Im vergangenen Jahr gab es wieder einige schmerzhafte Airline-Pleiten. Die Konsolidierung, die in den USA weitestgehend stattgefunden hat, ist auf dem europäischen Markt noch zugange. Neben „Wackelkandidaten“, deren Ende keine grosse Überraschung war, gibt es auch welche die schon länger Totgesagt sind und sich nach wie vor auf dem Markt halten. Die Insolvenz der Air Berlin beschäftigt immer noch viele von uns, da ein gutes Stück Vielfalt am Himmel verloren gegangen ist. Mit Germania hat es 2019 leider eine weitere deutsche Fluggesellschaft getroffen.
Goodbye 2019 | Goodbye Germania
Die Zeichen standen zunächst voll auf Erfolg. Die 1986 gegründete Fluggesellschaft hatte zuletzt 34 Flugzeuge im Einsatz, einige davon im Wetlease. Auf vielen Regionalairports sprang Germania in die Lücke der Air Berlin und war besonders im Chartersegment tätig. Darüber hinaus war die in Berlin gegründete Airline im Wetlease für Air Berlin und Hapag-Lloyd tätig und bediente einige Nischen. Zur Modernisierung der Flotte und Erweiterung des künftigen Flugprogramms wurden 25 Airbus 320neo bestellt, deren Auslieferung für 2020 geplant war. Die Gesellschaft beschäftigte über 1300 Mitarbeiter und hatte mehrere Basen. Am 4. Februar 2019 war aber alles vorbei: Germania meldete Insolvenz an und stellte den Flugbetrieb ein.
Goodbye 2019 | Goodbye Thomas Cook
Im September meldete die Condor Muttergesellschaft Thomas Cook Insolvenz an. Mit dem Touristik-Riesen gingen zahlreiche Tochtergesellschaften Pleite. Alleine in Deutschland waren das namhafte Veranstalter wie Bucher Reisen, Öger Tours und etwas später Neckermann Reisen. Die britische Thomas Cook Airline war ebenfalls betroffen und musste ihren Betrieb einstellen. Insgesamt 46 Maschinen hatte die Gesellschaft in der Flotte, womit hauptsächlich aus Manchester und London-Gatwick operiert wurde. Das Streckennetz umfasste überwiegend Urlaubsziele im Mittelmeerraum, mit den sieben Airbus 330 konnten zudem Langstrecken in die Karibik angeboten werden.
Mit dem Zusammenbruch wurden die Flüge der Thomas Cook gestrichen, über 600.000 Fluggäste waren betroffen. In Deutschland stellten wir uns seitdem die große Frage: Droht Condor nun auch die Insolvenz?
Condor ist unverschuldet in Schwierigkeiten geraten und kann, obwohl man selbst Gewinne einfliegt, nur dank eines Schutzschirmverfahrens und eines 380 Millionen Euro Notkredits weiter fliegen. Das erste Symbol für einen Neuanfang ist die neue Lackierung, die in erster Linie aus rechtlichen Gründen verändert werden muss.
Goodbye 2019 | Goodbye Adria
Im Sommer 2019 beauftragte Lufthansa die kleine Airline aus Slowenien als Wetlease-Partner um die Sommer-Ops zu stabilisieren. Doch Ende September musste Adria den Betrieb wegen Liquiditätsproblemen vorläufig einstellen. Mehrere Leasinggeber zogen alle drei zu diesem Zeitpunkt betriebenen Airbus A319 und fünf weitere Canadair Regional Jets ab. Der Betrieb wurde dann kurzzeitig wieder aufgenommen um weiter nach einem strategischen Partner suchen zu können. Doch es folgte schließlich der Übertritt in das Insolvenzverfahren und der Flugbetrieb wurde eingestellt.
Mit Adria ist uns in Deutschland ein Miles&More Partner weggebrochen. Inzwischen ist Lufthansa in die Lücke gesprungen und führt die Flüge nach Ljubljana selbst durch. Die kleine Airline war übrigens auch Mitglied in der Star Alliance.
Goodbye 2019 | Goodbye WOW
Das Konzept ähnelte dem der Icelandair. Reykjavik wurde mit diversen Destinationen in Europa und den USA verbunden, somit war es möglich mit einem Umstieg zwischen den beiden Kontinenten zu reisen. Der Billigflieger brachte Angebote für unter 200€ für einen transatlantischen oneway Flug auf den Markt. Doch das Konzept der Low-Cost Airline verbunden mit der Langstrecke ging nicht auf. Im März 2019 wurde die Airline gegroundet.
Gerüchte halten sich, dass der Flugbetrieb mit Hilfe von Investoren unter neuem Namen wieder aufgenommen werden soll. Zunächst hörte man von einer Neugründung unter „WAB“ (We are back), inzwischen wurde der Name „PLAY“ etabliert und die Website flyplay.com online genommen. Der Betrieb soll im Frühling 2020 starten.
Goodbye 2019 | Frankfurtflyer Kommentar
Über die Pleite einer Airline zu berichten fällt uns immer schwer. Oft ist es absehbar, dass wirtschaftliche Schwierigkeiten eine Insolvenz zur Folge haben können, doch die Hoffnung bleibt. Die Einstellung des Flugbetriebes trifft dann viele unbeteiligte wie gestrandete Passagiere, Flughäfen die ihr Angebot ausdünnen müssen und nicht zuletzt die vielen Mitarbeiter die ihren Arbeitsplatz von heute auf morgen verlieren.
Das Ende der Germania kam überraschend, gerade weil die Gesellschaft Wachstum verkündete und neue Maschinen bestellt hat. Bleibt zu hoffen dass Condor dieses Schicksal erspart bleibt und der erfolgreiche Ferienflieger den deutschen Markt weiterhin bereichert.
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