Ein Lufthansa Airbus A340-600 wurde in München in einen zwar wenig spektakulär anmutenden, aber sehr gefährlichen Zwischenfall verwickelt. Das Langstreckenflugzeug hat sich beim Zurückstoßen vom Gate vom Schlepper gelöst und rollte daraufhin unkontrolliert rückwärts. Solch eine als “Break-Away” bezeichnete Situation ist recht gefährlich, insbesondere da es wenig gibt, was die Piloten hier machen können. Ein überstürztes Handeln hat hier gewöhnlich sogar einen ernsthaften Unfall zur Folge, welcher oft den Totalverlust des Flugzeuges bedeutet.
Auf X (vormals Twitter) und auch TikTok verbreitet sich gerade ein Video des Zwischenfalls in München, welcher an sich sehr kurz war. Das Video zeigt, wie sich das Flugzeug selbständig macht und auch wie der Fahrer des Schleppfahrzeuges beherzt aus aus dem Fahrzeug springt und Bremsklötze unter die Vorderräder schmeißt. Glücklicherweise ereignete sich der Zwischenfall bei sehr niedriger Geschwindigkeit, was wohl ein Unglück verhindert hat.
Warum dieser Vorfall aber so gefährlich ist, wollen wir in diesem Beitrag kurz erklären. Um es vorweg zu nehmen, die Crew des Lufthansa Airbus hat hier vorbildlich gearbeitet, denn man hat überstürzte Manöver und insbesondere ein plötzliches Bremsen vermieden.
When pushing back from the gate, it’s a rare occurrence for the tow-bar to sever from the aircraft.
When it does, though, it’s called a “Break-Away” and it’s a stressful occurrence.
Suddenly, the “Tug” (vehicle pushing the jet back) has no control over the jet. The pilots have… https://t.co/3mmDPyP3CN
— KC-10 Driver ✈️ 👨✈️ B-737 Wrangler (@MCCCANM) January 13, 2024
Ein Passagierflugzeug dieser Größe ist zwar in der Theorie in der Lage aus eigner Kraft rückwärts zu fahren, darauf ausgelegt ist es allerdings nicht. Dies merkt man auch schon daran, dass die Piloten beim Push Back keine Möglichkeit haben nach hinten zu schauen und komplett auf den Fahrer des Pushers angewiesen sind, welcher in diesem Fall die komplette Kontrolle übernimmt.
Der Fahrer des Push Back Trucks hat in dieser Situation auch die Kontrolle über die Lenkung des Vorderrads, damit er das Flugzeug am Boden manövrieren kann. Hierzu wird ein Lockout Pin installiert, der den Piloten die Kontrolle über die hydraulische Lenkung nimmt, um hier Beschädigung zu vermeiden.
Als sich der Lufthansa Airbus A340-600 in München vom Schlepper löste und rückwärts weiter rollte, hatten die Piloten also quasi keine Kontrolle über das Flugzeug und lediglich die Bremsen standen zur Verfügung. Diese zu nutzen hätte allerdings zu einem Unfall führen können, da der Schwerpunkt des Flugzeuges recht nahe am Hauptfahrwerk liegt. Bremst man nun beim Rückwärtsfahren (ohne dass der sehr schwere Schlepper am Vorderrad befestigt ist), bringen die starken Bremsen des Flugzeuges diese zwar sofort zum Stehen, allerdings sorgt die noch vorhandene kinetische Energie des bis zu 380 Tonnen schweren Flugzeuges dazu, dass dieses bei einem plötzlichen Bremsmanöver anfangen würde um die Räder des Hauptfahrwerkes zu rotieren.
Was sich in der physikalischen Beschreibung fast schon trocken anhört, bedeutet in der Praxis, dass der Airbus A340-600 bei einer plötzlichen Vollbremsung die Nase gehoben hätte und mit dem Heck aufgeschlagen wäre. Dies hätte in dieser Phase des Rollens, in welcher meist alle Flugbegleiter und leider oft auch viele Passagiere noch nicht angeschnallt sind, vermutlich zu einigen Verletzten und auch zu einer sehr schweren Beschädigung des Flugzeuges geführt.
Gefährlicher Zwischenfall: Lufthansa Airbus A340 rollt in München unkontrolliert rückwärts | Frankfurtflyer Kommentar
Tatsächlich war mir das Problem eines “Break-Away” bisher kein Begriff und mir war auch nicht klar, welche gravierenden Folgen so etwas für das Flugzeug haben kann. Daher ist es natürlich gut zu wissen, dass sowohl die Crews der Flugzeuge, als auch die Mannschaft am Boden dieses dafür um so genauer wissen und hier entsprechend gehandelt haben, sodass dieser Zwischenfall ohne Verletzte oder auch ohne Schaden am Flugzeug ausgegangen ist.
Im ersten Absatz schreibt Ihr „welcher oft den Totalverlust des Flugzeugs bedeutet“. Mir war bisber kein solcher Totalverlust bekannt. Wo ist das denn passiert?
Es gibt diverse Fälle von Tail Strikes! Je nach härte des Impact, haben diese auch schon diverse male zum Totalverlust des Flugzeuges geführt.
Korrekter ausgedrückt wäre wahrscheinlich „ Ein überstürztes Handeln kann einen ernsthaften Unfall zur Folge haben, welcher den Totalverlust des Flugzeuges bedeuten könnte“?
Es gibt ja schon noch Reports im Internet mit Break-Aways und Verletzten Flugbegleitern. Tatsächlich habe ich aber auch keinen Artikel gefunden, bei dem ein Break-Away zu einem Tailstrike/Totalverlust geführt hat.(?)
Aber ein interessanter Artikel: intuitiv hätte ich auch eine Vollbremsung empfohlen…
Wieso sind die Passagiere beim Push Back nicht angeschnallt? Das sollte aber doch eigentlich der Fall sein. Nur die Flugbegleiter sollten noch stehen, wegen der Sicherheitsvorführung.
Also ich kann die male nicht mehr zählen, dass ich in einem Flugzeug saß, welches losgeschoben wurde und Passagiere noch standen oder noch mal aufgestanden sind. Der Check der Kabine passiert ja meistens erst beim Rollen.
Mir ist nicht ganz klar, wie ein ziemlich abruptes Abbremsen durch Bremsklötze besser sein soll als ein behutsames Abbremsen durch die Piloten. Ich glaube hier war wirklich viel Glück im Spiel und wahrscheinlich ein Frachtcontainer im vorderen Bereich verstaut, der den Schwerpunkt vor das Hauptfahrwerk gelegt hat.
Es ist eine Frage des Angriffspunktes und der Vektoren. Ein Bremsen mit den Triebwerken wäre auch problemlos möglich gewesen, aber diese laufen hier noch nicht.
Sorry aber das ist dann eine Fehlkonstruktion des Flugzeugs wenn es kein starkes Bremsen beim Rückwärtsfahren verträgt. Der Pilot muss jederzeit voll in die Eisen gehen können, ohne dass so ein Flugzeug umkippt. Alles andere darf keine Zulassung bekommen. Das mit dem Schlepper ist eh kein Argument, denn der Schlepper kann das Flugzeug nicht unten halten, er kann das Flugzeug nur anheben. Die Piloten hätten voll in die Eisen gehen müssen.
Nein das ist keine Fehlkonstruktion. ein Flugzeug kann von sich aus nicht rückwärts fahren. Das geht nur mit Pushbacktruck, der das Flugzeug rückwärts schiebt. und während diesem Vorgang sollte der Pilot tunlichst vermeiden zu bremsen. sonst springt das Bugrad aus der Verriegelung des Trucks. so geschehen erst letztes Jahr als ein Pilot während des Pushback versehentlich die Parkbremse gesetzt hat.
Desweiteren denke ich war das im Video ein Umschlepp ohne das jemand überhaupt im Flugzeug war. von dem her hat der Fahrer richtig gehandelt und vermutlich noch mal Glück gehabt.
Sorry, aber dann ist JEDES Flugzeug eine Fehlkonstruktion. Flugzeuge sind nicht darauf ausgelegt Rückwärts zu fahren und leider ist die Physik so wie sie ist. Die kann man nicht weg diskutieren.
Hallo, ich arbeite bei der EFM, die selbe Firma bei die der Schlepperfahrer Arbeitet dem dieser Unfall passiert ist.
der Artikel ist fehlerhaft und schlicht eine Interpretation eines Klickgeilen Journalisten. Dem Kollegen ist weder der A340 aus der aufhängung gesprungen, noch waren Personen an Bord.
Der Kollege hatte diesen Flieger auf die Position geschleppt und schlicht vergessen die Bremsklötze an das Hauptfahrwerk zu legen bevor er ihn abgelassen hat.
der Flieger fing darauf hin an rückwärts zu rollen. Das kann passieren weil die Parkposition leicht abschüssig sind um das Regenwasser abzuleiten.
Das was im Video noch zu sehen ist, ist nur der Versuch den Flieger noch zu stoppen und größere schäden zu vermeiden.
Der A340 ist eine Stunde später Planmäßig abgehoben.
Interessant! Danke für die Aufklärung!