Gerichtsurteil: Austrian Airlines darf nicht mit CO2-neutralem Fliegen werben

Austrian Airlines bietet Prämienflüge zu geringeren Meilenwerten an. Foto: Robin

Wenn Euch in den kommenden Wochen auf der Webseite von Austrian Airlines ein Gerichtsurteil begegnet, hat das einen Grund: Denn das ist quasi die Strafe dafür, dass die österreichische Lufthansa-Tochter irreführenderweise mit CO2-neutralem Fliegen geworben hat.

Nicht ganz freiwillig veröffentlichte Austrian Airlines am Montag, 25. September 2023 ein Gerichtsurteil gegen sich selbst auf Twitter. Eine Veröffentlichung auf der Webseite der Star Alliance-Fluggesellschaft wird folgen. So steht es in einem Urteil geschrieben, welches der Verein für Konsumenteninformation (VKI) am Landesgericht Korneuburg in Österreich gegen Austrian erwirkte.

Vorausgegangen war eine Klage des VKI gegen unlautere Werbung der Airline. So habe Austrian mit CO2-neutralen Flügen und „100% SAF“ (Sustainable Aviation Fuels) geworben. Die betroffenen Flüge seien jedoch entweder ausschließlich mit fossilen Brennstoffen oder mit Kerosin, dem lediglich nachhaltiger Flugkraftstoff beigemengt wurde, durchgeführt worden. Der Anteil von SAF lag bei den beworbenen Flügen höchstens bei 5%.

Screenshot: Austrian Airlines

Konkret beanstandet wurden folgende Werbeaussagen:

  • „CO2-neutral zur Biennale fliegen? Für uns keine Kunst!“
  • „Der Einsatz von nachhaltigem Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuels, SAF) macht CO2-neutrale Flugreisen schon heute möglich“
  • „100 % SAF“
  • „Mit uns CO2-neutral fliegen“

Austrian Airlines muss nun innerhalb von drei Monaten auf der eigenen Webseite das Urteil unter der Überschrift „IM NAMEN DER REPUBLIK“  und den Prozessparteien für 30 Tage lang prominent veröffentlichen.

Außerdem wurde die Airline dazu verurteil, dass Urteil auf Twitter zu veröffentlichen. Über den Twitter-Account von Austrian Airlines @_austrian wurde dieser Teil des Urteils schon selbst vollstreckt:

Gerichtsurteil: Austrian Airlines darf nicht mit CO2-neutralem Fliegen werben | Frankfurtflyer Kommentar

Austrian Airlines darf nicht mehr mit CO2-neutralen Flügen werben, die es so de facto gar nicht gibt. Selbst wenn im Nachgang die gleiche Menge CO2 mit SAF kompensiert wird, die für den entsprechenden gebuchten Flug verbraucht wurde, sind die Werbeaussagen von Austrian Airlines unzulässig. So urteile das Landesgericht Korneuburg in Österreich.

Bei Klima- und Umweltschutz kennen auch österreichische Gerichte kein Pardon. Daher wird sich die Lufthansa-Tochter zukünftig dreimal überlegen, ob sie sich in der Werbung ein grünes Image auferlegen will.

Aber nicht nur in Österreich schaut man bei „grüner Werbung“ genau hin. Auch Lufthansa hat schon eine Rüge für Ihre „Umweltschutz-Werbung“ erhalten. Das war vor einem Gericht in UK.

Rüge in UK | Lufthansas „Umweltschutz Werbung“ ist irreführend

 

7 Kommentare

  1. Ich sehe kein Problem mit „grüner Werbung“. Es muss halt einfach korrekt und nicht irreführend sein. „CO2-neutral fliegen“ und „100% SAF“ ist halt einfach ganz klar falsch. „Grüner fliegen mit SAF“ oder sowas wäre ja hingegen ok.

  2. Was macht die Bahn da eigentlich anders mit ihrem 100% Ökostrom im Fernverkehr bei bestimmten Buchungen?

    Praktisch ist das auch unmöglich, das wird auch einfach nur passend gerechnet. Der Regionalverkehr fährt dann eben 100% Nicht-Öko Strom.

    Wer diese Werbung glaubt ist selbst dran schuld.

    • Richtig. Bei der Bahn und auch überall sonst, wo mit Strom gearbeitet wird, ist es doch nicht anders. Der Strom ist immer ein Mix und 100% irgendwas ist nichts. Aber da sagt keiner was. Bei E-Autos nicht anders. Der Dreck kommt nur woanders aus dem Kraftwerk.
      Aber Airlines sind ja in Europa per se böse. Da ist das halt was anderes.

      • Leider wahr… Bei der politisch gewollten Bahn sind solche Taschenspielertricks wie „ICE fährt mit 100% Ökostrom“ ok, aber bei den bösen Airlines geht man bei ähnlichen Aussagen in Bezug auf SAF gerichtlich dagegen vor. Lächerlich!

  3. Das ist endlich mal was positives. Jedes Mal wenn ich klimaneutral als neuartiges besonders hippes Kabel auf irgendeinem Produkt sehe, kriege ich einen Dauer-Würgereiz. Viele Firmen sind sich eben für nichts zu schade um sich bei einer Minderheit anzubiedern. So ein Urteil zur Klarstellung der Blödsinnigkeit ist essentiell.

  4. „Klimafreundliches“ Fliegen ist Unsinn. Natürlich belastet Fliegen das Klima, aber das gilt für andere Fortbewegungsmittel wie Auto oder Zug ebenfalls. Wer sich nicht fortbewegt und still vor sich hin atmet, belastet das Klima ebenfalls.

    Die Fluggesellschaften sollten sich auf die Zuverlässigkeit und den Service konzentrieren.

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