EASA möchte ein neues Zulassungsverfahren für die Boeing 737 MAX in Europa

Nachdem zwei brandneue Boeing 737 MAX 8 binnen weniger Monate abgestürzt sind, wurde dem Flugzeug weltweites Flugverbot erteilt. Seither wurden schwere Vorwürfe laut, dass die Zulassung und insbesondere die Sicherheitsbewertung des umstrittenen MCAS nicht korrekt durchgeführt wurde. Nun hat man auch in Europa Zweifel an der Zuverlässigkeit von Boeing und der FAA geäußert und nun möchte die EASA ein neues Zulassungsverfahren für die Boeing 737 MAX  durchführen.

Damit droht Boeing eine sehr wichtige Zulassung für die Boeing 737 MAX Serie zu verlieren, denn im Grunde sind die Zulassungen von der FAA, der US Luftfahrtaufsicht und der EASA, der EU Luftaufsicht, die zwei entscheidenden Zulassungen für ein Flugzeug.

Allerdings wirft der jetzige Plan der EASA auch gewisse Fragen an den aktuellen Zullasungsprozessen von Flugzeugen auf, denn man hat sich nach eigener Aussage „blind“ auf das verlassen, was Boeing und die FAA an Daten übermittelt haben. Dabei hat die EASA bei der Zulassung der Boeing 737 MAX nicht wirklich aufwendig geprüft, was man nun nachholen wolle. Hier will man sich komplett frei von dem machen, was die FAA bezüglich der Boeing 737 MAX 8 beschließt.

Wenn die Boeing 737 MAX in Europa ein neues Zulassungsverfahren durchlaufen muss, kann es noch Monate dauern, bis sie wieder fliegt.

Die Tests für Zulassungen werden quasi vom Hersteller komplett alleine erledigt

Für die Zulassung eines neuen Flugzeuges werden eine ganze Reihe von Sicherheitsbewertungen erstellt, in welchen untersucht wird in welchen Parametern sich ein neues Flugzeug bewegen darf, damit ein möglich niedriges Risiko besteht. Diese Sicherheitsbewertung wird aus den Ergebnissen der Flugtests des Herstellers erstellt und interessanterweise hat die FAA diese Sicherheitsbewertungen zum Großteil an Boeing selbst bei der Boeing 737 MAX abgegeben.

Hierbei hat man sich komplett auf die Sicherheitsbewertung der Boeing Ingenieure verlassen und diese ohne größere Prüfungen bei der FAA durchgewinkt. Auch die EASA hat hier leider nicht anders gehandelt.

Das Zentrum der Vorwürfe stellt das umstrittene System MCAS dar, dessen Wirkung von Boeing heruntergespielt worden sein soll. So wurde angeblich in der „Sicherheitsanalyse“ für das System bei der Zulassung angegeben, dass der Eingriff in die Trimmung vier mal geringer ist, als es bei den Serienflugzeugen der Fall war.

Da ein Ausfall, beziehungsweise Fehler im MACS, „katastrophale Folgen“ haben würde (die Sicherheitsanalyse von Boeing stuft dies nur als „gefährlich“ ein – was fehlerhaft ist), ist es nicht nachvollziehbar, wie es zulassungsfähig war, dass sich dieses System auf nicht redundante Sensordaten stützt.

EASA möchte ein neues Zulassungsverfahren für die Boeing 737 MAX in Europa | Frankfurtflyer Kommentar

Es zeichnet sich ab, dass das Grounding der Boeing 737 MAX eine längere Angelegenheit werden wird. Dies liegt allerdings nicht zuletzt daran, dass die verantwortlichen Behörden in Europa und den USA ihre Arbeit nicht zuverlässig erledigt haben und es nun auch ein Politikum wird. Man will sich hier sicher keinen Zwischenfall mit der Boeing 737 MAX mehr erlauben, bevor man nicht sicher ist, dass man sich anschließend Vorwürfe über die Zulassung des Flugzeugs machen lassen muss.

Boeing bemüht sich aktuell gegenüber der Öffentlichkeit besonders um Schadensbegrenzung. So hat der CEO von Boeing einen langen Brief und ein Video veröffentlich, in welchen er versichert, dass man eng mit der FAA zusammenarbeitet und dass es schon bald ein Software Update für die Boeing 737 MAX geben wird.

Vermutlich wird man zumindest noch den vorläufigen Untersuchungsbericht des Ethiopian Airlines Absturzes abwarten müssen. Ich gehe davon aus, dass die Boeing 737 MAX noch eine Weile am Boden bleiben muss.

Danke: airliners.de

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