Exklusiv ab München: Neue Details zur künftigen Lufthansa First Class

Foto: Lufthansa

Als Teil der Produktinnovation bei Lufthansa gehört eine komplett neu gestaltete First Class, die noch in diesem Jahr eingeführt werden soll. Das Allegris-Produkt wird zuerst auf den kommenden Airbus A350 Neuauslieferungen verbaut, das erste von zehn Flugzeugen kommt Ende des Jahres nach München. Viele Details der künftigen Kabine sind nach wie vor geheim, allmählich kommen aber weitere Elemente ans Licht. Bei den hohen Türen, die mehr Privatsphäre bieten sollen, handelt es sich um eine Art stabile „Vorhänge“. Die neu designte Luxusklasse wird in den nächsten Jahren auch nur ab München verfügbar sein, die Umrüstung der Bestandsflotte ist zunächst nicht geplant.

1,80 Meter hohe Abtrennungen

Bei einem Besuch des Aviation Center in Frankfurt erfuhr der Executive Traveller einige Neuigkeiten was das zukünftige Kabinenprodukt beim Kranich betrifft. Die Premiere wird man mit der Zustellung des nächsten A350-900 feiern, der Erste von den zehn Jets einer Teillieferung wird im Dezember erwartet. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, daß der ursprüngliche Termin im Juni 2023 von dem europäischen Flugzeugbauer nicht eingehalten werden kann.

Die Passagiere werden dann in allen vier Serviceklassen Platz nehmen können – ein Novum auf dem A350 der Lufthansa. Derzeit fliegen 21 Jets des Typs, alle sind in München stationiert. Vier der Maschinen kommen von Philippine Airlines und weisen Unterschiede auf, neben einer anderen Konfiguration in Economy und Premium Economy hat man auch die Business Class des Vorgängers übernommen. Gäste der vorderen Klasse haben dort alle direkten Zugang zum Kabinengang, mit nur 30 Plätzen zwischen den ersten Türpaaren hat man ein besseres Raumgefühl und spürbar mehr Platz.

Auf den nächsten zehn Flugzeugen wird es dann auch eine First Class geben, wobei die genaue Kapazität weiterhin unbekannt ist. Bisher sind alle Maschinen, die eine First Class bieten, durchgehend mit acht Sesseln ausgestattet, beim A350 war aber schon von Anfang an die Rede einer „Mini First Class„. Dies könnte eine Reihe mit vier Plätzen oder zwei Reihen mit jeweils drei Sitzen sein. Spannend wird es zu erfahren, wie man die Anordnung im Mittelblock gestalten wird, um beispielsweise gemeinsam reisenden Paaren die Möglichkeit zu geben, zusammen zu sitzen.

Review: Lufthansa First Class Terminal Frankfurt

In erster Linie haben sich die Macher bei der Neugestaltung bemüht, mehr Privatsphäre anzubieten. Auf den ersten Bildern ist eine Schiebetür zu erkennen, Passagiere können sich dadurch besser abschotten und in Ruhe arbeiten, schlafen oder fernsehen. Mehrere Konkurrenten bieten schon längst solche Türen an, einige Airlines haben ähnliche halbhohen Trennwände auch in der Business Class eingebaut. In der neuen Lufthansa First Class werden diese allerdings 180 Zentimeter hoch und beinahe zur Decke ragen.

Für die Designer gibt es dabei aber einiges zu beachten. Das finale Produkt muss behördlich abgenommen werden, Passagiere müssen jederzeit und besonders in Notfällen schnell aus den Mini-Kabinen herauskommen können. Auch die Luftzirkulation darf durch die verschlossenen Türen nicht beeinträchtigt werden. Das Gewicht solcher Trennwände ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, der sich unmittelbar auf den Verbrauch des Flugzeugs auswirkt.

Diese Faktoren haben die Macher dazu veranlasst, eine neuartige Abtrennung zu kreieren, der aus einer Schaumstoffplatte besteht. Dieser ist dem Bericht zufolge zwischen zwei Stoffschichten eingebettet und kann vielen Anforderungen gerecht werden. Eine solche „vorhangartige“ Schiebetür bindet man bereits als Klassenteiler in manchen Flugzeugen wie dem Airbus A340-600. Die dunkelblauen Paneele werden mit Magneten an der Seitenwand zusammengehalten und sind wesentlich stabiler als klassische Vorhänge.

Foto: Air France First Class

Zunächst nur ab München

Bei der Verfügbarkeit gibt es leider keine Überraschung, ein Retrofit der Bestandsflotte ist derzeit kein Thema. So wird es die neue First also nur auf einigen ausgewählten Strecken ab München geben und in etwa einem Jahr verfügbar sein. Ein Umbau der Kabinen im Airbus A340-600 oder A380 ist nicht vorgesehen, es ist auch noch vollkommen unklar wie lange die etwas betagten und durstigen Jets eingesetzt werden sollen. Auch bei der Boeing 747-8 ist die Allegris First aber dem Bericht zufolge auch kein Thema, auf dem Jumbos bleibt erstmal das herkömmliche Produkt.

Bei den künftigen Flottenmitgliedern plant man derzeit ganz ohne die Luxusklasse, die von LH bestellten Boeing B787 und B777-9 kommen nach jetzigem Stand nur mit drei Klassen. Gerade die Dreamliner werden als heißer Kandidat für andere Konzerntöchter gehandelt und kommen wahrscheinlich zu einem Teil nach Wien zu Austrian Airlines. Die österreichische Tochter bietet gar keine First Class an.

Exklusiv ab München: Neue Details zur künftigen Lufthansa First Class | Frankfurtflyer Kommentar

Im ersten Moment denkt man bei einem Vorhang an die aktuelle First bei Air France. Dort sind klassische Vorhänge installiert, diese können für mehr Privatsphäre einfach zugezogen werden. Bei der neuen Lufthansa First handelt es sich aber scheinbar um eine stabilere Lösung, man arbeitet an einer Mischung zwischen Vorhang und Schiebetür. Dadurch sind viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen, Passagiere kommen schnell aus dem Sitz heraus, das Gewicht dürfte nur ein Bruchteil von dem einer festen Tür sein. Bleibt abzuwarten wie es sich mit dem Schallschutz verhält, der nicht nur auf Nachtflügen ein wichtiges Thema ist.

Der Plan die Bestandsflotte nicht umzurüsten könnte aber schon morgen Schnee von gestern sein, wie uns die Reaktivierung der totgesagten A340-600 und A380 gezeigt haben. Als sicher gilt aber die Einführung der neuen First Class bei Swiss, dort sind aktuell alle Langstreckenjets mit der ersten Klasse ausgestattet.

10 Kommentare

  1. Hieß es nicht anfangs, dass die Bestandsflotte bereits dieses Jahr (2023) umgerüstet werden soll / bzw damit begonnen werden soll?

    So oder so hieße das ja im Umkehrschluss, dass die First in FRA mittelfristig auch reduziert wird, wenn sie nur noch auf der B748 installiert ist…

    • Die Umrüstung der anderen Klassen ja, die First scheint da ausgenommen zu sein. Wobei Robert auch nicht korrekt wiedergibt was im Executive Traveller steht. Zum Einen steht bei der 747-8 eine Entscheidung noch
      aus, zum anderen verweist der LH-Mitarbeiter darauf hin, dass die genannten Argumente den aktuellen Stand widerspiegeln, dieser sich jedoch jederzeit wieder ändern kann.

  2. Auf der LH Website zur Allegris steht bei Business:

    “… Sie reisen zu zweit? Wir bieten Ihnen mehr Zweisamkeit auf etwas näher zusammen liegenden Doppelsitzen, die sich dank versenkbarer Mittelkonsole zu einem gemütlichen Doppelbett verwandeln lassen …”

    Das hat mich stutzig gemacht da dass auf den Renderings so nicht abgebildet wird …

  3. wow. Wie innovativ. LH macht was, was andere wirklich gute Airlines seit Jahren schon machen. Bei BA gibt es einiges davon schon in der Business class. Aber Hauptsache, man kann weiterhin weder Meilen noch e Voucher vernünftig einsetzen. Bin geneigt, auf den Newsletter, der gerade per Mail kam mal deftig zu antworten

  4. Groß ankündigen und dann dauert und dauert es. 😂
    Jetzt wird es bestimmt wieder auf die Verspätung der Lieferungen von A350 und 787 geschoben.
    Das Tempo bei der Einführung ist wieder Atemberaubend und in der Zwischenzeit haben andere 2x ein neues Produkt komplett eingeführt.

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