Als wir im letzten Sommer zu viert mit Lufthansa in die USA geflogen sind, haben wir uns im Flugzeug verteilt und uns jede Serviceklasse genauer angesehen. Die Economy Class war dabei der große Verlierer, beim Service fehlte es an allen Ecken. Zu diesem Zeitpunkt (Juli 2022) hatten sich schon viele Airlines vom Corona-Service distanziert und sind überwiegend zum alten Konzept zurückgekehrt.
Wir hatten uns einige Wochen später nochmal mit dem Thema beschäftigt und diesen Artikel (siehe unten) verfasst. Ihr habt interessiert mit uns diskutiert, unterm Strich ging es sehr viel um vermeintliche Kleinigkeiten. Doch davon gibt es ziemlich viele, für jeden Fluggast ist etwas anderes wichtig.
Wir hatten sieben Punkte aufgelistet, die in unseren Augen verbessert werden müssen. In den vergangenen Monaten hat sich tatsächlich auch etwas getan, bei einigen Servicebestandteilen gab es Verbesserungen.
Heiße Tücher
Sie sind tatsächlich wieder zurück. Auf die kleinen Tücher könnten zwar viele verzichten, die Erfrischung kann man aber oft gut brauchen. Derzeit werden diese beim Service vor der Landung verteilt. Häufig schlafen die Passagiere zu diesem Zeitpunkt, wer gerade wach wird, kann sich damit erfrischen.
Andere Kopfhörer
Es ist leider ein Trend geworden, Lufthansa hat sich dem während der Krise angeschlossen und kehrt wohl nicht mehr zurück. Man setzt darauf, dass die Fluggäste überwiegend die eigenen Kopfhörer mitbringen und nutzen und nur wenige das Einwegprodukt nehmen. Immerhin wurden diese auf den letzten Flügen wieder „zum Recycling“ eingesammelt.
Breiteres Entertainment
Hier hat sich eigentlich auch nichts getan, außer dass man in Kürze „ein vergrößertes Entertainment-Angebot für Kinder und Jugendliche“ bieten will. Dazu gehören ab August mehr als 50 Filme und TV-Programme sowie viele Audioprogramme für die jüngeren Gäste. Für eine bessere Hardware müssen wir uns noch gedulden, im Rahmen von Allegris will man auch die Sitze in der Holzklasse austauschen.
Hochwertigere Mahlzeiten
Lange Zeit hat man nur noch ein einziges warmes Hauptgericht serviert, in diesem Jahr haben (die meisten Passagiere) wieder eine Wahl zwischen einem Fleischgericht und einem vegetarischen Essen. Es bleibt bei der bekannten Aluschale, die langweilige Pasta mit Tomatensoße haben wir aber schon länger nicht mehr gesehen.
Richtig unbeliebt ist das Sandwich, welches meist beim Durchgang vor der Landung gereicht wird. Es sah und sieht in den meisten Fällen unappetitlich aus- entsprechend der Geschmack. Alles andere als „Premium“.
Zusätzliche Getränke
Die Spirituosen kamen im Winter zurück und werden nun wieder gratis ausgegeben. Dazu gehören u.a. Gin, Wodka und Whiskey. Auf einigen Langstrecken kann man zusätzlich Champagner, Aperol Spritz und einige Snacks kaufen.
Snacks
Auch diese sind wieder zurück und werden in Form von Crackern oder Mini-Brezeln nach dem Start verteilt, mal gibt es eine Wasserflasche und manchmal den vollen Barservice dazu. Während des Fluges stehen diese auch in den Küchen, auf langen Flügen werden zusätzlich Schokoriegel u.ä. verteilt. Die kleine gelbe Lufthansa-Schokolade hat auch ihren Weg auf die Interkontinentalflüge gefunden.
Mehr Personal
Acht verschiedene Teilflotten sind im Lufthansa-Langstrecken Netz unterwegs. Diese sind teilweise mit unterschiedlich großen Klassen konfiguriert- davon hängt ab, wie viele Flugbegleiter an Bord sind. Auf einigen Typen wurde der Personalschlüssel aufgestockt, Mitarbeiter berichten von einer vorübergehenden Phase. Erst im Frühling gab es viel Kritik von den Beschäftigten und der Gewerkschaft, da die Serviceschritte vermehrt zurückkamen.
Economy Service-Upgrade: Das hat Lufthansa im letzten Jahr verändert | Frankfurtflyer Kommentar
Es ist nicht der große Wurf, dennoch hat sich in den letzten Monaten ein wenig in der Kranich-Holzklasse verbessert. Das Buy on Board Konzept konnte sich auf der Langstrecke nicht behaupten, zahlreiche Drinks sind wieder kostenlos zu haben. Auch die Snacks und Auswahlessen sind wieder da, wobei hier noch einiges zu tun ist. Vom Sandwich gibt es sicherlich keine Fans bei der Kundschaft, insbesondere auf den langen Flügen ist das Ding nach wie vor ein No-Go.
Passagiere haben unterschiedliche Bedürfnisse, die einzelnen Elemente haben unterschiedliche Prioritäten. Lufthansa hatte viele Jahre einen guten Ruf in der Economy, das Produkt wurde seitdem leider vernachlässigt und zu sehr mit dem Corona-Argument verwässert. Es waren (und sind) die vielen Kleinigkeiten, die entweder ersatzlos gestrichen wurden oder ein deutliches Downgrade widerfahren mussten.
Schon traurig wie man das Ganze so vernachlässigen konnte. Einzig bei den Kopfhörern frage ich mich, warum sich so viele darüber aufregen… Bringt nicht sowieso fast jeder seine eigenen mit? Und NC-Headsets kann man natürlich auch nicht erwarten. Ich will die schlechten Leistungen der LH nicht schön reden, aber man sollte sich immer auch mal bewusst machen, dass heutzutage faktisch jeder immer Mehr und in besserer Qualität zu günstigerem Preis erwartet…
@Peter:
Keine Aufregung über die Kopfhörer; aber wenn ich so einen – sorry – Müll ausgebe, wie gesagt Ton nur auf einem Ohr möglich, dann kann ich es gleich lassen, da schade um die verbrauchten Ressourcen.
BTW: Eine Familie mit kleinen Kindern mit eigenen Kopfhörern auszustatten fällt manchem weniger leicht als wenn man allein fliegt
Wieso eigentlich schreibst Du ‚Ton nur auf einem Ohr möglich‘? Das Bild zeigt doch einen klassischen Kopfhörer (wie ich ihn übrigens schon 2010 bei Turkish Airlines in der Eco bekommen habe) welcher durchaus Stereo kann.
Übrigens: Dieses Jahr im Frühjahr hat mein eigener Kopfhörer mit Adapter bei Emirates NICHT funktioniert. Da musste ich dann das ‚billigteil‘ der Fluggesellschaft nehmen (welche sich auch nicht unterschieden hat).
Und wenn ich den Abschnitt oben richtig verstehe, bekommen man auf Nachfrage ja Kopfhörer. Also finde ich das Konzept an sich gut (und Nachhaltig).
Wenn die Leute wüssten, wie günstig so ein Eco Class Warm Meal ist.
Flughafen Zürich bei Gate Gourmet 1.75 CHF. Wird in FRA nicht teurer sein. Und dann sieht man wie geizig die Airlines beim Service sind. Ist schon tragisch wie die neoliberale amerikanische Wirtschaftsphilosophie den guten alten Kapitalismus zu Grunde richtet. Früher hat man sich im Westen als Unternehmen noch über Qualität definiert, heute geht es nur noch um Abzocke und Transfer der Assets von den 99.999 zu den 0.001%.
Vor Jahren hatte ich mal gelesen, was für’s Catering gesamt eingeplant ist:
Y – 15,-
C – 50,-
F – 150,-
@Alessandro
Die „neoliberale amerikanische Wirtschaftsphilosophie“ sorgt aber aktuell dafür, dass DELTA etc im Service die Lufthansa weit hinter sich gelassen haben (in der ECO).
BTW: Dass der Aluschalen-Fraß nicht die Welt kostet sollte jedem klar sein; wahrscheinlich ist die Verpackung und das Warmmachen teurer als der Inhalt
Keine westliche grössere Airline kann mit den Tops aus Asien, Middle East oder TK mithalten. Statt in Qualität investiert man lieber jährlich Milliarden in Aktienrückkäufe. Das sagt alles über das Dienstleistungsverständnis für den zahlenden Kunden.