warum hat LH sich die Flugzeuge nicht trotz fehlender Zulassung ausliefern lassen? Die Maschinen können dann eben nicht Richtung USA eingesetzt werden. Man hätte sie doch aber für andere Destinationen/Umläufe verwenden können. Natürlich bedürfte das ein wenig planerischem Aufwand. Dafür hätte man die neuen Maschinen aber schon im Portfolio gehabt.
      Ich sehe keinen Grund, warum man das nicht gemacht hat. Vermutlich übersehe ich ihn aber nur. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass LH diesen Gedanken nicht auch gehabt hat. Trotzdem haben sie es ja nicht so umgesetzt.

      • Ich weiss es leider auch nicht genau und habe mich das auch schon gefragt. Als es hieß, dass die Zulassung doch noch kommen könnte, sagte man, dass man dann trotzdem zunächst mit gesperrten business-Sitzen fliegen will. Ich habe aber auch schon gehört, dass einzelne Sitze doch freigegeben sind und genutzt werden. Sicher ist: Es ist kompliziert.

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